Читать книгу Kabarett Sauvignon - Thomas C. Breuer - Страница 10
ОглавлениеSauf ich noch
„Schütt deine Sorgen in ein Gläschen Wein“ heißt es in einem unvergessenen Lied von Willy Schneider – in ein Gläschen und nicht etwa in einen Maßkrug, du Gierschlund! Gut, da wir Deutsche weltweit Sorgenweltmeister sind, haben wir da einiges zu tun – wir haben strenge Sorgenfaltenspflicht! Die gesundheitlichen Risiken werden übrigens immer geringer, solange man genügend Geld hat für eine Spenderleber. Im Armenhospiz von Beaune in der Bourgogne bekamen die Kranken jeden Morgen einen Krug Wein ans Bett gebracht, Wasser galt als schädlich. Gut, im Mittelalter haben sie Bier zum Frühstück getrunken, aber es ist die Traube, die eine Spur hinterlässt, und nicht die Gerste. Weinbau verändert die Geographie, Bierterrassen sind mir noch keine untergekommen.
Aber warum trinken wir wirklich? Viele trinken, um zu vergessen, nur was? Ja, ich weiß es doch auch nicht mehr! Überbrücken wir die Zeit mit dem Text eines jungen Protestsängers, Alwin P. (54), aus O. a. d. L., denn was die Welt dringend braucht, sind kritische Lieder zur Alkoholpolitik der Bundesländer.
Wenn mein Motor nicht mehr tuckert
und ich krieg den Gang nicht rein,
bin ich mutmaßlich unterzuckert,
dann brauch ich ’nen guten Wein.
Manchmal haut’s mir raus den Pfropfen
und ich hör das Totenglöcksle.
Dann brauch ich ’nen guten Tropfen,
etwa dreihundert Grad Oechsle.
Mama, hol mir rasch den Kübel,
bring mir bitte bloß kein Becherche.
Warum geht’s mir bloß so übel?
Ach, sinnlos scheint die Recherche.
Manchmal fühl ich mich malad,
bin dann eher bleichgesichtig.
Wein ist leider, das ist arg schad,
längst nicht mehr verschreibungspflichtig.
Doktor, Doktor, ich komm aus dem Konzept!
Doktor, Doktor, ich hab wohl was verschleppt!
Doktor, Doktor, ich brauche ein Rezept.
Denn Cabernet sauf ich noch,
Cabernet sauf ich noch!
Ist mein Körper heut’ mal unpässlich,
schenk ich ihm gern reinen Wein ein.
Dann schafft er arg treu und verlässlich.
Ich brauche ihn ja noch – zum Wohlsein!
Ich bin wirklich kein Alkoholiker.
Und ich lüg mir da nix ins Täschelche.
Ein anonymer Melancholeriker
und der braucht sofort sein Fläschelsche!
Kranke Kasse lassen uns schändlich im Stich.
Wir bleche und bleche und bleche.
Der Kummer schier überwältigt mich
und ich zeche und zeche und zeche.
Schütt die Sorgen in den Wein rein.
Davon bleiben dann nur noch Sörgelsche.
Was du heut nicht schaffst allein,
das verschiebste halt auf mörgelsche.
Doktor, Doktor, ich komm aus dem Konzept!
Doktor, Doktor, ich hab wohl was verschleppt!
Doktor, Doktor, ich brauche ein Rezept.
Denn Cabernet sauf ich noch,
Cabernet sauf ich noch!