Читать книгу Kimberly - Abgerichtet - Tamora Donovan - Страница 7

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Kapitel 3

Als Kimberly Stunden später mühsam die Augen aufschlug, lag sie allein in einem breiten Bett. Sie trug nur noch ihre Unterwäsche. Ihr Kleid hing ordentlich über einer Stuhllehne. In ihrem Kopf rumorte es, so als würde ein ganzer Bienenstock darin herumschwirren. Sie fühlte sich leer und ausgebrannt. Ihr Unterleib schmerzte ein wenig. Außerdem war ihr speiübel.

Aufstöhnend griff sie sich an ihren Kopf und versuchte sich zu erinnern. Wie war sie bloß hierhergekommen? Erst langsam begann es ihr zu dämmern. Da war die Party von Masterson gewesen. Er hatte seinen neuen Punsch präsentiert. Den ›Masterson-Punsch‹, dessen Hauptbestandteil wohl LSD oder eine ähnliche Substanz gewesen war. Winzige Mengen LSD genügten, um einen erwachsenen Menschen in einen tiefen Rausch zu versetzen, dessen Erscheinungsbild durch intensive optische und akustische Halluzinationen geprägt ist.

Kimberly konnte sich erinnern, dass sie sich mit einem Mal frei und leicht wie ein Vogel gefühlt hatte. Sie war auf einer rosafarbenen Wolke durch das Zimmer geschwebt, das in prächtigen Farben leuchtete. Unzählige Männerhände hatten nach ihr gegriffen, ihr die Kleidung vom Körper gerissen und sie in einen sexuellen Rausch gestürzt. War das tatsächlich alles nur ein Traum gewesen?

Kimberly war voll in Gedanken, als an der Tür klopfte. Ohne ihre Aufforderung abzuwarten, öffnete John Masterson und trat ein. Lächelnd kam er auf sie zu. Kimberly zog sich unwillkürlich die Bettdecke bis zum Hals hinauf und sah ihn mit böse funkelnden Augen an.

»Na, hast du endlich ausgeschlafen?«, erkundigte er sich freundlich. »Du warst ja ganz schön zugedröhnt, meine Liebe. Du hättest langsamer trinken sollen. Kleine Mädchen vertragen noch nicht so viel.«

»Hör nur auf«, zischte Kimberly ihn wütend an. »Ich weiß genau, was ich getrunken habe. Vom Alkohol war ich wohl kaum so blau. Aber ich weiß, dass du was in deinen sogenannten ›Masterson-Punsch‹ gepanscht hast. Du hast es ja selbst zugegeben. Dafür werde ich dich anzeigen. Das ist vorsätzliche Körperverletzung! Dieses Mal bist du eindeutig zu weit gegangen!«

Masterson schüttelte den Kopf und schien sich prima über ihren Wutanfall zu amüsieren.

»Du wirst mich ganz sicher nicht anzeigen«, meinte er nach einer Weile mit ruhiger Stimme. »Du hast nämlich keinerlei Beweis für deine Anschuldigung. Sei sicher, die anderen werden hübsch den Mund halten. Denen hat meine Party ganz ausgezeichnet gefallen. Sie haben sich übrigens bereits erkundigt, wann es wieder einmal meinen Punsch gibt.«

»Du bist ein Schwein, John!«, fauchte Kimberly ihn an. »Verschwinde endlich aus dem Zimmer, damit ich mich anziehen kann. Ich möchte schnellstens von hier weg. Mit dir will ich nie wieder etwas zu tun haben.«

»Ist ja schon gut«, sagte Masterson und hob dabei beschwichtigend die Hände in die Höhe. »Ich lass dich gleich allein. Bevor du gehst, möchte ich dir aber noch etwas zeigen.«

»Ich möchte aber nichts sehen!«, entgegnete Kimberly patzig. »Ich habe die Nase gestrichen voll. Du ekelst mich an. Wie konnte ich mich nur von deinen schönen Worten so einlullen lassen?«

»Du wirst dir schön ansehen, was ich dir zu zeigen habe«, stellte John Masterson mit kalter Stimme klar. »Glaub mir, es ist in deinem eigenen Interesse!«

»Aha! In meinem eigenen Interesse? Das ich nicht lache! Mein Interesse ist es hier zu verschwinden!«

»Du wirst überrascht sein, wenn du es siehst«, behauptete Masterson mit einem vielsagenden Grinsen, bevor er das Zimmer verließ und die Tür hinter sich schloss.

Kimberly sprang aus dem Bett und schlüpfte in ihr Kleid. Als sie einen Blick in den Spiegel warf, erschrak sie vor sich selbst. Ihre Augen waren tief umrändert. Ihr Gesicht wirkte eingefallen und fast ein wenig grau. Angewidert von sich selbst wandte sie sich ab.

John Masterson erwartete sie in seinem pompös eingerichteten Wohnzimmer. Kostbare Bilder hingen an den Wänden, dicke Teppiche bedeckten den Boden. Eine Seite des Zimmers wurde von einer massiven Schrankwand eingenommen, in der technische Spielereien, wie ein riesiger Flachbildschirm und eine Stereoanlage, eingebaut waren. Davor standen, um einen langen Marmortisch, schwere Ledersessel und eine breite Couch.

Masterson forderte sie mit einer lässigen Handbewegung auf, vor dem Flachbildschirm Platz zu nehmen. Widerwillig ließ sich Kimberly nieder und sah den Mann verächtlich an. Ihn schien das völlig kalt zu lassen. Er spielte mit einer Fernbedienung in seiner rechten Hand. Kurz darauf flimmerte eine Weile der Bildschirm, dann aber wurde das Bild klar und deutlich.

Kimberly konnte den Partykeller erkennen. Männliche und weibliche Gestalten wälzten sich mehr oder weniger unbekleidet auf dem Boden herum. Einige bewegten sich in grotesken zombieartigen Verrenkungen durch den Raum. Andere wiederum hockten selbstvergessen in einer Ecke und fuchtelten wild gestikulierend mit ihren Armen durch die Luft. Sie schienen geistig völlig abwesend zu sein.

Plötzlich erkannte Kimberly sich selbst.

Sie lag splitterfasernackt auf dem Tresen der Kellerbar. Um sie herum befand sich ein Pulk nackter Männer, unter die sich auch ein paar Frauen gemischt hatten. Sie drängten sich um die Theke, um sich intensiv an ihr zu schaffen zu machen. Ihrem Gesichtsausdruck nach schien sie es zu genießen. Sie forderte die Männer sogar zu immer größeren Anstrengungen heraus. Kimberly tat dort Dinge, von denen sie sonst nicht einmal zu träumen gewagt hätte.

»Du widerliches Schwein!«, entfuhr es Kimberly und sie schlug ihre Hände vor das Gesicht, als gerade einer der Typen sie zu sich heranzog, ihre Beine anhob und weit spreizte, um von den anderen bejubelt und beklatscht in sie einzudringen, während eines der Mädchen auf die Theke kletterte, sich über ihren Kopf hockte, offensichtlich um sich von ihr lecken zu lassen. Kimberly fühlte sich zutiefst gedemütigt und wäre vor Scham am liebsten im Erdboden versunken. »Schalte das aus! Schalte das sofort aus!«

»Warum denn?«, erkundigte sich Masterson. Ein kaltes Lächeln umspielte seine Lippen. »Das geht noch ewig so weiter. Du warst sehr aktiv, meine Liebe. Wenn ich richtig mitgezählt habe waren es dreizehn. So viele hätte ich dir gar nicht zugetraut. Alle Achtung! Sag bloß, du gefällst dir nicht als Hauptdarstellerin? Also ich habe ja schon viel gesehen und muss sagen, du warst sensationell.« Er grinste breit und als ob er sie nicht bereits genug gequält hatte, fügte er hinzu: »Besonders die Schlusssequenz hat es in sich. Die Jungs haben es sich nicht nehmen lassen dir alle in dein süßes Gesicht zu spritzen. Ich hätte das nie hinter deiner spröden Maske vermutet. Aber da kann man doch mal wieder sehen, wie man sich in einem Menschen täuschen kann.«

»Schalte endlich diesen Mist aus!«, schrie Kimberly wie von Sinnen. »Du bist ein echtes Dreckschwein – das ist einfach widerwärtig!«

Masterson lachte schallend, drückte dann aber doch einen Knopf der Fernbedienung, woraufhin das Bild erlosch. Mit einem hämischen Grinsen sah er sie an.

»Warum hast du das gemacht?«, wollte Kimberly wissen und ihre Stimme hatte jeden Klang verloren.

Masterson zuckte nichtssagend mit den Schultern. »Weil es mir einfach Spaß gemacht hat«, meinte er dann lapidar. »Ich habe gelesen, dass bestimmte Drogen den Zugang zu sonst unerreichbaren Regionen der Persönlichkeit öffnen können, also geheimste Wünsche offenlegen, die jemand in seinem Unterbewusstsein mit sich trägt. Ich wollte einmal testen, inwieweit da etwas dran ist. Jedenfalls muss es in deinem Unterbewusstsein sehr turbulent zugehen, milde auszgedrückt.«

Kimberly zitterte am ganzen Körper. Erschöpft lehnte sie sich im Sessel zurück. Ihr Gesichtsausdruck steinern und leer. Ihre Stimme war brüchig, als sie sagte: »Was hast du damit vor? Du wirst das doch sicher wieder löschen, oder?«

Masterson fingerte eine Zigarette aus der goldenen Box, die vor ihm auf dem Marmortisch stand. Nachdem er sie angesteckt hatte, blies er den Rauch genüsslich gegen die Zimmerdecke. Kimberly sah ihn mit fiebrigen Augen an. Er ließ sich viel Zeit mit seiner Antwort.

»Du wirst diesen Film doch keinem anderen zeigen, oder?«, flehte Kimberly daher noch einmal. Jeder Nerv an ihr vibrierte. Sie war in diesem Augenblick bereit, vor ihm auf die Knie zu fallen und sich noch mehr zu erniedrigen. »John, vernichte diese Aufnahme. Du wirst dir doch einen letzten Rest an Menschlichkeit bewahrt haben? Warum tust du mir das an? Was um alles in der Welt habe ich dir getan? Ich dachte immer, dass du ein Freund wärst.« Die hübsche Blondine war jetzt einem Weinkrampf nahe.

John Masterson blieb davon völlig unberührt. In aller Ruhe klopfte er bedacht die Asche seiner Zigarette ab, dann schüttelte er den Kopf. »Nein, ich werde die Aufzeichnung nicht vernichten«, entgegnete er mit einer Stimme, die Kimberly eiskalt über den Rücken kroch. »Ich brauche das Filmchen noch. Weißt du eigentlich, dass ich dich durch diese Aufnahme in die Hand bekommen habe?«

Kimberly nickte, das Atmen fiel ihr zunehmend schwerer. Tränen glitzerten in ihren Augen. In ihrem makellosen Gesicht arbeitete es verzweifelt. »Ja, ich weiß, dass du mich in der Hand hast«, erwiderte sie heiser. »Willst du mich erpressen? Willst du etwa Geld von mir? Ich habe nichts, John! Nichts, was dich bei deinem unermesslichen Reichtum interessieren könnte.«

»Oh doch, du hast etwas«, gab er lächelnd zurück. Es war ein gefährliches Lächeln, bei dem es Kimberly erneut kalt den Rücken hinunterfuhr. »Kimberly, du bist heiß und hast einen wunderschönen Körper, für den gewisse Männer zu gern ein Vermögen bezahlen würden, um ihn einmal zu besitzen.«

»Willst du mich etwa zwingen, dich zu lieben? Was versprichst du dir davon? Ich wäre eine eiskalte Geliebte. Du könntest von mir kein Gefühl erwarten. Unser Zusammensein wäre erfüllt von Hass und Ekel. Stellst du dir so unsere Beziehung vor?«

»Wer spricht denn von mir?«, erwiderte Masterson zynisch. »Nein, nein, mein Täubchen, mich interessierst du nur am Rande. Wenn mir danach zumute ist, werde ich es dir mitteilen. Ich habe etwas ganz anderes mit dir vor. Du wirst künftig für mich arbeiten.«

»Ich soll für dich arbeiten?«, fragte Kimberly erstaunt. Sie hatte immer noch nicht verstanden hatte worauf ihr Gegenüber abzielte. »Wie stellst du dir das vor?«

John Masterson lachte finster. »Ganz einfach ... Ich habe gewisse Geschäftsfreunde, denen ich hin und wieder etwas Besonderes bieten muss. Du verstehst, was ich meine. Sie kommen aus Europa, Asien und Amerika. Die sind alle gierig auf schöne Frauen und besondere Spielchen. Von deinen Qualitäten in dieser Beziehung konnten wir uns ja gerade ausgiebig überzeugen und was du noch nicht draufhast, … na, das wird schon mit der Zeit.«

Kimberly starrte ihn aus großen Augen entsetzt an. Das war ja ungeheuerlich! Das war das Schlimmste, was ein Mann von einer Frau verlangen konnte. Sie sollte sich für ihn prostituieren. Langsam begann sie zu ahnen, mit welchen Geschäften er sein Vermögen machte. John Masterson war nichts weiter als ein dreckiger Erpresser und Zuhälter. Vielleicht sogar noch Schlimmeres, aber daran wollte sie besser gar nicht erst denken. »Nein, John, das kannst du von mir nicht verlangen«, rief sie bebend, und ihre Stimme klang, als würde sie jeden Augenblick ihren Dienst versagen. »Alles nur das nicht!«

Masterson drückte die Zigarette im Aschenbecher aus, lehnte sich in seinem Sessel zurück und verschränkte lässig beide Arme hinter dem Kopf.

»Nun, dann geht eben eine Kopie des Filmes an deine Arbeitsstelle, eine weitere an deine Eltern und für die Schulbehörde deines Vaters gibt es auch eine. Ich könnte sie natürlich auch lukrativ im Internet vermarkten. Was glaubst du, was ich damit für ein Geld verdienen würde! ›Kimberly – The Drugfuck-Queen‹. Wie gefällt dir der Titel? Hübsch, nicht wahr? Mit dem neuen Hardcore-Star am Pornohimmel: Kimberly Lockwood. Ist das nicht eine ausgezeichnete Idee?«

»Du bist so ein verdammtes Dreckschwein!«, schluchzte Kimberly. Sie konnte ihre Tränen nicht länger zurückhalten. Sie wusste, dass sie ihm ausgeliefert war. Ließ er ihr überhaupt eine andere Wahl, als auf seine schmutzigen Wünsche einzugehen? Gewiss, sie konnte zum Metropolitan Police Service gehen und ihn anzeigen. Als Beweismaterial würde der Film vorgespielt. Polizeibeamte, Staatsanwalt, Richter, Geschworene und jede Menge Schaulustige im Gerichtssaal würden sie dann ihn Aktion bewundern dürfen. Sie würde vor Scham vergehen. Und dann waren da ja auch noch ihre Eltern! Nicht auszudenken, wenn sie von der Sache Wind bekamen. Ihre wohlerzogene Tochter verkehrte in Kreisen, von denen man in der Kleinstadt aus der sie kam nur hinter vorgehaltener Hand sprach, wenn überhaupt.

»Du bist so nachdenklich geworden«, verspottete sie ihr Peiniger. »Du lässt dir meinen Vorschlag wohl durch deinen hübschen Kopf gehen, was? Siehst du ein, dass du keine andere Wahl hast?«

»Warum ausgerechnet ich?«, schluchzte Kimberly. »Warum suchst du dir nicht ein Mädchen, das sich ohnehin für diese Arbeit entschieden hat? Warum lässt du mich nicht einfach in Ruhe?«

»Das kann ich dir genau sagen«, rief Masterson und seine Augen funkelten dabei böse. »Weil du mich immer hast abblitzen lassen! Weil du mir immer und immer wieder gezeigt hast, wie sehr du mich und meine Lebensart verachtest! Du hast dich immer für etwas Besseres gehalten. Und weil du blendend aussiehst und für meine Zwecke genau die Richtige bist, deshalb musstest du es sein! Dir werde ich zeigen, dass du nichts Besseres bist und den Platz zuweisen, der dir gebührt!«

Kimberly wurde plötzlich ganz ruhig. John Masterson hat seine Maske fallen lassen. Sie wusste, dass sie verloren hatte – zumindest für den Augenblick. Jetzt hatte sie keine Chance, aber sie würde sie ergreifen, sobald sich ihr eine bot. »Und wie stellst du dir das Ganze vor?«, erkundigte sie sich. »Du kannst mich vielleicht zwingen für dich die Nutte zu machen, aber glaubst du denn allen Ernstes die Männer hätten ihren Spaß mit mir? Ich werde wie ein Betonklotz im Bett liegen, wenn sie mich mit ihren gierigen Händen betatschen. Ich werde nichts dazu tun, ganz im Gegenteil. Ich werde ihnen offen meine grenzenlose Verachtung und meinen tief empfundenen Ekel zeigen. Du wirst dir und deinen sogenannten Geschäftsfreunden damit kaum einen Gefallen erweisen, wenn du sie mit mir zusammenbringst. Sie werden alle enttäuscht nach Hause fahren. Das schwöre ich dir!«

»Wenn du nicht willst, bitte, deine Entscheidung, ich habe ja noch bessere Ausschnitte. Diese hier waren ja noch die harmlosen. Du kannst es dir also überlegen, ansonsten weißt du ja nun, was ich tun werde.«

Kimberly fühlte wie ein Brechreiz in ihr aufstieg und sie glaubte, sich jeden Augenblick übergeben zu müssen. In was für eine Situation war sie nur geraten? Gab es denn gar keinen Ausweg? Musste sie wirklich die schrecklichen Dinge tun, die Masterson von ihr verlangte? Es blieb ihr wohl kaum etwas anderes übrig, dachte sie resignierend.

Mit einem teuflischen Grinsen im Gesicht beobachtete John Masterson die junge Frau, die zusammengesunken im Sessel saß und nervös mit den Fingern spielte.

»Ich werde dir natürlich ein paar Mittelchen überlassen, die deine anfängliche Scheu überwinden helfen«, erklärte Masterson mit gönnerhafter Miene. »Bei mir bist du in den besten Händen. Ich sorge für meine Mädchen wie ein Vater. Es wird dir an nichts fehlen. Wie du darauf reagierst, haben wir ja in unserem wundervollen Film von gestrigem Abend gesehen, nicht wahr? Meine Geschäftsfreunde werden hocherfreut sein.«

»Du willst mir also wieder diesen Mist geben?«, fragte Kimberly kaum hörbar.

»Klar«, entgegnete er. »Mir stehen da noch ganz andere Mittelchen zur Verfügung. Es ist ja nicht gesagt, dass es immer so stimulierend wirkt. Vielleicht tritt ja mal der gegenteilige Fall ein. Das kannst du aber ruhig mir überlassen. Ich bin Fachmann auf diesem Gebiet. Ich werde schon immer das Richtige für dich finden.«

»Also Rauschgift?« Es war weniger eine Frage, mehr eine Feststellung. »Dir reicht es nicht mich zu erniedrigen indem du mich zur Hure machst, ich soll auch noch drogenabhängig werden? Was hast du davon, wenn du mich vernichtest? Denn darauf läuft es doch am Ende hinaus.«

Masterson zuckte gleichgültig mit den Schultern. »Bis dieser Tag gekommen ist, hast Du mir so viel Geld eingebracht, dass ich dich entbehren kann«, erwiderte er kaltschnäuzig. »Was interessiert es mich dann ob du verreckst? Und bis dahin werde ich gut auf mein Kapital aufpassen.«

»Und wenn meine Eltern dahinterkommen, was mit ihrer Tochter ist? Glaubst du denn allen Ernstes, die werden nicht bemerken, dass sich ihr Kind verändert?« Kimberly klammerte sich an diesen letzten Strohhalm.

»Du hast mir doch selbst erzählt, dass du deine Eltern nicht mehr so oft siehst, seit du deine eigene Wohnung in London hast«, sagte er. »Wenn du sie aber tatsächlich besuchen solltest, wirst du schon okay sein. Auch dafür sorge ich. Den Mund wirst du ohnehin halten. Denke immer an den Film.«

Kimberly senkte den Kopf und starrte betreten auf den Fußboden. Sie musste einsehen, dass Masterson sich alles gründlich überlegt hatte, und es für sie im Moment keinerlei Entrinnen gab.

»Ich gebe dir diese Mittelchen, damit dir dein neuer Job leichter fällt«, erklärte er. »Ich meine es doch nur gut mit dir.«

Kimberly lachte bitter. Mit einer fahrigen Bewegung strich sie sich über die Augen, die tränenleer waren. Sie konnte nicht mehr weinen. Es wäre auch sinnlos gewesen. »Ja, du meinst es wirklich gut mit mir«, meinte sie spöttisch.

»Wie schön, dass du deinen Humor wiederfindest«, antwortete Masterson lachend. »Ich glaube, wir werden glänzend zusammenarbeiten. So, und damit du dich ein wenig leichter ums Herz fühlst, werde ich dir jetzt eine Spritze geben. Sozusagen als Vorgeschmack auf den Himmel, der dich bei mir erwartet.«

Kimberly wagte einen letzten Versuch. Sie stand auf, trat vor John Masterson und ging vor ihm auf die Knie. »John, ich tue alles für dich«, sagte sie beschwörend. »Alles was du verlangst, aber gibt mir kein Rauschgift. Ich werde auch ohne Drogen machen worum du mich bittest. Ich verspreche es!«

»Nein, nein, das ist mir zu unsicher«, erwiderte er kopfschüttelnd und schob sie mit einer groben Bewegung zu Seite als er aufstand.

Kimberly kippte fast zur Seite. Ihre Augen hatten jeden Glanz verloren. Sie war nur noch ein armes, geplagtes Bündel Mensch.

»Ich bleibe lieber bei meiner Methode. Sie hat sich bis jetzt immer bestens bewährt.« Mit diesen Worten nickte er ihr noch einmal zu und ging dann aus dem Zimmer.

Kimberly sah sich wie ein gehetztes Reh um. In einem offenen Teil der Schrankwand lag ein Datenstick auf dem ihr Name stand. Da war sicher die Filmdatei drauf. Konnte sie ihn unbemerkt an sich bringen und damit fliehen? Die junge Frau erhob sich und lauschte. Von John Masterson war nichts zu hören. Lautlos schlich sie zum Schrank, immer damit rechnend, dass er jeden Augenblick zurückkam. Schon hatte sie den Datenstick in der Hand. Doch wohin jetzt?

Vor ihr lag die breite Schiebetür, die zur Terrasse führte. Von dort gelangte man in den Garten und dann ... Soweit wagte Kimberly noch gar nicht zu denken.

Jedes Geräusch vermeidend, öffnete sie die Schiebetür. Nur einen Spalt, gerade so viel, dass sie durchschlüpfen konnte. Jetzt stand sie auf der Terrasse und blickte in den Garten, der von einer hohen Hecke umsäumt war. Von außen konnte man ihn nicht einsehen. Wo war bloß die Tür?

In diesem Augenblick bog Masterson um die Hausecke. Er hielt eine Pistole in der Hand, die er in einer fast verspielt anmutenden Bewegung auf sie richtete. »Ich wollte doch mal sehen, ob du die Gelegenheit zur Flucht nutzen würdest und prompt wurde ich nicht enttäuscht«, stellte er mit kalter Stimme fest. »Mein Köder hast du ja geschluckt, den Datenstick mit deinem Namen. Du hast wirklich Mut, Kimberly. Alle Achtung!«

Die junge Frau sah sich gehetzt um. Ihr Herz klopfte zum Zerspringen. Fliehen konnte sie wohl nicht mehr. Die Waffe in seiner Hand sprach eine mehr als deutliche Sprache. Aber der Datenstick! Den konnte sie vernichten. Dann hatte er nichts mehr gegen sie in der Hand. Sie schleuderte den Stick auf den Steinboden und trat mit dem Fuß immer und immer wieder auf das Plastik, bis es zerbarst.

Masterson beobachtete sie mit verschränkten Armen und lachte hemmungslos. Er unternahm nichts. »Schade um den Stick«, meinte er genüsslich, als Kimberly ihr Zerstörungswerk beendet hatte. »Leider bringt dir das nichts, der war leer!«

Kimberly schaute ihn erschrocken an. »War das nicht ... der Film?«, stammelte sie.

Masterson schüttelte den Kopf. »Leider nein«, bestätigte er mit ruhiger Stimme. »Der war nur der Köder. Doch das konntest du ja nicht wissen. So, und nun gehen wir wieder brav ins Haus zurück. Da wartet noch eine Spritze auf dich!« Unsanft packte er sie bei diesen Worten an den Armen und zog sie durch die Terrassentür ins Innere. Dieses Mal leistete Kimberly keinen Widerstand mehr.

***

Kimberly - Abgerichtet

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