Читать книгу Yasmin liebt - Theresia Maria Wuttke - Страница 4

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1. Kein Tag wie jeder andere

Endlich! Über Nacht hatte der Frühling sich über das Land ausgebreitet. Yasmin roch und schmeckte seinen Geruch und genoss die warmen Sonnenstrahlen, das Erwachen der Lebenssäfte, und träumte ihren schönsten Traum. Sie wusste noch nicht, dass wahr werden kann, was gestern noch unerreichbar schien.

Sie saß an ihrem Computer und surfte beschwingt durch die Internetseiten — von einer Partnerbörse zur nächsten. Yasmin hatte genaue Vorstellungen von dem Mann ihrer Träume: Er sollte eine Vision haben von einem Leben, für das es sich wirklich lohnt hier zu sein und an einer Welt der Zugehörigkeit mitarbeiten, in der Achtung und Wertschätzung selbstverständlich sind und das Entfalten der Seelenschätze als höchste Kür gilt. Gleichermaßen wünschte sie sich einen Mann, der sie als Frau und ganzes Wesen erkennt, ihren Geist inspiriert und ihrer Seele und ihrem Körper vollendet antwortet. Das setzt voraus, dass er eine Menge Lebenserfahrung und Reife und somit an Jahren zugenommen hat, dachte sie bei sich.

Bedauerlicherweise gab es für ihre wichtigsten Wünsche keine Rubrik in dem vorgegebenen Formular. Wie schon als kleines Mädchen übergab sie diese Wünsche dem Himmel und vertraute, dass das scheinbar Unmögliche wahr würde, einfach deshalb, weil sie ganz fest davon überzeugt war, dass der Himmel es gut mit ihr meinte. So zwitscherte sie wie die Vögel vor ihrem Haus ihre Angaben zu einem Useraccount.

In den folgenden Tagen las sie mit Spannung die eingehenden E-Mails. Zwischen all den Anfragen hatte es ihr eine ganz besonders angetan:

Er: Hallo Du große Unbekannte. Du hast ja ein spannendes Profil und einen interessanten Studiengang. Da mein Vertrag auf dieser Kontaktbörse ausläuft, sende ich Dir meine Kontaktdaten.

Die unmittelbare Nähe, die in dieser Nachricht lag, berührte ihr Herz, während ihr Verstand ihr zu einer gesunden Distanz riet.

Da half nur eins: raus in die Natur.

Sie setzte sich aufs Fahrrad, während in ihrem Kopf die Gedanken tanzten: Soll ich, soll ich nicht? Der Fahrtwind machte ihr die Freude und nahm jeden ihrer Zweifel mit. Sonnenstrahlen wärmten ihr Gesicht, das Lachen von Kindern schlug in ihrem Herzen eine Saite an, Hunde tollen über den Gehweg. Irgendjemand sang aus einem geöffneten Fenster, Kaffeeduft zog in ihre Nase, Urlaubserinnerungen aus Italien stiegen in ihr hoch.

Was für ein Tag, so satt, so voller Leben.

Einen König empfangen

Yasmin schaute als Königin ihres Landes in die sie umgebende Weite: Felder, Wiesen, Wälder, Dörfer so weit das Auge reichte. Auf den Koppeln grasten still Pferde, Hundegebell ertönte. Die Sonne küsste den Tau auf den Wiesen, sanfte Nebelschwaden lagen über dem Land. Die Wärme der Sonnenstrahlen schaffte in kurzer Zeit berührende Klarheit, aus Silhouetten wurden Konturen.

Am Beginn dieses Morgens wurde ihre Welt soeben neu geboren. Die Wächter auf den Zinnen ihres Walls riefen den neuen Tag aus.

„Meldet mir den König!“

Sie zog sich behutsam in die Gemächer ihrer Seele zurück und lauschte nach innen:

Der König und die Königin

Königlich handelt der Mann, der die Hingabe der Frau achtet, ziert und beschützt. Dazu gehören ein tiefes Verständnis der weiblichen Natur und das tiefe Bedürfnis ihrer würdig zu sein. Königlich handelt die Frau, die sich ‚ziert‘, das heißt die Kostbarkeit ihrer Hingabe kennt und den Mann und sein Reich prüft und willens ist, nur einen König zu empfangen.

Wenn Du so bist wie Dein Lachen

Vom Frühling umarmt, setzte sich Yasmin an ihren Schreibtisch. Ihre Hände flogen über die Tastatur. Sie lud noch ein Foto herunter, ein Klick und die Mail war unterwegs. Innerhalb weniger Minuten hatte sie Antwort, ihr Telefon klingelte.

Er: „Wenn du so bist wie dein Lachen, dann lass uns das gemeinsam tun.“

Yasmins Puls beschleunigte sich zusehends, diese Stimme hatte es ihr angetan. Das Lachen klang so satt, es hatte eine Tiefe, die ihr Herz in neue Räume entführte, wie eine Musik, die uralt und doch ganz jung zum Tanzen einlud.

Das Du am anderen Ende der Leitung erzählte, jeder Satz fiel auf fruchtbare Erde in Yasmin, ihr Boden war bereitet, gepflügt und wartete schon von der Sonne gewärmt auf den goldenen Samen, der jenseits aller Worte lag.

Yasmin hörte: „Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne … “

Ein erstes Treffen wurde lachend ausgemacht und in ihr begannen die Knospen ihres Lebensbaumes weiter aufzuspringen.

Noch war das Grün der Blätter nicht geboren.

Erwachen in einer neuen Welt

Die Wächter auf den Zinnen meldeten: „Der König kommt.“

Yasmin ließ die Tore öffnen, Fanfaren erklangen.

„Seid mir willkommen im Land meines Herzens.“

Der König: „Seid auch Ihr mir willkommen im Land meiner Seele. Ich lade Euch ein in meine Welt, die auch die Eure ist. Da seid Ihr Gebieterin einer Herrschaft, die größer ist als alle Herrscher dieser Welt. Ihr Name ist Hingabe.“

Eins-Sein

„Neues Leben sprudelt in mir wie ein ungestümer Bach, der die Wiesen herunterrauscht. Der Schnee des Winters hat ihn anschwellen lassen. Kleine Zicklein und Lämmer springen ungelenk über die Wiesen. Das Gezwitscher der Vögel begleitet das Fliegen meiner Seele“, so malten sich Yasmins Seelenbilder.

Sie ließ Ihren Gedanken und Gefühlen freien Lauf: „Dein Bild breitet sich in mir aus. Ich trinke deinen Atem, schmecke deine Haut, tauche ein in deine Sternenaugen und betrete einen neuen Kontinent.

Wer bist du, dass mich dein Herz und deine Hände verzaubern können und meine Seele in Sphären eintaucht, die ich ahnte und ersehnte, ohne zu wissen, wie es ist von dir in all meinem Sein geborgen zu werden, meine Grenzen zu sprengen und weiter und weiter über mich selbst hinauszuwachsen? Wenn ich in dein Gesicht schaue, verwandelt es sich in ein Antlitz wo meine Worte schweigen, weil deine Liebe strömt.“

Vertrau

Yasmin schaute in die Augen des Mannes, den sie in ihr Leben gerufen hatte. Sehr achtsam las sie die Signatur seiner Seele und lauschte nicht nur seinen Worten: Er ist seine Antwort. Jedes seiner Worte ist mit Taten verbunden, die Spuren in der Welt hinterlassen, Raum schaffen, damit das Leben von Menschen gelingt, ein Mann mit großen Aufgaben, der mehr will, als den äußeren Erfolg. Ja, genau das war einer von Yasmins Herzenswünschen: „Ich wollte einen Mann treffen, der eine Vision von einer Welt hat, für die es sich lohnt, alle Kräfte einzusetzen.“

Enricos blaue Augen strahlten, sein Körper erzählte von unzähligen Erfahrungen, die Yasmin an Gravuren in einem alten Baum erinnerten. Als die Mädchen und Jungen mit ihren Messern ihre Worte in seine Haut einritzten, schmerzte es ihn. Der Baum schwieg und wuchs an der Verwundung, weiter und weiter. In seinem Stamm waren diese Narben deutlich sichtbar: Alte Bäume sind weise. Sie haben viel gesehen, viel erlebt, noch mehr aber haben sie das bewahrt, was sie hat wachsen lassen und teilen es mit der Welt. Alte Bäume sind einfach nur da, groß, stark, still, mächtig. Je größer ihre Krone desto tiefer die Verwurzelung. Unter der Krone solch eines alten Baumes lässt es sich gut ausruhen, sie gibt Schutz und beherbergt unzählige Vögel. Dort bauen sie Nester, so sind sie sicher vor Sturm und Regen, beschützt vor Zugriffen.

Enrico sagte: „Ich sehe, wie deine Augen strahlen und dein Körper spricht, wie deine Seele es genießt die zu sein, die du bist.“

Yasmin bewahrte seine Worte wie einen kostbaren Schatz in ihrem Innern und begann ein Lied von den Beatles zu summen: Let it be.

Nah, ganz nah kam Enrico mit seinem Mund an Yasmins Ohr und flüsterte: „Umarme die ganze Welt, dann bist du frei. Genieße einfach jeden Tag, jede Minute deines Lebens.“

Yasmin liebt

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