Читать книгу Hochsensibel ist mehr als zartbesaitet - Sylvia Harke - Страница 8

Оглавление

HOCHSENSIBLE

WAHRNEHMUNG


12. Haben Hochsensible einen anderen Reizfilter?

Reizüberflutung oder Überstimulation sind die zentralsten Merkmale für Hochsensibilität. Da HSPs schon bei Situationen mit Überstimulation reagieren, die für andere noch gut erträglich sind, hören sie oft abfällige Bemerkungen über sich, wie „Mimose“ oder „Weichei“. Menschenansammlungen auf der Straße, bei Konzerten, länger anhaltende Lärmbelastung, Hitze, Kälte, emotionale Belastungen oder schlechte Stimmungen in Gebäuden und Firmen führen bei Hochsensiblen schneller zu Reaktionen von Überforderung. Eigentlich brauchen sie Rückzug oder Erholung. Wenn diese Selbstschutzreaktion noch nicht eingeübt wurde, entwickeln sich in den Phasen von Übererregung unangenehme Empfindungen im Körper wie Druckgefühl auf den Magen, Schweißabsonderung, erhöhter Puls oder andere Körpersignale. Es scheint so zu sein, dass Hochsensible einen schwächeren Reizfilter als Normalsensible haben. Als Beispiel stellen Sie sich eine Party vor, auf der es verschiedene Kreise von Menschen gibt, die über unterschiedliche Dinge sprechen. Unser Nervensystem ist normalerweise in der Lage, sich auf eine konkrete Person oder Gruppe zu fokussieren und die Gesprächsinhalte der anderen automatisch auszufiltern. Das Umfeld wird in diesem Moment zu einem Rauschen. Mit einem verringerten Reizfilter fällt es zunehmend schwerer, diesen Fokus zu halten: Entweder drängen sich die anderen Reize ins Bewusstsein oder es fällt den Betroffenen schwer, überhaupt noch etwas Sinnvolles aus der überlagerten Informationsflut herauszufiltern. Dieses Thema am Beispiel des Hörens ist besonders prägnant, es sind jedoch alle Sinneskanäle betroffen. Deshalb sind Situationen wie das Einkäufen in einem großen Shoppingcenter oder der Besuch eines Konzertes Quellen für Reizüberflutung von Hochsensiblen.

13. Welche Vor- und Nachteile hat eine hochsensible Wahrnehmung?

Anhand der Wahrnehmungskanäle lassen sich die Stärken und mögliche Schwächen von Hochsensiblen verdeutlichen. Mithilfe der Tabelle können Sie überprüfen, welche Stärken Sie in den verschiedenen Wahrnehmungsbereichen haben. Auch die Begabung für mehrere Kanäle ist möglich. Daraus ergeben sich wiederum neue Kombinationsmöglichkeiten. Die verstärkte Wahrnehmung kann zu unangenehmen Empfindungen führen, wie Sie in der dritten Spalte sehen. Unsere moderne Gesellschaft ist eine Quelle ständiger Reizüberflutung. Hochsensible fühlen sich durch den Lebensstil der Neuzeit zunehmend gestresst.

KanalStärkenSchwächen
Sehen Organ: Augenintuitives Verständnis für Farben, Formen, Harmonie, Sinn für Ästhetik, genaues Erkennen von visuellen Details, KunstverständnisLichtempfindlichkeit, visuelle Überreizbarkeit, braucht eine Sonnenbrille bei hellem Licht
Hören und Sprechen Organe: Ohr & Mundgutes oder absolutes Gehör, Rhythmusempfinden, Musikalität, gutes Sprachverständnis, hört feinste Nuancen, hört zwischen den Zeilengeräuschempfindlich, Tinnitus, Hörsturz, Drehschwindel, reizüberflutet durch: Straßenlärm, Kino, laute Gespräche, Streit, Menschenansammlungen
Riechen, Schmecken Organe: Nase & Munddifferenziertes Riechen und Schmecken, Gefühl für gute Düfte, Gewürze, gutes Essengeruchs- und geschmacksempfindlich, chemikaliensensibel
Tasten, Fühlen, Berühren Organe: Haut, Muskelndifferenzierte Wahrnehmung von Formen, Berührungsimpulsen, Oberflächen, Organen und Strukturenberührungsempfindlich, temperaturempfindlich, mag keine kratzige Kleidung, enge Hosen
Körperbewusstsein, Bewegung Organe: Muskeln, Gleichgewichtssinndifferenzierte und bewusste Körperwahrnehmung, Bewegungsintelligenz, gute Koordination, Raumorientierung, gesundheitliches FrühwarnsystemHypochonder, nimmt kleinste Signale im Körper wahr, Schmerzempfindlichkeit (beim Zahnarzt, Spritzen, Operationen, Geburt), Neigung zu Allergien
zwischenmenschliche Wahrnehmung Kombination mehrerer Kanäle & intuitives Erfassen, soziale Intelligenzguter Zuhörer, starke Intuition, differenziertes und schnelles Erfassen nonverbaler Signale, wie Körpersprache, Ausstrahlung, Stimmungszustand von anderen, Erspüren von KraftortenWahrnehmung von Umweltbelastungen (z.B. Wasseradern) fühlt sich überflutet von den Gefühlen anderer Menschen, leidet mit anderen mit, leidet unter Ungerechtigkeit, Weltschmerz

14. Lässt sich die Geräuschempfindlichkeit bei Hochsensiblen abtrainieren?

Hochsensible berichten häufig über eine ausgeprägte Geräuschempfindlichkeit. Vielleicht fragen Sie sich von Zeit zu Zeit, was Sie tun sollen, wenn Ihnen alles zu laut wird? Das Innenohr ist das sensibelste Organ im Körper, es nimmt permanent Schwingungen aus dem Umfeld auf. Es ist mit einer besonders hohen Dichte von Nervenzellen ausgestattet. Anders als bei dem Auge kann das Ohr nicht durch ein natürliches Verschließen des Körpers geschützt werden. Besonders in sozialen Situationen nehmen wir über das Hören Informationen über den Stimmungszustand unserer Mitmenschen auf. Der Befehlston eines Lehrers lässt uns aufhorchen, das lustige Lachen eines Kindes schenkt uns frohe Laune, die mürrischen Kommentare eines Verbitterten hinterlassen bei uns einen seltsamen Nachgeschmack. Wir reagieren alarmiert, wenn Wut und Aggression in einer Stimme mitschwingen. Oder wir fühlen uns sicher, sobald jemand ruhig und wohlwollend mit uns spricht. Lügt jemand, spüren wir eine feine Dissonanz in seinen Worten und können erahnen, dass etwas nicht stimmt. Beim Flirten geben uns die stimmlichen Signale des Gegenübers wichtige Hinweise. Am Stimmklang können wir erkennen, ob der potentielle Partner zu uns passt, wir fühlen uns durch bestimmte Tonklänge erotisch angezogen oder abgestoßen. Durch die permanente Bereitschaft zum „Scannen“ der Umwelt nehmen Hochsensible überdurchschnittlich viele Informationen über das Ohr auf. Das kann schnell zur Reizüberflutung führen. Hinzu kommen Geräusche von Maschinen: Autos, Busse, LKWs, Züge, Straßenbahnen, Presslufthammer, Sirenengeräusche, Flugzeuge, Kopierer, Fernseher, Radios, Spülmaschinen, Straßenreiniger, Müllabfuhr und Rettungshubschrauber. Wir sind in unserer modernen Zeit einem Übermaß von lauten Geräuschen ausgeliefert. In Discos und Kinos wird die Lautstärke enorm aufgedreht, was für Hochsensible die Grenze zum Schmerzerleben bedeutet. Innenohrerkrankungen, wie Drehschwindel, Tinnitus, Hörsturz und Hyperakusie (Geräuschempfindlichkeit), nehmen rasant zu und tauchen meist im Zusammenhang mit Erschöpfung und Burnout in der zweiten Lebenshälfte auf. Deshalb ist es für Sie als Hochsensiblen unerlässlich, Ihr Ohr durch das Tragen von Gehörschutz zu schonen. Sollten Sie eine deutlich sinkende Toleranzschwelle gegenüber Lärm bei sich beobachten, ist Alarmstufe Rot. Ein Abtrainieren der Geräuschempfindlichkeit ist nicht möglich! Es ist eher anzunehmen, dass sich die Geräuschsensibilität verstärkt, wenn Sie keine Schutzmaßnahmen ergreifen. Deshalb sollte das Tragen von Gehörschutz zu Ihren Routineabläufen gehören. Viele Hörgeräteakustiker bieten individuell angefertigte Ohrenschutz-Lösungen an. Nehmen Sie Ihr Ohr ernst, es warnt Sie, wenn Sie Ruhe und Rückzug brauchen. Besonders der Hörsturz ist ein ernstes Alarmzeichen, dass Sie über Ihre Grenzen gegangen sind.

Impulsfragen

1. Fühle ich mich in letzter Zeit von bestimmten Geräuschen besonders genervt?

2. Welche Lärmquellen gibt es in meinem Umfeld?

3. Wie kann ich mich besser vor Lärm schützen?

4. Hatte ich bereits einen Hörsturz, Drehschwindel oder andere Probleme mit dem Ohr? Was habe ich getan, um meine Gesundheit wieder herzustellen?

15. Gibt es so etwas wie ein optimales Erregungsniveau für Hochsensible?

Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, warum Sie bestimmte Situationen suchen und andere eher vermeiden? Alles hat mit der Reizverarbeitung im Nervensystem zu tun. Diese ist bei Hochsensiblen besonders speziell. Dazu betrachten Sie folgende Grafik. Auf einer Skala von 0 bis 100 sehen Sie die Intensität der Erregung des Nervensystems. Je weiter der Pfeil nach oben geht, umso höher ist das Erregungsniveau. Damit verbunden sind unterschiedliche Zustände, die wir subjektiv benennen können, wie zum Beispiel Langeweile oder Flow. Die Wellen-Kurven stellen Erregungsverläufe über die Zeit dar.


Das schmale Wohlfühl-Fenster zwischen Langeweile und Übererregung

Es scheint so zu sein, dass Hochsensible ein besonders schmales Fenster für ein mittleres Erregungsniveau haben, das sich zwischen Langeweile und Übererregung befindet. Das bedeutet, dass Situationen, die für Sie gerade noch anregend wirkten, schnell in ein Überforderungsgefühl umschlägen können. Dieses Phänomen wird durch Überstimulation verursacht. Die Schwelle zwischen angenehmer Erregung und Überstimulation kann bei HSPs schnell überschritten werden. Diese merkwürde Erfahrung betrifft Sie besonders, wenn Sie zu den extrovertierten HSPs, den High Sensation Seeker oder zu den Hochbegabten gehören. Sie suchen neue Erfahrungen, um der Langeweile zu entfliehen. Stellen Sie sich zum Beispiel einen hochsensiblen Künstler vor, der sich nach Abwechslung sehnt und Inspiration durch Reisen ins Ausland sucht, nur um festzustellen, dass ihn die fremde Umgebung überanstrengt. Oder denken Sie an einen extrovertierten, hochsensiblen Außendienstmitarbeiter, der sich viele Termine macht oder neue Herausforderungen sucht, weil er sich sonst langweilt. Doch nach der Euphorie des Erfolgs fällt er in eine Erschöpfungsphase, weil sein Nervensystem zu viel Energie verbraucht hat. Besonders bei fehlenden Rückzugs- und Regenerationsmöglichkeiten macht sich dieses Phänomen bemerkbar. Es ist besonders bitter, wenn die Erschöpfung durch Tätigkeiten verursacht wird, die uns viel Spaß machen. Deshalb wollen wir HSPs uns dieser Tatsache oftmals nicht stellen bzw. sind uns die Zusammenhänge zunächst nicht bewusst.

Was bedeutet glücklich sein?

Unser Erleben von Glück fängt beim Zustand von Flow (1) an, in dem wir das Gefühl von Zeit und Raum verlieren, etwa beim Hören von Musik, beim Spazierengehen in der Natur, beim Malen, beim Sex und in anderen kreativen Tätigkeiten. Das Glücksgefühl kann sich noch bis zum Rausch steigern, z.B. bei sehr ekstatischen Zuständen wie akutem Verliebtsein.

Einheits- und Gipfelerfahrungen

Hochsensible sind aufgrund ihrer durchlässigen Wahrnehmung und ihrem „entgrenzten Ich“ prädestiniert dafür, erweiterte Bewusstseinszustände zu erfahren. Dies kann unwillkürlich durch Naturerfahrungen, Musik und Kunst geschehen. Unser Körper ist aus sich selbst heraus in der Lage, höhere Bewusstseinszustände zu erzeugen. Dies lässt sich anhand von Gehirnströmen im Labor nachweisen. In alten Kulturen wurden seit Jahrtausenden verschiedenste Techniken entwickelt, um in höhere Bewusstseinsebenen vorzudringen. Dazu gehören insbesondere Yoga, Tanz, Trance, stundenlanges Trommeln, Obertonsingen, Fasten, der Aufenthalt in dunklen Höhlen oder die Einnahme von bewusstseinserweiternden Drogen. Diese Methoden wurden von Schamanen, Priestern und Orakeln verwendet, um Erkenntnisse zu sammeln oder Heilung für Hilfesuchende zu bewirken. Möchten Sie selbst traditionelle Verfahren kennenlernen? Besuchen Sie Gruppen, die von erfahrenen Personen geleitet werden. Sobald das normale Ich-Bewusstsein zurückgelassen wird, können Menschen Einblicke in höhere, kosmische Zusammenhänge erlangen und eine tiefgreifende Veränderung in ihrer eigenen Persönlichkeit erfahren. In diesen Momenten verlieren sie die gewohnte Orientierung, Zeitlosigkeit wird erfahrbar. Der Bezug zum Körper kann sich vollständig verändern. Dies geschieht, wenn das Bewusstsein in den nonlokalen Zustand eintritt. In diesen Räumen sind sie Beobachter, schwebendes Gewahrsein, frei und flexibel. Sie tauchen in den Makrokosmos des Universums ein oder in den Mikrokosmos der Quantenströme jenseits aller Materie. Viele Menschen werden in diesen Augenblicken von unendlicher Liebe durchströmt und erhaschen einen Blick darauf, was sie nach dem physischen Ableben erwarten wird. Sie finden Antworten auf ihre Fragen und Inspirationen für Kunst und Wissenschaft.

Rückkehr in den alltäglichen Bewusstseinszustand

Nach einem Gipfel- oder Einheitserlebnis fällt es uns oft schwer, wieder zurück in den Alltag einzutauchen. Für Hochsensible ist es wichtig, sich regelmäßig zu erden, Sport zu treiben oder sich durch Gartenarbeit mit der Natur zu verbinden. Diese Tätigkeiten sind hilfreich, um wieder alltagstauglich zu werden. Unvermutet lauert irgendwo nach solchen Höhenflügen die Übererregung. Wir fühlen uns fertig, überdreht oder einfach nur erschöpft. Man kann diese Phasen bei erfolgreichen Menschen beobachten, die längere Zeit im Flow und Erfolg leben und danach in eine Erschöpfungsphase geraten, obwohl sie die ganze Zeit davor glücklich und produktiv waren. So holt sich der hochsensible Körper seine Ruhepausen zurück. Das Ganze können Sie sich wie eine Wellenbewegung vorstellen.

Die Suche nach der optimalen Erregungskurve

Oft genug überfordern wir uns selbst in dem Versuch, der Langeweile zu entfliehen, indem wir uns in unserer Arbeit immer wieder neu erfinden wollen. So stressen wir uns nur, ohne es zu bemerken. Viele Konflikte am Arbeitsplatz und in Beziehungen haben mit den unterschiedlichen Erregungsniveaus von Menschen zu tun. Sein eigenes Fenster optimaler Erregung zu kennen und die Warnsignale zu wissen, die den Übergang von Flow zu Übererregung kennzeichnen, wird Ihnen dabei helfen, bewusster zwischen diesen unterschiedlichen Zuständen hin und her zu surfen. Je mehr Sie es schaffen, Schwankungen von einem Extrem ins andere zu vermeiden, umso stabiler werden Sie sich fühlen. Kick-Sucher, wie die High-Sensation-Seeker werden der Versuchung, höhere Erregungszustände zu erleben, kaum widerstehen können. Durch den Rausch intensiver Erfahrungen werden, ähnlich wie beim Drogenkonsum, viele Neurotransmitter verbraucht, weshalb irgendwann die Phase der inneren Leere kommen wird. So wie Ikarus, der zu nah an die Sonne geflogen ist, stürzen wir nach intensiven Höhenflügen wieder ab. Bei weniger ausgeprägten Erregungskurven bedeutet es, dass wir zwischen Phasen der Langeweile und Überforderung hin- und herpendeln.

Unterschiedliche Bedürfnisse

Deutlich unterscheidbar werden Erregungsmuster, wenn wir mit Menschen zusammen leben und arbeiten, die unterschiedlich starke Stimuli brauchen, um ihr optimales Erregungsniveau zu erreichen. Der eine braucht sich nur an Blumen und Düften zu berauschen, während der andere Hardrockmusik hört, dazu Kaffee trinkt und eine Zigarette raucht. Viele Hochsensible fühlen sich durch Kaffee überdreht und bevorzugen feinere Stimulantien, wie grünen Tee. Oder denken Sie an Situationen in Beziehungen. Vielleicht suchen Sie im Urlaub nach einem lauschigen Plätzchen am Meer mit Blick in die Ferne, während Ihr (nicht hochsensibler) Partner die nächste Großstadt besuchen will, um Sie dort von einem Museum in die nächste Bar zu schleppen. Ganz schnell sind Konflikte vorprogrammiert. Auch die Gratwanderung im Sex vom Flow zur Überstimulation ist bei Hochsensiblen besonders schmal. Da sich HSPs durch Kunst, seelische Innigkeit und geistigen Austausch intensiv mit dem Partner verbunden fühlen, kennen sie zahlreiche subtile Ebenen der Intimität. Allzu starke körperliche Stimulation kann in ein unangenehmes Gefühl umschlägen, weshalb Hochsensible in der Sexualität eher feinere Berührungen mögen. Aus dieser Besonderheit können Partnerschaftsprobleme entstehen, wenn beide Partner unterschiedliche Bedürfnisse haben.

Finden Sie eine Balance zwischen höheren Erregungszuständen und Entspannung!

Seien Sie sich bewusst, dass jeder Mensch in der Grafik andere Umgebungen und Tätigkeiten eintragen wird, um zu unterschiedlichen Zuständen in seinem Erregungsniveau zu gelangen. Bedenken Sie, dass Sie als Hochsensibler regelmäßige Ruhephasen benötigen, um Ihre Erfahrungen zu verarbeiten. Besonders wenn Sie die Tätigkeiten lieben und genießen, die Sie in höhere Erregungszustände führen, planen Sie immer Pausen ein! Was wir aus dieser Grafik lernen können, ist der bewusste Umgang mit unseren natürlichen Körperrhythmen. Das wechselnde Erregungsniveau ist vergleichbar mit unserem Schlaf- und Wachrhythmus. So, wie wir abends schlafen gehen und zur Ruhe kommen, durchläuft auch unser Nervensystem Rhythmen, in denen es aktiver oder entspannter ist. Haben wir einmal gelernt, mit diesen Wellenbewegungen mitzuschwimmen und unseren Körper nicht ständig künstlich aufzuputschen, kann sich das Nervensystem in seinem natürlichen Zyklus selbst regulieren. Durch das Trainieren von Entspannungstechniken können Sie einen positiven Einfluss auf die Regulationsfähigkeit Ihres Nervensystems nehmen.

Impulsfragen

1. Welche Stimulationen suche ich, um in einen angenehmen Zustand von Flow zu geraten?

2. Welche Techniken führen mich in höhere Bewusstseinszustände?

3. In welchen Momenten habe ich erlebt, dass ich in die Überreizung hineinrutsche? Wie kann ich mich schützen, um mich nicht zu überfordern?

4. Welche Körpersignale zeigen mir, dass ich übererregt bin?

5. Welche von mir geliebten Tätigkeiten haben mich zur Erschöpfung gebracht? Wie kann ich mehr Rücksicht auf meine hochsensible Veranlagung nehmen?

6. Welche Impulse bevorzugt mein Partner / meine Partnerin, um sein / ihr optimales Erregungsniveau zu finden? Gibt es unterschiedliche Bedürfnisse?

7. Welche Entspannungsmethoden haben mir am besten geholfen, um mich bei Übererregung wieder zu beruhigen?

8. Welche Situationen langweilen mich? Wie versuche ich, der Langeweile zu entfliehen?

16. Sind Hochsensible empathischer als der Durchschnitt?

Empathie kann unseren Planeten retten – ein renommierter Wissenschaftler meldet sich zu Wort

In einem weltweit für Aufsehen erregenden Interview sprach der Astrophysiker Stephen Hawking im Februar 2015 über Empathie als Schlüssel zum Überleben der Menschheit. Das Magazin „Independent“ (1) zitierte das Genie mit folgenden Aussagen: Er befürchte, dass „ Agression die menschliche Zivilisation zerstören wird.“ Hawking äußerte sich besorgt über die Zukunft der Menschheit. Die menschliche Qualität, die er am ehesten verstärken würde, sei Empathie.

Was ist Empathie?

Hochsensible haben eine ausgeprägte Empathiefähigkeit. Diese versetzt sie in die Lage, nachzuempfinden, was andere fühlen. Bei HSPs erstreckt sich diese Fähigkeit auf Menschen und Tiere. Dabei sind sie unmittelbar betroffen, als würden sie selbst das erleben, was ihr Gegenüber empfindet. Hochsensible sind geradezu Spezialisten darin, sich in andere Menschen hineinzuversetzen. Die Neurowissenschaftler haben mit der Entdeckung der „Spiegelneuronen“ herausgefunden, dass deren Aktivität tatsächlich etwas darüber aussagt, wie empathisch eine Person ist. Sie können Empathie bei sich selbst beobachten, wenn Sie den Eindruck haben, durch Erzählungen anderer Personen deren Gefühle nachzuempfinden und zu verstehen. Stellen Sie sich vor, Sie sehen einen Film und sind plötzlich emotional ganz nah am Geschehen dran, obwohl Sie wissen, dass es nur ein Film ist. Empathie bedeutet auch, die verborgenen Motivationen von Handlungen anderer Personen nachvollziehen zu können. Dies ist besonders wertvoll im Umgang mit Konfliktsituationen. Hochsensible sind in der Lage, auch negative Reaktionen wie Wut und Vorwürfe empathisch zu interpretieren und den Leidensdruck ihres Konfliktpartners dahinter wahrzunehmen. Empathie macht Menschen hilfsbereiter. Deshalb verspüren viele Hochsensible in sich den Wunsch, Schwächeren zu helfen. Sie engagieren sich häufig für Tierschutz, Kinder, behinderte oder in Not geratene Menschen. Sie tun dies, weil sie unmittelbar das Leid anderer mitfühlen und das Helfen ihnen ein gutes Gefühl vermittelt.

Mitgefühl mit Tieren

Hochsensible haben ein Herz für Tiere. Durch ihre ausgeprägte Empathiefähigkeit fühlen sie sich auf besondere Weise zu ihnen hingezogen. HSPs spüren genau, wie es Tieren geht und was sie brauchen. Da HSPs alles gründlich durchdenken und das Leid der Nutztiere spüren, entscheiden sich viele von ihnen, Vegetarier oder Veganer zu werden. Sie fühlen sich verantwortlich und wollen helfen. Deshalb übernehmen sie gern Patenschaften, etwa für Tiere aus dem Tierheim, oder spenden Geld für Tierschutzorganisationen. Wenn Hochsensible Haustiere haben, werden diese zu wichtigen Familienmitgliedern, die in einem engen Austausch mit den Menschen stehen. Auf der Basis von Empathie kann eine gelungene Tierkommunikation entstehen. Die Tiere senden klare Signale mit Hilfe ihrer Körpersprache, dem Ausdruck in den Augen und durch ihre Laute. Ein hochsensibler Mensch wird mit Aufmerksamkeit darauf eingehen. Er erkennt, dass Tiere, genau wie wir Menschen, Emotionen verspüren und eine Bindung zu uns aufbauen. Hochsensible können mit Tieren eine spirituelle Verbindung eingehen. Auch die Ureinwohner Amerikas pflegten Kontakt zu ihren Krafttieren und verbanden sich bewusst mit deren Qualitäten. Hochsensible, die versuchen, sich in konventionellen Kreisen der Zucht und Tierhaltung zu bewegen, verspüren eine Abscheu gegenüber den üblichen Praktiken. Vielfach werden Tiere mit Zwang in unnatürlichen Lebensräumen gehalten. Dies kann Pferde in einem Reitstall betreffen, Vögel in Käfigen und die bereits erwähnten Nutztiere. Wenn HSPs mit diesen Härten konfrontiert werden, versuchen sie, ihre Mitmenschen zu mehr Mitgefühl zu bewegen. Sie möchten die Herzen für einen neuen Blick auf die Tiere öffnen und geben wertvolle Impulse für einen bewussteren Umgang mit ihnen.


Hochempathie

Es scheint innerhalb der Gruppe von Hochsensiblen noch Steigerungsmöglichkeiten zu geben, was die Empathiefähigkeit betrifft. In ihrer stärksten Ausprägung könnte man von HOCHEMPATHEN sprechen. Ich habe diesen Begriff erstmals in einem Online-Artikel von der Heilpraktikerin Randi Hausmann (2) gelesen. Bei Hochempathen kann das Mitempfinden sogar globale Ereignisse einschließen. Sie fühlen zum Beispiel das Leid der Menschen in einem fernen Land, in dem gerade eine Naturkatastrophe geschehen ist. Doch darin liegt eine Chance, um in der Welt wirksam zu werden. An dem großen Trend der vegetarischen Ernährung können wir beispielsweise erste Auswirkungen einer Minderheit auf die gesamte Gesellschaft erkennen. Hochsensible sind sehr idealistisch veranlagt. Sie möchten die Welt verbessern, heilen und den Schwachen helfen. Dies wird durch ihre empathische Veranlagung verursacht.

Test: Sind Sie ein Hochempath?

1. Sie fühlen unmittelbar und direkt, wie es Ihrem Gegenüber geht.

2. Auch wenn Sie nicht darüber nachdenken, schnappen Sie Gefühle und Gedanken scheinbar telepathisch aus Ihrem Umfeld auf.

3. Sie verabscheuen Gewalt, egal ob im Film oder im realen Leben.

4. Sie können kaum noch Nachrichten schauen, weil Sie das aufwühlt.

5. Sie sind Vegetarier / Veganer, weil Sie das Leid der Tiere unerträglich finden.

6. Sie haben das tiefe Bedürfnis, Tiere, Kinder und die Natur zu schützen.

7. Wenn jemand lügt, spüren Sie das sofort. Man kann Sie nicht an der Nase herumführen.

8. Sie haben eine sehr gute Menschenkenntnis und können Personen nach einer kurzen Begegnung oder einem Blick einschätzen.

9. Sie fühlen sich tief verbunden mit allem, was lebt. Durch dramatische globale Ereignisse erleben Sie Phasen von Weltschmerz.

10. Sie haben die Fähigkeit, den Charakter eines Menschen am Foto zu erspüren.

11. Sie sind ein begnadeter Berater, Coach, Therapeut, Masseur, Heiler oder Heilpraktiker, weil Sie genau spüren, was Ihr Klient braucht.

12. Durch Ihr großes Einfühlungsvermögen ziehen Sie Personen an, die Sie als Mülleimer missbrauchen möchten, um ihre Sorgen bei Ihnen abzuladen.

13. Im Zusammenleben mit anderen kann es geschehen, dass Sie die körperlichen Symptome (Schmerzen, Befindlichkeitsstörungen) Ihres Partners, Ihrer Klienten körperlich mitempfinden.

14. Sie können Stimmungen in Räumen, an Plätzen, in Firmen und in der Natur (Wasseradern, Kraftplätze, Kriegsschauplätze) unmittelbar erspüren.

15. Menschenansammlungen wirken belastend, da dort zu viele Informationen, Energien, Gefühle und Gedanken auf Sie einwirken.

16. Sie fühlen sich schneller erschöpft, weil Sie so viele Energien und Informationen von außen verarbeiten müssen.

17. Das vegetative Nervensystem kann überreagieren. Dabei kann besonders das Nervengeflecht im Solarplexus betroffen sein (Krämpfe, Schmerzen, Druck).

18. Sie fühlen sich außerordentlich angezogen von schöner Kunst und lieben es, sich künstlerisch auszudrücken.

19. Weil Sie sich mit allem verbunden fühlen, empfinden Sie eine tiefgehende, überreligiöse Spiritualität.

20. Sie haben ein vielschichtiges Innenleben, intensive Träume und Phantasie. In diesen inneren Welten fühlen Sie sich „zu Hause“.

21. Sie streben nach einem authentischen Leben und suchen nach Wahrheit. Sie können sich nur schlecht verbiegen und sind auf der Suche nach Ihrer Berufung.

Therapeutische Berufe: für Hochempathen ideal

Eine sehr ausgeprägte Empathie zu haben, ist die beste Voraussetzung, um einen therapeutischen Beruf auszuüben. Besonders die Arbeit mit Hilfsbedürftigen, Kindern und Tieren liegt Hochempathen im Blut. Überall dort, wo Therapeuten ohne Sprache ihre Schützlinge verstehen müssen, sind sie effektive Profis. Hochempathen sind in der Lage, genauestens zu erspüren, wie es ihren Klienten geht und was sie brauchen. Aufgrund der intensiven Wahrheitssuche arbeiten sie häufig selbständig, da sie ungern Kompromisse eingehen und Machtkämpfe verabscheuen, die sich in vielen Unternehmen abspielen. Meist verfolgen sie eigene berufliche Projekte, in denen sie Pionierarbeit leisten. Sie gehen intuitiv vor, weshalb es ihnen schwerfallen kann, zu erklären, wie sie zu ihren Erkenntnissen im Therapieverlauf kommen. Sie fühlen es einfach. Viele Hochempathen versuchen, ruhiger zu treten, sobald sie älter werden. Wenn sie bereits viele Jahre intensiv therapeutisch gearbeitet haben, kann es sein, dass sich ein großer Rückzugswunsch einstellt, da sie Zeit brauchen, ihre Erlebnisse zu verarbeiten. Sollte das auch auf Sie zutreffen, interpretieren Sie Ihren Wunsch nach Rückzug nicht als ein Versagen, sondern als einen gesunden Impuls der Selbstfürsorge. Wie ein Rennpferd, das viele Jahre Höchstleistung erbracht hat, brauchen hochempathische Menschen längere Zeiten der Ruhe, um sich zu erholen. Im Kontakt mit Pflanzen, Bäumen und Tieren regenerieren sie sich. In dieser Phase können sie zu exzellenten Lehrern und Ausbildern werden, die ihr Wissen an eine neue Generation weitergeben.

Hochempathen als Energietankstelle für chronische Jammerer

Unbewusste Hochempathen können in der ersten Lebenshälfte und weit darüber hinaus, Menschen anziehen, die sie als Energietankstelle missbrauchen wollen. Solche Personen befinden sich in einem Zustand, den ich als Opferbewusstsein bezeichnen würde. Chronische Opfer jammern gern. Sie leiden und brauchen jemanden, der ihnen zuhört, Tipps gibt und sie in Tiefphasen wieder auffängt. Der hochempathische Hochsensible spürt das Leid seines Gegenübers und versucht, natürlich, zu helfen. In dem Moment fühlt sich der Leidende besser. Doch sobald es darum geht, etwas in seinem eigenen Leben zu verändern, einen Konflikt zu lösen oder sich aus einer destruktiven Beziehung zu befreien, wird der chronische Jammerer einen Rückzug machen, weil es unmöglich sei, aus dieser Situation zu entfliehen. Mit einer vorhersehbaren Regelmäßigkeit ruft er wieder beim Hochempathen an, steht weinend vor der Tür und braucht zum hundertsten Mal Hilfe. Im Grunde suchen diese Menschen nur jemanden, der ihnen Energie gibt. Solange sie diese lebensnotwendige Energiedusche erhalten, wirken sie im ersten Moment stabiler, nur das ist nicht von Dauer. Es vergeht eine gewisse Zeit, um diesen Kreislauf zu durchschauen, doch bis dahin kann es zu spät sein. Unsere Energie ist in diesem Fass ohne Boden schon versickert. Während der andere sich zwischenzeitlich stabilisiert, fühlt sich der Hochempath zunehmend schwächer. Meistens wird diese Dysbalance zu spät erkannt. Setzt man sich endlich zur Wehr und zeigt dem Energiezieher eine Grenze, wird dieser empört reagieren. So im Stich gelassen zu werden, ist eine enorme Kränkung und löst beim Opfer eine Panikreaktion aus, denn die Energietankstelle hat nun geschlossen! Bereiten Sie sich darauf vor, dass Sie von dieser Person womöglich nichts mehr hören werden, und machen Sie sich auf Vorwürfe gefasst. Sobald Sie diese Phase der Ablösung durchgestanden haben, können Sie aufatmen und beginnen, Ihr Energiedefizit wieder aufzufüllen, indem Sie in die Natur gehen und dort selbst erst einmal wieder auftanken.

Impulsfragen

1. Welche positiven Effekte hat meine empathische Veranlagung in meinem Berufs- und Privatleben?

2. Welche negativen Effekte hat meine empathische Veranlagung in meinem Berufs- und Privatleben?

3. Bin ich ein Hochempath?

4. Gibt es in meinem Umfeld einen oder mehrere Energiezieher, die meine Energie (miss) brauchen? Wie kann ich mich besser abgrenzen und schützen?

5. Was hilft mir am meisten, um meinen Weltschmerz zu lindern?

6. Gibt es in meinem Umfeld andere hochempathische Menschen? Fühle ich mich diesen nah? Was kann ich von außen bei diesen Menschen beobachten? Was möchte ich ihnen sagen?

7. Welche künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten helfen mir besonders, meine vielen Eindrücke zu verarbeiten?

8. Welche empathische Verbindung habe ich zu Tieren?

9. Welche Plätze in der Natur laden mich wieder auf?

17. Wie erkenne ich Menschen ohne Empathie?

Hochsensible neigen dazu, anderen Personen dieselben Fähigkeiten im Bereich der Sozialkompetenz wie sich selbst zuzuschreiben. Dazu habe ich in Frage Nr. 9 bereits ausführlich geantwortet. Solche Annahmen sind naiv und können zu leidvollen Erfahrungen in Beziehungen führen. Solange das Selbstwertgefühl eines Hochsensiblen geschwächt und unsicher ist, wird er bei sich selbst die „Schuld“ suchen, wenn ihn andere schlecht behandeln. In spirituellen Kreisen wird das „Resonanzprinzip“ in meinen Augen für solche Situationen überstrapaziert. Demnach scheint es so zu sein, dass wir Erfahrungen anziehen, die etwas mit uns selbst zu tun haben. Hochsensible suggerieren sich in ausbeuterischen Beziehungen meist, dass sie dabei etwas lernen oder den anderen „retten und heilen“ können. Doch das ist eine Illusion. Nur der klare Blick auf die Tatsachen kann in einem solchen Fall weiterhelfen. Die Lernaufgabe besteht meiner Meinung darin, sich aus destruktiven Beziehungen zu befreien und Abgrenzung zu üben. In Wahrheit können wir niemanden ändern. Tatsächlich verfügen nicht alle Menschen über Empathie oder sind in dieser Hinsicht deutlich eingeschränkt.

Wenn Sie in Beziehungen zu Freunden, Verwandten oder Arbeitskollegen sehr leiden, fragen Sie sich, ob folgende Punkte auf die Person zutreffen, durch die Sie sich schlecht fühlen:

 sprachgewandter Blender mit Charme, charismatisches oder dominantes Auftreten

 ein starkes Streben nach der Befriedigung eigener Bedürfnisse

 selbstverliebtes Verhalten

 braucht viel Anerkennung

 Unfähigkeit, Kritik anzunehmen

 pathologisches, gewissenloses Lügen (auch wenn die Wahrheit ans Licht gekommen ist)

 manipulatives Verhalten, andere für eigene Zwecke ausnutzen

 der abrupte Wechsel von Freund zu Feind

 Bildung von Allianzen mit anderen Personen für Intrigen

 das Fehlen von Schuldbewusstsein oder schlechtem Gewissen

 oberflächliche Gefühle

 Gefühlskälte in Situationen, die Mitgefühl erfordern würden

 mangelnde Bereitschaft oder Fähigkeit, Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen (Schuldzuweisung an andere)

 Entscheidungen werden anhand von Geld, Zahlen, größeren Zielen, Fakten und „Ausgleich“ getroffen anstatt auf Basis von Menschlichkeit, Mitgefühl, Fairness und Ethik

 Meister darin, anderen etwas zu suggerieren oder sie bei Entscheidungen zu beeinflussen

 Emotionen anhand des Gesichtsausdrucks nicht zu erkennen

 das emotionale Leid anderer Personen nicht erkennen

 die Unfähigkeit, eigene Gefühle wahrzunehmen und zu benennen

Empathiemangel wird als Symptom in der Psychologie besonders mit folgenden Diagnosen in Zusammenhang gebracht: Alexithymie (Gefühlsblindheit), Narzisstische Persönlichkeitsstörung (2), Soziopathie bzw. Psychopathie (3), Klassischer Autismus, Asperger-Autismus und andere Persönlichkeitsstörungen. Eine genaue Zuordnung der Symptome von der Liste zu einem dieser Störungsbilder wird nur Experten möglich sein. Wenn sich Hochsensible in destruktiven Beziehungen verfangen haben, ist die Hilfe eines erfahrenen Therapeuten notwendig, um den rettenden Fallschirm zu öffnen. Menschen mit Persönlichkeitsstörungen sind sich dessen oft nicht bewusst. Sie wollen anderen die Verantwortung für Probleme innerhalb der Beziehung geben. Aufgrund ihrer Anfälligkeit für Schuldgefühle sind Hochsensible in solchen Konstellationen diejenigen, die versuchen, etwas zu retten. Die Aussicht auf Erfolg ist dabei sehr gering. Je negativer die Spirale innerhalb einer Beziehung ist, umso wahrscheinlicher ist eine tieferliegende Dynamik die Ursache.

Impulsfragen

1. Gibt es Personen in meinem Umfeld, die ständig auf meinen Gefühlen herumtreten?

2. Von welchen Arbeitskollegen oder Vorgesetzten fühle ich mich ausgenutzt und manipuliert?

3. In welchen Beziehungen sollte ich mich besser schützen?

4. Welche Personen schaden mir so sehr, dass ich besser den Kontakt abbreche?

5. Neige ich dazu, andere Menschen verändern zu wollen, die sich schon seit Jahren immer gleich verhalten und mir wehtun?

18. Was bedeutet Synästhesie?

Ein Teil der Hochsensiblen erlebt synästhetische Wahrnehmungsphänomene. Das Wort Synästhesie (1) leitet sich aus dem Griechischen ab und setzt sich zusammen aus „syn“, was „zusammen“ bedeutet, und „aisthesis“, was „Empfinden“ bedeutet. Im Englischen spricht man von „crossmodality“. Ein Synästhetiker verfügt von Kindheit an über eine erweiterte Wahrnehmung, die verschiedenste Sinneskanäle individuell miteinander kombiniert. Am häufigsten tritt die Vermischung von Zahlen und Buchstaben mit Farben auf. Synästhetiker könnten zum Beispiel die Zahl 7 als blau oder die 12 als orange-gelb empfinden. Beim Hören von Musik oder bestimmten Musikinstrumenten erleben sie individuelle Farbbilder, die sich räumlich z.B. als farbige Spirale, Bogen oder in Form bestimmter Oberflächen zeigen können. Auch die assoziative Vermischung von Klängen und Gefühlen ist möglich. Wenn Sie das jetzt lesen und denken: „Das ist doch ganz normal“, gehören Sie wahrscheinlich zur Gruppe der Synästhetiker. Tatsächlich gibt es nicht viele Menschen, die diese besondere Form der Wahrnehmung haben. Wenn Sie unsicher sind, können Sie einen Test machen. Nehmen Sie 10 Blätter weißes Papier und schreiben Sie darauf die Zahlen von 1 bis 10. Zeichnen Sie auf der Rückseite das assoziierte Bild. Packen Sie die Blätter weg und wiederholen Sie den Test drei Wochen später noch einmal. Vergleichen Sie die Ergebnisse. Sollten Sie mehr als 70 Prozent Übereinstimmung der Bilder haben, könnten Sie ein Synästhetiker sein. Die Verknüpfung mit Bildern ist bei Synästhetikern konstant, das heißt, sie verändert sich über die Jahre nicht. Berühmte Gedächtniskünstler trainieren die Kombination von Bildern und Zahlen ganz bewusst, um sich lange Zahlenkolonnen zu merken. Zum Beispiel steht eine Hand mit fünf Fingern für die Zahl Fünf oder die Zahl Sechs wird durch einen Würfel repräsentiert. Durch die Verknüpfung verschiedener Sinneskanäle kann eine bessere Gedächtnisleistung erbracht werden. Viele Synästhetiker sind hochkreativ und arbeiten als Musiker oder Maler. Die Verschmelzung unterschiedlicher Sinneskanäle wird durch das limbische System im Zentrum des Gehirns verarbeitet. Die Wissenschaft geht von einer vererbten Veranlagung aus. In Untersuchungen waren überwiegend Frauen (70 bis 80 Prozent) synästhetisch veranlagt und Linkshänder. Es gibt unterschiedliche Formen der Synästhesie. Dabei können beliebige Sinneskanäle miteinander kombiniert sein. Vielleicht ist das Aurasehen auch eine Spielart der Synästhesie? Durch die Kombination von Farben und Gesichtern kann das menschliche Gehirn eine Aura im Bewusstsein erzeugen, was dem Ganzen das Unerklärliche nimmt. Vielmehr könnten wir diese Phänomene als seltene, natürliche Begabung betrachten, die für Synästhetiker ganz normal sind.

graphemische Synästhesie

 Buchstaben und Zahlen werden farbig wahrgenommen

 Notenzeichen werden farbig gesehen

 Zeiträume wie Tage oder Wochen werden farbig wahrgenommen

coloured hearing

 Musik wird farbig wahrgenommen

 Geräusche werden farbig wahrgenommen

 Beim Lesen werden Melodien wahrgenommen

olfaktorische Synästhesie

 Geschmack wird farbig wahrgenommen

 Gerüche werden farbig wahrgenommen

Synästhetische Aura, Aurasehen

 Personen werden farbig wahrgenommen


Affirmationen zur hochsensiblen Wahrnehmung

 Ich vertraue meiner Wahrnehmung.

 Meine Wahrnehmung ist so klar und rein wie ein Kristall.

 Ich bin dankbar für meine differenzierte und feine Wahrnehmung.

 Ich achte und schütze mein Gehör als meinen wichtigsten Sensor.

 Ich achte meine Bedürfnisse.

 Ich darf andere Bedürfnisse als mein Umfeld haben.

 Ich erlaube mir, mich in Phasen von Erschöpfung zurückzuziehen und zu erholen.

 Ich achte und liebe meinen hochsensiblen Körper.

 Er ist der Tempel meiner Seele.

 Ich bin dankbar für meine empathische Begabung.

 Mein Mitgefühl für alle Lebewesen macht mich menschlich.

 Ich feiere die Schönheit des Lebens.

 Mein Selbstmitgefühl ist genauso wichtig wie die Empathie für andere.

 Ich darf mich abgrenzen, um anderen ihren eigenen Weg zur Kraft zu zeigen.

Hochsensibel ist mehr als zartbesaitet

Подняться наверх