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Paulas Tod

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Paula ging es seit einiger Zeit schlecht.

Bessere Zeiten wechselten sich mit schlechteren ab.

Aber eines Tages war klar, dass es nun zu Ende geht.

Sie hat ihren Tod mit einer solchen Würde getragen, dass es mich noch heute sprachlos macht.

Das Einzige, was sie sich von mir gewünscht hat war, dass ich sie in ihr Nest setze.

Sie wollte gerne dort sterben und war selbst schon zu schwach, um dort hinaufzukommen.

Ihr Tod dauerte mehrere Tage, und sie durchlebte verschiedene Phasen. Sie hatte Schmerzen und sie hatte Angst. Allerdings hatte sie keine Angst vor dem Tod an sich. Es ging dabei mehr um den Prozess des Sterbens und das Loslassen des Lebens. Aber sie hat das alles souverän bewältigt und ist letztendlich ganz friedlich in ihrem Nest eingeschlafen.

Für mich war es eine harte Lektion.


Der erste Impuls war natürlich, ihr zu helfen, sie umzubringen.

Aber wem helfe ich damit wirklich? Mir oder ihr? Diese Frage musste ich mir nach dem Hasen-Erlebnis ja nun stellen.

Paula war bis zum letzten Atemzug geduldig mit mir und ausgesprochen liebenswürdig.

Ich habe sie natürlich persönlich gefragt, was SIE möchte.

Ihre Antwort:

„Ich will jetzt sterben. So macht es keinen Spaß mehr.

Unterstützen (meine Versuche, sie zu heilen) hilft jetzt nicht mehr. Ich bin schon auf dem Weg.

Es war gut, in Ruhe Abschied nehmen zu können.

Ich weiß, dass du mich sehr geschätzt hast und traurig sein wirst. Aber das brauchst du nicht! Ich lebe weiter - in dir. Du wirst mich nicht vergessen und das ist viel wert.

Du brauchst mir nichts Nettes mehr zu sagen. Ich sehe direkt in dein Herz.

Ich möchte keine Hilfe beim Sterben. Ich schaffe das alleine. Sonst melde ich mich.

Es macht dir Angst, ich weiß. Das macht es mir nicht leichter, das weißt du auch.

Aber es ist nur menschlich. Ihr habt den Tod aus eurem Leben ausgeklammert. Aber er gehört dazu. Fürchte ihn nicht.

Du wirst lernen, damit umzugehen.

Lass mir meine Ruhe und gib mir Zeit. Dränge mich nicht.

Halte es aus.“

Kurze Zeit später war sie tot.

Alle Hühner, die im Anschluss die Gelegenheit hatten, sich dazu zu äußern, haben ihren Tod als sehr friedlich und gut empfunden.

Von uns allen begleitet und getragen.

Sie alle haben gesagt, dass sie sich den Tod ebenso wünschen würden, wenn sie es sich aussuchen könnten.

Von Hühnern und Menschen

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