Читать книгу Schneewittchen war beim CIA - Ted Moré - Страница 7
1. Episode
Оглавление„Schneewittchen war beim CIA!“
Es war an einem verregneten Tag. Da saß Frau Königin Stiefmutter allein im Schloss und überlegte was wie und ob sie es überhaupt treiben sollte. Das an einem Tag da Schneewittchen mit dem Förster in den Wald zog um Reh-lein und Häschen zu belauschen. Das Personal hatte frei.
Da machte sich Frau Königin auch einen freien Tag und lies sich einen Stehplatz in der „Edel-Pommfritz-Schmiede Schreck-Donnelts“ reservieren. Hier stopfte sie sich mit Nährschlamm und Nährbeton, mit „Hemmbörgern“, „Nörnbörgern“ und „Fränkförtern“ und verdünnte den „Frass“ mit einigen Kübeln „Texas-Boscholä“, jenem braunen, überzuckerten Gesöff für Unterprivilegierte. Sie legte immer mal einen sozialen Tag ein. So nannte sie diese Entgleisung.
Sie machte noch einen Besuch in der Märchenstation „Jorinde und Joringel“, doch die Zauberin mahnte sie solle nicht übertreiben mit den scharfgezüchteten Hähnen.
Da ging sie wieder zurück ins Schloss und stellte sich vor ihren Spiegel ihn zu befragen, doch der hatte auch seinen freien Tag!
Ich stelle fest:
Der Marionettenspieler lebt grundsätzlich, wie die meisten Lebewesen, von der Hand in den Mund!
Folglich:
Der Marionettenspieler ist arm. Seine Frau ist arm. Seine Kinder sind arm. Der Butler ist arm. Der Gärtner ist arm. Der Koch ist arm. Seine Diener sind arm. Die Kindermädchen sind arm. Der Chauffeur ist arm.
Der Koch ist ein armer Leute–Koch, weil sich der Marionettenspieler keine Fertigkost leisten kann. Er greift stets, nach armer Leute Art und notgedrungen auf die Produkte aus seinem Obst- und Gemüse-Garten zurück. Gemüse und Obst muss bei ihm auf eigenem Mist und Kompost wachsen, weil er kein Geld zur Unterstützung der armen Chemieindustrie aufbringen kann.
Dürftig ist auch bei ihm die hauseigene Fleischproduktion. Seine Sonntagsbraten laufen auf der Wiese herum. Er muss sie mit Kartoffeln und Rüben, vom eigenen Acker, zum Speckansatz bringen.
Die Hühner stören die Nachbarn beim Abhören des Dudelfunks, und die Gänse machen in der Nacht Lärm, wenn Bösewichter sich dem Haus nähern und die Hauswände anpinkeln.
Milch kauft er sich beim Bauern im Kuhstall!
Auch soll er Schalentiere essen und Fische aus dem Bach, so erzählen Nachbarn hinter vorgehaltener Hand!
Er kann nur den Wein aus seinem Weinkeller trinken, den er von vergessenen, alten, an geheimen Orten lebenden Winzern kauft. Der muss vernichtet werden, weil die Flaschen unter Spinnweben liegen und uralte, trunken machende Weine beinhalten! Er hat kein Geld für gepanschten Wein in Stanniol-Kanistern von der Tankstelle.
Der Puppenspieler trinkt gerne Traditionsbier nach alten Rezepten und aus traditionellen Brauhäusern. An kalten Tagen verdünnt er das Bier mit abgelagertem Brandwein aus Kognak, Rum aus dem sozialistischen Kuba und Jamaika oder schottischem Whisky aus gammeligen Eichenfässern und den männlichen Kornbränden aus nordischen Brennereien. In jedem Fall kauft er sich auch beim Whisky nur die Restbestände der älteren Jahrgänge, weil er auch da ein Abfallverwerter bleibt. Sein steinerner Magen verträgt gerne Malt Whisky der zwanzig Jahre in Sherry Fässern lagerte. Er durchlebte schlechte Zeiten und kennt keine besonderen Einwände gegen traditionell privilegierte „Mitternachtsbalkenbrände“ aus Birnen, Äpfeln, Zwetschgen, Kirschen, Hagebutten und Wacholder.
Merke: Man vernichtet auch Schnäpse, indem man sie trinkt!
Er isst auch rohes Gemüse, wie „Radi“ zum Bier. Dazu gehört schwarzes oder graues Roggenbrot, denn Weizenbrot ist ihm zu teuer! Außerdem hat er noch immer, aus Kindertagen, ein Bild von der Frau Watzmann vor Augen, die ihre verschmutzten Kinder mit weißem Brot reinigte und nun mit ihren Kindern als Touristen-attraktion versteinert am Rande von Berchtesgaden herumsteht!
Der Marionettenspieler wohnt grundsätzlich in uralten, mindestens fünfhundert Jahre alten Steinhäusern. Er hat genauso alte Möbel, wenn nicht noch älter. Ähnlich sind seine Bücher, gebunden in verkommenen Leder oder handfestem Leinen.
In seinem Wohnraum unterhält er, damit er sich hie und da auf-wärmen kann und auch als Fernseher-Ersatz, eine offene Brennstelle für Abfälle, wie etwa Holz aus deutschen Wäldern.
Der gewöhnliche Puppenspieler muss alle erforderlichen Dinge seines Lebens, und die, die seinen Beruf anbetreffen, selbst „basteln“. Er muss seine Kinder und Marionetten selbst „basteln“. Er muss ihnen Kleider an basteln. Haare dazu beschaffen oder frisieren. Sie müssen auch geschminkt werden, sonst könnten sie, wegen der Holzköpfe, Ähnlichkeit mit Menschen bekommen.
Künstlerische Marionetten- oder Puppenspieler haben das nicht nötig. Die lassen sich Masken und Figuren anfertigen. Sie lassen sich Texte und Musik auf Band sprechen und kaufen sich zusätzlich einen Buchhalter, einen Grafiker und einen Regisseur. Sie sind in der Regel Meister im Abkupfern und deshalb wichtig!
Der gewöhnliche Puppenspieler aber geht in den Wald und findet einen Ast von einem Baum. Vielleicht findet er auch einen ganzen Baum für seine Zwecke! Den sieht er sich genau an und stellt fest: „In dem Stück Holz da und da sind mindestens drei Kasperlköpfe!“
Merke: Beim Marionettentheater heißen alle Figuren Kasper! Nur der Seppel heißt Großmutter!
Der gewöhnliche Marionettenspieler nimmt das Stück Baum mit in seine Werkstatt, schlägt das überflüssige Holz weg, und dann bleiben die Gesichter übrig.
Der Marionettenspieler fährt sehr oft mit seinem kleinen Köfferchen über Land. Da das kleine Köfferchen meistens vier bis zehn Zentner schwer ist, braucht er ein Auto für den Transport seiner sieben Zwetschgen. Es gibt kaum noch Parkplätze für Pferde.
Pferde sind jene Fortbewegungshilfsmittel die mit Heu und Hafer zufrieden sind. Das erzeugt bei der Verdauung unfreundliche Abgase. Pferde sind reparaturanfällig. Sie verlieren, beim Betreten von öffentlichen Straßen „Kugellager“. Das ist verboten.
Infolgedessen gibt es für den Marionettenspieler besondere Sachzwänge. Er darf nicht den guten Stern von Untertürkheim spazieren fahren, sonst sagen die Leute: „Haha! Unter Mercedes geht das wohl nicht?“ Und dann kann er an den meisten Orten nie mehr auftreten! Auch die Schüsseln aus dem Bayernland sind ihm abzuraten. Deshalb bevorzugt der Puppenspieler so alte, sagenhafte Karren die z. B. eine nackte Frau auf dem Kühler sitzen haben. Da sagen die Kinder: „Guck mal Mami, eine Kasperkarre!“
Der Marionettenspieler ist sehr misstrauisch. Wenn er was wissen will, will er es genau wissen. Deshalb liest er immer alles aus diesen drei- bis viertausend Büchern heraus, die in hölzernen Regalen in seinem Haus herumstehen oder liegen.
Marionetten können sich auf der Bühne nicht richtig hauen. Sie hängen an Fäden und die verursachen Zeitverzögerung durch die Trägheit nach dem Pendelgesetz. Sie können nur Arme, Beine und den Kopf verlieren und wieder anwachsen lassen. Das wollen aber bestimmt nur die Kinder sehen.
Große Leute sehen allem Anschein nach lieber, dass die Darsteller auf der Bühne die Hose runter lassen. Da kann man sich besser mokieren, amüsieren, vergleichen, Appetit holen oder sogar den Regisseur eine „Drecksau“ nennen. Marionetten haben in der Hose keine dramaturgischen Überraschungen. Sie sind auf eine gute Textvorlage angewiesen und scheitern meistens damit, weil die wenigsten Leute zuhören können.
Der Marionettenspieler ist der letzte Mensch, der sich mit Kleidern aus Schaf- oder Baumwolle zweckmäßig kleidet oder schmückt. Schuhe aus Leder trägt er und auch Pelze oder Felle zum Schutz gegen Kälte. Deshalb hassen ihn die „Alternaiven“ und die Tierschützer. Die anderen aber hassen ihn, weil er die Viskosen missachtet und die Erdölgarderobe ablehnt.
Er nimmt einfach nur Holz, um daraus die Körper und Masken seiner Figuren zu schnitzen.
Die Muppets aber sind aus Chemie. Chemie hat kein Langzeitergebnis und kommt nicht ins Museum! Deshalb ist er auch bei den Muppet-Liebhabern unbekannt!
Die Muppets erinnert inzwischen auch kaum noch wer und sie sind nun Schnee von gestern!
Er revanchierte sich und sagt zu Muppet Mumpitz!
Die „Waldorfs“ hassen ihn, weil er Mord- und Totschlag in deutschen Märchen verhohnepiepelt und die ansteckende Krankheit Lachen verbreitet.
Die Manager, die zeitangepassten „Hanswurste“ oder „Watschen Clowns“, aber mögen ihn überhaupt nicht, weil er eine Führungskraft ist und seine Fäden fest im Griff hat. Dazu braucht er keinen Dax, keine Zertifikate, kein Leasing und kein Internet, sondern nur einen studierten Hanswurst und den lässt er nicht auskommen!
Da der Marionettenspieler auch Illusionen inszeniert, wozu man einen bestimmten Horizont und Kenntnisse der Physik braucht, kann er auch manipulieren. Das kann er bestimmt!
Er kennt auch die Tricks mit den Karten und den Würfeln. Deshalb zockt der Marionettenspieler nur, wenn er die Bank hält!
Und von ähnlichen Illusionen, von Fantastereien und Schlössern, die im Vollmond liegen und von dem Abenteurer ein Marionettenspieler zu sein soll jetzt folgerichtig, aber nicht der Reihe nach, die Rede sein.