Читать книгу Die Weisheit der Bienen - Tatjana Adams - Страница 11
ОглавлениеMariella
Ich bin Mariella.
Ich bin lichtvoll.
Bei mir landen all die wertvollen Güter, die hereingetragen werden. Sie füllen mich von innen mit Licht, weil sie die Sonne mit ihrer Kraft, Wärme und Schönheit in sich tragen.
Es fühlt sich total schön an, diese Aufgabe auszufüllen.
Es ist mir Ehre und Genuss zugleich. Ehrlich gesagt fühlt sich das nicht nach Arbeit an.
Alle Flugbienen kommen an und geben ab, was sie mitgebracht haben. Meist ist das ein Querschnitt durch die bunte Blütenpracht. Und genauso fühlt es sich auch an. Bunt und schön und stark.
Sie übergeben mir ihre wertvolle Fracht. Mit Achtung und Ehrfurcht vor dem, was sie da sozusagen erschaffen haben. Wir sind uns stets darüber im Klaren, dass es keine Selbstverständlichkeit ist, aus der Fülle zu schöpfen. Regentage bedeuten Leere für uns. Viele Regentage bedeuten, dass wir unsere Vorräte angreifen müssen. Und sehr viele Regentage bringen uns in ernsthafte Not. Daher genießen wir ruhige, sonnige Tage sehr und sind voller Dankbarkeit für das, was wir einbringen können und dürfen.
Wenn ich die bunte Fracht also übernommen habe, nehme ich sie mit all meinen Sinnen wahr. Schädliches versuche ich herauszufiltern. Es gibt Tage, da schmeckt unser Honig bitter, da ist irgendein Fremdstoff drin, der uns nicht bekommt. Ich versuche dann ihn auszusortieren, damit die Süße bleibt.
Für den Nachwuchs gibt es nur das Beste. Wir Arbeitsbienen begnügen uns auch schon mal mit der zweiten Wahl.
Ich liebe die Konsistenz der Stoffe, die ich verarbeiten darf.
Pollen fühlt sich kräftig und stark an. Honig ist voller Energie und Klang. Er ist sanfter und melodischer als der Pollen. Der Pollen hat mehr vom Erdelement, obwohl er von der Blüte stammt. Bei ihm geht es viel mehr um das Werden und Vergehen als bei dem süßen Honig.
Ich mag diesen Unterschied zwischen beiden sehr.
Beides benötigen wir zum überleben.
Und dann ist da noch das Wasser.
Wasser ist für mich das Wunderbarste überhaupt. Man bekommt es geschenkt. Einfach so.
Da gibt es nichts weiter für uns zu tun. Wasser muss nicht verarbeitet oder veredelt werden. Es ist klar und rein und trägt etwas ganz Grundlegendes für jedes Leben in sich. Still und bescheiden. Aber ich spüre seine Macht, seine Kraft.
Wasser beeindruckt mich total.
In der Regel haben wir hier kein Problem, gutes Wasser zu finden - Gott sei Dank.
Und das meine ich genau so, wie ich es sage.
Dennoch gibt es Unterschiede in der Energie des Wassers. Auch das sauberste Wasser kann energielos sein. Manchmal ist es ohne jede Energie, eben weil es so sauber ist.
Wir nehmen nicht unbedingt vorzugsweise das Wasser, das ihr als sauber ansehen würdet.
Wir gehen danach, wie das Wasser sich anfühlt. Auch können wir es energetisieren. Jede von uns, die es aufnimmt, gibt etwas von sich hinein. Ohne dabei eigene Energie zu verbrauchen. Ich kann nicht erklären, wie das geht, aber so ist es. Mit dem Honig ist es genau das Gleiche. Er trägt unsere Handschrift und ist von unserer Energie geprägt. Weil er uns sozusagen durchlaufen hat.
Aus meiner Sicht werten wir alles auf, was in unsere Nähe kommt. Und was von uns direkt verarbeitet wurde, ist in seiner Schwingung positiv verändert.
Wenn ich die Stoffe also übernommen habe, lagere ich sie ein. Sorgsam und mit Bedacht!!!
Nach und nach werden die Waben angefüllt. Immer wieder fühle ich die Konsistenz und auch die Temperatur. Ob alles so stimmt oder ob etwas verändert werden muss.
Das Fühlen mit meinem Rüssel ist ganz wichtig. Ich fühle dabei auf mehreren Ebenen. Ich fühle auch den Energiegehalt, den Nährwert sozusagen.
Ich fühle, ob genug Sonne darin steckt.
Wenn nicht, mische ich etwas bei, was mehr Energie in sich trägt.
Wenn dann alles passt, wird es verdeckelt.
Sicher verwahrt bis in alle Ewigkeit. Was wir machen, hat Bestand.
Und dann wieder neu: aufnehmen, verarbeiten, fühlen, verwahren.
Und wieder und wieder.
Es ist eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe. An meiner Arbeit hängt letztlich das Wohl aller. Wobei das tatsächlich jede von uns behaupten kann.
Es gibt niemanden, auf den wir verzichten könnten.
Jeder schafft seinen Beitrag für die Gemeinschaft und sichert das überleben aller.
Und so lange er das tut, ist er willkommen. Was wir ganz sicher nicht sind, ist barmherzig. Das können wir uns nicht erlauben. Nur wer stark und in seiner Kraft ist, hat Platz in unserem Volk.
Das hat nichts mit Herzlosigkeit zu tun. Wir ticken einfach komplett anders. Wir sind pragmatisch und können uns geschwächte Individuen nicht erlauben. Das bringt das System aus dem Tritt, lässt es wanken und zusammenbrechen. Im Endeffekt hängen wir da alle mit dran.
Das wollen wir nicht aufs Spiel setzen.
Deshalb brauchen wir über soziale Leistungen, wie ihr sie kennt und nennt, nicht nachdenken.
Was uns nicht zu schlechten Wesen macht. Jeder von uns kennt diese Spielregeln, ist damit groß geworden und kann wunderbar damit umgehen.
Wir freuen uns über die Zeit, die wir in der Gemeinschaft verbringen dürfen, und übernehmen gleichzeitig die volle Verantwortung für uns und unser Tun. Also auch für unser Wohlergehen. Darum müssen wir uns selbst bemühen. Sollte uns das nicht gelingen, müssen wir die Konsequenzen daraus ziehen.
So einfach ist das.
Wer nicht mehr kann, wird aus dem Stock gebracht und darf in Ruhe regenerieren oder sterben.
Wer arbeiten und mitarbeiten kann, ist jederzeit auch wieder willkommen.
Was in letzter Zeit auffällt, ist, dass wir insgesamt nicht mehr so schillernd und leistungsstark sind. Es ist, als würde uns allen Kraft fehlen.
Aber noch reicht es, die Abläufe aufrechtzuerhalten, und wir alle - jede von uns! - geben unser Bestes.