Читать книгу Satiro-Mastix; or, the Vntrussing of the Humorous Poet - Thomas Dekker - Страница 8
3. Quellenuntersuchung.
ОглавлениеZu diesem Behuf sei unser Drama in seine zwei Bestandteile zerlegt: in das König Rufus-Spiel und in den eigentlichen Satiromastix.
Es steht wohl fest, dass Dekker, als er an The Untrussing of the Humorous Poet ging, gerade ein historisches Schauspiel mit König Rufus im Mittelpunkt in der Arbeit hatte, und dass nur sein Bestreben, Jonson so bald wie möglich heimzuzahlen, die starken Anachronismen und den losen Zusammenhang der Rufus- und der Untrussing-Szenen einigermassen entschuldigen lässt.
Über das Rufus-Spiel hat Small p. 119 ff. eingehend gehandelt, so dass darauf verwiesen werden kann. Als Skizze des wahrscheinlichen Verlaufes der Haupthandlung gibt er an: Act I, the rejoicings at the approaching nuptials of Terrill and Celestine. Act II, the King’s lustful desires, and Terrill’s rash promise. Act III, the death of Celestine. Act IV, the presentation of the veiled corpse of Celestine to the King, and Terrill’s denunciation of him. Act V, the death of the King at the hands of Terrill. Daneben steht als komische Nebenhandlung die Werbung der beiden Rivalen Prickshaft und Sir Vaughan um die Witwe Miniver.
Eine Quelle für die Haupthandlung selbst zu finden, ist mir nicht gelungen. Als historische Persönlichkeiten des Stückes können zunächst nur angesprochen werden: König Rufus und Sir Walter Terrill (Tirell)[17], a French Knight, wie er in Holinshed’s Chronik bezeichnet wird, der den König auf einer Hirschjagd zufällig durch einen Pfeilschuss tötete.
Aus der Haupthandlung selbst sei im besondern noch auf das Mittel des Schlaftrunkes hingewiesen, das dazu dient, dem Mädchen einen unliebsamen Freier fernzuhalten. Dies war offenbar bei Dichter und Publikum ein beliebter Trick. Es ist wohl kaum nötig an Romeo and Juliet zu erinnern[18]; Dekker hat das Motiv selbst noch einmal in der Honest Whore verwendet, wo des Herzogs Tochter Infelice durch einen Schlaftrunk einem lästigen Freier entzogen wird; und ähnlich in Match me in London: Valasco soll vergiftet werden, aber der Arzt reicht nur einen Schlaftrunk. Bei Besprechung der Quellen zu The Triumph of Love und The Faithful Friends verweist Koeppel[19] beide Mal auf den Schlaftrunk im Satiromastix. Im ersteren Stück soll Benvoglio’s Tochter Violante den von der Dienerin gemischten Giftbecher leeren; er enthält aber kein Gift, sondern nur einen starken Schlaftrunk. Im zweiten wird die jungfräuliche Gattin des Marcus Tullius von dem König Titus Marcius an den Hof gelockt, — doch sollte nur die Treue der Gattin geprüft werden. Der König entpuppt sich als Biedermann.
Ein weiteres beliebtes Bühnenmittel, das auch im Satiromastix Verwendung fand, war die Figur des Welshman, der durch seine schlechte Aussprache des Englischen das komische Element vertritt. Sir Vaughan’s Landsleute[20] finden wir in Peele’s Edward I, in der Patient Grissill, in Northward Ho!, in den Merry Wives of Windsor, in Henry V, in Ben Jonson’s For the Honour of Wales und im Valiant Welshman; auch auf die beiden Irländer im Fortunatus sei verwiesen.
Was das Untrussing-Spiel betrifft, so lassen sich hier die Fäden der Handlung und der zahlreichen Anspielungen leichter auf ihre Ausgangspunkte zurückverfolgen. — Die Personen, welche diesem Stücke angehören sind: Horace, Crispinus, Demetrius, Tucca und Asinius Bubo, wovon die vier ersten in Namen und Person aus dem Poetaster herübergenommen sind. Small[21] hat für den Satiromastix und Mallory[22] für den Poetaster das diesbezügliche Material ausführlich behandelt, so dass ich mich mit folgender Tabelle begnügen kann:
Satiromastix | Poetaster | Historische Persönlichkeit | |
klassisch[23] | elisabethanisch. | ||
Horace = | Horace = | Quintus Horatius Flaccus | = Ben Jonson. |
Crispinus = | Crispinus = | Rufus Laberius Crispinus od. Laberius Decimus | = Marston. |
Demetrius Fannius = | Demetrius Fannius = | ein Demetrius oder Fannius(?) | = Dekker. |
Tucca = | Tucca = | Plotius Tucca? od. Pantilius? | Captain Hannam(?) |
Dekker selbst gibt als Urbild des Tucca (im Poetaster) den Cpt. Hannam an, der offenbar eine stadtbekannte Persönlichkeit war. Small weist auf eine andere mögliche Quelle hin (p. 26), nämlich auf den Cpt. Tucca, welcher uns also bereits dem Namen und Stand nach in E. Guilpin’s Skialetheia (1598) begegnet. Aus diesen beiden Hinweisen geht ziemlich sicher hervor, dass Tucca höchstens den Namen aus dem Altertum geborgt hat, sonst aber die Copie einer bei St. Paul’s häufig getroffenen zeitgenössischen Persönlichkeit ist; und ich kann mich nicht W. H. Browne anschliessen, der glaubt[24], dass aus den Worten his belly is like Barathrum[25] für die Person des Tucca auch auf eine antike literarische Quelle geschlossen werden könnte, nämlich auf den Maenius des Horaz[26]. Die Erwähnung des Wortes Barathrum beweist zu wenig, das Wort war damals wohl geläufig, wie z. B. aus Dekker, vol. III. London Triumphing p. 249 und If this be not a good Play, p. 351 zu ersehen ist. Vgl. auch das von Mallory, p. 198 cit. Beispiel: your lean barathrum, that kitchen-stuff devourer (Shirley, The Wedding, II, 3).
Der Tucca des Satiromastix hat auch eine kleine Änderung an seiner Person erfahren. Er ist nicht mehr der ruhmredige, prahlende Tucca des Poetasters, der die Reihe Shift (i. Ev. Man out) und Bobadil (i. Ev. Man in) schliesst; seine Stärke ist der Gebrauch derber Redensarten geworden, und er steht ganz im Dienste der Poetaster, deren wahres Sprachrohr er ist.
Nicht unerwähnt soll schliesslich die grosse Ähnlichkeit bleiben, welche in den Charakteren des Asinius Bubo und des Simplicius Faber aus What you will herrscht. Hinsichtlich seiner, des Bubo, Persönlichkeit müssen wir wohl mit Small[27] vermuten, dass er ein dienender Jünger des Horace-Jonson war; und vielleicht wird seine Identität mit dem ziemlich unbekannten Theaterdichter Wentworth Smith noch einmal festgestellt.
Soviel über die einzelnen Figuren des Untrussing-Spieles. Was den Inhalt dieses Teiles selbst betrifft, so kann man kurz sagen: seine Quellen liegen in erster Linie im Poetaster und dem Leben Ben Jonson’s, in zweiter Linie in anderen Dramen dieses Dichters. Die zahlreichen Anspielungen darauf und auf die zeitgenössische Literatur, die diesen Teil nahezu ausmachen, sind in den Erläuterungen zum Texte näher behandelt.
Es erübrigt vielleicht noch ein paar Worte über die beiden Stellen[28] hinzuzufügen, welche ein Lob auf den Haarwuchs und ein solches auf die Kahlköpfigkeit enthalten. Small hat auch hier auf die beiden Schriften von Rich. Harvey und von Nash hingewiesen[29], welche diese kleine Kontroverse veranlasst haben mögen, und fügt ganz richtig hinzu «the dispute dates back to» Dio Chrysostomos’ Lob des Haarwuchses[30] und Synesius Cyrenensis’ Calvitii Encomium[31], denn als Quellen im engeren Sinne können diese beiden letzteren nicht aufgefasst werden. Die Generalidee ein Lob auf die Kahlköpfigkeit einem Lob auf den Haarwuchs entgegenzustellen lässt sich ja auf die beiden alten Philosophen zurückführen; aber die Behandlung des Themas in Horace’s Lob auf das Haar ist ganz frei, und Crispinus’ Lob auf die Kahlköpfigkeit zeigt eigentlich auch nichts von der eigenartigen Behandlungsweise des Synesius, der sehr viel mit historischen Beispielen arbeitet. Es müsste denn sein, dass der Exkurs ins Weltall und besonders der Vergleich mit dem Monde nicht mehr als zufällig bezeichnet werden könnte, dann müsste als vermittelndes Glied die von Small angegebene englische Übersetzung durch Abr. Fleming aus dem Jahre 1579 eintreten.
Wiewohl beide Lobreden Horace und Crispinus in den Mund gelegt sind, also scheinbar dem Untrussing angehören, so müssen sie doch ursprünglich schon für das Rufusspiel niedergeschrieben worden sein, denn einmal enthalten sie keine Ausfälle der Poetaster auf ihren Gegner, und dann scheinen sie mir sorgfältig ausgearbeitet zu sein und zeigen nichts von der Hast der Untrussing-Teile.
Die eigentliche Untrussing-Szene (Z. 2464 ff.) ist das Analogon zur Schlussszene im Poetaster und wie diese verwandt mit der bekannten Szene in den Fröschen des Aristophanes, in welcher zwischen zwei Dichterschulen, aber mit Vermeidung des persönlichen Elementes, abgerechnet wird.