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ERSCHIENEN AM 4. 9. 2016 HEUCHELEI

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Die Doppelmoral ist unerträglich: Die Attentäter vom 11. September 2001 sollen von Saudi-Arabien systematisch unterstützt worden sein. Das Land gilt auch als ­geistige Wiege des IS-Terrors, der ganz Europa mit Anschlägen überzieht. Saudi-Arabien ist weiterhin der engste Verbündete des Westens. Es ist an der Zeit, im Kampf gegen den Terror mit dem Heucheln aufzuhören.

US-Präsident Obama hält den Abschlussbericht über die Anschläge vom 11. September bis heute aus „Gründen der nationalen Sicherheit“ unter Verschluss. Denn er enthält schwerste Vorwürfe gegen den wichtigsten Verbündeten der USA und des Westens im Nahen Osten: Saudi-Arabien. Die saudische Regierung, das saudische Minis­terium für Islamfragen und saudische Wohltätigkeits­organisationen sollen den islamistischen Terror auf amerikanischem Boden finanziert und auch über Botschafter systematisch unterstützt haben. Um die Rolle der USA im Nahen Osten nicht zu gefährden, hatte bereits die Bush-Administration hierüber Stillschweigen angeordnet. Doch Saudi-Arabien „hat das Stillhalten Amerikas als ­Signal für Straffreiheit verstanden, um weiterhin Terror­organisationen zu unterstützen“. Das gestand – 15 Jahre nach den Anschlägen – der frühere US-Senator und Leiter des Geheimdienstausschusses Bob Graham öffentlich im TV.

Und tatsächlich: Die geistige Wiege des IS-Terrors – der ganz Europa mit Anschlägen überzieht – liegt in Saudi-Arabien. Von dort aus wird die radikal-islamistische Ideo­logie mit enormen finanziellen Mitteln weltweit verbreitet. Moscheen, Zeitungen, Fernsehstationen und Vereine, die die intoleranteste Form des Islam propagieren, werden von Saudi-Arabien finanziert; dem Land, wo öffentliche Scharia-Strafen wie Enthauptungen, Steinigungen, Auspeitschungen, Kreuzigungen, Abhacken der Hände und Reli­gionspolizei an der Tagesordnung sind. Weder Kreuz noch Bibel noch die Einreise von Juden sind gestattet. Ein 17-Jäh­riger etwa wurde zu Enthauptung und Kreuzigung ver­urteilt, weil er es gewagt hatte, gegen das Königshaus zu demonstrieren. Die Antwort des Westens? Der saudische Botschafter Faisal Bin Hassan Trad wurde unter Applaus in den UNO-Menschenrechtsrat gewählt.

Es hätte längst Sanktionen gegen den Golfstaat geben ­müssen, dann hätte sich die Welt einiges an Terror erspart. Doch statt aus dem Fehler der US-Politik zu lernen, begeht die EU denselben Fehler: Vor kurzem war ein interner ­Bericht des deutschen Geheimdienstes an die Öffentlichkeit gelangt, wonach „die Türkei unter Erdogan die zentrale ­Aktionsplattform für islamistische und terroristische Organisationen“ ist. Ankara schäumte. Um nur ja den unsau­beren EU-Türkei-Flüchtlingsdeal nicht zu gefährden, behauptete die „Merkel-Regierung“ eilig, dass es sich bei der Einschätzung im Geheimbericht um ein „Büroversehen gehandelt habe“.

Das renommierte „Handelsblatt“ kommentierte dies so: „Würde es sich nicht um Erdogan, sondern um Putin ­handeln, hätte der Westen längst harte Wirtschaftssanktionen verhängt. Erdogan dagegen bekommt für seine Flüchtlingsbremse einen Drei-Milliarden-Scheck der EU. Vielleicht sollte man das Geld aus Brüssel künftig direkt an die Terrorgruppen weiterleiten. Das spart wenigstens die Über­weisungsgebühr“.

John F. Kennedy wurde einst noch deutlicher. Über einen von den USA gestützten südamerikanischen Despoten sagte er: „Er ist ein Arschloch. Aber er ist unser Arschloch.“


Offen gesagt Band 4 - Die Verantwortung

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