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Die Nacht ist unruhig. Wirre Bilder jagen durch Olivias Träume und lassen keine wirkliche Entspannung aufkommen. Um sechs Uhr früh gibt sie den Kampf gegen die Schlaflosigkeit schließlich auf und schleppt sich ins Bad. Tief übers Waschbecken gebeugt, schaufelt sie sich literweise kaltes Wasser ins Gesicht. Allmählich wird ihr Blick klarer und fällt auf die roten Punkte, die ihre Unterarme übersäen. Der Ausschlag ist schlimmer geworden. Wofür werden diese verdammten Hautärzte eigentlich bezahlt? Mit dem Zeigefinger fährt sie seitlich über ihren Hals. Die Druckstellen auf ihrer Kehle sind immer noch sichtbar und stören das Gesamtbild nicht weniger empfindlich. Olivia nimmt eine langärmelige Bluse vom Kleiderbügel, legt den dünnen Schal vom Vortag wieder um und schlüpft in einen ihrer zahlreichen engen Röcke. Prüfend betrachtet sie sich im Spiegel, der den Großteil der Wandfläche neben dem Fenster einnimmt. Der Anblick könnte schlimmer sein, auch wenn es definitiv schon bessere Starts in den Morgen gegeben hat. Sie geht in die Küche, doch auch der Kühlschrank bietet keinen Anlass zur Freude: Außer einem Rest Toastbrot und Marmelade hat er nichts im Angebot. Das muss für heute reichen. Olivia nimmt einen Teller aus dem Regal. Wer den Inhalt ihrer Hängeschränke näher betrachtet, könnte auf die Idee kommen, in diesem Haushalt seien gesellige Abende mit Freunden an der Tagesordnung. Ordentlich übereinandergestapelt stehen dort edle Geschirrsets, bauchige Kristallgläser, Karaffen und Dessertschalen in beeindruckender Anzahl – unbenutzt. Wofür Olivia dieses unnütze Zeug jemals angeschafft hat, weiß sie selbst nicht mehr.

Die Post vom Vortag liegt ungeöffnet auf dem Esstisch. Sie stellt den Teller ab und schiebt die Umschläge lustlos auseinander. Zwischen Rechnungen und Werbung kommt die unverkennbar ausdrucksstarke Handschrift ihrer Schwester zum Vorschein – schon auf dem Kuvert wirkt jeder Buchstabe wie ein Bekehrungsversuch. Olivia zieht ihn mit der Spitze ihres Zeigefingers über die Tischplatte zu sich heran und betrachtet das Papier, als wäre es ein giftiges Insekt. Beinahe erliegt sie der Versuchung, den Brief ungelesen zu entsorgen, denn jeder Gedanke an Liz ruft Flashbacks in ihr hervor, auf die sie gut verzichten kann. Ihre Bitten um Rückruf hat Olivia in den letzten Wochen erfolgreich ignoriert, da ist eine schriftliche Kontaktaufnahme wohl die logische Konsequenz gewesen. Sie kann einfach keine Ruhe geben. Olivias Interesse an einer Auseinandersetzung mit ihrer Schwester tendiert gegen Null und nicht zum ersten Mal fragt sie sich, wie aus demselben Genpool zwei derart unterschiedliche Charaktere entstehen konnten. Nachdem Liz vor Jahren diesen nichtsnutzigen Holländer geheiratet hatte, sind ihre Anrufe seltener geworden, aber nie ganz versiegt. Nach der Scheidung stürzte sie sich dann in diese Hilfsorganisation – weiß der Teufel, was sie damit beweisen wollte. Zumindest hatte das kurze Intermezzo mit Jesse den Vorteil, dass sie ihren Nachnamen wechseln konnte. Elizabeth van Beek klingt zwar nicht besser als Elizabeth Davis, aber wenigstens ist damit kein unliebsames Andenken verbunden.

Widerwillig reißt Olivia den Umschlag auf und faltet den ordentlich zusammengelegten Zettel auseinander. In Malawi hält Liz sich also gerade auf. Das ist die einzig interessante Information, die sie dem Text abgewinnen kann. Mehr als ein Überfliegen der restlichen Sätze ist nicht notwendig, denn nach dem ersten Absatz wird bereits klar, dass es ihr wieder einmal um Familienzusammenführung geht. Olivia schüttelt den Kopf. Obwohl Liz die Jüngere ist, hat sie ihrer älteren Schwester gegenüber immer einen Beschützerinstinkt verspürt, der Olivia selbst völlig fremd ist. Jeder ist für sich und sein Leben allein verantwortlich. So ist es gewesen, seit sie denken kann, und so wird es immer bleiben. Ob es in frühen Kindertagen mehr Gemeinsamkeiten zwischen ihnen gegeben hat, kann Olivia nicht mehr sagen. Ein Rückblick in diese Zeit bringt nichts als verschwommene Umrisse.

Nach den ersten Bissen schiebt Olivia den Marmeladentoast beiseite – die Ereignisse des gestrigen Tages sind ihr auf den Magen geschlagen. Mit dem Messer befördert sie ihr spärliches Frühstück vom Teller in den Mülleimer und geht ins Wohnzimmer hinüber. Vor der bodentiefen Fensterfront bleibt sie stehen. Die Dächer der Londoner Innenstadt funkeln in der Morgensonne und kündigen einen weiteren schweißtreibenden Tag an. In diesen Ausblick hat sie sich sofort verliebt, als sie den Raum mit der Maklerin das erste Mal betreten hat. Olivia seufzt. Zumindest um ihre finanzielle Situation muss sie sich nicht sorgen, eine der wenigen guten Nachrichten im Nebel der Tristesse. Mit vor der Brust verschränkten Armen lässt sie den Blick in die Ferne schweifen – wie jeden Morgen, bevor sie die Wohnung verlässt.

Bereits beim Anblick der Eingangstür des Café Chérie, in dem sie und Ben sich früher regelmäßig getroffen haben, beschleunigt sich Olivias Herzschlag auf besorgniserregende Weise. Dieser Kerl hat noch die gleiche Macht über ihre Gefühle wie damals und allein die Vorstellung, ihn gleich wiederzutreffen, jagt ihr einen wohligen Schauer über den Rücken. Die Vormittagsstunden bis zur Pause haben sich endlos hingezogen. Wer soll sich auf die Arbeit konzentrieren, wenn das Universum sich ausschließlich um Stevens neuen Posten dreht? Wie ein aufgeblasener Gockel stolziert er über die Gänge und trägt seinen Triumph zur Schau. Da stellt das bevorstehende Mittagessen eine willkommene Abwechslung dar.

Olivia steigt die drei vertrauten Treppenstufen hinauf, woraufhin die geschliffene Glastür automatisch beiseite fährt. Der Zweiertisch in der Nische am Fenster ist besetzt. Die Frau, die dort sitzt, fährt sich über ihren graumelierten Dutt und die Hand des Mannes zittert, während er eine Tasse zu seinem Mund führt. Olivia runzelt die Stirn. Was suchen diese Greise auf ihrem Stammplatz? Sie sehen nicht danach aus, als könnten sie sich hier mehr als einen Tee leisten. So angestrengt Olivia den Raum auch inspiziert, Ben kann sie nirgends entdecken.

»Bonjour Madame, kann ich Ihnen behilflich sein?« Fragend sieht die Bedienung Olivia an.

»Ich denke schon. Bitte sehen Sie nach, ob ein Tisch auf den Namen Cole reserviert wurde.«

»Sehr gerne. Einen kleinen Moment bitte.«

Während die junge Frau ein in Leder gebundenes Buch aufschlägt, beobachtet Olivia jede ihrer Bewegungen. Ihre Haut wirkt ebenmäßig, beinahe makellos. Trotz der rötlichen Haare und blauen Augen ist das Gesicht frei von Sommersprossen und verleiht ihr dadurch ein ungewöhnlich faszinierendes Aussehen. Das Schwarz der Uniform bringt diesen Kontrast zur Perfektion. Olivia schaut auf das längliche Schild über ihrer linken Brust. Anique Dubois – was für ein unverschämt schöner Name, was für eine unverschämt schöne Frau!

»Schwarz steht Ihnen nicht besonders gut, Anique«, bemerkt Olivia wider besseres Wissen. »Sie sollten eine andere Farbe wählen.«

Überrascht schaut die Bedienung auf. »Das ist eine Vorgabe der Geschäftsleitung. Wir tragen alle die gleiche Kleidung. Es tut mir leid, dass sie Ihnen nicht zusagt, Madame.«

Diese neutrale Höflichkeit, dieser französische Singsang in der Stimme schmerzt in Olivias Ohren. »Dann sollten Sie Ihren Job überdenken«, erwidert sie. »Haben Sie die Reservierung endlich gefunden?«

»Bedauerlicherweise nicht. Es liegt uns keine Buchung auf den Namen Cole vor. Aber wir hätten trotzdem einen freien Platz für Sie. Bitte folgen Sie mir.«

Widerwillig setzt Olivia sich an den letzten unbesetzten Tisch in der Mitte des Cafés, der ihr zugewiesen wird. Sie bestellt einen Prosecco und schaut auf die Armbanduhr. Kurz bevor sie die Geduld verliert, öffnet sich die Schiebetür und ein Mann mittleren Alters tritt ein.

»Liv«, ruft er und kommt mit ausgebreiteten Armen auf sie zu. Olivia schluckt. Diese Aura! Weiß Gott nicht jeder würde ihn im klassischen Sinne als »schön« bezeichnen. Er ist nicht übermäßig groß, seine Augen stehen einen Tick zu nah beieinander, die Nase ist eine Spur zu breit und am seitlichen Haaransatz kommen erste Anzeichen von Geheimratsecken zum Vorschein. Aber wenn er einen Raum betritt, verändert sich die Atmosphäre darin spürbar. Gespanntes Knistern liegt in der Luft – kein Wunder, dass er es so weit gebracht hat. Als seine Lippen bei der Begrüßung ihre Wange berühren, zuckt Olivia unmerklich zusammen.

»Du kommst spät«, sagt sie kühl. Betont elegant setzt sie sich wieder zurück auf ihren Stuhl.

»Tut mir leid, Honey. Das wird nicht mehr vorkommen.« Ben lehnt sich zurück und betrachtet Olivia über den Tisch hinweg. Ihr rot geschminkter Mund ist leicht geöffnet. Die Unterlippe glänzt im matten Schein der Beleuchtung, nachdem ihre Zunge in einer geschmeidigen Bewegung darüber hinwegglitten ist und sie leicht benetzt hat. »Du bist wunderschön, weißt du das?«, sagt er. »Diese anmutige Zerbrechlichkeit habe ich bisher bei keiner anderen Frau gesehen. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich dich vermisst habe. Erzähl mir bitte aus deinem Leben. Was machst du? Wie geht's dir?«

Olivia räuspert sich. »Mir geht es gut. Im Job und auch privat läuft alles wunderbar – ich könnte nicht zufriedener sein.«

»Das freut mich für dich. Du hast also einen Freund?«

Sie nickt. Schweiß tritt aus ihren Poren. Der Sommerschal scheint sie strangulieren zu wollen – wie eine Schlange schmiegt er sich fest um ihre Kehle, bereit, sein mörderisches Werk jeden Moment zu beenden. Hektisch zerrt Olivia daran herum und legt dabei ungewollt die Abdrücke auf ihrem Hals frei.

Ben runzelt die Stirn. »Was ist passiert? Hat dir jemand weh getan?«

»Natürlich nicht!« Olivia schüttelt den Kopf. »Mein Freund Scott und ich haben gewisse Vorlieben für uns entdeckt. Du verstehst schon …«

Bens Augen blitzen auf. »Ja, ich verstehe.« Olivia lächelt. Seine Stimme hat einen rauen Unterton angenommen.

»Eigentlich wollte ich bis nach dem Essen warten.« Er beugt sich über den Tisch. »Wir beide? Wie in alten Zeiten?« Eine Schlüsselkarte schwingt zwischen seinem Daumen und dem Zeigefinger hin und her. Eine Schlüsselkarte für das angrenzende Hotel, in dem sie manche gemeinsame Stunde verbracht haben, wenn die Zeit nicht mehr für den Nachhauseweg gereicht hat.

Ein triumphierender Ausdruck legt sich auf Olivias Gesicht. »Bist du noch verheiratet?«

»Ja.«

»Hast du Kinder?«

»Zwillinge.«

»Was machst du dann hier?«

»Ich halt's zu Hause nicht mehr aus.«

»Wie kommt's? Das war es doch, was du wolltest.«

»Es war das, was ich brauchte, um Seniorpartner in der Kanzlei zu werden.«

»Und das bist du jetzt?«

»Ja.«

Sie legt den Kopf schräg. Da sitzt er nun, weiß nicht wohin mit seinen Händen und zappelt wie ein hilfloser Fisch an ihrem Angelhaken. »Lässt du dich scheiden?«

»Das geht nicht, Honey. Wenn ich das mache, setze ich alles aufs Spiel, was ich bisher erreicht habe. Lucy und ich leben sowieso nur nebeneinander her, da läuft nichts mehr. Und sie hat genug mit den Jungs zu tun – von uns beiden wird sie nichts mitbekommen.«

»Also läuft es auf eine Affäre hinaus?«

»Nur bis ich die Kanzlei übernommen habe, dann ist der Weg für uns frei. Ich werde dich nicht mehr verletzen, das verspreche ich dir.«

Olivia greift nach ihrer Tasche und steht auf. »Gut, lass uns gehen.«

»Hattest du schon etwas zu Trinken bestellt?«

»Nein. Der Laden ist nicht mehr das, was er mal war. Die Bedienung schläft beim Laufen ein, offensichtlich hat sie den Umsatz nicht nötig.«

Gerade als sich die Türen hinter ihnen schließen, kommt Anique Dubois mit einem Glas Prosecco auf dem Tablett bei dem verlassenen Tisch an.

Bis zum Zimmer schaffen sie es nicht. Mit schwingenden Hüften läuft Olivia vor Ben den Gang entlang, bis er die Anspannung nicht mehr ertragen kann. Von hinten packt er eines ihrer Handgelenke, zieht sie zu sich heran und drückt den schmalen Leib gegen die Wand. Seine Lippen pressen sich auf ihre, seine Zunge lässt keinen Zweifel daran, dass nichts und niemand sie davon abhalten wird, in der nächsten Stunde in jede erdenkliche Körperöffnung vorzupreschen. Als seine Hände sich fordernd unter den Rock und zwischen ihre Beine schieben, ist es um Olivias Selbstbeherrschung geschehen. Hemmungslos graben ihre Nägel sich in die helle Strukturtapete und schlagen schmale Schneisen in die seidige Oberfläche.

»Mach die Tür auf«, stöhnt sie dicht an seinem Ohr. Ihre Stimme klingt heiser und fremd. Ben fummelt die Schlüsselkarte an seiner Erektion vorbei aus der Hosentasche und hält sie mit bebenden Fingern vor den Sensor des Zimmers 333. Ein Surren ertönt, die Tür schwingt auf und gibt den Weg auf die ersehnte Spielwiese frei.

»Was ist das?«, fragt Ben und deutet auf Olivias Unterarme.

»Ach, nur eine Allergie. Ich war schon beim Arzt, aber der Quacksalber hat im Studium wohl nicht richtig aufgepasst – was er mir verschrieben hat, hilft überhaupt nicht. Wenn ich so dilettantisch arbeiten würde, hätte George mich schon dreimal gefeuert.«

»Apropos George. Hat er dich mittlerweile befördert?«

Olivia schlüpft in ihre Bluse und nestelt übertrieben lang an den hellen Perlmuttknöpfen herum. »Ich spekuliere auf die Ressortleitung«, antwortet sie schließlich.

»Die Ressortleitung?« Beeindruckt hebt Ben die Augenbrauen. »Wow! Das ist in einem so breit aufgestellten internationalen Unternehmen eine starke Leistung. Weißt du schon, wann es soweit ist?«

»Ich arbeite dran.«

Versonnen beobachtet Ben sie beim Anziehen. »Vielleicht kenne ich jemanden, der dir helfen und die Sache etwas beschleunigen kann.«

»Wer sollte das können?«, fragt sie auf dem Weg ins Badezimmer.

Ben zögert. »Ich … ich weiß nicht so recht, wie ich's sagen soll …«

Olivia bleibt stehen. Ihr Interesse ist geweckt. »Wenn mir wirklich jemand zu dem Posten verhelfen kann, ist es mir völlig egal, mit welchen Mitteln er das anstellt – soweit solltest du mich kennen.«

»Nun, um die Mittel geht's gar nicht, sondern eher um die …« Er verstummt erneut.

»Jetzt sag schon! Du weißt genau, wie ich dieses Herumeiern hasse!« Sie setzt den Weg ins Bad fort und überprüft ihr Make-up im Spiegel. Vorsichtig entfernt sie die schwarzen Schatten des verwischten Kajalstifts unter ihren Augen.

»Ein Freund hat sie mir empfohlen und … ehrlich gesagt, habe ich mich im ersten Moment gefragt, ob er den Verstand verloren hat.« Auch wenn eine dicke Wand ihn von Olivia trennt, kann Ben sich gut vorstellen, wie sie in diesem Moment ungeduldig mit den Fingernägeln auf den Waschtisch trommelt.

»Madame Devaux ist eine Art Wunderheilerin«, fährt er fort. »Ich weiß, das hört sich abgedreht an, aber mir fällt keine bessere Beschreibung ein. Gegen genügend Kleingeld erfüllt sie auch ungewöhnlichere Wünsche. Drei, um genau zu sein. Den ersten habe ich schon verbraten. Es war zwar nur eine Kleinigkeit, die meiner Beförderung im Weg gestanden hat, aber nachdem ich bei ihr gewesen bin, hat sich das Blatt sofort zu meinen Gunsten gewendet.«

Olivias Augen richten sich gen Badezimmerdecke. Was für ein alberner Blödsinn! Madame Devaux! Diese verfluchten Franzosen verfolgen sie heute auf Schritt und Tritt. Sie kehrt in den Schlafraum zurück. »Im Ernst? Du glaubst an so einen Quatsch?«

»Es hat funktioniert. Vor dir steht ein frischgebackener Seniorpartner.« Ben zieht Olivia zu sich aufs Bett, senkt den Kopf und bedeckt die Innenseite ihrer Schenkel mit feuchten Küssen.

»Lass das!« Lachend rückt sie ein Stück von ihm ab. »Wir sind schon viel zu lange hier. Ich muss zurück ins Büro.« Sie steht auf. »Was hast du mit den zwei restlichen Wünschen vor?«

»Sorry, darf ich nicht sagen.« Entschuldigend zuckt er mit den Schultern und zwinkert ihr zu. »Das ist wie mit den ausgefallenen Wimpern. Verrätst du den Wunsch, geht er nicht in Erfüllung.«

»Komm schon, das ist doch ein Aberglaube. Was meinst du, wie viele Wimpern ich in meinem Leben schon verloren habe. Und meine Wünsche sind nie in Erfüllung gegangen, obwohl ich nicht darüber gesprochen habe.«

»Mag sein. Aber die Alte ist in ihrer Ansage ziemlich klar gewesen. Ich will lieber nichts riskieren – es läuft gerade so gut. Wenn alles glattgeht, hast du auch was davon. Mein dritter Wunsch betrifft nämlich uns beide.«

Olivia seufzt. »Also, mein Wunsch wäre erst mal was Essbares, nachdem unser Lunch deiner Wollust zum Opfer gefallen ist.«

Ben grinst. »Nicht nur meiner. Ganz abgeneigt hast du auch nicht gewirkt.«

»Was du nicht sagst.« Olivia schnalzt mit der Zunge. »Treffen wir uns morgen?«

»Was ist mit deinem Freund? Wie hieß er noch gleich?«

Es dauert einen Tick zu lang, bis Olivia der Name ihres erfundenen Partners wieder eingefallen ist. »Sein Name ist Scott«, antwortet sie schließlich. »Und er muss davon genauso wenig wissen wie deine Frau.«

»Stimmt. Leider bin ich morgen den ganzen Tag im Meeting. Wie wär's mit übermorgen? Länger halte ich es ohne dich sowieso nicht aus.« Er versucht nach ihr zu greifen, doch Olivia weicht geschickt aus.

»Dann bis Freitag. Gleiche Uhrzeit, gleicher Ort.« Sie haucht ihm einen Kuss entgegen und wendet sich zum Gehen.

»Warte«, ruft Ben. Er öffnet die Schublade des Nachttischs und kramt ein Blatt Papier und einen Kugelschreiber hervor. »Hier ist ihre Adresse, falls du es dir anders überlegst. Geh hin und hör's dir an. Was hast du zu verlieren? Übrigens hat sie mir extra gesagt, ich soll sie an eine Person meines Vertrauens weiterempfehlen. Also …« Er breitet die Arme aus wie ein Pfarrer, der bereit ist, seine Schäfchen in Empfang zu nehmen. »Wenn du damit nicht gemeint bist, wer dann?«

Olivia wirft einen flüchtigen Blick auf den Zettel und lässt ihn mit einem Nicken in ihrer Handtasche verschwinden. Erst einmal abwarten, was der Nachmittag bringt. Schließlich hat sie bisher alle heiklen Situation ohne fremde Hilfestellung in den Griff bekommen.

Drei Wünsche

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