Читать книгу Schlüssel der Zeit - Band 4: Der Fuchs und der Räuber - Tanja Bruske - Страница 9

3. Der Raubzug

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Die Antwort auf den Ausruf war ein mehrstimmiges Grölen aus Männerkehlen. Keyra war wie erstarrt und wusste nicht, wie sie reagieren sollte. Der Schattenmann kam auf sie zu. „Nur herein, Mädchen, du bist doch raue Gesellschaft gewöhnt.“

„Warte mal, Peter! Woher wissen wir, dass das Weibsstück die Richtige ist?“

Ein weiterer Mann trat in die Tür; ihn konnte Keyra besser erkennen, weil er seitlich stand und das Licht aus dem Inneren der Hütte auf sein Gesicht fiel. Nicht, dass ihr das Vertrauen eingeflößt hätte: Der Mann hatte ein breites, vernarbtes Gesicht und leicht hervorquellende wasserblaue Augen, die unter Büscheln strohblonden Haares hervor starrten. Seine wulstigen Lippen hatte er zusammengekniffen.

„Wir werden es gleich feststellen. Auch wenn sie nicht die Richtige ist, werden wir sie wohl kaum weiter durch den Wald laufen lassen, nachdem sie unser kleines Treffen gesehen hat, oder?“

Der Blonde nickte und trat zur Seite, und der Schattenmann wiederholte, jetzt schon leicht ungeduldig, die auffordernde Geste. „Herein mit dir!“

Keyra zögerte nicht länger, da sie das Gefühl hatte, dass einer der Männer sie sonst gewaltsam ins Haus zerren würde. Sie trat durch die Tür und blinzelte gegen das Licht mehrerer Lampen an, die die Hütte erhellten. Etwas über ein halbes Dutzend Gestalten saßen auf roh zusammengezimmerten Hockern und Stühlen. Die Männer entsprachen dem Bild, das der Blonde abgegeben hatte: einfache Burschen in ärmlicher Kleidung, mit teils einfältigen, teils groben Gesichtern.

Die Ausnahme bildete der Schattenmann, bei dem es sich um einen recht attraktiven Schwarzhaarigen handelte, dessen braune Augen und die Grübchen in seinen Wangen einen gewissen Charme versprühten. „Du bist doch die Flinke Clara, oder etwa nicht?“

„Natürlich bin ich das!“ Wenn Keyra eines aus den vergangenen Zeitreise-Abenteuern gelernt hatte, dann dies: Mitspielen! Und dass die erwartete Person den Namen ihrer Großmutter trug, den Keyra schon als Tarnname verwendet hatte, schien ihr ein eindeutiges Zeichen zu sein.

„Wusste ich es doch. Du siehst deinem Vater sehr ähnlich.“ Er riss ihr mit einer raschen Bewegung die Haube vom Kopf, sodass ihre rote Haarpracht hervorquoll. „Vor allem natürlich die Haare!“ Der Schwarzhaarige lachte, gab ihr die Haube zurück und schlug ihr auf die Schulter. „Jungens, der Rote Sepp ist ein guter Kamerusch von mir gewesen, der beste Kochemer im Aschaffenburger Land. Schade um seinen Hals, Mädel. Wann haben sie ihn erwischt?“

„Äh …“, entgegnete Keyra eloquent.

Einer der Männer fiel ihr ins Wort. „Im Frühjahr, hab ich gehört. War eine recht große Hinrichtung.“

„Zu Recht.“ Peter seufzte. „Ein guter Mann, der seinen Kodern das Handwerk ordentlich beigebracht hat, will ich meinen. Wie ich höre, trägt Clara ihren Räubernamen aus einem bestimmten Grund – keine im Aschaffenburger Land ist schneller im Schlösser knacken.“

„Und wenn sie die beste Schickse im Land wäre – ich bin immer noch dagegen, ein Weibsbild zur Chassne mitzunehmen.“ Ein sehr blasser Mann mit weißen Haaren und hellen Augen verschränkte missmutig die Arme. „Bringt nur Unglück.“

Der Schwarzhaarige lachte ansteckend. „Dieses hier bringt uns Glück – denn es hat uns ein Erbstück ihres Vaters mitgebracht, das unseren Raubzug erst klappen lassen wird, nicht wahr?“

Raubzug! Das ist eine Räuberbande – war ja eigentlich klar. Keyra bemühte sich, möglichst unbeteiligt zu schauen. Wenn die Männer ihren Schrecken bemerkten, war sie geliefert. Sie fühlte, dass alle sie erwartungsvoll anstarrten. Es überlief sie kalt. Das geheimnisvolle Erbstück. Das kann ich natürlich nicht präsentieren.

„Ach so“, sagte sie langsam. Sie griff in ihre Ledertasche, um Zeit zu gewinnen, und wühlte darin herum. Sie überlegte fieberhaft, wie sie aus dieser Zwickmühle wieder herauskommen sollte. Da stießen ihre Finger gegen etwas Metallisches, das leise klirrte. Sie zog es heraus. Es war ein rostiger Schlüsselbund.

„Da ist er ja!“ Der Schwarzhaarige griff danach, doch Keyra zog rasch die Hand zurück. Sie bemühte sich um ein Lächeln, obwohl ihr das Herz bis zum Hals klopfte. „Ich gebe mein Erbe nicht gerne aus der Hand. Schon gar nicht, wenn ich noch gar nicht weiß, mit wem ich es zu tun habe und ob ihr diejenigen seid, die ihr vorgebt zu sein.“

Verblüfft ließ der Schwarzhaarige die Hand sinken. Für einige Lidschläge herrschte eisige Stille in der Hütte, obwohl es eigentlich frühlingshaft warm war. Dann brach der Räuber in Gelächter aus, und die anderen Männer stimmten mit ein. „Du bist wahrhaftig deines Vaters Tochter. Ich nehme an, der Rote Sepp hätte mir mit seinem langen Messer die Hand abgeschlagen, wenn ich so nach dem Schlüssel gelangt hätte.“

„Dann hast du wohl gerade Glück gehabt – mein Julchen ist mit dem Messer meistens schneller als ich“, warf der Strohblonde ein, der nun ebenfalls grinste.

Der Schwarzhaarige deutete um sich: „Dann will ich dir den Chawwerusch mal vorstellen, Clara. Der Blonde da ist Pfeiffers Basti, der Weiberfeind da drüben ist der Bleiche Fritz. Das dort sind Hennes und Kober, das ist Muck und dort drüben ist Köhlers Pipp – der ist das erste Mal dabei, genau wie Lippes.“ Er wies auf einen Jungen, der wohl sogar jünger als Keyra war, und einen hageren Mann mittleren Alters, der Keyra misstrauisch musterte. „Lippes kommt aus Sulzbach und ist erst seit ein paar Tagen hier. Wir lassen ihn mitmachen, obwohl er kein so wertvolles Gut wie du beisteuert.“

Keyra fiel auf, dass alle Männer, wenn sie vorgestellt wurden, mit Daumen und Zeigefinger ein „C“ bildeten – alle, bis auf Lippes. Der Hagere hatte die Arme verschränkt und zeigte eine verschlossene Miene.

Keyras Finger schlossen sich fester um den Schlüssel. „Und dann bist du natürlich …?“

Der Mann verbeugte sich spöttisch und formte das C. „Man nennt mich den Schwarzen Peter – ich führe heute die Chassne an.“

Der Schwarze Peter – so nannte man Peter von Orb, stand auf dem Schild. Oh Mann …

Keyra formte ebenfalls das C, obwohl sie nicht wusste, was es bedeutete – aber es schien so etwas wie ein Gruß zu sein. „Ihr wisst bereits, wer ich bin.“ Betont lässig schlenderte Keyra zu einem freien Stuhl, setzte sich schwungvoll darauf und spielte mit dem Schlüsselbund. „Dann mal los. Wie läuft es ab?“

„Du verlierst keine Zeit, was?“ Pfeiffers Basti griente.

Keyra zuckte die Schultern. „Man nennt mich nicht umsonst die Flinke Clara.“ Und je eher ich die Sache hier durchziehe, desto schneller komme ich zu meinem Spaghetti-Eis mit Ben.

„Wir sollten uns tatsächlich beeilen, jetzt, da der Schlüssel hier ist“, meinte Peter. Er wandte sich Keyra zu. „Es kennen bereits alle außer dir ihre Aufgabe. Das Ziel ist eine Kaschemme im Wald bei Besen-Kassel. Wir haben sie ausgiebig ausbaldowert. Heute sind nur zwei Gäste da – magere Kaufleute, keine Gegner. Ein Teil geht vorne rein, aber du und ich, wir gehen mit deinem Schlüssel durch den Hintereingang. Hoffen wir, dass er noch passt, seitdem ihn dein Vater vor zwei Jahren hat mitgehen lassen.“

„Klar doch – der Gerninger-Wirt ist so geizig, der würde kein Geld für Ersatz ausgeben. Und er hat ja noch einen Schlüssel, der passt“, meinte der Bleiche Fritz.

„Während die Jungens und die Veteranen also vorne für Ablenkung sorgen, reißen wir uns hinten in der Schlafkammer die Geldkatze des fetten Wirtes unter den Nagel.“

„Warum hauen wir vorne nicht alles kaputt und marschieren einfach nach hinten in die Kammer durch? Wär doch viel einfacher“, meinte der Junge, den Peter als „Köhlers Pipp“ vorgestellt hatte.

„Das könnten wir auch machen. Aber wenn etwas dazwischen kommt – ein wehrhafter Gast vielleicht, der verspätet eingekehrt ist und es uns schwer macht – und wir nicht durchkommen, haben wir hinterher ein großes Tohuwabohu, aber keinen Zaster.“ Peter knuffte den Jungen in die Schulter. „Du bist noch nicht trocken hinter den Ohren, solche Dinge wirst du noch lernen.“

„Der Schwarze Peter ist nicht so der Typ dafür, einfach reinzugehen und alle totzuschlagen. Seine Pläne sind immer irgendwie schlau“, sagte der Bleiche Fritz in bewunderndem Ton.

Peter lachte. „Dann lasst uns meinen schlauen Plan mal umsetzen. Noch irgendwelche Fragen?“

Keyra hatte etwa tausend Fragen, aber die konnte sie unmöglich stellen. Auch sonst schwiegen alle.

Peter setzte einen dunklen Hut auf, nahm eine schwere Pistole, die auf einem Hocker lag, und ließ den Lauf in seine Hand klatschen. „Dann los.“ Plötzlich waren aller Charme und jeglicher Humor von ihm abgefallen. Nun war er ein Kämpfer, ein Anführer, der seine Soldaten in die Schlacht führte. Er wandte sich an Keyra: „Und du bleibst schön in meiner Nähe!“

Sie schlichen durch den Wald, der trotz des Sternenscheins düster und bedrohlich blieb. Keyra kannte sich in der Region nicht aus und wusste nicht, wie weit der Weg war. Doch sie hatte das Gefühl, stundenlang zu laufen. Geredet wurde kaum, und so schwieg auch sie. Es war jedoch keine angenehme Stille, sondern es lag eine Anspannung in der Luft, die sie frösteln ließ.

Es kam Keyra vor, als müsse bereits der Morgen heraufdämmern, als der Schwarze Peter endlich die Hand hob und ein kurzes „Halt!“ verlauten ließ. Sofort machten sich drei der Männer daran, einen gefällten Baum am Boden von Ästen und Laub zu befreien.

„Wir haben den Rennbaum bereits vorbereitet“, erklärte Peter halblaut an Keyra gewandt. „Dort drüben ist unser Ziel.“ Er wies auf einen Schatten zwischen den Bäumen; ein Gebäude, dessen Bewohner sicher längst im Schlaf lagen. Eine Straße führte daran vorbei und trennte die Räuber von ihren Opfern.

„Licht!“, befahl Peter, und die Räuber entflammten Talglichter. „Fritze, Basti, Lippes, Muck – ihr nehmt den Rennbalken und schlagt damit die Türe ein. Macht nur ordentlich Lärm und holt sie alle aus den Betten. Pipp, du stehst Schildwache. Clara kommt mit mir. Alle Mann Tücher vors Gesicht. Auf mein Kommando, Chesse.“ Gehorsam verteilten sich die Räuber auf ihre Posten. Keyra beeilte sich, Peter zu folgen, der in einem weiten Bogen um das Haus herumging. Er band sich ein Tuch so um den Kopf, dass nur seine Augen zu sehen waren.

„Hast du auch eine Maske?“, fragte er.

Keyra griff in die Ledertasche und fand ein großes schwarzes Tuch, mit dem sie ebenfalls ihr Gesicht verbarg. Sie kam sich vor wie ein Bandit aus einem alten Western.

„Halt den Schlüssel bereit!“, befahl er. „Sobald das Lärmen beginnt, sind wir an der Reihe.“

Keyra nickte, doch im Dunkeln sah es Peter wahrscheinlich gar nicht. Keyra hatte kein Talglicht bekommen, und auch er trug keines bei sich.

Sie bezogen Stellung an einer groben Tür, die wenig benutzt wirkte. Keyra musterte das Schloss und zog den Schlüsselbund hervor, hielt ihn fest, damit er nicht verräterisch klapperte. Sie war gleichzeitig verängstigt, beschämt und nervös. Sie war immerhin dabei, ein Verbrechen zu begehen. Zwar war ihr durchaus klar, dass sie keine Wahl hatte: Spielte sie nicht mit, flog ihre Tarnung auf. Doch als anständiges Mädchen schreckte sie davor zurück, das Gesetz zu brechen. Und ganz egal, in welcher Zeit sie gelandet war: Raub war mit Sicherheit strafbar und moralisch höchst verwerflich.

Sie hatte das sichere Gefühl, dass sie dieses Mal nicht hier war, um den Überfall zu verhindern; im Gegenteil, diese Überfälle gehörten bereits zum Lauf der Geschichte, wusste sie instinktiv. Auf ihnen begründete sich schließlich die Legende von Peter von Orb. Vielleicht hätte sie anders gedacht, wäre das ihr erster derartiger „Ausflug“ gewesen. Doch mittlerweile erkannte sie … ja, was eigentlich? Eine bestimmte Struktur, ein Muster? Auf jeden Fall war es eine Art unbewusste Ahnung, die sie bislang auf den richtigen Weg geführt hatte, selbst wenn es das Wächterbuch nicht getan hatte. Fast von allein fuhr ihre Hand an die Ledertasche, in der sie das vertraute Gewicht des Buches fühlte. Sie war mehr als neugierig, einen Blick hinein zu werfen. Vorerst jedoch hatte sie keine Gelegenheit dazu.

Neben Keyra erklang ein schriller Pfiff, der sie erschrocken zusammenfahren ließ. Peter grinste und ließ eine kleine Holzpfeife in seine Westentasche gleiten. Auf der anderen Seite des Hauses brach Tumult aus. Mehrere heftige Schläge ließen das Gemäuer erbeben. Laute, drohende Schreie der Räuber erklangen und ließen Keyra die Haare im Nacken zu Berge stehen. Dann krachte und barst Holz, der Tumult verlegte sich ins Innere.

Peter stieß Keyra an. „Jetzt!“ Hastig steckte sie einen Schlüssel ins Schloss. Er ließ sich jedoch nicht drehen. Sie zog ihn wieder hinaus und probierte den nächsten. Dasselbe Ergebnis. Die Dinger sehen alle gleich aus, dachte sie verzweifelt. Der dritte Schlüssel passte, und Keyra konnte die Tür aufschieben. Peter drängte sich an ihr vorbei. „Schnell jetzt, hilf mir die Geldkatze zu suchen.“

Sie befanden sich in einem Raum, den Keyras Oma sicher als „die gut Stubb“ bezeichnet hätte. Hier schlief niemand, es war ein eher offizieller Raum mit wuchtigen Eichenmöbeln. Peter riss Schränke und Türen auf, durchwühlte eine alte Truhe.

Keyra beteiligte sich nur zögerlich – sie hatte keine Ahnung, nach was sie eigentlich suchen sollte. Währenddessen nahm der Lärm aus dem vorderen Bereich zu. Schrille Frauenschreie mischten sich mit dem wütenden Zetern eines Mannes, dazu krachte und schepperte es, als würden die Räuber das Haus abreißen und nicht ausrauben.

Mehr durch Zufall stieß Keyra gegen einen Zinntopf, den Peter aus einer Truhe gerissen und achtlos zur Seite geworfen hatte. Es klang irgendwie seltsam – nicht hohl. Sie langte hinein und beförderte eine große Lederbörse zum Vorschein.

„Peter!“, rief sie leise.

Der Kopf des Räubers ruckte herum. Er trat zu ihr, nahm ihr die Börse ab und warf einen Blick hinein.

Keyra erhaschte einen Blick auf zahllose Münzen.

Der Schwarze Peter lachte. „Sehr gut gemacht. Das sind mindestens 1000 Gulden. Fette Beute!“

Er schloss die Lederbörse und winkte Keyra, ihm zu folgen. Anstatt hinauszugehen, öffnete er die Tür zum vorderen Teil des Hauses.

Es mochte der Schankraum gewesen sein, bevor die Räuber hier gewütet hatten. Kein Möbel war mehr heil, alles lag wild herum. Inmitten des Chaos knieten drei weinende Frauen, zwei zitternde Männer und ein dicker Mann, dessen Gesicht besorgniserregend angelaufen war. Allen hatten die Räuber die Hände auf den Rücken gefesselt.

„Ich sage euch nochmal, wir haben nichts“, schrie der Mann in einer Mischung aus Angst und Zorn. „Ihr elendes Dreckspack, die Hunde sollen euch zerreißen.“

„Halts Maul!“, rief Basti und verpasste ihm einen Schlag ins Gesicht. „Sonst setzt es auch Prügel für dein hübsches Weib!“

Eine Frau, ganz offensichtlich hochschwanger, heulte auf, als Basti in ihre Richtung ausholte.

„Lass gut sein, Bruder!“ Peter trat dazwischen. „Die Frau ist guter Hoffnung, wir werden sie bestimmt nicht quälen.“

Der rotgesichtige Wirt schien perplex, angesichts des neu aufgetauchten Räubers. Als er gewahr wurde, wo Peter und Keyra herkamen, schwand die Wut aus seinem Gesicht und ließ nur Angst zurück. Als Peter nun triumphierend die Geldkatze in die Höhe reckte, wurde sein roter Kopf totenbleich.

„Wir haben unsere Beute, Jungens“, rief Peter. „Der Jud aus Gelnhausen hat nicht gelogen – schön versteckt im Hinterzimmer hat der Herr Wirt den Profit, den er aus seinen Gästen presst.“ Die Räuberbande jubelte. „Packt alles Wertvolle zusammen – wir verschwinden!“

Nun ging alles furchtbar schnell. Hennes warf ein Leinentischtuch auf den Boden, in das seine Kumpane Zinngeschirr und Kleidungsstücke warfen und es dann zusammenschnürten. Lippes lud sich einen Ballen Leinenstoff auf die Schultern, Fritz raffte alles Essbare in einen Sack zusammen, das er finden konnte. Dann verließ die Bande das Haus – nicht ohne dass Peter dem jetzt ziemlich stummen Wirt einen Schlag mit der Pistole verpasste. Wirklich, ein Schießprügel, dachte Keyra fast hysterisch.

Dann war der Überfall vorbei. Er hatte nicht einmal eine halbe Stunde gedauert. Die Bande ließ die gefesselten Wirtsleute und ihre Gäste zurück und verzog sich wieder in den Wald.

Keyra hatte erwartet, dass sie zurück zu der Hütte gehen würden, doch sie hielten schon in einiger Entfernung auf einer Lichtung. Im Schein der Wachslichter verteilte Peter die Beute – wobei Keyra nicht entging, dass er als Anführer einen Großteil behielt. Auch sie bekam einen Anteil Münzen.

„Gute Chassne!“ Peter riss sich das Tuch vom Gesicht und klopfte Fritz auf die Schulter. „Nun macht, dass ihr verschwindet, Jungs. Ihr hört von mir, wenn ich wieder etwas plane. Gajo Ratt!“

Nach und nach erlosch jedes der Wachslichter, und die Räuber verschwanden wie Geister in der Nacht. Zurück blieb Keyra mit dem Schwarzen Peter. Der baute sich breitbeinig und grinsend vor ihr auf: „So, Clara – und was machen wir jetzt mit dir?“

Schlüssel der Zeit - Band 4: Der Fuchs und der Räuber

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