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Sylvie C. Ange

Frei wie der Wind

Short Vintage Romance

Wovor hast du Angst?

Glaubst du mir nicht, dass ich dich schon immer geliebt habe?

Catherine betrachtete ihr Gesicht im Spiegel. Es zeigten sich die ersten kleinen Lachfältchen um die Augen, aber sonst war die porzellanfarbene Haut ebenmäßig, die ungewöhnlichen azurblauen Augen leuchteten und passten hervorragend zu dem halblangen hellen Haar. Sie strich die Taille entlang und glättete die hochgeschlossene weiße Spitzenbluse. Sie atmete tief durch.

Was sollte sie bloß tun?

Es waren viele Jahre seit der letzten Begegnung vergangen Sollte sie überhaupt hingehen? Sie könnte krank werden, einen unerklärlichen Migräneanfall haben, einen dringenden Termin haben … Unsinn.

Louise würde ihr nie verzeihen, wenn sie nicht zu ihrem vierzigsten Geburtstag kommen würde. Catherine hob die Schultern und seufzte hörbar auf.

Louise war ihre beste Freundin, mit ihr hatte sie viel erlebt, viel gemeinsam und jetzt waren sie plötzlich beide vierzig. Sie hatten sich lange nicht gesehen, aber sie schrieben sich regelmäßig E-Mails.

Sie musste hingehen, dies stand fest.

Vielleicht war er gar nicht da.

Natürlich wird er da sein, er war Louises Bruder, also nur keine Illusionen, Catherine. Du wirst ihm, um einige Jahre älter, gegenübertreten müssen. Ihre Gedanken spielten verrückt.

Sie drehte sich noch mal zum Spiegel. Sah doch alles passabel aus, und außerdem war es egal was er denken würde.

»Es ist dir nicht egal, Catherine«, sagte sie sarkastisch und streckte ihrem Spiegelbild die Zunge entgegen.

o

»Catherine, meine Güte, ich hätte dich fast nicht erkannt.«

Louise stand auf der Terrasse ihres Hauses und winkte ihr zu.

»Ja so ist das, wenn man sich ein paar Jährchen nicht sieht«, antwortete Catherine und umarmte Louise.

»Du siehst beneidenswert gut aus, Catherine. Wie machst du das nur, dass du so schlank bleibst? Du hast die Figur eines Mannequins.«

»Louise, du übertreibst wieder, ich glaube fast du willst ein besonderes Geburtstagsgeschenk von mir.«

»Und du hast noch immer kein Selbstbewusstsein, meine liebe Freundin, warum glaubst du mir mein Kompliment nicht? Es ist wirklich ehrlich gemeint.«

Catherine umarmte ihre Freundin wieder.

»Okay, wenn du es sagst, werde ich dir glauben.«

o

Catherine schüttelte unzählige Hände. Louises Bekannte, Freunde und Verwandte waren zahlreich erschienen.

»Wo hast du nur gesteckt, Catherine?«, fragte Louises Mutter.

»Ich bin so mit meiner Arbeit beschäftigt, ich komme kaum zum Atmen.«

»Louise hat mir erzählt, dass du den Redakteurjob übernommen hast.«

Während Catherine den Erzählungen von Louises Mutter lauschte, fühlte sie sich immer behaglicher, denn aus welchen Gründen immer, war Mathis nicht anwesend. Vielleicht war er wieder in fernen Landen unterwegs, so wie früher. Diesmal wahrscheinlich mit seiner Frau. Nun erübrigte sich alles und sie brauchte sich keine weitere Ausrede mehr einfallen lassen, warum sie damals seiner Einladung zur Hochzeit nicht gefolgt war.

»Nun habe ich genug geplaudert, entschuldige mich, aber ich habe Camille ankommen sehen.« Louises Mutter zwinkerte ihr vergnügt zu.

»Natürlich, wir sehen uns später.« Catherine sah auf die bunte Gesellschaft, die gute Laune versprühte. Langsam schlenderte sie auf die Terrasse. Louise hatte ein hervorragendes Händchen für den Garten. Überall blühten verschiedenste Blumen, eine kleine Brücke führte über einen Gartenteich, in dem sich exquisite Kois befanden, die Louise selbst aus Japan geholt hatte – da gab es Drachen ähnlich aussehende, goldfarbene, dreifarbige Seltenheiten – stolz hatte ihr Louise einige Zuchtformen erklärt, die so exotisch anmutende Namen wie »Utsurimono Utsuri« hatten.

Ein Teil des Gartens war ganz im japanischen Stil angelegt, ein Teil gehörte selbst angebauten Kräutern und Gemüse und ein Teil lag in geordneter Wildheit in dem die Kinder toben und gegebenenfalls Freunde einladen durften. Catherine beneidete Louise um diese Idylle, um ihre Familie, um ihren liebenswürdigen Mann mit dem klangvollen Namen Laurent und um die zwei Jungen.

Sie selbst hatte die Karriere gewählt und … sie hatte damals nein gesagt, als Mathis sie gefragt hatte, ob sie mit ihm, frei wie der Wind, über den Ozean segeln wolle.

Sie war verlobt gewesen, hatte eigentlich vor gehabt eine Familie zu gründen – und außerdem – wie hätte es wohl ausgesehen, wenn eine Dreißigjährige mit einem Dreiundzwanzigjährigen den Erball umsegelte.

Du mit deiner Moral, und was hat dir die Entscheidung gebracht: Arthur hatte die Verlobung gelöst. Catherine schalt sich insgeheim und sah versunken auf die beleuchteten Laternen, die den Garten in behagliche Atmosphäre tauchte.

Wie oft hatte sie bereut, Mathis’ Angebot abgelehnt zu haben. Als sie damals die Ansichtkarte erhielt, die er ihr geschickt hatte, war sie in Tränen ausgebrochen und dann wurde ihr bewusst, dass sie für ihn doch mehr Gefühle hegte, als sie gedacht und zugegeben hatte.

Nach einem Jahr war Mathis zurückgekehrt, und es kam die Einladung zu seiner Hochzeit. Catherine war erneut in Tränen ausgebrochen. Sie vergönnte und wünschte ihm sein Glück, trotzdem war sie nicht fähig gewesen zur Hochzeitsfeier zu kommen. Sie wollte ihn einfach nicht mehr sehen, um sich selbst vor Wehmut zu schützen. Dass er enttäuscht sein würde, hatte sie gewusst, denn Mathis hatte sie freundschaftlich sehr ins Herz geschlossen.

Manchmal hatte Louise sie seltsam angesehen, vermutlich hatte sie viel früher bemerkt was sie für Mathis wirklich empfand, aber ihre Freundin verlor nie ein Wort darüber.

Genau ein halbes Jahr später, verließ Arthur sie, ohne viele Worte.

Ein Laternenlicht verlöschte und Catherine lächelte. Sie hatte gewusst, dass sie wieder in der Vergangenheit schwelgen würde, wenn sie zu Louise kam. Zum Glück war Mathis nicht da, sie hätte seinen Anblick nur mit großer Mühe überstanden.

»Cat?«

Catherine erstarrte und hielt unbewusst den Atem an. Schon lange hatte sie niemand »Cat« genannt.

Nein, nein … das durfte nicht sein, gerade war sie erleichtert gewesen … froh darüber, dass er nicht da war … und nun … nun hörte sie seine einschmeichelnde Stimme.

Sie wagte sich nicht umzudrehen.

Wie würde er aussehen? Warum konnte man sich in manchen Situationen nicht auflösen, verschwinden, sich wegbeamen?

»Cat?«

Mit einem Schwung drehte sich Catherine um.

Sie hatte es geahnt. Da war er wieder, dieser Blick, der ihr in die Glieder fuhr und es fertig brachte, dass sie weiche Knie bekam.

»Mathis, wie schön dich zu sehen. Bist du gerade angekommen?« Nervös streifte Catherine eine vorwitzige Haarsträhne aus der Stirn.

»Ja. Ich bin eben eingetroffen, etwas verspätet, aber doch. Du siehst …«

Ach herrje, jetzt kam Mathis’ berühmte Direktheit, Catherine hielt erneut die Luft an.

»… toll aus, hast dich zwar etwas verändert, aber zu deinem Vorteil.« Er grinste sie augenzwinkernd an.

»Seit wann teilst du Komplimente aus?« Catherine lachte.

»Manchmal muss man das tun, vor allem bei besonderen Menschen.«

Sie versuchte seinem Blick nicht auszuweichen. »Du siehst auch gut aus. Was machst du so? Wo ist deine Frau?« Was für eine Konversationseinleitung. Gleich nach seiner Frau zu fragen war wirklich nicht nötig gewesen, dachte Catherine ärgerlich.

»Cecile hat sich in einen anderen Mann verliebt, seither lebe ich ein zufriedenes Singelleben.«

»Das tut mir leid, aber du hast sicher eine Menge Bekannte, nicht wahr.«

Mathis lachte.

»Natürlich, aber nichts Dauerhaftes. Was ist mit dir, hast du Arthur geheiratet?«

»Nein. Er hat mich ein halbes Jahr nach deiner Hochzeit verlassen.« Sie biss sich fasst auf die Zunge. Jetzt hatte sie selbst das Thema angeschnitten.

Mathis’ Blick ruhte auf ihr und dann kam die erwartete Frage.

»Übrigens Hochzeit, weshalb bist du damals nicht gekommen. Ich war sehr enttäuscht, Cat.«

»Ich … ich hatte so viele Termine, es ging einfach nicht.«

»Du konntest einen Termin nicht verschieben? Was war das für ein äußerst wichtiger Termin?«

Catherine strich ihren Rock glatt. »Ich weiß es nicht mehr, jedenfalls … es war einfach nicht möglich gewesen.«

»So ganz werde ich das Gefühl nicht los, dass du ein wenig mogelst, Cat, aber okay, belassen wir es dabei.«

Catherine war über ihre Gefühle, die in ihrem Inneren tobten, in Aufruhr.

»Mathis, Mathis …« Louise eilte echauffiert heran.

»Ach hier versteckst du dich, natürlich mit Catherine. Hätte ich mir denken können.«

Catherine sah in Louises lächelndes Gesicht. Louise sah von Mathis zu ihr und bekam wieder diesen rätselhaften Blick. Sie wusste es schon immer. Catherine wich dem Blick ihrer Freundin aus.

»Mathis, Cecile ist gekommen und hat mir zum Geburtstag gratuliert.«

»Das ist ja ein Ding, woher weiß sie von der Party?«

»Das ist ein ganz verworrene Geschichte: Laurent hat ein paar Fliegen mit einer Klappe schlagen wollen und drei seiner neuen Geschäftspartner mit deren Frauen zur Party eingeladen und Cecile ist nun die Frau des einen Partners.«

Mathis prustete vor Lachen.

»Also, wenn man so etwas planen wollte, gelingt einem dies nie. Ich werde sie anstandshalber begrüßen, begleitest du mich, Cat?«

»Ja, wenn du das willst.«

»Und ob ich das will.«

o

Als sie gemeinsam zurück zu den Gästen gingen, nahm Mathis Catherines Arm und legte ihn unter seinen.

»Hallo Cecile, welche Überraschung dich hier zu sehen.«

»Mathis, ich dachte du wärst auf Reisen«, stotterte Cecile.

»Wie du siehst, bin ich das noch nicht. Darf ich dir meine Freundin Cat vorstellen.«

Die beiden Frauen reichten sich die Hände.

»Mein Mann muss auch hier irgendwo sein«, sagte Cecile schnell, verschwand und kam mit einem gut aussehenden Mann im Schlepptau wieder.

Catherine glaubte ihren Augen nicht zu trauen.

»Das ist mein Mann Arthur Morel.«

o

Mathis war mit Catherine wieder auf die Terrasse gegangen und konnte sich vor Lachen nicht mehr halten.

»Ich glaube das einfach nicht, dein Ex-Arthur, hat meine Ex-Cecile geheiratet. Das ist doch kein Zufall mehr, das ist ein Wink des Schicksals.«

Catherine lachte verhaltener.

»Also ich muss das Ganze erst irgendwie einordnen. Wieso ein Wink des Schicksals?«

Mathis stand mit dem Rücken zu ihr über die Terrassenbrüstung gelehnt. Er hatte zu lachen aufgehört. Eine Weile war es still, dann wandte er sich um, kam langsam näher und legte seine Hände auf Catherines Schultern.

»Cat … warum bist du damals nicht zu meiner Hochzeit gekommen?«

Catherine konnte die feine Vibration in seiner Stimme hören.

»Mathis, es ist eine Menge Zeit vergangen, das ist doch jetzt nicht mehr wichtig.«

»Sag es mir«, verlangte er bestimmt, während Catherine sich ihm zu entwinden versuchte, aber er hielt sie fest.

»Wir haben uns heute erst seit … vielleicht drei, vier Stunden unterhalten und …«

»Sag es mir«, drängte er.

»Bitte Mathis, ich kann nicht, ich würde mich nur lächerlich machen und das möchte ich nicht.«

»Cat, bitte, ich muss es wissen. Jetzt.«

»Gut, damit du etwas zum Lachen hast. Ich wollte es nie zugeben, aber …«

»Was?«

»Ich hatte nicht, wie du, nur freundschaftliche Gefühle für dich. Ich hatte mich in dich verliebt. Über dein Glück freute ich mich natürlich, gleichzeitig war ich unendlich traurig. So nun ist es heraus. Bitte sag Louise nichts, sie würde wieder ihren sonderbaren Blick bekommen.«

Weiter kam sie nicht, denn Mathis beugte sich über sie und küsste sie mit einer Leidenschaft, die Catherine überwältigte.

Ungläubig starrte sie ihn an.

»Das wollte ich schon immer tun, aber du hast nie zu erkennen gegeben, was du für mich fühltest, dabei wollte ich dich, Cat. Es ist alles Bestimmung, ich fühle es.«

»Ich weiß nicht was ich nun sagen soll.«

»Cat, du hast damals abgelehnt, als ich dich bat mit mir um die Welt zu segeln – jetzt frage ich dich wieder: Willst du mit mir für ein Jahr nach Neuseeland kommen? In zwei Monaten reise ich ab.«

»Du willst, dass ich mit dir nach Neuseeland komme? Wie soll ich das anstellen? Ich kann doch hier nicht einfach verschwinden, meine Arbeit … und außerdem möchte ich nicht nur eine Episode für dich sein.«

Mathis sah ihr fest in die Augen.

»Cat, wovor hast du Angst? Glaubst du mir nicht, dass ich dich schon immer geliebt habe?«

Catherine sah den sehnsüchtigen Blick in seinen Augen.

»Ich habe mir so gewünscht, dass du mich liebst.«

»Dann gib uns eine Chance, Cat … wir beide … erinnerst du dich: Frei wie der Wind … Cat, komm mit mir.«

»Frei wie der Wind«, murmelte Catherine leise. »Ich weiß nicht … ich weiß nicht was ich denken soll, ich bin von Gefühlen und Worten so irritiert und aufgewühlt.«

»Okay, ich bitte dich, dass wir uns zurückziehen und alles besprechen? Ich will dir jede Frage beantworten, die du mir stellst.«

Er zog sie langsam an sich und es war, als blicke er ihr tief in ihr Innerstes. Dann konnte Catherine in seinen Augen lesen.

Sie verstanden sich ohne Worte und wenn sie dies konnten, dann war alles richtig. Sie nickte, denn diesmal musste sie die Chance nutzen.

Sie wollte alles auskosten, tatsächlich erleben, wovon sie schon so lange geträumt hatte.

Love Petit Fours

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