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Flexibel bleiben

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„Warum ich rückwärtsgegangen bin? Leben wir etwa nicht in einem freien Land? Darf man nicht gehen, wie man will?“

Resiliente Menschen, so hat man in zahlreichen Untersuchungen festgestellt, verfügen über ein hohes Maß an psychischer Elastizität und Anpassungsfähigkeit. In ihren Reaktionsmustern sind sie nicht starr, sondern flexibel. Siegfried Santura, ein deutscher Ingenieur und Autor, formuliert es so: „Wer auf die Nackenschläge des Lebens nicht agil reagiert, verliert Lebensmut und findet – wenn überhaupt – erst nach langem Ringen wieder Zuversicht und Stabilität.“ Was agil (meint: wendig und beweglich) ist, was biegsam und nachgiebig sein kann, bricht nicht so leicht entzwei. Und Lebewesen, die anpassungsfähig sind, kommen mit veränderten und vielleicht sogar eher ungünstigen Lebensbedingungen besser zurecht als die, die nur existieren können, wenn sie in einem stets gleichbleibenden, für sie optimalen Umfeld leben. Mit dieser hohen Flexibilität und Anpassungsfähigkeit gelingt es resilienten Menschen schneller, sich auf neue Situationen und veränderte Bedürfnisse (sowohl eigene als auch fremde) einzustellen. Bei dieser hohen Flexibilität geht es aber auch darum, eine gute Balance zu wahren. Man kann sich biegen, man kann nachgeben, man kann sich ausdehnen, verliert dabei aber nicht die eigene Mitte. Zu dieser Mitte findet man dann eben auch immer wieder zurück. Ausbalanciert bedeutet, dass man sich, wenn das Leben es fordert, ganz weit nach rechts oder links, nach vorne oder hinten ausstrecken oder biegen kann. Dabei fällt man aber weder an der einen noch an der anderen Seite vom Pferd und rutscht auch nicht in irgendwelche Extreme.

Flexibel sein und werden

Heißt: Ich kann mal richtig mies drauf sein, aber ich fange mich auch bald wieder und führe mich zu einer lebensförderlichen Grundhaltung zurück.

Ich kann mich emphatisch mit den Nöten anderer Menschen beschäftigen und alles geben, damit ihnen geholfen wird, aber ich merke auch, wenn es mir zu viel wird und ich drohe, vor lauter Mitleiden selbst umzukippen. Dann balanciere ich mich wieder aus, setze meiner Fürsorge Grenzen und investiere wieder mehr Zeit in die Selbstfürsorge.

Ich kann meine Emotionen benennen und zulassen, lasse mich von ihnen aber nicht beherrschen, sondern bin in der Lage, sie zu leiten und vorübergehend hintanzustellen, wenn sie stören.

Ich kann richtig viel Stress, Rummel, viele Menschen, Aktionen und Termine aushalten, mache das aber nicht zu einem Dauerzustand, sondern kann auch wieder herunterfahren und weiß genauso gut mit mir allein etwas anzufangen.

Ich kann Menschen vertrauen und alles geben, damit Beziehungen gelingen, werde aber nicht zum Alleinunterhalter einer Beziehung und kann auch erkennen und Grenzen setzen, wenn andere mich ausnutzen oder mir schaden wollen.

Ich weiß, wer ich bin und was ich kann, aber auch, was mir gar nicht liegt. Ich weiß um meine Bedürfnisse und um das, was ich brauche, um mich im Leben wohlzufühlen. Dafür – dass es mir gutgeht und mir mein Leben passt – setze ich mich immer wieder aktiv ein. Gibt es an dieser Stelle aber vorübergehend Abweichungen und komme ich streckenweise mal nicht zum Zug, kann ich das aushalten und mich bejahend einklinken, ohne meine Grundausrichtung zu verlieren.

Wie man in diesem Bereich seine Resilienz trainieren kann?

Indem Sie sich (in der erwähnten guten Balance) auf neue Herausforderungen einlassen und mal etwas ausprobieren, was Sie bisher noch nie (so) gemacht haben!

Indem Sie sich etwas trauen, was Ihnen auch ein bisschen Angst macht!

Indem Sie nicht gleich aus dem Hemd springen, wenn etwas nicht so läuft, wie Sie es sich vorgestellt haben und wie Sie es seit jeher gewohnt sind!

Indem Sie auch mal über ihren Tellerrand hinausblicken, sich für anders denkende und anders lebende Menschen interessieren und bereit sind, von ihnen zu lernen.

Auf diesem Weg entdecken Sie, dass andere ihr Leben völlig anders gestalten kann, als Sie es tun – und trotzdem glücklich und zufrieden sind. Sie trainieren damit gedankliche Flexibilität, von der Sie dann im Ernstfall zehren können.

Indem Sie neugierig auf das Leben sind und bleiben!

Indem Sie mal … rückwärts statt vorwärts laufen!

Lebensmutig

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