Читать книгу Der will ja mich! - Sylvia Reim - Страница 7

Оглавление

Tag drei

„Also, ich habe hier eure heutige Aufgabe!“ Basti fuhr sich durch sein dunkles Haar, das so fettig war, dass es an seinem Kopf wie ein Helm klebte und lauter kleine, weiße Schüppchen auf seinem verfilzten Pullover lagen, was ihn scheinbar ganz und gar nicht störte. „Die Aufgabe lautet also“, fuhr er ungerührt fort, „ihr dürft heute bei einem Promi-Kochen mitmachen!“ Er grinste breit, was seine Zahnhygiene-Defizite unangenehm zum Vorschein brachte.

David stöhnte leise auf. „Auf diese Bussi-Bussi-Gesellschaft steh ich gar nicht!“

„Das hättest du dir vielleicht überlegen sollen, bevor du dich bei einem Radiospiel angemeldet hast!“, fuhr Lila ihn an. Der Tag war kaum ein paar Stunden alt und der Typ nervte schon wieder unglaublich. Hatte er sich vorgestellt, ein Spiel, das über eine Radiostation lief, würde unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden? Wie weltfremd konnte man denn sein?

David drehte sich so weit zu ihr, dass sie seinen Pfefferminz-Zahnpasta-Atem riechen konnte. „Schon vergessen, ich habe mich da nicht angemeldet! Christoph war das!“ Er starrte sie aus nächster Nähe aus eigenartig funkelnden Augen an.

Obwohl Lila plötzlich irritiert war, versuchte sie sich das nicht anmerken zu lassen. „Dann solltest du deine Freunde besser unter Kontrolle haben!“, knurrte sie ihn an und ging dabei einen winzigen Schritt zurück.

Basti fuhr dazwischen. „Ein bisschen Contenance, meine Lieben! Ihr könnt euch am Nachmittag während des Show-Kochens ein paar Wortgefechte liefern; das gibt dann sicher superbe Aufnahmen für alle Promi-Sendungen des Landes. Ihr wisst doch, die bringen nur so Material, wo sich jemand peinlich daneben benimmt.“ Basti kicherte und versprühte dabei ein paar Haarschüppchen.

Wer benahm sich hier peinlich daneben? Die Rede konnte hier doch nur von David, der unglaublichen Nervensäge sein. Lila verschränkte die Arme, was wegen der Handschellen gar nicht so leicht war, und wollte gerade zu einem neuerlichen Konter ansetzen, als Basti abermals begann, die genaue Aufgabe vorzulesen.

„Ihr müsst also im Restaurant ‚Zum goldenen Hof‘ in der Küche stehen und kochen. Wie bereits vorher gesagt, machen da einige Promis mit. Das von euch gekochte Essen wird dann auch von Promis serviert, und der Ertrag, der bei dieser ganzen Aktion zustande kommt, wird dann gespendet.“

„Na, wenigstens etwas Gutes an diesem ganzen Blödsinn“, murmelte David.

Sie hatten noch zwei Stunden Zeit, bis Basti sie wieder abholen würde, und die wollte Lila nützen, um sich so richtig aufzubrezeln. Sie wollte schließlich kess aussehen, wenn schon einige TV-Stationen davon berichten würden. War das nicht das Leckerli, das ihr Chef Leo Kluger ihr vor die Nase gehalten hatte? Du bist dann ein Star, Lila! Also wollte sie die Publicity so gut es ging auch für sich nutzen.

Eilig kramte sie einen kurzen schwarzen Rock aus den Tiefen ihres Schrankes. Der würde ihre schlanken Beine schön zur Geltung bringen und perfekt zu ihrem roten Klettverschluss-Shirt passen, dazu noch ein paar glitzernde Ketten und ausnahmsweise auch etwas höhere schwarze Schuhe, und sie würde einigermaßen sexy aussehen.

Das Duschritual, das sie am Abend entwickelt hatten, wurde wieder genau so übernommen, mit der großen Ausnahme, dass Lila ihre Augen tatsächlich fest geschlossen hielt, als David nackt unter der Dusche stand. Obwohl sie felsenfest davon überzeugt war, dass es ihr völlig egal sein würde, wenn sie ihn so, wie Gott ihn geschaffen hatte, zu sehen bekäme. Was war da schließlich auch zu sehen? Gestern Abend war sie nach dem Match einfach nur müde gewesen, darum hatte sie der Anblick von Davids Rückseite einigermaßen verwirrt. Alles andere war ja lächerlich.

Nachdem auch Lila geduscht hatte, schminkte sie sich sorgfältig. Ihre grünen Augen betonte sie mit grauem Kajal und ihren leicht aufgeworfenen Mund schminkte sie mit blitzendem Gloss. David saß währenddessen am Badewannenrand und tippte dabei genervt im Sekundentakt mit seiner Schuhspitze auf, so lange, bis Lila knapp davor war, ihm heftig auf die Zehen zu hüpfen.

„Hörst du jetzt endlich auf!“, fuhr sie ihn an.

„Ja, wenn du endlich fertig bist. Wie lange kann man um Gottes Willen dafür brauchen?“

Jetzt, da Lila wusste, wie sehr er genervt war, ließ sie sich extra lange Zeit, um ihn ein bisschen zu quälen. Ihre Laune war schlagartig um Eckhäuser besser.

Ein Gewusel an Promis, Gästen, Reportern und Kamerateams wartete bereits, als sie vor dem Lokal hielten und aus Bastis Luxuskarre ausstiegen. Binnen Sekunden wurden ihnen dutzende Mikros und Kameras vor die Nase gehalten und Reporter boxten und rempelten sich gegenseitig heftig an, nur um möglichst nahe an das Radiopärchen ranzukommen.

Lila war ganz in ihrem Element. Sie setzte ihr fröhlichstes Lächeln auf, warf sich in Pose und beantwortete eloquent alle Fragen. Dabei schüttelte sie immer wieder die Kette der Handschellen, um zu zeigen, wie schwierig es war, rund um die Uhr an jemanden angekettet zu sein.

Gleich hinter den Reportern hatte sich ein kleines Grüppchen von Fans versammelt, die darauf warteten, Autogramme von ihren Stars zu bekommen.

„David, David! Schau zu mir!“, kreischte eine junge, helle Stimme. Ein weiblicher Teenager hielt ein Riesenposter von David in der Hand und starrte ihn schwärmerisch an.

Lila war einigermaßen verwirrt. Sie mussten sein Foto auf der Homepage des Senders gesehen haben. Konnte es sein, dass es tatsächlich jemanden auf diesem Planeten gab, der auf David stand? Auf diesen nervtötenden Miesepeter?

Immer lauter wurde der David-Chor und schließlich richteten sich alle Kameras auf die Fangruppe, die immer noch laut „David, David“ rief.

Basti hielt einem der Mädchen, das ein Shirt mit einem David-Foto trug, das Mikro hin: „Was magst du denn an ihm?“

Sie rang sichtlich nach Luft, bevor sie antworten konnte. „Er ist einfach sooo cool!“

„Und sooo süß!“, rief eine andere helle Stimme von weiter hinten.

David hatte eine Hand tief in seiner Hosentasche vergraben und strich sich etwas verlegen durch die Haare, wobei ihm eine dichte blonde Strähne immer wieder über ein Auge fiel.

Allein diese Geste brachte die Fangruppe dazu, wieder in ohrenbetäubendes Gekreische zu verfallen. Lila betrachtete die ganze Szenerie mit einem Kopfschütteln. Was bitte ging hier vor sich?

Endlich wurden sie in die Küche geführt, die blitzblank geputzt war und auch peinlich sauber nach Scheuermittel roch. Lila erkannte unter den anwesenden Promis einige bekannte Gesichter und grüßte freundlich in die Runde.

Einer der Spitzenköche des Landes hatte die Aufgabe übernommen, ihnen beim Kochen unter die Arme zu greifen, und er war es auch, der jedem eine Aufgabe zuwies.

„Ihr zwei“ – er deutete mit einem Kochlöffel auf Lila und David – „seid für die Nachspeise zuständig. Geplant habe ich dafür Biskuitküchlein mit Joghurt und frischen Früchten. Es sollte also nicht allzu schwer sein. Hier habt ihr das Rezept.“ Dabei überreichte er ihnen einen gefalteten Zettel mit jeder Menge Fettspritzern, was darauf hindeutete, dass dieses Rezept bereits mehrfach erprobt war.

Lila überflog die Angaben und pustete erleichtert aus, denn dafür musste man tatsächlich kein Jahrhundertkoch sein.

Schließlich waren alle Aufgaben und Rezepte verteilt, die Zutaten und die Messgeräte waren vorbereitet und es konnte losgehen.

„Also bemüht euch“, rief der Küchenchef, „die Gäste sollen schließlich nach dem Essen viel spenden! Wir wollen da ja eine ordentliche Summe zusammenbringen. Die Küche für die Nachspeisen ist übrigens etwas weiter hinten.“

In der Küche entstand plötzlich ein unglaublicher Lärmpegel. Alle klapperten mit Töpfen und Kochlöffeln, mit Messern und Brettern, und auch der erste Mixer ratterte los.

Der Küchenchef führte Lila und David schnell in den etwas abgetrennten Bereich der Küche, wo die Nachspeisen zubereitet wurden, dann ließ er die beiden alleine.

Lila drehte den Backofen auf 175 Grad auf, angelte sich eine passende Schüssel und begann das Mehl für den Teig abzuwiegen. „Du kannst ja in der Zwischenzeit die Eier für den Schnee trennen!“, rief sie David durch den Küchenlärm zu.

„Wie viele brauchen wir denn?“

„Sechs Stück!“ Lila zeigte ihm sechs Finger.

David nickte und begann das erste Ei aufzuschlagen. Es zerbrach sofort und die Hälfte des Dotters flutschte in das Eiweiß.

„Das kannst du gleich vergessen! So kann man den Schnee nicht mehr schlagen. Nimm ein frisches Ei und fang nochmals an!“ Das konnte ja was werden, der konnte nicht einmal ein Ei aufschlagen! Kein Wunder, dass er dauernd nur Fast Food aß!

David pustete etwas gequält aus, tat aber, was Lila ihm aufgetragen hatte. Er nahm ein frisches Ei und schlug es heftig an den Schüsselrand. Das Ergebnis war, dass große Teile der Schale im Eiweiß landeten.

„Das musst du mit der Gabel rausfischen, sonst kann man daraus keinen Teig machen!“ Lila schüttelte missmutig den Kopf. War er wirklich zu blöd, um ein einfaches Ei aufzuschlagen?

Nachdem er eine Zeit lang im Eiweiß herumgestochert hatte, warf David die Gabel klirrend zur Seite und griff nach dem zweiten Ei, um es aufzuschlagen.

Lila beugte sich tief über die Schüssel. „Ha! Da ist noch ein Stück Schale, das muss noch raus!“, rief sie, als sie das Corpus delicti erspähte.

„Das sieht man doch nicht einmal mit einer Lupe!“

„Vielleicht brauchst du ja eine Brille, ich aber sehe das mit bloßem Auge. Also raus damit!“ Lila stemmte ihre Arme in die Hüften und sah in giftig an.

David baute sich vor ihr auf und wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als der Küchenchef in den Raum kam und einen Blick in die Schüssel warf.

„Da ist eine Schale drinnen, die muss raus!“, kommandierte er nur und ging wieder.

Lila grinste schadenfroh: „Na, wer hat hier also wieder einmal recht?“, feixte sie. Sie sah, wie David die Augen zum Himmel verdrehte, aber trotzdem wieder zur Gabel griff und versuchte, das kleine Schalenstück zu erwischen.

Lila kicherte leise in sich hinein. Klarer Punktevorteil für sie! Bester Laune begann sie das Mehl zu sieben.

Endlich hatte David alle Eier getrennt. Er steckte den Mixer an und begann das Eiweiß zu Schnee zu schlagen.

„Das ist nicht steif genug!“, rief Lila, als David das Rührgerät abdrehte. „Du musst weiterschlagen!“, ordnete sie an. Der hatte doch wirklich von nichts eine Ahnung!

Gefährlich langsam drehte sich David in ihre Richtung. „Wenn du nicht sofort die Klappe hältst, Miss Strawberry, dann setze ich dir den Schnee auf, damit du sehen kannst, wie gut er auf deinem Kopf hält!“, sagte er, und seine Stimme war dabei beunruhigend leise.

„Das wagst du nicht!“, herrschte sie ihn an und starrte ihm dabei direkt in seine zornig funkelnden Augen, wobei sie versuchte, möglichst furchteinflößend zu schauen. Was bildete der sich eigentlich ein?

„Glaubst du?“ Seine Stimme war immer noch ganz ruhig, was ganz und gar nicht zu seiner Körperhaltung passte. Er hatte die Zähne zusammengepresst und die Unterlippe ein Stück nach vorne geschoben.

„Das glaube ich nicht, das weiß ich!“ Sie legte allen Hochmut, zu dem sie fähig war, in ihren Blick. Der konnte sie doch mal!

„Dann pass jetzt einmal gut auf!“, sagte David mit seiner ruhigen Stimme, hob die Schüssel und leerte Lila den geschlagenen Schnee über den Kopf. Wie ein kleiner Zuckerhut blieb er fest und aufrecht stehen.

Langsam stellte David die Schüssel wieder zur Seite, neigte sich ein Stück zurück und betrachtete sein Werk. „Ich habe ja gesagt, der Schnee ist fest genug!“.

Lila war völlig starr. Das konnte jetzt einfach nicht passiert sein. Es konnte nicht sein, dass ihr dieser Wahnsinnige einfach das geschlagene Eiweiß über den Kopf geleert hatte. Sie griff nach oben, um das Unglaubliche zu ertasten. Ihre Finger griffen in eine schaumige Masse. Plötzlich begann der Schneehut auf ihrem Kopf zu rutschen, glitt über ihre Nase und landete mit einem „Platsch“ auf ihren schwarzen Schuhen.

Lila spürte, wie das Blut in ihrem Kopf zu dröhnen begann. Ihr Atem kam stoßweise und sie sah einen dicken, roten Schleier vor ihren Augen. Wie im Delirium griff sie nach der Plastikschüssel, in die sie das Mehl für den Teig gesiebt hatte. Mit einer einzigen ruckartigen Bewegung schleuderte sie es David ins Gesicht. Sofort waren sie in eine dichte Staubwolke eingehüllt, die das Sonnenlicht, das in hellen Strahlen durch die Küchenfenster schien, beinahe zur Gänze filterte. In diesem Nebel aus Mehl warf sich Lila mit all ihrem Zorn auf David. Sie wollte ihm wehtun, wollte, dass er für all das büßte, was sie in den letzten Tagen mit ihm mitgemacht hatte. Sie würde ihm die Augen auskratzen, die Haut vom Leib reißen, die Haare einzeln ausreißen; Hauptsache er litt.

Sie hatte bei ihrem Überraschungsangriff so viel Schwung, dass sie David mit sich zu Boden riss. Der versuchte noch, sich in letzter Sekunde, bevor er das Gleichgewicht verlor, irgendwo festzuhalten, erwischte dabei aber nur das Gefäß mit den Eidottern, das mit lautem Klappern umfiel und dessen Inhalt sich nun in einem zähen Schwall über sie ergoss.

Lila hatte so viel Adrenalin im Blut, dass sie es locker mit einem rasenden Stier in der Arena von Pamplona hätte aufnehmen können. Sie war wütend wie noch nie in ihrem Leben. Mit wilden Schlägen hämmerte sie mit ihren Fäusten auf David ein; sie wollte ihn treffen, ganz egal wo.

Leider landete sie nur zwei härtere Treffer auf seiner Schulter, denn David brauchte nur ein paar Schrecksekunden, um sich zu wehren. Er griff nach Lilas Handgelenken, umfasste sie fest und drehte sich mit ihr gemeinsam um die eigene Achse. Als sie unter ihm lag, drücke er ihre Arme seitlich auf den Boden.

„Ich hoffe, du bist zufrieden!“, presste er hervor und fixierte Lila dabei mit seinen Beinen unter sich.

Die versuchte sich aus dieser Umklammerung zu befreien und trat wie wild um sich, wobei ihr kurzer Rock bis über die Pobacken hochrutschte und sie beide Schuhe verlor.

Sie waren beide mit einer klebrigen Mischung aus Eischnee, Mehl und Dotter beschmiert, und auf Lilas offenen Haaren thronte noch ein kleiner Rest des Schneebergs. Wild keuchend kämpfte sie darum, ihre Hände frei zu bekommen.

Auch David atmete schwer. „Hörst du endlich auf?“, keuchte er und legte sich dabei mit seinem ganzen Gewicht auf Lila.

Sein Gesicht war nur wenige Zentimeter von ihrem entfernt. Irgendwie war er ihr plötzlich zu nahe. Sie wollte ihm wehtun, ihn nicht so nahe spüren. Sie fühlte seinen ganzen Körper, spürte seinen Brustkorb, wie er sich heftig hob und senkte, und bemerkte auf einmal, wie schwer er zwischen ihren Beinen lag. Hilflos wandte sie ein letztes Mal ihren Kopf hin und her, doch er kam ihrem Gesicht immer näher. Plötzlich war sie wie versteinert, sie konnte sich nicht mehr bewegen, all ihre Muskeln waren wie gelähmt. Sie merkte nur, dass er sie gleich küssen würde, dass er seine Lippen gleich auf ihre pressen würde. Sein Atem strich über ihre Wangen, und ihr Herz begann wild und unrhythmisch zu klopfen.

„Ich habe keine Ahnung, was ich hier tue“, flüsterte er und senkte seinen Mund.

Lila spürte das leichte Kratzen seiner Barthaare auf ihren Wangen. Sie lag hier auf dem Boden, war von oben bis unten mit Teig beschmiert, und konnte sich in diesem Moment nichts Schöneres vorstellen, als von David geküsst zu werden. Sie hob ihren Kopf ein kleines Stück, um ihm etwas entgegenzukommen.

„Wie weit ist die Nachspei …?“, rief der Küchenchef laut und stoppte mitten in der Frage, als er die mit Eipampe verschmierte Küche sah.

Lila und David fuhren auseinander.

„Seid ihr total verrückt? Was macht ihr da? Wo ist die Nachspeise? Die sollte längst im Ofen sein!“ Flehend hob er seine Hände in Richtung Himmel. „Was sollen wir jetzt nur servieren?“

Lila spürte schlagartig, wie hart der Boden unter ihr war, wie schwer David auf ihr lag und was sie gerade im Begriff gewesen war zu tun. Sie hatte beinahe David Reichmann geküsst! David, die Person, die Zeit ihres Lebens tabu für sie gewesen war! Was war nur in sie gefahren? Ein bisschen körperliche Nähe zu diesem Mann, und schon hatte sie all ihre Vorsätze über Bord geworfen. Wie peinlich! Erst jetzt merkte sie, wie hoch ihr Rock gerutscht war und dass nur noch ihr Höschen zwischen ihr und Davids Jeans war. Erde tu dich auf! Hastig versuchte sie ihren verflixten Rock ein Stück nach unten zu ziehen.

David schaute sie irritiert mit glasig glänzenden Augen an, so als ob auch er erst jetzt mitbekäme, was da beinahe gelaufen wäre. „Okay, das war’s dann wohl“, murmelte er, rutschte von Lila runter, kniete sich hin und reichte ihr die Hand, um sie mit sich hochzuziehen.

Lila hievte sich hastig hoch, rutschte dabei aber mit ihren bloßen Füßen auf der glitschigen Pampe aus und wäre beinahe wieder nach hinten gefallen, hätte David sie nicht schnell um die Taille gefasst.

„Nimm deine Finger da weg“, fauchte sie ihn an. Er sollte ja nicht glauben, dass sich zwischen ihnen etwas geändert hatte.

„Wie du willst“, antwortete David leise, drehte sich weg und begann nach einem Tuch zu suchen, um die Küche zu putzen.

Schweigend standen sie zwei Stunden nebeneinander, schrubbten und wischten, bis die Küche wieder so sauber war wie vor ihrer kleinen Schlacht.

Als Nachspeisenersatz hatte irgendjemand schnell Eis von einem Konditor geholt. So bekamen die Gäste Gefrorenes mit Früchten, und alle waren hellauf begeistert und spendeten fleißig.

Auf der Heimfahrt sprachen sie kein Wort, und auch ihr allabendliches Duschritual verlief schweigsam.

David sagte nur kurz: „Dreh dich weg und setz die blöde Maske auf!“, als er sich in die Dusche stellte, und damit war die Konversation für diesen Abend auch schon wieder beendet.

Als sie im Bett lagen, hatte Lila das unbestimmte Gefühl, ihm am Nachmittag zu nahe gekommen zu sein, und zwar nicht nur körperlich. Da war etwas gewesen, das hatte sie gespürt und er offensichtlich auch. Etwas, das sie beide ganz und gar nicht wollten.

David hatte sich auf die andere Seite gedreht, und sie merkte, dass er wach da lag und nicht schlafen konnte, genauso wie sie.

Der will ja mich!

Подняться наверх