Читать книгу Mädchen oder Junge? Das Geschlechterlabyrinth - Sylvia Rosenkranz-Hirschhäuser - Страница 4

Vorworte

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Vorwort 1

Das Buch entsteht während der Fußballfrauenweltmeisterschaft.

Die Frauen stürmen, dribbeln, grätschen, foulen, siegen………

Ein Frauensport? Warum nicht!....(.Sendung hart aber fair mit Hajo Schuhmacher, Töpperwien, Uli Stein, Bärbel Wohlleben….am 6.07.11)

Vorwort 2

Während ich diese Zeilen schreibe, wünsche ich mir einen Mann ins Haus, einen richtig großen, starken zum Anpacken, einen der zupacken kann, einen durch und durch praktischen typischen Mann.

Gerade komme ich aus meinem Garten, habe mit dem Spaten in Wurzelboden gestochen, in tiefe, feste verwurzelte Erde, die kaum zu durchdringen ist. Dazu braucht es Kraft, Männerkraft. Ich fühle mich überfordert, möchte delegieren, nicht mehr alles mit Frauenhand und Frauenkraft machen müssen. Ich habe ausgepowert. Genug Frauenpower gezeigt. Über Jahre. Fast Jahrzehnte.

Morgen steht Rasen mähen an, ein Hangrasen, rauf, runter, runter, rauf. Auch auf dem Rasen habe ich gezeigt, was ich als Frau kann, jahrein, jahraus, immer gezeigt, mir und jedem anderen, der es sehen oder hören oder wissen wollte.

Nun reicht’s. Ich möchte, dass ein Mann meine Gartenarbeit übernimmt, das Äste schneiden, Bäume fällen, Abfall schleppen.

Vorwort 3

Vor wenigen Wochen titelte die Frankfurter Rundschau den Vorschlag Merkels, Niedersachsens Landeschef Wulf zum Präsidentschaftskandidaten zu machen mit dem Ausruf: Es ist ein Junge!

Vorwort 4

Auf der Nachhausefahrt sitze ich in der S-Bahn und höre von zwei etwa elf- bis zwölfjährigen Jungen folgendes Gespräch:

‚Weißt du, das Leben mit Bruder und Schwester ist ganz anders als nur mit Bruder.’-

‚Ich weiß das, mit Schwester regelt man alles mit Reden – mit Bruder mit Kloppen.’

Vorwort 5

Das Thema ist so alt wie die Menschheit.

‚Ist es ein Junge oder ein Mädchen?’- die erste Frage nach einer Geburt.

Einerseits die unwichtigste, die gestellt werden kann, die Frage ‚Ist es gesund?’ ist zweifelsfrei die wichtigste, dennoch folgt diese Frage fast immer an zweiter Stelle.

Andererseits ist es aber auch sehr entscheidend, ob ich als Mädchen oder als Junge, als Frau oder als Mann durchs Leben gehe.

Das Thema ist heikel.

Es hat eine unendlich lange wechselhafte Geschichte.

In unzähligen Büchern wurde und wird über das Verhältnis ‚Mann-Frau’ geschrieben und immer wieder anders und/oder neu oder auch immer wieder die gleiche Frage nach der Unterschiedlichkeit und dem Warum.

Das Thema ist gesellschaftspolitisch brisant und interessant, denn es polarisiert, ist in seiner Bewertung subjektiv und wird in seiner Objektivierung aus subjektiven Quellen gespeist.

Die Thematik der Geschlechtsspezifigkeit umfasst eine ähnliche Spannbreite der Beurteilungen wie die Frage nach der Intelligenz: ist sie zu nahezu 100 Prozent genetisch oder ist sie zu nahezu 100 Prozent von sozio-kulturellen Faktoren abhängig? Wie ist sie zu beeinflussen?

Meinungen, Einschätzungen, Untersuchungen, Studien verändern sich im Laufe der Jahrzehnte, je nach sozial- und kulturpolitischem Mainstream und gesellschaftspolitischem Avantgarde-Denken. Gab es in den sechziger-siebziger Jahren die vorrangige Meinung (natürlich mit wissenschaftlichen Belegstudien), Intelligenz sei zu 90 Prozent erziehungs- und herkunftsbedingt, bildungsabhängig und beeinflussbar, so änderte sich in den folgenden Jahrzehnten (mit natürlich ebenso belegbaren Studien) die Wertigkeit um riesige Prozentzahlen bis zu der These, Intelligenz sei zu etwa 10 Prozent genetisch. Im Zwischenfeld tummelten sich munter Behauptungen und Vermutungen und heute ist wohl die vorrangige These akzeptiert, dass Genetik und soziale Umwelteinflüsse sich die Waage halten. An Beweisbarkeit wird es allerdings allen Untersuchungen weiterhin mangeln.

Einem vergleichbaren Wandel und Wechsel an Behauptungen und Beurteilungen ist die Geschlechterfrage unterworfen.

Was ist an Jungen-/Männerverhalten und entsprechend Mädchen-/Frauenverhalten genetisch und was ist durch Erziehung und Umwelt erworben bzw. kann durch Erziehung beeinflusst und verändert werden? Zahllose Texte kursieren in diversen Fachbüchern diverser Fakultäten.

Eines Beweises wird die Wissenschaft auch hier schuldig bleiben.

Ich behaupte, die Position zu der gestellten Frage hängt von der eigenen Biographie, vielen individuell erlebten Erfahrungen und geschlechtsunabhängiger psychischer Konstitution ab. Unbewusst fließen so geprägte unterschiedliche Faktoren in Wertungen ein.

Meine persönliche Beschäftigung mit der Thematik fußt auf zunächst nicht definierbarem Interesse, das ich lange Zeit immer wieder in mir spüre und einer Unmutsreaktion, wenn ich auf pauschale Polarisierungen zu der Geschlechterrolle in Wort und Bild treffe.

Das Thema begleitet mich durch mein Leben, es umkreist mich immer wieder, lässt mich Kopf schütteln, lachen, wütend werden, ungläubig staunen, lässt mich nachdenklich werden, es ist so umfassend und in so vielen Bereichen implizit enthalten, wenn nicht direkt, so zumindest indirekt, dass ich täglich darauf stoße: zu Hause, im Beruf, in den Medien, in unserer Gesellschaft, eben überall.

Heute lese ich gerade wieder unsägliche Artikel zum ‚girls day’, für mich Anlass, die ersten Zeilen dieses Buches zu schreiben.

Die kaum überschaubare Textflut in Wort und Schrift, in der Junge oder Mädchen, Frau oder Mann inhaltlich thematisiert werden, macht es schwer einen roten Faden an konzeptionellem Vorgehen zu legen.

Ob in Psychologie, Pädagogik, Soziologie, die Geschlechterrollen haben in jeder Wissenschaft ihren Stellenwert, die Reihe ließe sich fortsetzen: Biologie (logisch), Medizin, Religion (Adam und Eva), Germanistik (Grammatik: der, die, das!), Geschichte (die großen Kaiserinnen und Königinnen, die blutrünstigen Herrscher!), Politik (auch die aktuelle Situation: erste Kanzlerin)

In diesem Wirrwarr der Thematik und der daraus folgenden Schwierigkeit des Herausgreifens der wichtigen, aussagekräftigsten Kernpunkte, habe ich mich entschlossen, ein subjektives Buch zu schreiben.

Ich schreibe meine eigene Jungen-Mädchen Geschichte und meine ganz persönlichen Gedanken dazu auf, ich trage so etwas wie Puzzleteile zu einem Ganzen zusammen.

Das Ganze wäre dann ein gesellschaftlicher Komplex, in dem die Mädchen-Jungen-Frau-Mann Problematik sichtbar, fühlbar und spürbar würde.

Ich unternehme eine chronologische Mädchen-Jungenreise, gelange über persönliche Erlebnisse und Erfahrungen zu Ansichten und Meinungen und stelle diese zur Diskussion.

Jede Leserin, jeder Leser kann darin sich selbst suchen und vielleicht auch finden.

Sollte Provokantes zwischen den Zeilen zu lesen sein, wäre es entweder Absicht von mir oder entstünde aus der jeweiligen subjektiven Perspektive der Leserin, des Lesers.

Im Grunde wäre genau dieses Empfinden eine meiner hypothetischen Behauptungen:

Die individuelle Sozialisation mit ihren eigenen Prägungen entscheidet über die persönlich erlebte Geschlechterrolle. Wie ich mich als Mädchen, als Frau oder eben umgekehrt als Junge, als Mann sehe, erlebe, empfinde, ob unterlegen, überlegen, devot, in Konkurrenz zum anderen Geschlecht, hängt von vielfältigen Faktoren ab, die in der Summe die lebenslange gesellschaftliche Position ergeben.

Mädchen oder Junge? Das Geschlechterlabyrinth

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