Читать книгу Zarin der Vampire - Die Gesamtausgabe: Russland und selbst der Zar können fallen, doch das Haus Romanow ist unsterblich - Tatana Fedorovna - Страница 13
Berliner Nächte
ОглавлениеBerlin war eine sehr bunte und lebendige Stadt, welche ganz meinem gegenwärtigen Geschmack entsprach. In den letzten Jahren war viel gebaut worden. Das Zentrum verströmte trotz seiner großflächigen Zergliederung inzwischen durch seine Prachtbauten ein weltmännisch offenes Flair. Gigantische Investitionen waren nach Berlin Mitte geflossen und bereicherten die zwielichtige Baulobby. Das neueste Milliardengrab war der neue Airport. Seine kostspielige Eröffnung verschob sich Jahr um Jahr.
Inzwischen lebte ich seit mehr als einem Jahr in dieser quirligen Metropole und arbeitete verborgen für die international renommierte Detektei Barnes & Gobler. Für mich war das übliche Durcheinander, die nur schwer zu durchschauenden Strukturen und das Gemisch der Kulturen eine gute Basis, um nicht aufzufallen.
Deutschland war noch immer eines der modernsten und freiesten Länder in der Welt. Daran hatte sich seit dem letzten Besuch nichts geändert.
Schon vor einhundert Jahren, als ich zusammen mit unserer Familie erstmals hierher kam, erschien mir alles außergewöhnlich technisiert und ordentlich. Russland war da ganz anders und bildete geradezu den Gegensatz ab.
Inzwischen gab es jedoch auffällig viele Arme und andererseits eine große Schar wohlhabender Menschen. Gewalt und Verbrechen hatten deutlich zugenommen. Einheimische und Zugewanderte standen sich immer kritischer gegenüber, auch wenn nach außen von den neoliberalen Eliten das Gegenteil behauptet wurde. Die gewöhnlichen Menschen sahen immer mehr das Trennende und übersahen das Verbindende. Die Berliner wirkten unzufriedener. Alle warteten auf Lösungen und wussten nicht auf welche. Das Land näherte sich unweigerlich amerikanischen Verhältnissen an und würde in fünfzig Jahren ein ganz anderes sein. Den Deutschen wurde eingeredet, dass sie an allem die Schuld trügen und viele streuten sich einsichtswillig die Asche auf ihre Häupter. Letztlich mussten sie für alles bezahlen und nochmals bezahlen. Deswegen blieb der Großteil der Bevölkerung arm oder verarmte. Doch sie waren weniger mehr oder weniger Schuld als andere Völker. Politiker treiben aus eigenen Interessen Menschen in die Kriege.
Ähnlich schleichend hatte der Wandel bei uns begonnen. Unsere gebildeten Demokraten zeigten zu Beginn Verständnis für diejenigen, die unser System ablehnten. Diese hatten das jedoch in ihr Kalkül einbezogen.
Das Erleben solcher Wandlungen sind ein Bestandteil des immer größer werdenden Schmerzes der Einsamkeit, den ein Vampir spürt. Ein sehr langes oder gar unendliches Leben hat mehr Probleme, als man gemeinhin glaubt, da sich alles unablässig verändert und die Bekannten altern und sterblich sind.
Mama war sogar auf deutschem Boden geboren worden und wir hatten vor dem ersten Weltkrieg unsere zahlreichen Verwandten besucht. Unsere Mutter bestand akribisch darauf, dass wir Kinder alle Deutsch lernten. Der verbliebene Akzent verdeutlichte aber, dass ich im Kern immer noch Russin war. Mein Drang nach Ordnung und Planung musste jedoch vom deutschen Teil in mir stammen.
Es gab im heutigen Berlin zwar auch viele Menschen guter Gesinnung, aber überall roch ich Hass, Gier und Bosheit. Selbstsucht und Egoismus uferten immer weiter aus und hatten die Menschen verdorben. Somit gab es genug Abwechslung, böses Blut und Arbeit für mich. Der kleine Aderlass blieb in der pulsierenden Millionenschar ohne Bedeutung. Ich fiel nicht auf und tat alles, damit es so blieb.
Die Detektei war mit meiner bisherigen Arbeit zufrieden und ließ mich deshalb ausschließlich sehr spezielle Aufträge verrichten. Begann erst einmal die Jagd, waren ein Ergebnis und mein Erfolg nur eine Frage der Zeit. Da ich alles ohne die heute übliche Hektik leistete und auch nicht durch eine hohe Zahl von gelösten Fällen Aufsehen erregen wollte, lehnte ich Aufträge ab, die nicht in dieses Schema passten.
Ich befand mich gerade jagend im frühnächtlichen Nikolaiviertel, das im Moment bei einer bestimmten, vergnügungssüchtigen Gesellschaftsschicht angesagt war. Einige Aufsehen erregende Eröffnungen mit entsprechender medialer Bewerbung hatten dazu beigetragen.
Man traf hier sowohl Politiker, Ärzte, Anwälte, Zuhälter, Bankiers, Vorstände und diverse verborgene Kriminelle anderer Couleur als auch deren jeweilige Begleitung. Viele gut aussehende Frauen und um Männer buhlende Jungen versuchten dies für ihre eigenen Zwecke zu nutzen. Mein letztes Opfer, das Mädchen, hatte ich aus einem anderen Stadtteil erwählt. Man hatte ihr Verschwinden bisher nicht einmal bemerkt oder glaubte, sie reise irgendwo in der Welt herum. Eine kurze Mitteilung auf dem Anrufbeantworter ihres Komplizen ließ diesen Eindruck entstehen. Das war der Grund, warum ich ihn verschonte. Er diente vorerst als Alibi.
Es wurde Zeit, dass ich mich auf die Suche nach einem neuen Opfer machte. Mein Bluthunger war inzwischen angewachsen. Diese Gier würde von Tag zu Tag größer werden und mehr und mehr die Kontrolle über mich gewinnen. Ich musste rechtzeitig aktiv werden. Abgelagerte Konserven, die in meiner Wohnung lagerten, waren nicht mit frischem Blut zu vergleichen und nur eine Notlösung. Sie waren so etwas wie Büchsenessen für uns Blutsauger. Wer liebt nicht frisch zubereitetes Essen?
Dieses Viertel erinnerte mich wegen seines Namens natürlich an Vater. Er hieß Nikolaus der Zweite und war der letzte russische Zar. Nostalgie war die Nahrung für den kleinen Rest der verbliebenen Identität. Was bleibt sonst, wenn Liebe unter Leid und kaltem Hass verschlossen ist?
Viele kleine Restaurants und Szenebars luden die Nachtschwärmer zu Vergnügungen der verschiedensten Art ein. Einige lieferten auch kleinere Varietéaufführungen, die in Berlin sehr beliebt waren. Es wimmelte darin von Transvestiten und anderen bunten Vögeln.
Ich mochte das nicht unbedingt. Meinem russischen Teil erschienen diese Verkleidungen oberflächlich und geradezu lächerlich. Als Frauen geschminkte und sich so gebende Männer erweckten in mir mehr Ekel und Abscheu. Da auch ich leider nicht dem Plan der Natur entsprach, zwang ich mich jedoch zur Toleranz und schaute einfach weg.
In der Nähe des Viertels gab es einige bekannte Opern und Theater, die ihr vergnügungssüchtiges Publikum nach den Veranstaltungen für weitere Abwechslungen ausspie.
Mir fiel eine kleine Gruppe nobel gekleideter, von eigener Wichtigkeit aufgeblasener Männer ins Auge. Sie schritten mir leichtfüßig entgegen, unterhielten sich auffällig laut über Politik als auch das Weltgeschehen und versuchten durch gespielte Selbstsicherheit als bedeutsame Personen aufzutreten. Es dürfte sich um Anwälte handeln. Ich hatte diese Spezies schon immer verabscheut. In der heutigen Zeit betrachteten Juristen sich sogar als neuen Adel, justifizierten die Welt zu ihren Gunsten und waren inzwischen mit den Politikern zu einem widerlichen Teig vergoren.
Deren üblicher Gestank von Überheblichkeit wehte mir nun entgegen. Wie das Toilettenpapier nach großem Stuhlgang waren ihre Persönlichkeiten, ihr Denken und Fühlen mit den Exkrementen ihrer jeweiligen Fälle beschmutzt. Man konnte diese Verunreinigung natürlich niemals gänzlich entfernen. Ihre goldenen Armbanduhren, edlen kalbsledernen Schuhe und Mäntel bekannter Modemarken, ihre auffälligen Brillen und dicken Geldbörsen verliehen ihnen den äußerlichen Schein von Seriosität. Gewöhnliche Narren fielen sogar darauf herein. Meine geschulte Nase konnten sie aber nicht täuschen.
Immer wieder sprach die kleine Gruppe vorbeigehende Frauen unverfroren an. Einige von diesen fühlten sich durch das oberflächliche Gehabe sogar geschmeichelt.
Besonders interessierte mich ein Mann in dieser verkommenen Horde. Der intensive, bittere Geruch seines verdorbenen Blutes schuf die notwendige Verbindung zwischen uns.
Plötzlich lief eine schwarze Katze vor der Gruppe über die Straße.
„Das bringt Unglück!“, rief eine Frau erschrocken und bekreuzigte sich.
Mein Opfer lachte in seiner Dummheit über sie. Er war jedoch bereits auserwählt. Das böse Omen galt ihm.
„He, schöne Frau! Lust auf einen Champagner mit freundlichen Anwälten?“, rief er mir keck zu.
Seinen unwürdigen Berufsstand erwähnte er sogar noch in geradezu dummem Stolz.
Ich blieb für einen ganz kurzen Moment stehen und musterte sein Äußeres. Die anderen bemerkten dies und verlangsamten unwillkürlich ihren Schritt. Der Mann war etwa vierzig Jahre alt, trug einen exaltierten, an den Spitzen pomadisierten, nach oben gedrehten Bart und betrachtete sich als Mittelpunkt dieses lächerlichen Auflaufs.
„Vielleicht ein anderes Mal!“, erwiderte ich freundlich und schritt an der Gruppe vorbei. Sie sollten nicht ausreichend Zeit haben, um mich wirklich wahrzunehmen. Die Antwort sollte beiläufig und bedeutungslos klingen.
Ja, seine Bosheit war groß genug. Es gab keinen Zweifel, er würde mein nächstes Opfer werden. Das neue Spiel begann! Ich hatte meine Witterung aufgenommen. Sein Leben war verwirkt, Blutstropfen für Blutstropfen! Meine Zunge fuhr sich genüsslich über die Lippen. Ich schluckte den sich in Vorfreude vermehrenden Speichel.
Die Männer kehrten einige Meter weiter fröhlich lachend in ein Restaurant ein. Alle waren bester Laune. Sie wollten dort wohl speisen.
Ich setzte mich in ein gegenüberliegendes Café und trank zur Erwärmung Tee mit Cognac. Alkohol wärmt Vampire geringfügig, da dadurch das Blut schneller fließt. Damit ich nicht auffiel, wiederholte ich die Bestellung und aß noch etwas Karottenkuchen dazu.
Es dauerte etwa eineinhalb Stunden, bis die Runde zufrieden und leicht angetrunken aus der Tür trat. Ich ließ genug Geld auf dem Tisch zurück und folgte dem Gesindel vorsichtig. Die Straße war für die späte Stunde recht belebt. Ich verhielt mich äußerst unauffällig, niemand nahm deswegen Notiz von mir.
Der vorlaute Herrenclub zog weiter und belästigte noch dreister. Die Männer hatten zu tief in das Glas geschaut und schreckten inzwischen sogar nicht einmal mehr vor der Belästigung von Paaren zurück.
Aus einer Bar erklang laute Musik.
„Lasst uns da noch ein wenig Spaß haben!“, hörte ich mein Opfer die anderen stimulieren.
Dank der außergewöhnlichen Hörfähigkeit konnte ich das Gespräch auch aus der Entfernung gut verfolgen.
„Mir reicht es!“, wiegelte einer in der Gruppe ab.
„Willst du zu deiner Frau?“, fragte ein anderer,
„Die ist doch ohnehin hässlich!“, setzte ein Anwalt aus der Schar boshaft noch eins drauf.
Die übrigen lachten über den platten Spaß.
„Wenigstens muss ich mich nicht darum sorgen, dass sie sich scheiden lässt!“, witzelte der Bespottete zurück.
„Schon wahr. Meine hat sich schnell mit einer gefüllten Brieftasche davongemacht. Wenn ich noch einmal heirate, dann ebenfalls eine Hässliche! Die läuft wenigstens nicht mit einem anderen davon. Schönheit wird ohnehin überschätzt.“
„Ich gehe mit“, verabschiedete sich ein weiterer.
Der Anführer der Gruppe winkte enttäuscht ab und ging mit seinen zwei verbliebenen Begleitern in die Bar.
Von Innen hörte man Begrüßungsgejohle. Die Eintretenden waren hier offenbar bekannte Besucher.
Nach einigen Minuten trat ich mit gesenktem Kopf ebenfalls ein. Überwachungskameras gab es auf den ersten Blick nicht. Sie waren in diesem Viertel und besonders in Lokalen, die von prominenten Gästen aufgesucht wurden, verpönt. Zu oft hatte es Erpressungen mit anstößigen Bildmaterialien gegeben.
An der Bar waren noch Plätze frei, einige Pärchen tanzten ausgelassen und brüllten intonal die Texte aus der Musikanlage mit. Meine russische Seele hätte es gern ebenso getan.
Viele Gäste hatten deutlich zu viel Alkohol genossen. Alle waren für europäische Verhältnisse sehr gut gekleidet. Russinnen hätten aber noch etwas mehr Schminke, Haut und auffälligere Garderobe gezeigt. In Deutschland bevorzugte man eine farbdezente Mode.
Die drei Männer saßen zusammen mit mehreren Frauen in einem Lounge-Sofa und tranken genüsslich Champagner. Mein Freund zwirbelte immer wieder eitel seine pomadisierten Bartspitzen und begrapschte eine der Frauen. Die Stimmung war beschwingt, Geld spielte hier keine Rolle.
Ein älterer Mann setzte sich neben mich an die Bar.
„Darf ich Ihnen etwas spendieren?“
Er roch noch recht unverdorben und suchte wohl Unterhaltung oder ein Abenteuer außerhalb seiner Ehe. Der helle Kreis des abgenommenen Ringes stach auf seinem Finger deutlich hervor.
„Das tut mir leid, ich wollte gerade gehen“ , nahm ich ihm jede Hoffnung.
Noch ehe er darauf eingehen und mich weiter mustern konnte, eilte ich wieder aus dem Lokal. Niemand sollte sich später an mich erinnern.
Unauffällig beobachtete ich nun von draußen, wie sich die Sache weiter entwickelte. Geduld gehörte zur Jagd dazu. Gelassen bummelte ich in einiger Entfernung auf einer Straßenseite entlang und kehrte dann auf der anderen zurück. Die von Kameras überwachten Stellen mied ich. Man konnte nie vorsichtig genug sein. An einem Stand trank ich zur Abwechslung einen Glühwein. Den Eingang des Lokals behielt ich stets gut im Auge.
Nach einer halben Stunde verließ einer der beiden Begleiter allein die Bar und fuhr mit einem Taxi davon.
Etwas später kam dann mein neuer Freund allein heraus. Er steckte sich mit einem Feuerzeug eine Zigarette an. Nach einer typischen Raucherpause sah es nicht aus. Der Mann hatte schon seinen Mantel an und wollte wohl nach Hause. Vielleicht wartete er auf ein bereits bestelltes Taxi. Das wäre unglücklich.
Etwas unbeholfen zog der Anwalt sein Handy aus der Manteltasche und schaute auf das Display.
Offensichtlich schwankte mein Opfer bei der Entscheidung, ob es wirklich einen Anruf tätigen sollte. Es ging ein paar Schritte weiter.
Jetzt war er weit genug weg von der Bar. Ich schlenderte auf das Opfer zu, als ging ich nur zufällig an ihm vorbei. Meine Schritte waren so langsam, dass der unschlüssig Stehende mich bemerken musste. Ich zog die Kapuze des Mantels herunter. So konnte er mein Antlitz sehen.
„Oh, da sind Sie ja wieder!“, stieß der Rauchende hervor. Er hatte mich erkannt.
„Was für ein Zufall! Das dürfte Schicksal sein!“ Der Eitle witterte eine vermeintliche Chance.
„Das könnte zwar so sein, aber ich muss weiter“, log ich, hielt jedoch für einen Moment zu lang im Schritt inne, als zögere ich.
„Es ist schon so spät, da ist es nicht gut allein unterwegs zu sein.“ Scheinbare Besorgnis lag in seiner Stimme.
Da ich meine Wirkung auf Männer kannte, dürfte das Vorgespräch genügen. Den Rest erledigte die Anziehungskraft des boshaften Blutes. Es wirkt auf Menschen wie der Lockstoff bei Insekten und erzeugte bei Männern wie Frauen eine unglaublich starke, erotisierende Wirkung. Das nutzte bei der Jagd, erschwerte aber einen normalen Umgang mit den Menschen und war eine Folge der Verwandlung zum Vampir.
„Wissen Sie was? Ich begleite Sie“, bot der Anwalt sich großzügig an. Er war mir bereits verfallen und träumte von einem Vergnügen. Sein Geruch verriet die aufkommende Gier.
Für einen Moment tat ich so, als müsste sein Vorschlag von mir durchdacht werden und musterte ihn von oben bis unten.
„Na gut, kommen Sie ruhig mit!“
Das ließ er sich nicht zweimal sagen. Das Spiel nahm somit seinen üblichen Lauf.
„Ich bin aber nicht harmlos“, gab ich kokett zu bedenken. „Der Schein trügt vielleicht.“
„Das passt, ich auch nicht!“, griff er den vermeintlichen Scherz auf.
„Dann gehen wir doch gleich zu mir!“, machte ich das schnelle Arrangement zwischen uns beiden perfekt.
Der Anwalt lachte selbstsicher und zwirbelte an seinen geölten Bartspitzen. Die Direktheit gefiel ihm.
„Und ich dachte schon, ich müsste heute allein ins Bett!“
„Wer spricht denn von einem Bett?“, führte ich das Gespräch weiter.
„Es sollte schon ein wenig ungestümer sein!“
„Du hast so einen reizenden Akzent und siehst noch so jung aus. Woher kommst du?“, frage er interessiert. Er schien begeistert von mir zu sein.
„Aus Russland.“
„Eine Russin! Wie schön!“ Seine Augen verdrehten sich genüsslich.
„Lass uns ein Taxi nehmen!“, schlug er vor.
Mein Opfer kannte sich hier aus und musste nicht einmal auf sein Smartphone schauen, um den nächsten Stand zu finden. Dort warteten gleich mehrere Fahrzeuge. Auch andere Besucher des Viertels machten eifrig von der Möglichkeit Gebrauch. Ich teilte dem indischen Fahrer die Adresse mit.
Schon während der Fahrt begann mein Begleiter mich zu belästigen. Ich ließ es zu.
„Du hast aber kühle Haut!“, stellte er bei seinen Bemühungen erstaunt fest.
„Dann entfache mal das Feuer. Man muss mich aufwärmen.“ Mein Mund flüsterte sehr leise, denn der Fahrer sollte so wenig wie möglich mitbekommen.
„Hier hast du schon mal etwas!“ Der Anwalt schob mir seine Hand kraftvoll unter mein Kleid.
Ich ließ es zu, veränderte die Haltung aber nicht. Er kam deswegen hier nicht weiter.
„Ich mag es richtig hart“, verriet ich scheinbar lustvoll stöhnend.
„Da bist du bei mir genau richtig. Ich werde dich ordentlich rannehmen!“
Das Taxi hielt. Wir waren angekommen.
Mein Opfer bezahlte großzügig.
Etwas verblüfft schaute mein Begleiter sich das Gebäude an, vor dem wir standen.
„Eine Baustelle? Was wollen wir hier?“
„Ich kann es nicht mehr erwarten! Hier ist in der Regel keiner! Schmutz zieht mich an!“, machte ich ihn gefügig und nahm ihm so das Erstaunen.
Die Erklärung leuchtete ihm ein und er grinste zufrieden.
Ich ging voran.
„Du bist mir eine!“, lachte das Opfer wollüstig und folgte willig. Was waren seine Fantasien? Die Realität würde diese sicher noch übertreffen.
Die meisten Probleme der Menschen entstehen durch sexuelle Gier. Sie ist nichts Gutes, sondern nur eine Quelle des Leidens, auch wenn die meisten anderes glauben.
Wir stiegen über die marode Holztreppe in die erste Etage hinauf. Dort gingen wir in das Zimmer, in dem schon der Spezialkoffer stand. Er wartete schon auf ihn.
„Schau mal, da steht ein riesiger Koffer. Der sieht noch neu aus. Wer stellt denn so etwas hier hin?“, erkundigte mein Opfer sich erstaunt.
„Woher soll ich das wissen?“ Ich spreizte meine Beine. Er lachte bei dem erotischen Anblick lüstern.
„Egal. Darauf besorge ich es dir jetzt!“
Er konnte es kaum noch erwarten.
„Schlag mich!“, forderte ich ihn mit einem unterwürfigen Gesicht auf.
Er holte aus und schlug mit Wucht zu. Darin hatte er offensichtlich einige Erfahrung.
„Was war das? Bist du ein kleiner Junge?“, verspottete ich ihn.
Mit der Reaktion hatte er nicht gerechnet. Verblüfft schaute er mich an.
„Das fängt ja an, richtig Spaß zu machen. Das war doch nur die Ouvertüre! Warte nur, du kleine russische Schlampe, jetzt wird es härter. Das Hauptstück beginnt!“
Er knallte mir nun seine Faust mit voller Kraft direkt ins Gesicht. Meine Nase blutete stark.
Ich leckte daran und kicherte.
„Du musst noch härter zuschlagen!“
Der Anwalt schaute nun doch irritiert. Diese Aufforderung hatte er nach dem äußerst brutalen Schlag nicht erwartet.
„Du kleines Dreckstück bist wirklich nach meinem Geschmack!“ Dabei zwirbelte er seine gedrehten Bartspitzen begeistert nach oben.
Er versuchte, mich brutal auf den Koffer zu drücken, um mich von hinten zu nehmen und nestelte an der Hose herum. Die Gewalt hatte ihn offensichtlich angestachelt. Er konnte den Akt nicht mehr erwarten.
„Du hitziger Mistkerl!“, beschwerte ich mich lachend.
„Aber magst du es auch mal richtig böse?“
„Je härter, umso besser! Ich kenne da keine Schranken!“, verkündete er stolz.
Ich entwand mich seinem Griff und trat unterwürfig erscheinend ganz dicht an ihn heran.
„Na dann!“
Mein Knie traf ihn direkt zwischen seine Beine.
Er brach zusammen und hielt seine Hände schützend vor sich.
„Bist du irre?“, jammerte er mit schmerzvoll geweiteten Augen.
Meine Augen sahen ihn mitleidslos an.
„Ich denke nicht. Das war jedoch erst das Vorspiel!“
Mein nächster Fußtritt schmetterte seinen Körper gegen die Wand.
„Lass uns weitermachen, böser Mann, lange, lange …!“, stöhnte ich und biss schon einmal in seinen Hals.
Das wärmende Blut quoll pochend heraus und wärmte. Ich war sehr hungrig und musste mich beherrschen. Ein schöner Abend begann.