Читать книгу Kimberly - Abgerichtet - Tamora Donovan - Страница 6

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Kapitel 2

»Hallo, da seid ihr ja endlich«, begrüßte John Masterson sie ein paar Stunden später überschwänglich. Er trug diesmal einen Smoking, der ihm blendend zu Gesicht stand. »Die anderen sind auch schon alle da. Wir warten nur noch auf euch.«

»Oh, welche Ehre«, erwiderte Kimberly spitz, die sich, wie so oft, ihren Spott nicht verkneifen konnte. »Womit haben wir denn diese Ehre verdient?«

»Unser Lästermäulchen muss gleich wieder seinen Senf dazugeben«, rief John lachend und drohte dazu schelmisch mit dem Zeigefinger. Er nahm ihnen ihre Mäntel ab und führte sie anschließend in seine Kellerbar, wo sie mit einem großen Hallo begrüßt wurden.

Es waren die gleichen Leute wie immer. Kimberly entdeckte nicht ein fremdes Gesicht unter den etwa zwanzig anwesenden Gästen, die den rustikal eingerichteten Kellerraum bevölkerten.

Masterson hatte seine Bar im Stil eines alten Weinkellers erbauen lassen. Die Wände waren aus groben Steinblöcken gemauert und man hatte sie unverputzt belassen. In Nischen, dezent von versteckten Lampen beleuchtet, standen kostbare Skulpturen. An der Stirnseite des Raumes befand sich eine große Theke mit gemütlichen Hockern. Ansonsten saß man auf weich gepolsterten Whiskyfässern, die um kleine Holztische gruppiert waren. Hinter der Theke hing ein großes Flaschenregal, das üppig mit den besten Sorten gefüllt war. Geschickt angebrachte Scheinwerfer, die im Rhythmus der überlauten Musik zuckten, tauchten den Raum in ein diffuses Licht. Obwohl fast alle rauchten, war die Luft frisch und rein. Dafür sorgte eine Klimaanlage.

»So, meine Herrschaften, nachdem wir nunmehr komplett sind ...« Masterson machte eine rhetorische Kunstpause, ehe er in die Runde rief: »Das Büffet ist freigegeben. Auf, auf, zum fröhlichen Futtern! Lasst euch nicht lange bitten!«

Seine Gäste ließen sich das nicht zweimal sagen und begaben sich in den angrenzenden Raum, wo John Masterson ein riesiges kaltes Buffet hatte aufbauen lassen. Er hatte wieder einmal einen Catering-Service in Anspruch genommen und der hatte ganze Arbeit geleistet. Die erlesensten Köstlichkeiten hatte man aufgeboten. Speisen, die wohl die meisten Normalsterblichen kaum mit Namen kannten waren jedes Mal eine Selbstverständlichkeit. Dazu reichten den Gästen zwei junge Frauen in Frenchmaid-Uniformen edelsten Champagner auf Silbertabletts.

Nachdem ein Großteil des Buffets abgeräumt war, kehrte die illustre Gemeinschaft in den Partyraum zurück, um ein wenig zu tanzen. Unmengen von Alkohol wurden getrunken und schon bald strebte die Stimmung ihrem Höhepunkt zu. Lautes Stimmengewirr und Gelächter erfüllte den Raum.

Kimberly hielt sich weitgehend im Hintergrund. Ihr behagte das überlaute Geschehen um sie herum gar nicht. Sie bereute bereits, dass sie sich hatte von Amber überreden lassen und überhaupt gekommen war. Es sollte das letzte Mal sein. Das nahm sie sich vor.

Plötzlich setzte sich Masterson, von dem sie den ganzen Abend wenig gesehen hatte, neben sie auf eines der gepolsterten Whiskyfässer und schaute sie an. »Dir gefällt es wohl wieder nicht?«, erkundigte sich der Gastgeber. »Was kann ich denn tun, damit du endlich mal deinen Spaß an meinen Feten hast?«

»Mich einfach nicht mehr einladen«, entgegnete Kimberly kühl. »John, es tut mir wirklich leid, aber ich kann mit diesen Leuten nichts anfangen. Ich fühle mich nicht wohl in meiner Haut. Alle tun so übertrieben lustig. Das hier ist nicht meine Welt. Für mich wäre es am besten, wenn ich schnell ginge.«

»Das kommt gar nicht in Frage«, widersprach ihr Masterson. »Du versäumst ja sonst den Höhepunkt des Abends, den ›Masterson-Punsch‹. Ein altes Geheimrezept, das ich aus Afrika mitgebracht habe.«

»Was hast du denn da wieder zusammengebraut?« Kimberly sah ihn skeptisch an. »Kann man das auch mit ruhigem Gewissen trinken?«

Masterson winkte beschwichtigend ab. »Na klar kann man das. Es ist ein harmloses Fruchtsaftgetränk, unter das ich ein bisschen Alkohol gemischt habe. Es belebt den Geist und macht ganz sicher nicht betrunken.«

»Tatsächlich?« Kimberly sah ihn misstrauisch von der Seite an.

»Ich schwöre es dir«, beschwichtigte er sie und legte dabei seine rechte Hand aufs Herz. »Was hätte ich denn davon, wenn ich dich anschwindelte? Dann würdest du mich garantiert nicht mehr besuchen. Und gerade das möchte ich nicht riskieren. Du weißt doch, wie sehr ich dich mag, Kimberly.«

Die junge Frau lachte schallend auf. »Wem hast du das heute Abend schon alles gesagt?«, erkundigte sie sich spitz. »Du brauchst dich bei mir nicht zu überanstrengen, dass müsstest du inzwischen doch schon wissen. Bei mir ziehen deine scheinheiligen Beteuerungen nicht! Lass es einfach sein.«

»Dabei bist du die einzige, mit der ich es ehrlich meine«, versicherte ihr Masterson mit ernster Stimme. »Weißt du, eine Frau, so attraktiv sie auch sein mag, die es mir leicht macht, verliert ganz schnell an Reiz für mich. Aber du?« Er seufzte und zog ein zerknirschtes Gesicht. »Du bringst mich glatt dazu, dass ich dir noch einen Heiratsantrag machen werde.«

»Den kannst du dir ersparen«, entgegnete Kimberly kühl. »Versuch es doch lieber mal bei Amber. Ich bin sicher, die würde bestimmt nicht nein sagen.«

»Amber ist ein liebes Mädchen, aber heiraten? Nein, meine Liebe. Dann bleibe ich lieber ledig.«

»Du hast keine sehr hohe Meinung von meiner besten Freundin«, stellte Kimberly mit einem scharfen Unterton fest.

»Sie fällt eben auch unter die Kategorie Mädchen, die ihren Reiz für mich verloren hat«, erwiderte John Masterson. »Sie kann einem mit ihrer ewigen Anhimmelei mit der Zeit auf die Nerven gehen. Ein Mann will schließlich erobern, die Früchte pflücken und nicht Fallobst auflesen, wenn du verstehst, was ich meine.«

»Ich habe das schon sehr gut verstanden«, nickte Kimberly und fühlte sich wieder einmal, in ihrer Abneigung ihm gegenüber, bestätigt.

»Siehst du, und deshalb ist es mein Ziel, dich zu erobern, die uneinnehmbar scheinende Festung zu stürmen. Irgendwann wird mir das auch gelingen. Davon bin ich jedenfalls felsenfest überzeugt.«

Kimberly schüttelte schmunzelnd den Kopf. »Mein lieber John«, sagte sie höflich, »du machst dir völlig falsche Hoffnungen. Ich finde dich zwar nett und sympathisch, aber ich habe dich durchschaut. Du bist ein Filou erster Güte. An mir wirst du dir deine blendend weißen Zähne ausbeißen. Du solltest es also erst besser gar nicht versuchen, wenn ich dir diesen Rat geben darf. Du solltest Früchte pflücken, die du auch erreichen kannst, um mit deinen blumenreichen Worten zu sprechen. Ich gehöre nicht dazu, also lass mich in Ruhe.«

»Kimberly, ich liebe dich«, beteuerte Masterson treuherzig. »Du bist das netteste und hübscheste Mädchen, das mir je begegnet ist. Ich gebe nicht so schnell auf. So, und nun muss ich mich um den ›Masterson-Punsch‹ kümmern. Wir reden später noch einmal darüber.«

»Es ist zwecklos«, versicherte Kimberly lächelnd. Irgendwie tat ihr die Bewunderung des gutaussehenden Mannes doch gut, auch wenn sie es sich nicht eingestehen wollte.

»Wir werden sehen«, meinte Masterson, bevor er sich erhob und aus dem Partykeller ging. Kurze Zeit später kehrte er mit einem dampfenden Kupferkessel zurück, den er auf der Bartheke platzierte.

»So, meine Freunde, und nun präsentiere ich euch meine neueste Erfindung, den ›Masterson-Punsch‹«, rief er fröhlich in die Menge. »Aber jeder bitte nur ein Glas, damit alles etwas bekommen.«

Seine Gäste stellten sich lachend in einer Reihe auf und zogen in einer Art Polonaise an ihm vorbei. Jeder nahm ein Glas mit der dampfenden, rötlich schimmernden Flüssigkeit in Empfang und ging dann an seinen Platz, um sich den Drink zu Gemüte zu führen.

Auch Kimberly hatte sich ein Glas von dem Punsch abgeholt und anschließend wieder in ihre stille Ecke zurückgezogen. Voller Misstrauen schnupperte sie an dem heißen Getränk. Es duftete köstlich nach Orangen und Jasmin. Vorsichtig probierte sie ein Schlückchen davon. Viel Alkohol schien es tatsächlich nicht zu enthalten. Beherzt trank sie ihr Glas schließlich leer.

»Das ist ja ein Gesöff für Rentner«, brüllte einer der Gäste enttäuscht. »Reicht mir mal den Gin rüber. Ich muss das erstmal vernünftig nachwürzen. So ist das nicht genießbar!«

Andere taten es ihm gleich. Masterson wurde von allen Seiten dafür verspottet, dass er sich diesmal nichts Vernünftiges ausgedacht hatte. Der Gastgeber aber schwieg und lächelte geheimnisvoll vor sich hin.

Eine Viertelstunde später fühlte Kimberly, dass etwas nicht mit ihr stimmte. Eine ungewohnte Unruhe erfasste sie. Ihr ganzer Körper begann zu kribbeln. Violette Wolken tanzten plötzlich vor ihren Augen und Schweiß trat auf ihre Stirn.

Die junge Frau erhob sich mühsam und schwankte auf John Masterson zu, der auf einem Barhocker saß und seine Gäste aufmerksam beobachtete. Das Getränk entfaltete langsam seine volle Wirkung.

»Was ... hast ... du da ... hineingetan?«, stammelte Kimberly. Sie war kaum noch in der Lage einen klaren Gedanken zu fassen. In ihren Ohren dröhnte es. Eine herrliche Musik erklang und tausend Geigen spielten, sich laufend ändernde, Harmonien.

»Nichts«, erwiderte John Masterson böse lächelnd. »Nur ein Wenig einer LSD-ähnlichen Substanz.«

»Oh, du Schuft«, stöhnte Kimberly entsetzt. »Ich wusste, man kann dir nicht vertrauen. Du bist ein widerliches Schwein!« Doch dann hatte sich ihr Gehirn endgültig umnebelt und sie wusste nicht mehr, was sie tat.

***

Kimberly - Abgerichtet

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