Читать книгу Doctor Who Monster-Edition 3: Rückkehr der Sontaraner - Terrance Dicks - Страница 9

1 RIPPER

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Überall in Megacity sprach man davon.

In den Penthousewohnungen, wo die Bonzen lebten, hoch über dem Gestank, dem Schmutz und dem Smog der Straßen, in den Bars des Stadtzentrums, wo die Schlitzohren und Dealer ihre Pläne schmiedeten, und in den schäbigen Spelunken der florierenden Unterwelt.

Jemand stellte Fragen. Zwei Personen, um genau zu sein. Sie waren Menschen oder zumindest humanoid; ein großer, blonder Mann und eine kleine, dunkelhäutige Frau. Sie waren einer Spur bis auf diesen Planeten gefolgt. Es ging um einen großen Fisch.

Die Gerüchte wurden immer weiter ausgeschmückt. Wer etwas zu verbergen hatte – also praktisch jeder –, fing rasch an, nervös zu werden. Ob korrupte Politiker oder Straßenräuber in irgendwelchen Hintergassen – alle hatten plötzlich ein gemeinsames Ziel: herausfinden, was die Fremden wollten, und verhindern, dass sie es bekamen. Zumindest nicht, ohne teuer dafür zu bezahlen – zum Beispiel mit ihrem Leben.

Megacity war ein Albtraum für Schiedsrichter, überlegte Roz Forrester, während sie bei einem überteuerten Frühstück in einem geschmacklos dekorierten und kostspieligen Hotel saß. Sie kannte Korruption, hatte ihretwegen den Dienst quittiert, obwohl die Arbeit ihr alles bedeutet hatte; aber dabei hatte es sich wenigstens um Korruption in einem einigermaßen ehrlichen System gehandelt.

Hier in Megacity war Korruption das System.

Die Stadt bedeckte den größten Teil von Megerra – wohl einer der hässlichsten Planeten, auf den es einen verschlagen konnte. Nichts weiter als eine große Kugel aus Fels und Dreck im Weltraum – aber eine von unermesslichem Wert. Megerra war verblüffend reich an Mineralien, es gab riesige Vorkommen von Gold, Silber, Eisen, Nickel und Uran.

Die Bergbaufirmen der Erde hatten ihn unter sich aufgeteilt und waren nach wie vor damit beschäftigt, ihn auszuschlachten.

Megerra war mit Minen überzogen, mit Fabriken und Werkstätten – und natürlich mit Megacity, wo die Einwohner lebten, arbeiteten, sich vergnügten und sehr häufig ihr Leben ließen. Die gigantische Stadt war ein gefährlicher Ort.

Das Rennen um den Abbau der Mineralien hatte einen Wirtschaftsboom ausgelöst. Minenarbeiter und Ingenieure waren aus der ganzen Galaxis herbeigekommen. Mit dem Geld, das sie hier machten, zogen sie Scharen von Glücksspielern, Huren, Drogendealern und einfachen Dieben an, die es ihnen abnehmen wollten.

Man kam nach Megerra, um schnell reich zu werden und dann wieder zu verschwinden. Solange man jedoch hier war, musste man essen, trinken und sich amüsieren. Megacity bot etwas für jeden erdenklichen Geschmack, und zwar rund um die Uhr. Hier war nahezu alles möglich – solange es nicht den Abbauprofit minderte oder die Produktion verlangsamte.

Und so war Megerras zweite Industrie entstanden: der Tourismus. Die Geschäftsleute, die den Planeten verwalteten, leiteten Megerra als eine einzige große Stadt. Die Unterhaltungseinrichtungen, die ursprünglich für die Minenarbeiter und Ingenieure entworfen worden waren, sprachen auch andere an, und so verbreitete sich die Kunde, dass man in Megacity ordentlich Spaß haben konnte, ohne dass man allzu viele unbequeme Fragen gestellt bekam. Also strömten die Touristen von primitiven wie auch von fortschrittlicheren Planeten herbei.

In Megacity waren alle auf Geld aus.

Roz hatte einen Hotelangestellten bestechen müssen, damit er ihre Reservierung überhaupt gelten ließ, und sie hatte dafür zahlen müssen, von einem Zimmer, das auf die laute Hauptgeschäftsstraße hinausging, in ein ruhigeres auf der Rückseite umziehen zu dürfen. Alles hat seinen Preis, dachte sie säuerlich.

Sie schaute auf, als ein gut aussehender blonder, blauäugiger Riese auf ihren Tisch zukam: Chris Cwej, ihr ehemaliger Kollege bei der Gilde der Schiedsrichter und gegenwärtiger Partner – rein professionell, unabhängig davon, was er sich vielleicht erhoffte. Normalerweise sah er immer unverschämt zufrieden und gesund aus, insbesondere früh am Morgen. Heute jedoch, stellte Roz schadenfroh fest, hatte er dunkle Ringe unter den Augen und seine helle Haut wies zweifellos einen Stich ins Grüne auf.

Chris nickte vorsichtig und setzte sich zu ihr. Der Stuhl war, wie die meisten, ein gutes Stück zu klein für ihn.

Roz hatte zehn Minuten damit verbracht, mit böser Miene und ungehaltenem Knurren auf den Tisch zu hämmern, um die Bedienung mit den langen Beinen, dem kurzen Rock, den voluminösen Haaren und den großen Brüsten auf sich aufmerksam zu machen; nun stand sie plötzlich neben Chris und hielt ihm ihr Dekolleté ins bleiche Gesicht.

»Großes Frühstück mit allem?«, schnurrte sie. »Ein so großer Mann wie Sie muss ja bei Kräften bleiben.«

»Probier doch die gemischten Meeresfrüchte«, schlug Roz mit unschuldiger Miene vor. »Baby-Sandechsen, Tintenfisch, Meeresschnecken mit Honig und frittierter Aal.«

Chris schauderte und schüttelte den Kopf. Er schaute auf, ließ den Blick hastig weiter nach oben wandern, bis er ihre Augen gefunden hatte, und sagte verzweifelt: »Nur Tee. Haben Sie irgendeinen Kräutertee?«

»Ich bringe Ihnen eine Tasse Materra«, gurrte die Bedienung verführerisch. »Extra von Rigel IV importiert. Soll eine aphrodisierende Wirkung haben.«

»Du verschwendest deine Zeit, Schwester«, sagte Roz. »Damit es ihm, oder dir, was bringt, müsste der Tee schon eher Tote wieder zum Leben erwecken können.« Die Bedienung bedachte sie mit einem mordlüsternen Lächeln, dann stolzierte sie davon. Roz lehnte sich zurück und musterte ihren unglücklichen Begleiter.

»Und was machen wir noch gleich, wenn wir auf einem fremden Planeten sind?«, fragte sie in belehrendem Ton. »Die ersten paar Tage lassen wir uns unsere Spritzen verpassen, schlucken brav unsere Pillen und essen fade Nahrung, bis sich unser System beruhigt und angepasst hat.«

»Lass mich in Ruhe«, sagte Chris schwach.

Roz fuhr gnadenlos fort: »Wir gehen nicht ins einzige Restaurant der Stadt, das ureigene, traditionelle Küche bietet, und verderben uns mit Fugorafischeintopf den Magen.«

»Das ist aber die Spezialität dieses Planeten«, wandte Chris ein. »Man kriegt sie nur hier auf Megerra. Seit die Ureinwohner ausgestorben sind, weiß kaum noch jemand, wie man das Zeug macht.«

»Fugorafischeintopf ist wahrscheinlich der Grund, dass sie ausgestorben sind. Du siehst selbst wie ein Toter aus.«

»Mir geht’s gut«, beharrte Chris. »Die Pillen wirken schon.«

Die Bedienung brachte ihm ein großes Glas Kräutertee und lächelte ihn strahlend an. Vorsichtig nippte Chris an dem strohfarbenen Getränk.

»Ich weiß nicht, was dir zuerst den Garaus machen wird«, sagte Roz müde. »Die außerirdische Küche oder die verrückten Pläne des Doktors.« Sie seufzte. »Wir sollten uns wieder unter die Leute mischen. Auch wenn ich keine Ahnung hab, was uns das hier bringen soll …«

Sie hatten schon einige Tage damit verbracht, auf den Straßen von Megacity nach einer Spur zu suchen. Das Ganze kam Roz wie eine schier unlösbare Aufgabe vor. Gute Polizeiarbeit wurde eigentlich immer von Ortsansässigen geleistet: Sie kannten das Revier, die Plaudertaschen, die Drahtzieher und die Verbrechensmuster. Es war schlimm genug, in einer unbekannten Stadt zu sein, doch in einer unbekannten Stadt, die den größten Teil eines unbekannten Planeten bedeckte, hatten sie so gut wie keine Chance.

»Nicht verzagen«, meinte Chris. »Ich glaub, ich habe einen neuen Hinweis aufgeschnappt. Kam heute Morgen in den Nachrichten.«

»So schnell? Der verschwendet keine Zeit, wenn’s ans Morden geht, oder?«

Chris zuckte mit den Schultern. »Wie’s aussieht, braucht er jetzt Bargeld, eine neue Identität und eine Bleibe. Und er hat nur eine Methode, sich das alles zu verschaffen. Darum will der Doktor wohl auch, dass wir ihn uns schnappen.«

»Der Doktor möchte, dass wir ihn finden«, korrigierte ihn Roz. »Wir sollen ihn aufspüren und ihm folgen, ohne ihm dabei auf die Füße zu treten. Klappt nicht allzu gut, oder?«

»Auf Formalhaute 4 hätten wir ihn fast gehabt.«

»Wir hätten ihn auf vielen Planeten fast gehabt. Aber am Ende folgen wir immer wieder einer Spur aus Leichen.«

»Diesmal kriegen wir ihn«, sagte Chris zuversichtlich.

Hach, die Jugend, dachte Roz. Sie warf ein halbes Vermögen auf den Tisch und stand auf. »Na, dann lass uns mal loslegen.«

In Megacity herrschte fortwährend Nacht – oder vielmehr wurde auf künstliche Weise dafür gesorgt, dass eigentlich immer Tag war. Die Sonne des Systems war für sich genommen schon schwach genug, doch wegen des Smogs bekam man sie ohnehin nie zu sehen. In der ganzen Stadt waren die Schaufenster stets hell erleuchtet, die sich ständig verändernden Werbetafeln und die Schilder der Bars und Kasinos strahlten rund um die Uhr. Die Minenarbeiter arbeiteten in Schichten und mussten zu jeder Tages- und Nachtzeit die Möglichkeit haben, zu essen, zu trinken und sich zu vergnügen.

Roz und Chris blickten sich auf der geschäftigen Straße um. Fußgänger bewegten sich in Scharen auf den unebenen Gehwegen entlang. Die Straße selbst war zerfurcht und voller Schlaglöcher – offenbar hatte städtische Instandhaltung in Megacity keine hohe Priorität. Die meisten Minenarbeiter waren humanoid und vom Körperbau her meist klein und kräftig. Mit ihren breiten Schultern, den gekrümmten Beinen und den narbigen Gesichtern wirkten sie auf Roz wie Zwerge oder Trolle.

Eine beträchtliche Anzahl von ihnen gehörte nicht zu den Menschen. Roz sah Arcturaner, Alphacentaurianer, Falardi und Foamasi. Auch die Ursinen mit den breiten Brustkörben waren überraschend stark vertreten. Sie erinnerten an riesige Teddybären mit miserabler Laune.

Sie stieß Chris in die Rippen, als einer von ihnen sich durch die Menge kämpfte und dabei direkt auf sie zukam. »Und du hast mal ein Vermögen ausgegeben, um so auszusehen!«

Chris nickte traurig und bedauerte, dass er sein Fell nicht mehr hatte. Nach seinem teuren Body-bepple war es wortwörtlich in Rauch aufgegangen.

Dem Ursinen schien ihr Interesse zu missfallen. Ruckartig blieb er vor ihnen stehen. »Hab ich was an der Nase oder warum glotzt ihr so?«

»Keinesfalls, Sir«, sagte Chris höflich. »Wir haben nur gerade Ihre prachtvolle Erscheinung bewundert.«

Mit neidischer Miene streichelte er den felligen Arm des Ursinen.

Der riss sich sofort los und fuchtelte mit einer beeindruckenden Kralle vor Chris’ Nase herum. »Komm mir nicht komisch«, knurrte er.

Plötzlich tauchte ein weiterer Ursine auf. Die beiden drängten Roz und Chris in eine Nische neben dem Hoteleingang. Es war offensichtlich, dass sie diese Nummer schon öfters abgezogen hatten.

»Was ist hier los?«, knurrte der Zweite. Sein Fell war schwarz und er sah noch größer und gemeiner aus als der Erste.

»Diese blöden Touristen haben mich beleidigt«, knurrte der Erste. Dann zeigte er mit der Pfote auf Chris. »Der da hat mich sogar angebaggert.«

»Bitte, Sir«, sagte Chris, »ich versichere Ihnen, dass ich keine derartigen Absichten hatte. Sie haben meine freundliche Geste nur falsch gedeutet.«

Der Ursine ignorierte ihn. »Verdammte Perverslinge, kommen von irgendwelchen Planeten hierher und beleidigen anständige Bürger. Wir sollten sie in Stücke reißen.«

»Oder wir verpassen ihnen einfach ein Bußgeld«, schlug der Zweite vor. Er starrte Roz und Chris bedrohlich an, die sich die einstudierte Routine mit gelassenem beruflichem Interesse ansahen.

Der Ursine wedelte mit seiner klobigen Pfote vor ihrer Nase herum. »Wie wollt ihr’s haben? Eure Credits oder eure Haut? Zahlen oder bluten?«

Chris wandte sich an Roz. »Was meinst du?«

»Kümmer du dich drum. Ich hab nicht gut geschlafen.«

Chris trat vor und verpasste dem verblüfften Ursinen einen Hieb unter das Brustbein. Es war ein schöner Schlag, ein linker Haken, hinter den Chris sein gesamtes beachtliches Gewicht gelegt hatte, wobei seine Faust einen leichten Bogen nach oben beschrieb, sodass sie tief in den untersetzten Körper des Ursinen drang.

»Uff!«, keuchte der Ursine und plumpste hart auf den Asphalt. Er versuchte zu atmen und bekam prompt einen heftigen Hustenanfall.

Der Ursine mit dem schwarzen Fell wollte sich auf Chris stürzen, hielt jedoch abrupt inne, als ihm etwas Kaltes und Hartes ins geweitete Nasenloch gerammt wurde.

Es war der Lauf eines Taschenblasters, den Roz’ in der Hand hielt.

Der Angreifer stand reglos und mit erhobenen Pfoten da. »Tschuldigung, Lady, wir wollten uns nur ein paar Credits für ’nen Drink beschaffen.«

Chris sah Roz an. »Soll ich die Polizei rufen?«

»Nein, bitte, nicht die Polizei«, flehte der schwarzhaarige Ursine. »Dann schießt uns lieber gleich über den Haufen.«

»Wir haben nicht die Zeit, ewig irgendwelche Formulare auszufüllen«, meinte Roz. Sie zog ihren Blaster zurück und wischte die Mündung am Brustfell des Ursinen ab. »Hau ab!« Sie zeigte auf den anderen Ursinen, der noch immer keuchend auf dem Boden saß. »Vergiss deinen Kumpel nicht. Und sorgt dafür, dass es sich herumspricht: Wenn uns noch mal irgendwer belästigt, müssen wir eventuell ungemütlich werden.«

Sie beobachteten, wie der eine Ursine den anderen hinter sich herzog. Die vorbeieilenden Passanten schenkten dem Ganzen keine Beachtung.

Chris rieb sich die Faust. »Das Dumme bei nicht menschlichen Wesen ist, dass du nie weißt, wo du hinhauen sollst. Der Solarplexus ist normalerweise am besten – wenn sie denn einen haben. Hab mir mal am Kinn eines Androgums die Hand gebrochen.«

Roz steckte ihren Blaster weg. »Wir sollten uns lieber ein Taxi nehmen.«

Sie drängten sich zum Bordstein vor und versuchten, ein Hovertaxi heranzuwinken. Nachdem drei Fahrer höhnisch grinsend an ihnen vorbeigesaust waren, hielt Chris das nächste Taxi an, indem er einfach mit ausgebreiteten Armen auf die Straße trat, sodass es entweder anhalten oder ihn überfahren musste. Der nagetierartige Fahrer, der wie eine riesige Ratte in einem Lederwams aussah, entschied sich fürs Anhalten – allerdings erst in allerletzter Sekunde.

Chris riss die Tür auf, ließ Roz zuerst einsteigen, folgte ihr und sagte: »Raumhafen-Boulevard 2003.«

»Wollen Sie ’ne Tour durch Megacity? Alle wichtigen Punkte abklappern?«, quiekte der Fahrer. »Wollen Sie Vraxoin, Crackerjack, Jekkarta-Gras?«

Er bot noch eine ganze Reihe weiterer Dinge an – seltsame Sehenswürdigkeiten, illegale Substanzen und Gelegenheiten, exotischen Perversionen zu frönen –, bis Chris ihn von hinten am dürren Nacken packte und hart genug zudrückte, dass er ängstlich quietschte.

»Raumhafen-Boulevard 2003, bitte«, sagte Chris höflich. »Keine Extras, einfach hinfahren, und zwar auf dem direkten Weg: Ich kenne mich gut aus in der Stadt.«

Das war ein Bluff, aber es war einen Versuch wert.

Der Raumhafen-Boulevard verlief, wie der Name andeutete, um den Raumhafen von Megacity herum. Touristengeschäfte, Schnellrestaurants, Nachtclubs – oder eher Tag- und Nachtclubs –, Kasinos und Bars standen für ungeduldige Touristen bereit, die es nicht erwarten konnten, sich im Stadtzentrum betrügen und ausrauben zu lassen. Überall gab es Wechselstuben, wo man jede Währung der Galaxis zu exorbitanten Kursen gegen die hier einzig gültigen Megacity-Credits eintauschen konnte.

Das Hovertaxi hielt seufzend vor der Nummer 2003 und setzte so heftig auf dem Boden auf, dass ihre Zähne aufeinanderschlugen. Ihr Rattenfahrer verlangte den dreifachen Preis und zückte ein Vibromesser, als Chris sich weigerte, ihn zu bezahlen.

Chris riss es ihm weg und drohte damit, es ihm auf eine Weise wiederzugeben, die ihm nicht gefallen würde. Sie einigten sich auf den doppelten Preis. Der Fahrer drückte Chris mit zufriedener Miene eine Ident-Disc aus Plastik in die Hand. »Wenn Sie ein Taxi brauchen, rufen Sie an«, quiekte er. »Dann zeig ich Ihnen, wie man hier Spaß hat!«

»Hier«, sagte Chris. »Ihr Vibromesser.«

»Behalten Sie’s!«, sagte der Fahrer und grinste, wobei er seine spitzen Zähne zeigte. »Werden Sie noch brauchen.« Er holte ein anderes, größeres Messer hervor. »Ich hab noch mehr!« Dann stieg das Taxi wieder in die Luft auf und schoss davon.

2003 war ein langer, schmaler Raum, der zur Straße hin offen war. Im Inneren reihten sich Kabinen mit blastersicheren Glasfenstern aneinander, die nur einen schmalen Schlitz aufwiesen, durch die Angestellte dicke Bündel exotischer Währungen entgegennahmen und dünne Bündel Megacity-Credits zurückgaben. Computerisiertes Geld wurde in Megacity kaum verwendet: Nach einer Reihe brillanter Hightech-Schwindeleien war den ehrlichen Händlern altmodisches Bargeld lieber. Und die unehrlichen bestanden darauf.

Roz und Chris schenkten den Kabinen keine Beachtung und gingen geradewegs zu einer schlichten Tür am anderen Ende durch. Roz hämmerte bestimmt dagegen. »Aufmachen!«

Eine Klappe auf Augenhöhe glitt zur Seite und gab den Blick auf eine lange, scharfe Nase und zwei wässrige, argwöhnische Augen frei. Eine durchdringende Stimme fragte: »Ja?«

»Wir haben noch ein paar Fragen wegen des Mordes«, sagte Roz barsch. »Machen Sie auf. Oder sollen wir die Tür eintreten?«

Die Tür öffnete sich. Ein großer, schmächtiger Humanoid in einer staubigen, schwarzen Robe mit hohem Kragen stand vor ihnen. Sein hageres Gesicht wirkte genauso schmal wie der Rest von ihm und an seinem nach oben gewölbten Schädel klebten einige graue Haarsträhnen. Er führte sie in ein schmuckloses, schäbiges Büro. Darin befanden sich ein Schreibtisch, ein uraltes Computerterminal und ein enormer Safe, der nun offen stand und leer war.

»Hochmodern ausgestattet«, knurrte Roz. »Sie sind wohl jetzt der Boss?«

Der dünne Mann setzte sich an seinen Schreibtisch. »Ich schätze schon. Ich bin Relk, der Bürovorsteher. Irgendein Syndikat betreibt die Wechselstube. Ich halte hier nur alles am Laufen, bis ich was von denen höre.«

Roz beugte sich über den Schreibtisch und blickte ihm in die Augen. »Haben Ihrem Vorgänger wohl den Garaus gemacht, um seinen Job zu bekommen, was? Tasche voller Geld und eine hübsche Beförderung?«

Der Angestellte wich vor ihrem wütenden Gesicht zurück. »Nein! Ich hab nur die Leiche gefunden!«

Sie packte ihn am Kragen und zog ihn über den Schreibtisch.

»Gestehen Sie schon und ersparen Sie uns die Arbeit.«

Chris legte ihr eine Hand auf Schulter. »Komm schon, Boss. Lass ihn wenigstens erst mal erzählen, was passiert ist.«

Roz stieß den erschrockenen Mitarbeiter auf seinen Stuhl zurück. »Gut, gehen wir nochmal alles durch. Von Anfang an.«

»Aber ich hab doch schon ausgesagt.«

»Dann machen Sie’s eben nochmal. Und wenn Sie was auslassen, wird es Ihnen leidtun.«

Relk schaute sie nur mit großen Augen an und schien vor Furcht nicht sprechen zu können. Chris tätschelte ihm beruhigend die knochige Schulter. »In aller Ruhe. Wir wollen einfach nur die Fakten.«

Mit zitternder Stimme erzählte Relk seine Geschichte.

»Gestern Abend kam ein Kunde zu uns … Er hatte ein Geldbündel dabei, verschiedene Währungen, und wollte alles in Megacity-Credits eintauschen. Der Betrag lag weit über dem Kabinenlimit, also haben wir ihn zu Mr Sakis geschickt, dem Boss.«

»Dieser Kunde«, sagte Roz. »Wie sah der aus?«

»Eher kurz, dicklich, schwarze Haare. Er trug teure Kleidung, sah wohlhabend aus. Vielleicht ein Bankier oder so.«

Roz und Chris wechselten einen Blick. Die Beschreibung passte auf den verstümmelten Leichnam, den sie auf der Lorelei gesehen hatten.

Hanno Seth war tatsächlich Bankier gewesen. Schon bald, nachdem er tot in seinem Büro aufgefunden worden war, war ein Doppelgänger von ihm an Bord eines Passagierschiffs nach Megerra gegangen – wie üblich waren Roz und Chris einen Tick zu spät dran gewesen.

»Fahren Sie fort«, sagte Chris ermutigend.

»Sie waren eine Weile da drin. Dann kam Mr Sakis raus und hatte diesen großen Plastiksack dabei. Er hat gesagt, dass er irgendwo was Wichtiges zu erledigen hätte, und ich solle solange die Stellung halten.«

»Wie hat er gewirkt, als er mit Ihnen gesprochen hat?«, fragte Roz.

»Seltsam. Er hat mich nicht angesehen und seine Stimme klang irgendwie tonlos.«

Roz nickte. Der Angestellte fuhr mit seinem Bericht fort.

»Jedenfalls hat er sich auf den Weg gemacht und irgendwann ging mir auf, dass ich den Kunden gar nicht mehr gesehen hatte. Es führt nur ein Weg aus dem Büro und jemanden allein da drin lassen, das sah dem Boss gar nicht ähnlich. Also dachte ich mir, ich sollte wohl besser mal ’nen Blick reinwerfen. Er hatte die Tür abgeschlossen, aber ich hab für Notfälle eine Codekarte, also hab ich aufgemacht, bin reingegangen …«

Ihm versagte die Stimme.

»Lassen Sie sich Zeit«, sagte Chris freundlich.

»Sakis lag mitten auf dem Boden«, sagte Relk. »Dabei hatte ich ihn doch eben erst weggehen sehen. Er hatte überall Schnittwunden …«

»Stichwunden, meinen Sie? Als hätte jemand wild auf ihn eingestochen?«

Relk schüttelte den Kopf. »Nein, nicht so … ordentlicher. Teile seiner Innereien waren … neben seiner Leiche angeordnet.«

Roz schaute Chris an. »Könnte einfach ein Organhändler sein. Wir wollen hier nicht unsere Zeit verschwenden.« Sie wandte sich wieder dem Angestellten zu. »Fehlte was? Herz, Lunge, Leber?«

»Woher zum Teufel soll ich das wissen?«, stieß Relk ungehalten hervor. »Ich bin Buchhalter und kein Mediziner! Ich hab keine Bestandsaufnahme seiner Eingeweide gemacht. Ich weiß ja nicht mal, was da überhaupt alles reingehört!«

»Schon gut«, sagte Chris beschwichtigend. »Und was war dann?«

»Dann hab ich natürlich die Polizei gerufen«, sagte Relk. »Die haben sich nicht gerade beeilt. Haben mich alles zehn Mal erzählen lassen. Dann haben sie die Leiche mitgenommen und mir verboten, die Stadt zu verlassen.«

»Der Safe war auch leer, nehme ich an?«, fragte Roz.

Relk nickte. »Zwei Tagesumsätze – fast fünfzigtausend Credits.«

»Ist er aufgebrochen worden?«

»Nein, einfach geöffnet. Er muss den Boss dazu gezwungen haben, bevor …«

Chris warf Roz einen bedeutungsschweren Blick zu. Auch Hanno Seths Tresorraum war geöffnet und geplündert worden.

»Er ist es«, sagte Chris leise.

Roz nickte. »Sieht ganz so aus.«

»Wollen Sie damit sagen, so was sei schon mal passiert?«, fragte Relk aufgeregt. »Der Kerl ist ein Serienmörder, oder? Ist eine Belohnung auf ihn ausgesetzt? Ich könnte ihn identifizieren!«

»Ich würde lieber die Klappe halten, wenn ich Sie wäre«, warnte ihn Roz. »Er könnte wiederkommen und auch Ihre Innereien hübsch anrichten. Wie hat Ihr Boss ausgesehen?«

»Was kümmert Sie das? Er ist tot. Gehen Sie doch runter ins städtische Leichenschauhaus und schauen Sie sich das Ganze selbst an, wenn es Sie so sehr interessiert.«

Roz packte ihn wieder am Kragen und ihre Knöchel bohrten sich in seinen dünnen Hals. »Beantworten Sie einfach meine Frage!«

Der Angestellte krächzte etwas Unverständliches und Roz zog fester. »Lauter!«

Chris löste sanft ihre Finger. »Er kann nichts sagen, wenn du ihm die Luft abschnürst.« Er wandte sich Relk zu, der sich den Hals rieb und nach Luft schnappte. »Bitte beantworten Sie die Frage, Sir. Ich versichere Ihnen, dass es in Ihrem eigenen Interesse ist, uns bei unseren Nachforschungen zu unterstützen.«

»Welche Frage?«, krächzte Relk.

»Immer noch dieselbe«, knurrte Roz. »Wie hat Ihr Boss ausgesehen?«

»Er war groß«, krächzte Relk. »Sehr groß. Er hatte langes, silbernes Haar und so einen kleinen, hübschen Spitzbart. Außerdem trug er immer nur die edelsten Seidenroben.«

»Schon besser. Und jetzt hauen Sie ab!«

»Vielen Dank für Ihre Kooperation, Sir«, sagte Chris.

Relk verzog missbilligend das Gesicht und eilte davon.

Roz sah Chris an. »Und was jetzt?«

»Jetzt suchen wir weiter.«

»Wie?«, wollte Roz wissen. »Und wo? Er hat wieder Credits und ein neues Aussehen.«

»Und wir haben eine neue Beschreibung.«

»Was haben wir davon? Wir werden nichts mehr von ihm hören, bis es den nächsten Mord gibt – und dann noch einen und noch einen. Bis er genug von diesem Planeten hat und …«

»… zu neuen Gestaden des Mordens aufbricht«, sagte Chris poetisch.

»Und wir hecheln ihm hinterher wie zwei abgewrackte vrangianische Spürschweine. Ich hab langsam die Schnauze voll davon, Chris.«

Plötzlich hörten sie das Röhren der Raketenmotoren von schweren Geländewagen, heisere, wütende Rufe und das Stampfen von Stiefeln. Dann kamen drei enorme Gestalten ins Zimmer gestürmt. Sie waren noch größer als Chris, trugen Marschstiefel, Lederhose und Lederwams. Ihr Schädel war riesig, mit brutalem, vorstehendem Unterkiefer und hoch aufragender Stirn, die von verfilzten Haaren umrahmt wurde. Sie richteten ihre klobigen, antiquierten Blaster auf Roz und Chris.

Roz wusste sofort, dass sie es mit Ogron-Banditen zu tun hatten. Sie entdeckte Relk, der hinter den drei Riesen hervorlugte, und rief ihm zu: »Stehen Sie nicht so rum, rufen Sie die Polizei!«

Sie griff nach ihrem Blaster, doch Chris packte sie am Arm. »Kann er sich sparen. Das ist die Polizei!« Er zeigte auf das rostige Abzeichen am Wams des Anführers.

Der Ogron trat vor. »Ihr mitkommen!«, brüllte er. »Ihr unter Arrest!«

Doctor Who Monster-Edition 3: Rückkehr der Sontaraner

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