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Die blaue Feder

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Am Wegesrand lag eine blaue Feder. Ihr Federhaar war aus vollem, leuchtendem Blau, ein königliches Blau. Sie war nicht sehr groß, scheinbar abgebrochen, abgerissen oder abgeschnitten.

Das obere Stück der Feder schien zu fehlen. Er hob die Feder auf.

Sie war so weich und flauschig, zart, ja er konnte nur Zartheit spüren, wenn er sie berührte.

Neugierig und mehrmals strich er ihr Federhaar am Wuchs entlang nach oben. Dann legte er die königliche Zartheit in seine linke Hand und betrachtete sie, erfüllt mit Wohlwollen. Er schloss die Augen und versuchte sie nur zu spüren, doch wie schwerelos schwebte sie mehr auf seinem Handteller, als dass sie lag.

Er spürte sie nicht und wusste doch sie war da. Oder? War sie da?

Er öffnete die Augen und sah sie. Verwundert und vom Moment durchzaubert stand er an seinem Wegesrand. Die Wirklichkeit funkelte ihn an, in Form dieser blauen Feder und er konnte nur staunen wie leicht und zart etwas sein konnte, auf der Hand liegend nicht zu spüren. Einige Male schloss und öffnete er die Augen wieder, um der Feder nachzuspüren. Jedes Mal war er ein bisschen verwundert, dass sie wirklich da auf seiner Hand lag.

Königliche Zartheit, dachte er, und ein Lächeln legte sich auf sein Gesicht. Als er seine Augen noch einmal schloss, spürte er plötzlich einen leichten, zarten Druck auf seinem Handblatt. Die Feder bewegte sich, nein das war nicht der Wind, es war völlig windstill. Er öffnete die Augen, doch sie lag einfach da. Aber er hatte doch eine Bewegung der königsblauen Feder gespürt. Als er die Augen erneut schloss, nahm er die Bewegung der Feder wieder deutlich wahr. Die Feder hatte ihm ein Wort in die Hand geschrieben. Er öffnete seine Augen, die Feder lag wie schwebend auf seinem Handblatt, so wie er sie am Anfang hingelegt hatte.

Doch die Zeichnung des Federwortes hatte er auf seiner Hand gespürt:

Lilie.

Der Wanderer zeichnete das noch eben gespürte Wort in seiner Handinnenfläche nach. So als wolle er es damit in seine Erinnerung schicken, langsam, staunend und ein wenig angerauscht:

Lilie.

Fabelfeuer

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