Читать книгу Satiro-Mastix; or, the Vntrussing of the Humorous Poet - Thomas Dekker - Страница 6
1. Dekker und der sog. Stage-Quarrel.
ОглавлениеÜber den Bühnen-Streit ist schon so vieles und ausführliches, zuletzt von Penniman[1] und Small[2], geschrieben worden, dass ich mich über die allgemeinen Punkte kurz fassen kann.
Nach Small’s eingehender Prüfung des ganzen Materials und meiner eigenen Überzeugung ist das einzig Positive, was bis jetzt hier gesagt werden kann, dass die Fehde zwischen Jonson einerseits und Marston mit Dekker als Bundesgenossen andererseits geführt wurde. Monday, und gar Drayton und Nash, scheinen mir nach Small’s gründlichen Untersuchungen sehr an zweiter Stelle zu stehen, und von Shakespeare’s Beteiligung konnte ich mich trotz der weitausgreifenden Darlegungen des der Wissenschaft leider zu früh entrissenen amerikanischen Forschers nicht völlig überzeugen; nicht zu reden von den hypothetischen Teilnehmern Pennyman’s (wie Daniel, Lodge und den vielen von ihm selbst als «doubtful» bezeichneten Persönlichkeiten), die schon von Small grossenteils als unhaltbar abgetan wurden.
Welches sind denn die literarischen Dokumente, auf welchen sich der Streit aufbauen lässt? Small hat sie bereits (p. 3 ff.) zusammengestellt:
1. Äusserungen Jonson’s über Marston in seinen Conversations mit Drummond,
2. der Apologetical Dialogue am Ende des Poetasters,
3. To the World, Worte, welche dem Satiromastix vorangeschickt sind,
4. die oft zitierte Stelle aus II. Return from Parnassus, IV, 5: ... our fellow Shakespeare hath given him (Ben Jonson) a purge that made him beray his credit.
Dazu kommen nun noch die zahlreichen Anspielungen, welche in den von den beteiligten Autoren zwischen 1598-1601 oder 1602 geschriebenen Stücken enthalten sind oder wenigstens enthalten sein sollen. Es ging hier, wie so oft in der früheren literarhistorischen Forschung: die Phantasie des Forschers suchte in das Dunkel des betreffenden Gegenstandes dadurch Klarheit zu bringen, dass sie alles mögliche in den jeweiligen Text hineingeheimniste und dadurch die Materie nur noch komplizierter gestaltete. Small hat (p. 8 ff.) alle Arbeiten über den «Stage-Quarrel» von Gilchrist bis auf Penniman einer kurzen Kritik unterzogen und fast durchgängig die geringe Haltbarkeit ihrer Ansichten nachgewiesen[3].
Hier soll nur das Verhältnis Dekker’s zu Ben Jonson des Näheren behandelt werden; und auch dieses mehr im zusammenfassenden Sinn, da bei den Anmerkungen zum Texte des Satiromastix hinreichend Gelegenheit sein wird, auf Einzelheiten weiter einzugehen.
Dekker und Jonson arbeiteten bekanntlich eine Reihe von Jahren zusammen; so noch Aug.-Sept. 1599 Page of Plymouth und Robert II. Wofern Jonson’s Angabe im Apol. Dialogue richtig ist, dass seine Gegner ihn bereits drei Jahre auf den Bühnen herumziehen, so trifft sie für Dekker wohl nicht zu. Die Entzweiung unserer beiden Dichter kann erst Ende 1599 eingetreten sein. Folglich kommen von Jonson’s Stücken hier in Betracht: Every Man out of his Humour, dessen Aufführung nach Small’s sorgfältiger Untersuchung (p. 20 ff.) in die Zeit von 15. Februar-24. März 1599/1600 anzusetzen ist, Cynthia’s Revels[4] und der Poetaster; diese können Anspielungen auf Dekker enthalten. Dass die beiden letzteren solche in grosser Zahl aufweisen, steht wohl ausser jedem Zweifel fest, ob aber Every Man out für die Dekker-Jonson Kontroverse bereits zu verwenden ist, scheint mir mit Small sehr fraglich; denn die Charakterisierung des Carlo Buffone, wie sie in den Characters of the Persons und im Verlauf des Stückes selbst gegeben wird, scheint nicht auf Dekker zu passen, der selbst wohl den Demetrius des Poetasters und den Anaides der Cynthia’s Revels, niemals aber den Carlo Buffone auf sich bezog[5]. Und Dekker muss es doch selbst am besten gefühlt haben, was ihn anging und was nicht. Es ist auch kaum glaublich, dass Jonson so kurz nach seinem Zusammenarbeiten mit unserem Dichter, diesen schon in einem Stücke sollte kräftig persifliert haben; und sollte er es ja getan haben, so geschah es in einer Weise, dass der, dem es galt, es gar nicht als auf sich gemünzt erkannte; um wie viel weniger können wir, die den Verhältnissen zeitlich so weit entrückt sind, die Satire in Ev. Man out auf Dekker noch herausfühlen.
Ja, mir will sogar dünken, dass Dekker die Anspielungen auf sich, wie sie in Cynthia’s Revels und selbst im Poetaster gefunden werden, ursprünglich gar nicht so bös aufnahm, sondern erst durch seinen Freund Marston, dem diese Stücke offenbar zunächst auf den Leib geschrieben waren[6], dazu aufgehetzt wurde. Damit stünde im Einklang, dass sich einerseits weder im Shoemakers’ Holiday, noch in der Patient Grissell und im Fortunatus mit Sicherheit satirische Bemerkungen des etwa verstimmten Dichters nachweisen lassen, und dass andererseits der Histrio im Poetaster[7] ausdrücklich erwähnt, sie hätten einen gewissen Demetrius gedungen, um dem Horaz (Ben Jonson) in einem Theaterstück eins zu versetzen.
Ferner ist zu beachten, dass die Stellen, in denen sich Dekker selbst (als Demetrius) über Horace (Jonson) äussert, alles eher als die Worte eines erbitterten Feindes enthalten, der seinen Gegner mit Spott und Hohn überschütten will; und mit den oft groben Ausfällen seines Tucca scheint der zu derben Streichen gern geneigte «Journeyman-poet» seinem Freunde Marston, der sich zu solchem Tun zu vornehm war, wirklich Handlangerdienste geleistet zu haben.—So ein Stück war überdies rasch geschrieben, fand ein dankbares Publikum und brachte den Schauspielern «a huge deal of money»[8] ein, das sie brauchen konnten.
Mit Satiromastix beginnt für Dekker der Stage-Quarrel mit Jonson, mit Satiromastix endet er auch für ihn. Mit der Veröffentlichung des Apologetical Dialogue, der Erwiderung auf den Satiromastix, war auch für Jonson der Streit in der Hauptsache beendet.
Allzu tief sass also, glaube ich, bei Dekker der Groll nicht; Jonson allerdings, der von den Poetastern in seiner Eitelkeit gekränkt worden war, hat von ihm offenbar keine gute Meinung bewahrt, denn noch in seinen Conversations[9] bezeichnet er ihn nebst andern als einen «rogue».