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Der Sturz

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Er kam ziemlich überraschend für mich an einem Samstagmorgen. Ich saß am Frühstückstisch im Essensraum unserer Gemeinschaft. Die Gemeinschaft, in die ich 2012 eingezogen bin, existiert seit 2001 in einem alten Rittergut in Sachsen.

Es ist nicht immer leise in diesem Gemeinschaftsraum, aber an diesem Morgen schien das Stimmengewirr links von mir auf eine fast unerträgliche Lautstärke anzuschwellen. Eigenartig, dass auf meiner rechten Seite nichts zu hören war, totale Ebbe. Das linke Hörgerät musste ich rausnehmen, weil ich den Lärm nicht aushielt. Ich habe auch das rechte Hörgerät aus dem Ohr genommen und mit einer neuen Batterie versehen. Doch ich konnte beim An- und Abschalten den charakteristischen Signalton nicht mehr hören, der die Funktionsbereitschaft des Geräts anzeigt. Sollte das Gerät defekt sein?

Die Idee lag nahe, das rechte Gerät im linken Ohr zu testen und siehe, dort war das Signal deutlich hörbar. Es bedurfte keines weiteren Beweises, dass sich mein Hörvermögen im rechten Ohr offenbar drastisch verschlechtert hatte. Doch ich wollte es immer noch nicht so recht glauben. Ich schreckte zurück vor der Möglichkeit, rechts nichts mehr zu hören. So gut und so fest ich es vermochte, hielt ich mir das linke Ohr zu und fand mich plötzlich weit entfernt von allem Lärm wieder, in einer unwirklichen Stille.

Die Idee eines Hörsturzes lag zu diesem Zeitpunkt noch außerhalb meines Vorstellungsvermögens. Eine solche Katastrophe sollte mich nicht betreffen. Erst beim nachmittäglichen Kaffeetrinken wurden Vermutungen von Mitbewohnern laut, denen ich mein Missgeschick anvertraut hatte, dass es so etwas sein könne. Andrea wusste auch, dass rasches Handeln notwendig ist, sollte ich die Chance wahrnehmen wollen, mein Hörvermögen durch medizinische Maßnahmen zurückzugewinnen. Also entschied ich mich am späten Nachmittag, das Krankenhaus aufzusuchen und wurde prompt dortbehalten.

Der untersuchende Arzt war sympathisch und offen. Relativ schnell konnte er die Befürchtungen meiner Mitbewohnerinnen bestätigen und stellte die Diagnose „Hörsturz“. Er erläuterte mir die Infusionstherapie und konnte sich auch eine Operation am Innenohr vorstellen. Meine Hoffnung auf Wiedererlangung des Hörvermögens dämpfte er mit der Feststellung, dass es sehr schwer sein würde, die tatsächliche Ursache hinter dem Geschehen herauszufinden. Da könnte eine größere körperliche oder auch seelische Belastung eine Rolle spielen. Als weitere Ursachen kämen Borrelien oder sogar ein Tumor in Betracht. Angesichts meines vor zwei Jahren überstandenen Prostatakarzinoms hat mich diese Möglichkeit sehr erschreckt. Die aufsteigende Angst, einen Rückfall zu erleiden, verschwand erst wieder, als diese Alternative nach einigen Untersuchungen und Blutproben als nahezu ausgeschlossen galt.

Jetzt liege ich den dritten Tag in einem der beiden Krankenbetten dieses Doppelzimmers in der Hals-Nasen-Ohren-Abteilung des örtlichen Krankenhauses. Ich bekomme die Infusionsbehandlung, die wegen der hohen Dosen an Kortison unter ärztlicher Aufsicht stationär erfolgen muss. Mein rechtes Ohr ist unverändert taub. Es schmerzt mich, dass die Behandlung nicht zur erhofften Verbesserung führt. Jetzt habe ich viel Zeit, darüber nachzuspüren, was dieses einschneidende Ereignis für mich bedeutet oder in welcher Hinsicht ich daran beteiligt gewesen sein könnte.

„Dazu kann ich dir als deine Seele nur gratulieren. Vielleicht bist du jetzt bereit, offener und bewusster deine Einstellung zum Leben wahrzunehmen und dein Verhalten zu reflektieren. In dieser Richtung nach dem Anlass für deinen Hörsturz zu forschen, könnte erfolgreicher sein, als die Mühe der Ärzte, körperliche Ursachen dafür zu finden.“

„Ich höre dich und mir wird sehr deutlich bewusst, dass ich mich in den letzten Wochen und Monaten ziemlich von dir entfernt habe. Die äußeren Ereignisse haben mich so stark von mir selber abgelenkt, dass ich den Kontakt zu dir verloren hatte.“

„Du hattest den Kontakt zu dir selbst verloren, wolltest deine innere Stimme in dir nicht hören. Obwohl du mit ihr sehr vertraut bist, schien sie dir lästig. Sie hätte dich daran hindern können, dich vollständig im Außen zu verlieren, wie es dir geschehen ist. Da musste ich eingreifen, um dir die Chance einer Veränderung zu ermöglichen. Du hast einen Rückfall in die Unbewusstheit erlebt, von der du meintest, du hättest sie längst schon hinter dich gebracht. Dein Ego hatte ein leichtes Spiel mit dir. Schau hin und finde selbst die Antwort auf deine Frage nach dem Warum.“

„Wenn mir die Antwort so leicht fallen würde, dann hätte ich erkannt, wo ich im Strom des Lebens quer liege. Ehrlich gesagt weiß ich auch jetzt noch nicht, worauf du hinaus willst. Ich weiß nur, dass ich mich jämmerlich fühle und bitte dich daher, etwas deutlicher zu werden. Vielleicht kannst du mir ja sogar helfen.“

In der Stille fällt es mir leicht, den begonnenen Dialog mit meiner Seele fortzusetzen. Am besten gelingt mir das, indem ich versuche, ihre Botschaft zu fühlen, sodass meinem Verstand lediglich die Aufgabe zufällt, das Gefühlte in Worte zu kleiden. Mir wird jetzt bewusst, dass sich in der letzten Zeit meine positive Einstellung zum Leben, die ich nach meiner Krebserkrankung zurück gewonnen hatte, drastisch ins Negative verändert hat. Sehr deutlich fühle ich jetzt, dass meine exzessive abendliche Suche nach politischen Horrormeldungen im Internet damit zu tun hat. Ich rege mich dann furchtbar auf über bestimmte Ereignisse in der Welt auf. Darüber hinaus muss ich mir eingestehen, dass ich mir aus meiner Meinung zu diesen Vorgängen unbewusst eine Identität erschaffen habe und akzeptiere jetzt, dass es eine Form meines Ego ist, die mich absolut besessen hat.

„Ich erschrecke darüber, dass mir das widerfahren konnte. Sicher ist etwas dran an dem, was du mir jetzt vorwirfst.“

„Du missverstehst mich. Ich werfe dir nichts vor, ich verurteile dich nicht. Ich versuche dich auf eine Entwicklung hinzuweisen, die dich von deinem inneren Ziel abbringt und damit auch von der Aufgabe, die du selbst als Grund für dein Gastspiel in dieser Welt anerkennst.

Vielleicht hilft es dir zu beschreiben, was du in dir erlebst, wenn du begierig Nachrichten aus dem Internet herausfischst, die dich aufregen und dich in einen Zustand versetzen, in dem du außer dir bist, das genaue Gegenteil von Bewusstheit.“

So leicht fällt es mir nicht, tiefer in mir nach den Zusammenhängen zu suchen, auf die mich meine Seele hinweist. Ich erlebe eine tiefe Enttäuschung über diesen Staat, darüber, was er als Demokratie verkauft und über den Machtmissbrauch, den eine allein herrschende Parteienclique betreibt. Ich rege mich auf über die Meinungsmanipulation der sogenannten unabhängigen Medien, ihre Lügen, Verdrehungen von Tatsachen und Halbwahrheiten. Alles das habe ich bereits in der DDR erlebt und glaubte, dass mit Beitritt zur Bundesrepublik Deutschland alles anders werden würde. Aber im Grund muss ich feststellen, dass sich nichts wirklich geändert hat außer den Farben der Parteien und ihren Sprüchen. Was nützt mir die Freiheit, eine Partei wählen zu können, wenn letztlich alle dasselbe machen. Politiker erlebe ich überwiegend als machtgeil, geldgierig und korrupt. Darüber bin ich sauer, stinkig und zugleich irgendwie ohnmächtig und verzweifelt. Eine erhebliche Negativität macht sich in mir breit und verändert auch meine Ausstrahlung. Ich werde in meinen Betrachtungen gerade unterbrochen:

„Du erlebst das so, weil du dich mit einer bestimmten Meinung zu diesen Ereignissen identifizierst. Du kannst sie nicht neutral und mit Distanz als das betrachten, was sie sind, sonst würdest du sie als Egospiele erkennen, die systemunabhängig sind. Insofern sind auch deine Erwartungen illusionär. Sie mussten zwangsläufig enttäuscht werden. Wirkliche Veränderungen in der Welt geschehen nicht durch Politik. Sie setzen einen Bewusstseinswandel voraus und der beginnt zuerst bei dir selbst.

Doch ich will noch etwas tiefer gehen mit meinen Hinweisen.

Die Gefühle der Ohnmacht und Hilflosigkeit, die dich angesichts der politischen Ereignisse überkommen, haben nicht nur mit diesen Ereignissen zu tun, zumal du nicht einmal direkt von ihnen betroffen bist. Sie berühren vielmehr ein Feld verdrängter Gefühle aus deiner frühen Kindheit, in der du wirklich hilflos und ohnmächtig warst und diese Gefühle deshalb verdrängen musstest. Aus deiner unbewussten Identifikation mit diesen Gefühlen entsteht ein Energiefeld in dir, das du als deinen emotionalen Körper bezeichnen kannst. Er ist ein quasi autonom agierendes Gebilde, das sich selbst dadurch zu erhalten versucht, indem es neuen Schmerz erzeugt.

Wie du selbst beschreibst, veranlasst dich dieser emotionale Körper, nach Ereignissen zu suchen, die geeignet sind, die in dir vorhandenen negativen Erfahrungen der Hilflosigkeit und Ohnmacht immer neu zu aktivieren und auf diese Weise dem alten Schmerz neuen hinzuzufügen. Damit hat dich deine Vergangenheit fest im Griff und du bist nicht im Augenblick präsent. Das ist ein Zustand der Unbewusstheit, in dem du Leid erschaffst, dir selbst und einigen anderen.“

Irgendwie habe ich den Konflikt sogar gespürt, der daraus in mir entstanden war. Einerseits wollte ich mir die Negativität nicht zumuten, die aus meiner zwanghaften Beschäftigung mit diesen Nachrichten in mir entstand. Andererseits war mein emotionaler Drang danach stärker als meine bessere Einsicht. Die war als Gegenkraft zu meinem emotionalen Körper zu schwach, dessen Einwirken mir nicht einmal bewusst war. Die scheinbare Erleichterung, welche die vorübergehende Ruhe meines emotionalen Körpers mit sich brachte, wenn er sich die letzte Meldung des Abends einverleibt hatte und gesättigt schien, tat ein Übriges, meine Abhängigkeit von ihm noch zu stärken. Es war wie das letzte Glas, das ich trinken musste und erst damit aufhören konnte, als nichts mehr da war.

„Solange du in der Überzeugung verharrst, dass du der bist, der den Schmerz und die Identifikation mit Ohnmacht und Hilflosigkeit braucht, um zu wissen, wer er ist, wird sich daran nichts ändern. Du bleibst in dem Teufelskreis der Sucht hängen, den du richtig beschrieben hast und der immer neuen Schmerz produziert. Du lehnst dich damit ab, denn dein Verstand erkennt und verurteilt dich. Du weißt bereits, dass du damit echtes Leiden für dich schaffst.

Die wirkliche Kraft für Veränderung findest du nicht in deinem Verstand, sondern nur in deinem fühlenden Erkennen, mit dem du deine Seele erreichst. Du hattest dich von mir abgeschnitten und ich musste mich dir in Erinnerung bringen. Meine unausgesetzten Versuche, dich mit sanften Hinweisen aufzuwecken, hast du allesamt ignoriert. Dabei habe ich sehr geduldig deine Entwicklung begleitet und deine Entscheidungen kommentiert, aber du hast meine Gegenwart in dir nicht wahrnehmen können, weil du nicht gegenwärtig warst.

Meine Methode, deine Aufmerksamkeit auf mich zu lenken, ist dir ja inzwischen bekannt. Du hast schon ein ganzes Buch2 darüber geschrieben. Aber dir bleibt für deine beabsichtigte Entwicklung nicht mehr so viel Zeit, dass du sie in Monaten oder Jahren vergeuden kannst. Deshalb habe ich das Stopp-Signal setzen müssen.“

„Ich verstehe dich und bin offen für deine Hinweise. Bei meiner Fahrt ins Krankenhaus habe ich schon im Auto deine Stimme in mir erkannt. Deshalb sitze ich jetzt auch am Tisch neben meinem Bett im und bin im Kontakt mit dir, meiner Seele. Du brachtest dich wieder mit einer drastischen Maßnahme in Erinnerung. Ich wünschte mir, unsere Begegnung könnte weniger schmerzlich für mich sein. Aber dafür müsste ich mehr Achtsamkeit in mein Leben bringen. Nur in meiner Präsenz bin ich dem wirklichen Leben verbunden. Andernfalls öffne ich meiner Vergangenheit die Tür, mit der sich mein Verstand nur zu gern gleichsetzt. Besonders mit meinem unerlösten emotionalen Körper, dem unerkannt wirkenden Feld der Verletzungen aus meiner Kindheit, identifiziert sich mein Verstand.“

„Der emotionale Körper ist ein Medium im Prozess deiner Bewusstwerdung. Er gehört, um es mit Faust zu sagen, zu der Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft. An dir ist es, die Auseinandersetzung mit deinem emotionalen Körper zu suchen, dir seiner gewahr zu werden als Teil dessen, der du nicht bist. Das exzessive und dir unbewusste Wirken deines emotionalen Körpers erzeugt Leid und körperliche Symptome, die dich letztendlich in die Achtsamkeit zwingen, dem einzig möglichen Heilungsweg. Auf diesem Weg bist du nicht allein. Es ist der Weg, den jeder Mensch auf dieser Erde geht oder noch gehen wird. Er beinhaltet ein fundamentales Prinzip, eine Gesetzmäßigkeit, die für alle wirksam ist und die es anzuerkennen gilt. Ihr unterscheidet euch nur in den Inhalten. Es ist so einfach!“

Meine Seele müsste wahrnehmen, dass ich mich jetzt von ihr nicht verstanden fühle, da ich es alles andere als einfach finde. Ich kann nicht begreifen und noch weniger akzeptieren, dass ich immer wieder auf mein Ego hereinfalle. Meinem emotionalen Körper fühle ich mich ausgeliefert.

„Hereinfallen bedeutet, dass du dich als Opfer der Umstände siehst, wieder einmal, müsste ich hinzufügen. Offenbar suchst du die Wiederholung deiner Erfahrungen und auch das ist in Ordnung. Du machst die Erfahrung des Leidens nunmehr in einer anderen Form. Ich bin sehr kreativ darin, dir diese Möglichkeiten immer wieder auf deiner Körperebene einzuräumen. So wie ich mich darüber freue, dass sie keine vergebliche Mühe sind, da du immer wieder bereit bist, daraus zu lernen. Das Tempo des Prozesses deiner Bewusstwerdung bestimmst du selbst. Du könntest dir natürlich andere Gelegenheiten für deinen Lernprozess schaffen, indem du auch auf deinem äußeren Weg, in der Welt zu sein, deiner Bestimmung folgst. Du musst dazu allerdings mit deiner inneren Stimme in Verbindung bleiben, die ich für dich bin.

Es ist nichts weiter erforderlich, als deine wache Präsenz. Sie lässt dich deinen emotionalen Körper als den erkennen, der deiner Vergangenheit angehört und der mit deinem gegenwärtigen Sein nichts zu tun hat.

Indem du aber die verdrängten Gefühle der Vergangenheit nicht als solche anerkennst und diese unbewusst auf das Geschehen im Außen projizierst, verfällst du dem Irrtum, diese Art von Erleben sei deine aktuelle Realität. Das macht dir Angst und löst deine Abwehr aus, einen inneren Kampf, den du versuchst, auf die äußere Ebene zu übertragen. Das ist das Gegenteil von innerem Frieden, das ist Krieg, der da in dir entsteht und mit ihm stärkst du das Feld, das Menschen veranlasst, ihn auch zu führen.“

Natürlich spüre ich diesen Krieg in mir und ich glaubte bis jetzt, dass ihn die Akteure der von mir inhalierten Nachrichten ausgelöst hätten. Ich konnte nicht erkennen, dass ich meine unerlösten Kindheitsgefühle von Ohnmacht, Hilf- und Lieblosigkeit bereits auf die beobachteten aktuellen Geschehnisse und deren Protagonisten projiziert hatte. Sie begreife ich als die Urheber meines Schmerzes und aus der gefühlten Ohnmachtssituation heraus richte ich gegen sie meine Wut und meinen Hass. Das ist der Krieg, der in mir stattfindet. Mein Hörsturz ist eine Folge dieses Geschehens in mir. Er weist mich auf die Notwendigkeit hin, diesen sinnlosen Kampf zu beenden, sollte ich mich entschließen, nicht länger darunter leiden zu wollen.

Das Symptom tritt auf der rechten, der männlichen Körperseite in Erscheinung. Es setzt die männliche Seite meines Hörens außer Kraft. Ich habe sie überstrapaziert, deshalb wurde sie abgeschaltet. Die Taubheit rechts zwingt mich dazu, mit dem linken Ohr zu hören. Die linke Körperseite ist die weibliche Seite. Ihre Aufnahme und Verarbeitung der Umweltimpulse folgt nicht vordergründig dem Verstand, sondern eher dem Fühlen. Jetzt erkenne ich, dass die Reaktionen meines Verstandes auf die negativen Nachrichten, die ich in mich reingezogen habe, unbewusst und egogesteuert waren. Ich konnte die Informationen nicht als das begreifen, was sie in Wahrheit sind: Hinweise auf die wahnsinnigen Egoreaktionen von Einzelnen und Kollektiven, die noch immer das Leben auf dieser Erde bestimmen. Anstelle sie zu durchschauen, habe ich sie angeschaut und bin in die Unbewusstheit hineingezogen worden, die sie verbreiten. Anstatt Frieden zu schließen, habe ich den Kampf aufgenommen, der mich immer tiefer in die Unbewusstheit hinein geführt hat.

„Jetzt bin ich verständlicherweise sehr an der Lösung meines Problems interessiert. Ich glaube, dass ich mehr Gegenwärtigkeit in meinen Alltag bringen muss, mehr Achtsamkeit. Ich möchte vom Krieg in den Frieden gelangen, doch wie stelle ich das an?“

„Du darfst probieren, was immer du erfahren willst, aber du musst nicht. Müssen ist ein Gedankenkonstrukt deines Ego. Dahinter steht der Zwang, dass du anders sein solltest, als du bist. Deine Wahrheit liegt aber nicht darin, jemand sein zu wollen, den dein Verstand sich gerade ausgedacht hat. Es gibt nur einen Weg in den Frieden, den du dir wünschst: Frieden zu schließen mit dem gegenwärtigen Augenblick und der schließt den ein, als den du dich jetzt erlebst und empfindest.

Die von dir gesuchte Dimension erschließt sich dir im fühlenden Erkennen deiner selbst, der du in der Tiefe deines Wesens bist und in diese Tiefe kann dein Verstand nicht gelangen, weil er an die Formen gebunden ist. Da dein wirkliches Sein formlos ist wie die Lebendigkeit, die du jetzt in dir fühlen, aber nicht erklären kannst, kann dein Sein durch deinen Verstand weder ausgedrückt noch erkannt werden. Daher kannst du auch nicht „wissen“, wer du bist. Du kannst es in deiner Tiefe erfahren, wenn du jeden Versuch zu wissen wer du bist, aufgibst.

Dein Verstand versucht dir immer zu sagen, wer du sein solltest und er findet dieses Wissen häufig aus dem Vergleichen mit Anderen. Das Vergleichen ist eine Lieblingsbeschäftigung deines Ego. Es verlangt für seine Bestätigung immer besser, immer bekannter oder immer mehr von etwas zu sein, mit dem es sich gerade identifiziert. Es ist nie zufrieden, da seine Struktur durch das Verlangen geprägt ist. Die Gier kann jedoch durch das Haben oder Erreichen nur vorübergehend erfüllt werden. Diese Erfüllung verschwindet schnell hinter der Gewohnheit, zu der sie wird und die ruft neues Verlangen auf den Plan. Kannst du das verstehen?“

Ich kann meine Seele sehr gut verstehen. Sie weist mich auf das suchtartige Verhalten hin, dass mit meinen Internetausflügen in den Bereich der politischen Horrornachrichten verbunden ist, mit denen sich mein emotionaler Körper sättigt. Es ist jetzt wichtig für mich, einen Weg zu finden, der mich aus dieser Abhängigkeit heraus führt, den Weg zum Frieden mit mir selbst.

„Du solltest dich nicht unter Druck setzen. Das ist kein Zustand, in dem dir innovative Lösungen zufallen werden. Inspiration und Kreativität kommen nicht aus dem Verstand, sondern aus dem Bereich der Intuition und dahin kommst du nur durch Leichtigkeit, durch Loslassen fester Vorstellungen. Mach etwas, worin du frei und leicht sein kannst, damit du ins Sein eintreten kannst, in das Feld purer Möglichkeiten. Achte auf dein Gefühl bei meinen Worten und lass zu, was aus deinem Bauch kommt.“

„Es sollte irgendetwas Verrücktes sein, das mir Lösungen zeigt. Ich fühle die Notwendigkeit, in das Unbekannte aufzubrechen, in dem ich dem begegnen kann, der ich wirklich bin, jenseits meiner Abhängigkeiten. Dafür könnte ein Wechsel meines Umfelds günstig sein, der mit einer Herausforderung verbunden ist, die meine Präsenz verlangt, mein totales Sein.

Und auch wenn du mich auslachst, sage ich dir, dass ich mich noch einmal auf einen Pilgerweg begeben möchte. Es muss nicht Santiago sein, da bin ich gewesen, doch erinnere ich mich an die Freiheit und an die Leichtigkeit, die sich mir auf diesem Weg erschlossen hatten.“

Das Leben sein lassen

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