Читать книгу Schneewittchen war beim CIA - Ted Moré - Страница 6
„Einmal durchatmen!“
ОглавлениеEs geschah einmal zu Nördlingen.
Die einen sagen: „Ted Moré ist Puppenspieler!“ Das sagen sie mit genau der Selbstverständlichkeit die erforderlich ist die Ernsthaftigkeit dieses Berufes zu bestätigen.
Andere sagen Puppenspiel und meinen diesen „aussterbenden Beruf der Mitleid heischend durch die Gaue zieht und leichtgläubigen Zeitgenossen klarmacht: „Man habe ja sonst nichts wovon man leben könne!“ – Und dann faselt man was von Tradition!
Der eine arbeitet körperlich in der Werkstatt, betätigt sich mit dem Erfinden von Masken, Techniken verschiedener Art und erfindet Stücke.
Beide werden von einseitig geschulten Leuten über einen Kamm geschoren!
Hie und da schreibt einer was Gescheites über den Puppenspieler und ein Veranstalter baut ihn in sein Programm ein, denn er sucht das Besondere und möchte ausgefallen sein.
So erfährt Ted Moré Neues.
Diese Art Abend wie damals in diesem Bierzelt in Nördlingen kennt er noch nicht. Der Veranstalter hatte sich bei Ted Moré als eine „Größe“ bekannt gemacht. Das durch ein dickes Paket an Zeitungsberichten nachgewiesen und unterstrichen, weil er die Eröffnung der Alten Oper in Frankfurt gemacht habe. Ted Moré solle demnach zu einem besonderen Abend die „Conference“ übernehmen und Zwischensketche mit Puppen machen. Nein, keinen Smoking. Keinen Frack. Es solle dieser Abend was gänzlich Neues werden.
Sicherheitshalber erscheint Ted Moré im Jeans-Anzug, mit einem lila Rüschenhemd darunter und schwarzer Schleife um den Hals, sowie drei Schrankkoffern voll mit Maulpuppen und Marotten.
Veranstalter sind wichtig. Mehr kann man nicht verlangen!
Ankunft zwischen fünf und sechs Uhr in Nördlingen. Rummelplatz mit Schaubude, Karussells. Bierzelt. Neu?
Garderoben sind nicht. Umkleidemöglichkeiten beschränken sich auf das eigene Auto. Nur nackte Bühne.
Ted Moré hat so seine Erfahrungen!
Damals!
Das weltbekannte Möbelhaus IKEA, Haupthaus zwischen Wiesbaden und Frankfurt, engagiert ihn zu vier Uhr nachmittags mit
„Schneewittchen und die sieben Zwerge!“
Wahrscheinlich als Vorgruppe!
18.00 Uhr „Das weltbekannte Kommödchen“ aus Düsseldorf!
Ted Moré: „Die Aufführung habe ich mir erspart, denn während meine Frau und ich abbauten, schoben Großmütter und Mütter Kinderwagen vor die Bühne das zeitgenössische Kabarett zu genießen!“
Einstens:
Die “Graue Stadt am grauen Meer” engagiert „The tragical History of the Death and the Life of Doctor Faustus”, by Christopher Marlowe, Deutsch von Ted Moré. Man verkauft siebenhundert Karten an zahlende Kindergartenkinder die in die Vorstellung gehen und „Höbbelepöpp“ machen. Der zuständige Oberstudiendirektor Prof. Dr. hat keine Information über Christopher Marlowe. Die hinreißend gealterte, sichselbstbestätigende Veranstalterin badete in Unschuld. Auch sie hatte gedacht, denn Theodor Storm habe auch schon als Kind den „Faust“ gesehen und sei beeindruckt gewesen!
Allgemein habe man gedacht „mit Puppen“ ist für Kinder!
Jetzt Nördlingen!
Ted Moré trifft ein. Mit Frau Helga. Sicherheitshalber, denn „Bunter Abend“ und viele Künstler? Da wird schon mal ein Bier getrunken!
Die Blaskappelle verlässt die Bühne und hinterlässt ein Feld mit senfverschmierten Pappen und halbleeren, gläsernen Bierkrügen im trauten Schein blauschimmernder Neonleuchten und sechs laufenden Metern an ehemaligen Girlanden aus Papier. Ein Happening aus eisernen Klappstühlen ist die Dekoration.
Der Veranstalter ist guter Laune.
Er lässt das Bierzelt räumen, denn ab acht Uhr kostet der Eintritt fünfzehn DM.
Die „Besoffskis“ vom Nachmittag verlassen unter Protest das Zelt.
Ein paar zahlen und kommen zurück.
„Da nahm mich der Veranstalter zur Seite und verriet mir, dass es bald losgehen werde!“ Eine Jazzband habe er ausgespart, denn es solle ganz was Neues sein. Die Schauspieltruppe des Dusan Parisek sei im Moment von München abgefahren, müsste aber pünktlich zum Auftritt da sein.
Da steht so ein Typ herum. Ich wartete darauf, dass der die Bühne aufräumen und fegen würde, oder so. Das sei die versprochene chilenische Gruppe eröffnete mir der große, zwei Meter lange, freundlichste Lächler und „Veranstalter“. Das Krokodil käme von der Schaubude später dazu.
Da stand ein Pärchen in der Ecke. Mit Klampfe. Das sei die irische Gruppe. Sie „babbelten“ hessisch!
Es geschah acht Uhr.
Ich solle dann immer mal anfangen.
Inzwischen gesellte sich der bayrische Minister für Landwirtschaft und Forsten, Dr. Jaumann, mit kleinem Gefolge, zu den Gästen.
Ted Moré begrüßt die Gäste und führt sie ein in die künstlerischen und kulturellen Geheimnisse des Puppenspiels. Er bekam sein Publikum in den Griff, erntete Applaus und verkaufte die „irische“ Gruppe die unbedarft mit Notenständer und Text-Heft, nebst Klampfe, die Bühne betrat und Singen übte.
Nach zwei Liedern ging Ted Moré betont ruhig auf die Bühne, kämpfte um Publikumsgunst und verlor sie, als der „chilenische“ Junge vom Straßengesang mit seinem Gejaule und Gegröle das ungewohnte Mikrofon nicht traf.
Aller guten Dinge sind drei.
„Augen gerade aus und durch!“
Dusan Parisek traf mit seinen zwanzig Schülern ein.
Das gab Kraft noch einmal mit knalligen Sketchen das Publikum zu versöhnen!
Nun, der Dusan konnte nicht pantomimisch auftreten, denn ihm fiel eine Woche vorher ein Schreibtisch beim Abtransport auf den Fuß. Er hatte beim Brand auf Schloss Ellwangen geholfen zu retten!
Jetzt der Auftritt.
Seine Truppe eroberte die Bühne und startete lautstark eine Art Publikumsbeschimpfung. Die Schauspielschüler eröffneten dem Publikum. „Ihr könnt uns alle im Arsche lecken!“
Da brach der zahlende Veranstalter, die „Nördlinger Zeitung“, den Abend ab und bot dem großen „Veranstalter“ auch eine Kirchweih-Einladung auf gut bayrisch an. Ansonsten könne er seine Forderungen über einen Rechtsanwalt einholen! Ted Moré bekäme seine Gage. Er habe als einziger Interpret des Abends gearbeitet.
Der Schleier des Vergessens sank gnädig über den Abend herab.
„Meine Frau fuhr mich nach Wallerstein in die Kneipe der „Gisela“ die weiland mal unter „chez Gisela“ in Schwabing residierte und mit dem Song „Aber der Nowak lässt mich nicht verkommen!“ einen, ihren Ruf gründete.
Ihr Göttergatte und ich hielten uns an den verschiedenen Sorten Whisky schadlos.“