Читать книгу Zarin der Vampire - Die Gesamtausgabe: Russland und selbst der Zar können fallen, doch das Haus Romanow ist unsterblich - Tatana Fedorovna - Страница 16

Lebe weiter!

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Etwas beunruhigt kam ich von der Besprechung in mein Appartementhaus zurück. Das Taxi hatte mich zwei Straßen weiter abgesetzt. Man konnte nie vorsichtig genug sein und stirbt weniger an Vorsicht als an Leichtsinn. Ich zwang mich dazu, nicht nachzulassen und der Bequemlichkeit nachzugeben. Vampire leben gefährlich und haben Feinde. Das wusste ich nur zu gut. Zudem konnte ich so noch einige Schritte spazieren und den umtriebigen Kopf freibekommen.

Hoffentlich lebte der Anwalt überhaupt noch. In seinem geschwächten Zustand konnte der Lebenswille schnell nachlassen und der Tod die Herrschaft übernehmen.

Im Foyer des Hauses empfing mich wie üblich unser Wachmann. Er saß mit Blick auf die Eingangstür hinter dem Empfang. Das hielt unerwünschte Besucher auf Distanz und war inzwischen Standard bei Wohnungen dieser Preisklasse. Der Trend kam aus Amerika und wurde durch die ständig wachsende Kriminalität gefördert. Die offenen Grenzen, die permanente Migration und der wirtschaftliche Niedergang führten auch in Berlin zu immer mehr Sicherheitsproblemen. Es etablierten sich Parallelgesellschaften. Ganze Regionen, wie zum Beispiel der Görlitzer Park, waren in der Hand von Kriminellen. Die überheblich agierende Politikerkaste redete jedoch die Probleme klein oder verschwiegen die wahren Auswirkungen. Wir Reichen schützten uns durch eigene Sicherheitsdienste. Die Armen waren den beschwerlichen Auswirkungen und Gefahren komplett ausgeliefert.

Ich fuhr nach oben. Mein Appartement lag in der obersten Etage. Jeweils drei Wohnungen befanden sich auf jedem Stockwerk. Sie hatten zwar alle einen Besitzer, standen jedoch die meiste Zeit leer, da diese nur zeitweilig in Berlin waren. Es handelte sich um Wertanlagen. Die Eigentümer waren so wohlhabend, dass sie die Wohnungen nur einige Wochen zur Entspannung oder ab und an für ihre Arbeit oder gar nicht nutzten. Es war äußerst selten, dass wir uns gegenseitig einmal auf einem der Flure oder im Fahrstuhl trafen. Alle schützten aus verschiedenen Gründen zudem ihre Privatsphäre. Für mich war diese Konstellation ausgezeichnet. Hier fiel ich nicht auf.

Es galt nun schnell zu handeln und wichtige Dinge zu erledigen. Eigentlich hatte ich heute oder spätestens morgen das Spiel mit dem Anwalt beenden wollen, doch nun war alles anders gekommen. Ich brauchte den Kerl vielleicht noch. Die beiden Aufträge hatten ihn für den Moment gerettet. Alle Entscheidungen mussten jetzt gut durchdacht werden.

So schnell ich es vermochte, schloss ich alle Türen auf und betrat den Panikraum.

Der Zustand meines menschlichen Spielzeugs war wie befürchtet äußerst schlecht. Es war ohnehin ein Wunder, dass der Mann noch lebte. Gut, dass mich etwas davon abgehalten hatte, ihn final zu entleeren.

Er würde jedoch ohne meine Hilfe bald sterben. Die Wunde um den Katheder hatte sich durch die Infektion inzwischen stark gerötet. Seine Augen waren matt und glanzlos, er hatte sich mit dem Tod abgefunden. Die Bartspitzen hingen kraftlos herab.

Wenn es nur so einfach wäre! Ich ritzte mir mit einer Kathedernadel schnell meinen Handballen auf und mischte vier Blutstropfen auf einem Löffel mit ein wenig Wasser. Dies würde reichen, um ihn wieder zu stabilisieren. Die Heilkraft dieses Elixiers war hoch. Ich goss die besondere Medizin in seinen Mund. Die Menge reichte für die Genesung. Mit der Dosierung hatte ich Erfahrung.

Manchmal machte ich so so etwas auch, um das Spiel länger fortzuführen. Der Tod war für die Opfer oft die bessere Variante.

Nach einigen Minuten sah ich schon die Wirkung der heilenden Flüssigkeit. Die Infektion ließ nach und etwas Glanz kehrte in seine Augen zurück. Verwundert sah er mich an.

„Ich sagte doch, dass du es bald geschafft hast“, scherzte ich.

Der Erschöpfte verstand mich kaum noch.

Er würde gesunden, aber ein wenig musste ich mich gedulden. Bald würde er besser ansprechbar sein. Sollte er erst zu Kräften kommen. Wenn es dem Anwalt besser ging, sollte er einige Fragen beantworten. Für den Augenblick hatte er es jedenfalls geschafft und war über den Berg. Es bestand keine Gefahr mehr für sein Weiterleben.

Ich setzte mich ins Wohnzimmer zu meinen Hunden und spielte mit ihnen. Brav brachten sie das kleine Bällchen zurück, das ich wieder und wieder warf.


Genug Zeit war inzwischen vergangen. Ich kehrte an den geheimen Ort meiner Rachevergnügungen zurück, um seine Rekonvaleszenz fortzusetzen.

Mit seiner Munterkeit waren auch Angst und Entsetzen zurückgekehrt.

In seinen wieder belebten Augen standen Furcht und Verzweiflung, doch ich entdeckte ebenso Verwirrung. Der Gefangene ging ein wenig davon aus, dass sein Ende nahte. Er verstand nicht, warum es ihm plötzlich besser ging und wand sich mit neuer Kraft. Wie sinnlos das doch war.

Mit einem Ruck riss ich den Katheder aus seiner Arterie heraus und presste ein Küchenpapier auf das hervorquellende Blut. Die offene Wunde würde sich durch meinen Herzsaft schnell schließen. Ich befestigte zur Sicherheit das Papier mit einem Klebestreifen als Druckverband. Dazu wand ich dieses um seinen Arm. Er zappelte vitaler. Das war ein gutes Zeichen.

„Bleib ruhig, dann tut es weniger weh. Du kannst ohnehin nichts ändern.“

Der Anwalt fügte sich und hing nun wie ein Sack. Seine Augen verfolgten jede Bewegung misstrauisch. Man sah jedoch auch wieder etwas Glanz in ihnen. Hoffnung stirbt immer zuletzt.

Es war notwendig, ihn davor zu bewahren, verrückt zu werden. Darum wandte ich mich an ihn.

„Dein Leben hat wieder etwas Wert bekommen. Die Dinge haben sich geändert. Bleib einfach am Leben und reiß dich zusammen.“

Mehr wollte ich ihm im Moment auch nicht verraten. Eine Verhandlungsposition besaß er ohnehin nicht. Aus diesem Grund verließ ich den Raum und schloss die Tür. Sollte der Anwalt ruhig noch etwas hängen und nachdenken. Es blieb ausreichend Zeit, um ihn zu befragen. Er würde mir alles erzählen.

Wenjera und Aurora wirkten enttäuscht. Sie hatten sich etwas anderes versprochen.

„Böse Hündchen!“, wies ich sie zurecht.

„Habt ihr denn gar kein Mitleid?“

Verständnislos folgten sie mir mit großen Augen.

Die beiden Dossiers lagen auf dem Tisch. Die Arbeit an den neuen Aufträgen erforderte eine sorgfältige Vorbereitung. Kein Detail durfte unbeachtet bleiben.

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