Читать книгу Schneewittchen war beim CIA - Ted Moré - Страница 5
Hans im Glück!
ОглавлениеAls Hans sieben Jahre bei „Unbekannt“ GmbH und Co, KG gearbeitet hatte; bekam er seinen Lohn, seine Entlassung und gute Wünsche mit für seinen weiteren Lebensweg.
Als Lohn erhielt Hans einen Goldklumpen.
Nun, so steht das geschrieben und am Schluss der Geschichte steht dieser Hans da als ein Dummkopf der Sonderklasse. Allerdings sollte man sich ein paar Gedanken darüber machen was wirklich geschehen ist.
Hans bekam einen Goldklumpen so groß wie sein Kopf.
Da stellt sich die Frage: „Hatte Hans einen Schrumpfkopf?“ – Nein! Nein! Dem war nicht so.
Es war einmal im Traumland der Arbeitgeber. Da brauchten die Werkstätten, Lebensmittel-Bedürfnisanstalten, Klottenläden und Pommfritz-Schmieden junge, kräftige, intelligente Mitarbeiter mit umfangreichen Kenntnissen. Dabei spielte es auch keine Rolle ob sie Schneider, Schmied, Schlosser, Schreiner oder Zimmermann als Beruf lernten. Der eine Beruf erforderte den anderen und im Endergebnis muss davon nicht mehr die Rede sein.
Leute stellt euch das mal vor: Der Unternehmer zahlt sieben Jahre lang keinen Lohn, keine Versicherungen, kein Wohngeld und es gibt auch nichts zu essen auf seine Kosten. Davon ist in dem Märchen nämlich und überhaupt keine Rede, aber angenommen!
Märchenhaft für die Bosse die diese treuen, genügsamen Mitarbeiter im Besitz haben.
Sieben Jahre lang wissen die Chefs nicht wohin mit dem Geld und investieren und sichern sich ab, dass es nur so kracht. Das bringt volle Kassen für alle - - - - nur nicht für die, die für den entstandenen Überfluss den Kopf und ihre Arbeitskraft hingehalten haben.
Inflation liegt in der Luft? Da kein Mensch mehr Sicherheiten brauchte, sank der Goldpreis in den bekannten Keller.
Also bekamen der Hans und die anderen Hänseln ihren Goldklumpen und machten sich auf den Weg.
Hans versuchte seinen Goldklumpen bei der Sparkasse zu deponieren. Da sagten die, sie hätten keine logistischen Kapazitäten für Gold. Auch seien die Schließfachgebühren enorm und mit der Assekuranz zusammen im Voraus zu entrichten. Gold als Zahlungsmittel: „Sie gestatten doch das wir lächeln!“
Da ging Hans an diesem schönen Sonnentag dahin und dachte an Vieles.
Schon kam ein Bäuerlein mit einem Gaul des Wegs, und Hans setzte seinen „Scharm“ ein und kam mit dem Bauern ins Geschäft. Gut, der wollte gerade den Gaul zum Abdecker bringen. Der stellte eilig eine Ladung Pferde für eine Salami-Fabrik in Italien zusammen. Der Bauer tat sich augenscheinlich schwer, aber dann einigten sie sich auf Gold gegen Gaul.
Hans schwitzte arg auf dem Weg bis hierher und wollte jetzt gepflegt nach Hause reiten. Ja, er träumte schon von der Zukunft als Herrenreiter, von Fuchsjagden und „Hoch zu Ross“. Da tat der Gaul einen Bocksprung. Er wollte seinen Reiter testen und hob mit allen vier Beinen vom Boden ab. Hans landete irgendwie im Dreck. Er mochte nicht aufgeben und versuchte es wieder und wieder mit dem Gaul.
Pustekuchen.
Wie aus dem Boden gewachsen stand wieder ein Bauer am Weg mit einer Kuh am Strick. Dieser Landwirt musste notgedrungen seine Milchquote in Ordnung bringen und kam mit Hans ins Gespräch, denn der Rindfleischpreis gesellte sich zu dieser Zeit zu dem Goldpreis im Keller. Hans tauschte die Kuh gegen das Pferd, nahm den Strick und ging Richtung Heimat. Er bekam Durst, aber Kühe liefern Milch. Das wusste Hans. Nur Melken? Er probierte es mit den Hörnern, versuchte Pumpbewegungen mit dem Kuhschwanz. Alles bitterschmeckende Erfahrungen. Zum Dank bekam er einen Kuhfladen auf seine Schuhe geklatscht.
Euter? Er hörte Damen mal von „meinen Eutern“ sprechen, suchte vergleichende Einrichtungen oder Auswüchse bei seiner Kuh, fand aber nur eine Art „Pompadour“, wie er das notgedrungen formulierte. Lokalisiert zwischen den Hinterbeinen. Schlimm.
Apokalyptisch kam noch ein Bauer oder Viehhändler mit einem Schwein des Weges. Das trieb er so vor sich her. Hans schaute sehnsuchtsvoll, fast neidisch auf diese Sau. Der handelnde Bauer setzte sein bäuerliches Gesicht auf und ließ sich tatsächlich zu einem Tausch breit reden. Dann nahm er die Kuh beim Strick, mit starker Hand fest in die Führung und beeilte sich nach Hause zu kommen, denn er sah den prallen Euter der Milchkuh. Er musste und wollte sie dann gerne melken.
Sautreiben ist nicht Hans seine Sache. Er bekam den Eindruck, dass die Sau eher ihn trieb. So tat er mit der Sau eine Art „Suchen und Verstecken“.
Da kam ein Bauer mit einer Gans unter dem Arm daher. Der tauschte gern, und Hans hatte endlich etwas fest im Griff. Fröhlich und erleichtert ging er seinen Weg weiter. Die Sonne lachte, die Vögel sangen und die Grillen zirpten rundherum das Lied vom Hans im Glück. In der Ferne tat sich ein Gewitter auf.
Da steht doch ein Scherenschleifer am Wegesrand und schärft Messer, Scheren, Sensen und Äxte, balbiert die Leute und so. Jetzt ist gerade Konjunktur für Scherenschleifer. Die haben immer Geld in der Tasche, und das hat Hans nun überhaupt nicht. Er tauscht noch einmal und bekommt für die Gans einen dicken Schleifstein. Aber nach einer Stunde Wegverlauf ist ihm so schlecht, dass er den Stein ablegt. Müde ist er und verschwitzt. Er beugt sich über einen Brunnenrand, schöpft Wasser und stößt ganz nebenbei den Schleifstein in den Brunnen. Das tut einen „Plumps“.
Nun sind alle seine Sorgen dahin!
Das Gewitter ist entlastend angekommen und Hans steht im Regen.
Da stellt sich doch die Frage: „Soll Hans in die Gewerkschaft eintreten?“
Fragen über Fragen!
…aber mit Ende!
Der Bärenhäuter.
Es gibt zahlreiche Geschichten von arbeitslosen Soldaten, die der König, der General oder ein Herzog einst einfach nach Hause schickte, wenn der Krieg endete. Ob Sieg oder Verlust, egal, Schluss ist Schluss!
Manche Soldaten fragten rundherum: „Weißt du wo hier oder irgendwo ein Krieg ist? Weißt du ich habe das Kriegshandwerk gelernt und sonst nichts!“ Irgendwo auf der großen weiten Welt sind immer ein paar Staatsmänner die sich den Krieg gegenseitig an den Kopf oder sonst wo hin knallen, nur damit sie in Geschichtsbücher kommen.
Nun, der Soldat Hans könnte sich eine Kanone kaufen und sich selbstständig machen, aber das ist nirgendwo der Brauch. Oder?
Parkplätze für Kanonen gibt es nicht, und wenn dann verregnen sie und schießen mit verbogenen Rohren ums Eck. Das lässt der Technische Überwachungsdienst nicht zu. Der hat auch was gegen rostige Säbel und Schwerter: Wegen der Blutvergiftung!
Zum Trost für alle Landsknechte und ehemaligen Soldaten kommt schon mal eine alte Dame dem Hans entgegen und verlangt, dass er ihr aus einem hohlen Baum ein Feuerzeug holen soll. Er holt das Feuerzeug und befreit aus Dankbarkeit die Dame von ihrem wackeligen Kopf. Das schrieb Hans Christian Andersen ab. Immerhin hatte er was gegen Damen.
Ein anderer Soldat erbeutete ein besonderes Schnitzmesser und einen kleinen Hobel. Das sind Werkzeuge die man braucht Geigen zu schnitzen. Der Krieg ist zu Ende und dieser Hans geigt den Mädchen was bis es der Prinzessin zu Ohren kommt. Dieser erzählt er was davon, dass man unbekleidet bessere Töne hören kann. Das Ergebnis erfährt die Prinzessin dreiviertel Jahr später. So steht das bei den altdeutschen Märchen. Die werden kaum gelesen, weil mal in „Oldenburger Platt“ aufgeschrieben ist, und es Schwierigkeiten bei der Übersetzung gibt.
Wer könnte etwa das folgende Gespräch übersetzen?
Da stehen zwei Kinder. Eines hat ein Vieh auf dem Arm- Da fragt das eine Kind das andere: „Wämm is d` Gozz?“ – „D` Gooz kaaht insa!“ – Das Gespräch fand zwischen Landsberg und Kempten statt. Übersetzt: „Wem gehört die Katze?“ – „Die Katze gehört uns!“
Da geht ein anderer Hans als Soldat des Weges und begegnet dem Teufel. Eine Art Wolpertinger mit Fuß von einem Pferd und einem „Fliegenvertreiber“, ähnlich einem Ochsenschwanz, der ihm hinten aus der Hose schaut. Auch hat ihm seine Frau Hörner aufgesetzt, weshalb er ewig sauer ist, der Öffentlichkeit fern bleibt und sich wie ein Teufel benimmt. Wohnen tut er irgendwo in einem Detail.
Da schaut sich der Soldat den Teufel an. Dem hat er bestimmt hie und da mal Wen zu Besuch geschickt.
„Der Teufel kommt gleich zur Sache: „Wenn du dich sieben Jahre nicht wäscht, deine Haare nicht schneidest und die Finger und Fußnägel genauso unbehandelt lässt, dann hast du immer, so oft du in deine Hosentasche langst, einen Gold-Dukaten in der Hand! Du musst nur zusätzlich eine Frau finden und heiraten!“
„Und?“
„Wenn du das nicht vollendest, dann gehörst du mir!“
„Und wenn ja!“
„Dann hast du keine Sorgen mehr!“
„Einverstanden!“
Der Soldat geht in die nächste Kneipe. Es ist so eine märchenhafte Einrichtung mit Metzgerei, Fremdenzimmer und Hausbrauerei. Er säuft wie ein Loch. Frisst wie ein Scheunendrescher. Haut sich ins Bett und schnarcht, dass sich die Balken biegen.
Märchenhaft.
Nach einer Woche wacht er mit Brummschädel und dem Gefühl der Kopferweiterung auf. Da geht er in den Wirtshaushof und will seinen die Regentonne stecken. Rechtzeitig fällt ihm sein Teufelsvertrag ein.
„Mist!“
Er dreht um, bestellt sich ein Frühstück, stärkt sich und überlegt.
Dann steht er vom Frühstückstisch auf, zahlt seine Zeche und geht. Ohne Gepäck.
Fortan führt er ein durchdachtes Leben. Wenn seine Strümpfe schmutzig sind, wirft er sie weg und kauft sich neue. Das tut er mit der Unterhose und dem anderen Zeug auch.
Nach einem Jahr braucht er Schuhe nach Maß! Die Zehennägel wachsen arg.
Im Winter trägt er Handschuhe groß wie Kohlenschaufeln. Die Fingernägel sind sehr lang.
Er riecht nicht gerade erträglich. Aber es gibt Parfüme. Der Teufel hat nicht gesagt wie er stinken muss!
Nach zwei Jahren lässt er die Schuhe so arbeiten, dass die Zehennägel freien Raum haben. Mit den Handschuhen macht er es genauso.
Sein sicherer Aufenthalt im Freien ist nicht mehr gewährleistet, deshalb kauft er sich ein Haus.
Da fällt ihm was ein: Er engagiert sich einen Clown der ihn mit seinem wüsten Haarwuchs und dem langen Bart als ein „Eledil“ oder „Krokofant“ spazieren führt. Die Büttel würden ihn gerne angeleint sehen, aber sie trauen sich nicht an ihn heran, denn er hat einen passenden, sehr verwöhnten und gepflegten Neufundländer neben sich laufen.
Eines Tages sieht er auf dem Markt einen Mann mit einem Gesicht wie „drei Tage Regenwetter“. Der Soldat beobachtet ihn, weil er sich mit solchen Gesichtern auskennt. Der sucht sich bei einem Seiler sehr lange einen Strick aus, kann den aber nicht bezahlen, weil er, trotz Suche in allen Taschen und Kleiderfalten, das Geld nicht zusammenbringt. Da geht der Soldat hin und zahlt für ihn. Dann nimmt er den bezahlten Strick und sagt: „Häng` dich auf, wenn dir danach ist!“
Der Mann erschrickt irgendwie erwachend, ob diesen Ausblick des „Bärenhäuters“, wie er meint.
„Komm!“ sagt der Soldat. „Lass mich deine Zunge lösen!“ Und der Clown kauft Gläser und ein paar Flaschen Wein. Sie finden einen stillen Platz, setzen sich und trinken erst einmal und lockern so ihre Zungen. Da erfährt der Soldat von Geldsorgen, von I-Fonds und A-Fonds, von Schlössern die im Vollmond liegen und Bauland im Teufelsmoor. Es kommt auch die Litanei von den Sparverträgen und den Überziehungszinsen.
„Gut!“ sagt der Soldat, und er fragt: „Hast du Töchter?“
„Ja, drei Stück!“
„Kann mich eine heiraten?“
„Das bleibt zu klären!“
„Gut, kläre das. Wir bleiben hier sitzen!“
Der Mann geht nach Hause und erzählt seinen Töchtern. Zwei fühlen sich heiratsfähig, gehen los und besichtigen den „Bärenhäuter“. Dann kommen sie nach Hause und sagen: “Nee!“ und „Niemals!“ Eigentlich sagten sie mehr, aber wozu soll man dummes Geschwätz aufschreiben, zumal sie nur nach dem Äußeren des Mannes gingen. Sie kannten noch nicht den weltbekannten Spruch: „Alle Frauen sind schön! Was beim Mann schöner ist als beim Affen ist Luxus!“
Da piepste die jüngste Tochter: „Papi, vielleicht nimmt er auch eine Kindfrau?“ Und dann ging sie hin und heiratete den „Bärenhäuter“.
Der schickte seinen Clown los und der löste alle Verbindlichkeiten des Vaters auf.
Nur die Hochzeitsnacht, die ist nicht zu vollziehen, wenn einer eine verfilzte Löwenmähne hat, seine Braut nicht greifen kann, wegen der langen Fingernägel und auch so und überhaupt.
Da sagte der „Bärenhäuter“ zu seiner Frau: „Nun bleib mal schön zu Hause und achte auf deinen Papi. Ich komme in neunzehn Monaten und dann probieren wir glücklich zu sein und holen alles nach!“
Und nach neunzehn Monaten steht da eine Kalesche mit vier Pferden vor der Tür. Ein gestandenes Mannsbild steigt aus und fragt: „Wo ist meine Frau?“ Die kommt zögernd näher und fragt nach seinem Trauring, den sie mit ihm vor dem Altar getauscht hat! Dann fliegt sie ihm an den Hals.
Da möchten sich die beiden anderen Töchter am liebsten irgendwo beißen und stürzen sich vor Wut in den Brunnen!
Der Teufel steht wie nebenbei an dem Brunnen, hat seinen Fliegenvertreiber, den Ochsenschwanz, elegant über seinen linken Arm gelegt und sagt: „So macht man Geschäfte!“ Und kassiert!