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Dem Leben realistisch begegnen

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„Ich gar nicht ein feine weiße Prinzessin bin“, sagte Pippi in gebrochener Taka-Tuka-Sprache. „Ich einfach bin bloß Pippi Langstrumpf, und ich pfeifen auf das Thronsitzen.“

„Ich bin, die ich bin, und lebe mein Leben. Das reicht, und damit bin ich zufrieden“ – so könnte man es auch formulieren. An meiner Pinnwand hängt eine Karte mit der Aufschrift: „Wir sind hier nicht bei Wünsch dir was, sondern bei So isses!“ So manche Enttäuschung im Leben ist hausgemacht und vorprogrammiert, weil wir völlig unrealistische Erwartungen an uns selbst und das Leben haben, die Latte viel zu hoch hängen und nicht bereit sind, die Realität zu akzeptieren, wie sie nun einmal ist. Auch nicht uns selbst. Aber umso größer die Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit, umso schlechter unser Lebensgefühl.

Resilienz zu trainieren bedeutet an dieser Stelle, unseren Realitätssinn zu trainieren. Dieser bezieht sich auf persönliche Eigenarten oder auf Lebensumstände, die wir, egal, wie wir’s drehen und wenden, nicht verändern können. Oder zumindest nicht jetzt oder in absehbarer Zeit ändern können. Wer hier gelernt hat, „Ja“ zu sagen und die Realität zu akzeptieren und anzunehmen, der setzt viel lebensmutige Energien frei.

Dabei geht es nicht darum, unsere unerfüllbaren Wünsche und Bedürfnisse zu verleugnen oder zu verdrängen. Nein, es geht darum, diese zu formulieren, sie dann aber loszulassen und ganz bewusst anzunehmen, dass sie (zumindest im Moment) nicht in Erfüllung gehen.

Ja-Sagen konkret

„Ich hätte so gerne mehr Geld, damit ich häufiger reisen kann. Aber zurzeit ist dieses Geld nicht da, weil ich noch arbeitslos bin (oder weil ich meine Ausbildung erst noch zu Ende bringen muss, weil das Haus noch nicht abbezahlt ist usw.). Das ist jetzt so, und das akzeptiere ich als meine Lebenswirklichkeit!“

„Was würde ich drum geben, (wieder) in einer Partnerschaft zu leben, aber zurzeit tut sich in dieser Sache gar nichts. Das ist im Moment so, und das nehme ich an!“

„Wenn ich doch nur mehr Zeit hätte für mich! Aber im Moment sind unsere Kinder noch klein und brauchen mich fast rund um die Uhr. Daran lässt sich aber jetzt nichts ändern, und deswegen akzeptiere ich diese Situation.“

„Ich wäre so gerne noch so jung und dynamisch wie meine Freundin (und hätte dazu auch noch gerne ihre tolle Figur!), aber ich bin zehn Jahre älter. Das sehe und spüre ich in jeder Faser meines Körpers. Aber das kann ich nicht ändern, und deswegen höre ich auf, ständig damit zu hadern, und sage Ja!“

„Ich würde so gerne meine Karriere vorantreiben. Aber jetzt sind meine Eltern plötzlich krank geworden und brauchen mich. In diese unerwartete Wendung, die mein Leben genommen hat, willige ich ein und bejahe sie.“

„Wenn ich doch nur so musikalisch, so redegewandt, so hübsch, so talentiert, so leistungsstark, so temperamentvoll, so erfolgreich, so belastbar, so beliebt, so gesund wäre … ABER ICH BIN ES NICHT!

Und genau das fange ich jetzt besser mal an zu akzeptieren!“

Warum ist dieses Ja-Sagen für die Entwicklung unserer Resilienz so wichtig? Weil wir durch Annahme unserer Lebenswirklichkeit Kraft sparen, die wir ansonsten bei der Jagd nach unerreichbaren Dingen vergeuden. Weil wir erst dann, wenn wir uns von unseren (im Moment) unrealistischen Erwartungen verabschieden und Ja sagen zu dem, was ist, in der Lage sind, diesen Ist-Zustand lebensmutig zu gestalten. Denn vermutlich werden wir erst jetzt das Gute und Positive in unserem Leben entdecken und dankbar all die Kompetenzen wahrnehmen, die uns mitgegeben wurden. Dankbarkeit ist der Schlüssel zu Resilienz und Lebensmut. Nicht umsonst fordert ein Beter in der Bibel sich selbst auf: „Mit meiner Seele will ich den Herrn loben und das Gute nicht vergessen, das er für mich tut“ (Psalm 103, Vers 2)! Und dann folgt eine ganze Litanei von guten Dingen, die Gott ihm geschenkt hat. Trainieren wir in gleicher Weise unsere Dankbarkeit, dann konzentrieren wir uns auf das Gute in unserem Leben. Und über diese veränderte Wahrnehmung entdecken wir, dass unsere Realität viele Gestaltungsmöglichkeiten bietet und durchaus auch ihre schönen Seiten hat.

Dankbarkeit macht zufrieden! Wer dagegen immer unerreichbaren Idealen hinterherjagt oder sich mit anderen und ihren Lebensumständen vergleicht, ist ständig mit sich selbst und dem Leben unzufrieden. Diese permanente Unzufriedenheit schwächt unser seelisches (übrigens auch unsere körperliches!) Immunsystem enorm. Denn wir kämpfen und strampeln ständig gegen das Leben an, so, wie es uns zugemutet ist, und verbrauchen dabei eine Menge Kräfte. Sagen Sie doch lieber „Ja“, und setzen Sie Ihre Kräfte zur konstruktiven Gestaltung Ihres Lebens ein!

Das hier beschriebene Ja-Sagen hat allerdings nichts gemein mit der frustrierten Resignation eines hilflosen Opfers. Nein, es ist eine bewusste und aktive Entscheidung, ist ein Zeichen von Stärke und nicht von Schwäche. Ist … lebensmutig!

Wenn Sie das nächste Mal mit sich selbst oder unerreichbaren Zielen hadern, dann machen Sie’s doch einfach wie Pippi: „Ich einfach bin bloß Pippi Langstrumpf, und ich pfeifen auf das Thronsitzen.“

Lebensmutig

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