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Einleitung Rom im 1. Jahrhundert n. Chr.

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Nach einem ganzen Jahrhundert, das vom Bürgerkrieg in seinen verschiedenen Phasen geprägt war, erholte sich Rom unter Octavian Augustus allmählich von den Erschütterungen jener Zeit, und während Augustus den Schein der Wiederherstellung der alten res publica aufrechterhielt, setzten sich er und seine Nachfolger in Wirklichkeit immer stärker gegen die Macht des Senates durch: außenpolitisch, indem die Leitung der äußeren Provinzen, in welchen die Legionen stationiert waren, vom Kaiser übernommen wurde. Die inneren Provinzen ohne Militär wurden vom Senat verwaltet. Innenpolitisch machte sich besonders die kaiserliche Einflussnahme bei den Magistratswahlen bemerkbar.

Auf Augustus folgten im Jahr 14 n. Chr. Tiberius, diesem im Jahr 37 Gaius, Sohn des Germanicus und Agrippinas, geb. 12 n. Chr. Aufgrund seiner Jugend, die er bei den Legionen verbracht hatte, wurde er nach dem Schuhwerk der Soldaten Caligula (Stiefelchen) genannt. In seiner Regierungszeit wurde der Schriftsteller Tacitus geboren. Caligula war unter Mitwirkung des Senates zur Kaiserwürde gelangt und regierte zunächst auch sehr besonnen, doch schlug sein Herrschaftsstil bald in Willkür und Verschwendungssucht um. Deswegen ließ er wohlhabende Römer vor Gericht stellen und unter fadenscheinigen Gründen verurteilen, um ihr Vermögen einzuziehen. Solchen Maßnahmen trat der Senat weder geschlossen noch entschlossen entgegen. Bereits Caligula hegte Pläne, Britannien zu erobern. Im Jahr 41 wurde er allerdings ermordet, bevor es zur Umsetzung kam, und ihm folgte sein Onkel, Kaiser Claudius.

Dieser war der Sohn des jüngeren Drusus und zwei Jahre vor seinem Neffen geboren. Claudius wurde von den Prätorianern zum Kaiser erhoben. Zu den bedeutenden Taten dieses Herrschers gehört die Verleihung des römischen Bürgerrechts an die Gallier, und in seine Regierungszeit fällt die Invasion der Römer in Britannien, die im Gegensatz zu C. Iulius Caesars erstem Aufenthalt zur weiteren Eroberung der Insel durch die Römer führte. Auf Claudius folgte mit Nero im Jahr 54 der letzte Herrscher der julisch-claudischen Dynastie. Nero war 37 geboren und der Sohn C. Domitius Ahenobarbus’ und der Iulia Agrippina, einer Enkelin des Augustus. Ihn hatte Claudius adoptiert, und die Prätorianer riefen ihn zum Kaiser aus. Erzogen worden war Nero von dem stoischen Philosophen Seneca, und solange er noch unter dessen Einfluss stand, setzte er vernünftige Reformen der römischen Politik durch und nahm Rücksicht auf den Senat. Nachdem aber Seneca die Kontrolle über seinen Zögling verloren hatte, entwickelte sich Nero zu einem grausamen Gewaltherrscher. Er ließ 55 seinen Halbbruder Britannicus ermorden und 59 seine Mutter Agrippina, er verstieß seine Frau Octavia, ordnete später ihre Ermordung an und vermählte sich neu mit Poppea Sabina; er trat öffentlich als Wagenlenker und Sänger auf. Seine außenpolitische Tätigkeit ist gekennzeichnet durch die Niederschlagung des Boudicca-Aufstands in Britannien und durch den Sieg über die Parther und Armenier. Eine im Jahr 64 in Rom ausgebrochene Feuersbrunst wurde ihm zur Last gelegt, was aber nicht bewiesen werden kann. Immerhin profitierte der Kaiser selbst am meisten davon, indem er wichtige Teile Roms nach eigenen Plänen neu aufbauen konnte, dabei wurde auch ein riesiger Kaiserpalast errichtet. Den Zorn der Bevölkerung lenkte er geschickt auf die in Rom gerade sich entwickelnde Gemeinde der Christen, die hier erstmals in großer Zahl verfolgt wurden. Nach der Aufdeckung der Pisonischen Verschwörung gegen Nero wurde unter anderem der Philosoph Seneca zum Selbstmord gezwungen. Der Senat hatte Nero nichts entgegenzusetzen, doch im Jahr 68 riefen die römischen Legionen im diesseitigen Gallien im Juni den bereits 73-jährigen Sulpicius Galba zum neuen Kaiser aus, der ein erfolgreicher Statthalter in mehreren Provinzen gewesen war. Nero ließ sich auf der Flucht vor dessen Anhängern selbst ermorden. Als jedoch Galba die Soldaten nicht in der erhofften Weise entlohnte, sondern sich als geizig erwies, erhoben die Prätorianer im Januar 69 an seine Stelle M. Salvius Otho, einen ehemaligen Günstling Neros, der jedoch in A. Vitellius sogleich einen Konkurrenten hatte, der ihn in einer Schlacht bei Cremona im April 69 besiegte und so zum Selbstmord veranlasste.

Nach diesen Wirren wurde T. Flavius Vespasianus von mehreren Legionen zum Imperator ausgerufen, der gerade in Palästina Krieg gegen die Provinz Judäa führte. Bei seinem Einmarsch in Rom zu Beginn des Jahres 70 hatte Vitellius bereits den Tod gefunden. Vespasian gelang es, mit seiner aus Reate stammenden Familie eine neue Dynastie, wenigstens über zwei Generationen, zu installieren. Vespasian war 9 n. Chr. geboren, hatte als Militärtribun in Thrakien und Quästor in Kreta und Kyrene gedient, 38 war er Ädil, 39 Prätor, dann Legat in Germanien und Britannien und noch vor 62 Prokonsul in Afrika, 66 schließlich in Judäa. In der Innenpolitik führte er eine Beruhigung herbei; außenpolitisch ist seine Regierungszeit gekennzeichnet von der Niederschlagung des Bataveraufstands unter Iulius Civilis 71 und der Einnahme Jerusalems durch seinen Sohn Titus im Jahr 70. Auf Vespasian folgte 79 für eine nur zweijährige Regierungszeit sein Sohn Titus, dessen Regierung von den Geschichtsschreibern im Nachhinein durchaus positiv beurteilt wird. 79 n. Chr. wurde Italien durch den Ausbruch des Vesuvs erschüttert, bei dem die Städte Pompeji und Herculaneum am Golf von Neapel vollständig unter Asche begraben wurden.

Auf Titus folgte sein jüngerer Bruder Domitian (geb. 51, Kaiser 81 bis 96), der Tacitus, Plinius d. Jüngeren und andere Schriftsteller jener Zeit am nachhaltigsten beschäftigte. Nach einem von den Zeitgenossen positiv bewerteten Start in seine Regierung entwickelte er sich bald zu einem despotischen Herrscher, der den Senat missachtete, die Denunziation in jeder Weise förderte, Intellektuelle ausweisen oder umbringen ließ und, um an das Vermögen reicher Bürger zu kommen, diese wegen Majestätsbeleidigung anklagen und hinrichten ließ. Seine außenpolitische Bilanz ist gemischt: In Britannien erfolgreich mit dem Statthalter Agricola, unternahm er 83 einen Feldzug gegen die Chatten und unterlag 90 den Dakern. 96 wurde Domitian bei einer Palastrevolution ermordet. Viele Politiker und Schriftsteller befassten sich in den folgenden Jahren mit ihrer Rolle in Domitians Unrechtsstaat.

M. Cocceius Nerva aus Narnia in Umbrien, der 71 und 90 Konsul gewesen war, wurde vom Senat auf den Thron gehoben, beruhigte zunächst die innenpolitische Lage, stärkte den Senat und sanierte die Staatsfinanzen. Er wird als bescheiden und freundlich geschildert. Die Macht des Amtes habe er nie angestrebt. Nach nur zwei Amtsjahren folgte ihm M. Ulpius Traianus, ein 53 in Hispanien geborener Senatorensohn, den Nerva adoptiert hatte, als Traian noch als Statthalter in Germanien kämpfte. In seinem Todesjahr 117 erreichte das Imperium Romanum seine größte räumliche Ausdehnung. Den Regierungsstil seines Vorgängers setzte er im Wesentlichen fort. Außenpolitisch führte er erfolgreich Krieg gegen die Daker und die Parther.

Tacitus dürfte auch noch die ersten Regierungsjahre Hadrians erlebt haben, der von 117 bis 138 über Rom herrschte. Auch unter Hadrian bestand Frieden zwischen Kaiser und Senat.

In der Herrschaftszeit der beschriebenen Kaiser veränderten sich Gesellschaft und Herrschaft im Imperium Romanum deutlich. Immer klarer wurde nach dem Tod des Augustus, dass die alte res publica endgültig untergegangen war. Ritter und Freigelassene im Umfeld der Kaiser übernahmen stärker deren Beratung anstelle des Senats und ebenso wichtige Verwaltungsaufgaben. Denunziation wurde von den meisten Kaisern gefördert. Das Volk erhielt statt des alten Mitspracherechts nun Unterhaltung und kostenlose Nahrungsmittelzuweisungen. Gleichzeitig verlor Italien seine zentrale Stellung für das Imperium Romanum. Seine wirtschaftliche Bedeutung nahm ab. Herrscher kamen, ebenso wie z.B. bedeutende Schriftsteller, immer häufiger aus anderen Provinzen des Reiches. Die Auswahl der Kaiser wurde zunehmend von den Legionen bestimmt. Noch war das Reich im Wachstum begriffen, aber nicht mehr so schnell wie in den früheren Jahrhunderten. Die Grenzsicherungen gewannen an Bedeutung.

Agricola und Germania

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