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Zur Auswahl der Methoden

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Wo haben wir Schwerpunkte gesetzt bei der Auswahl der Methoden? Für die Konfi-Arbeit gibt es eine große empirische Untersuchung (Schweitzer, Friedrich / Maaß, Christoph H. / Lißmann, Katja / Hardecker, Georg / Ilg, Wolfgang: Konfirmandenarbeit im Wandel – Neue Herausforderungen und Chancen: Perspektiven aus der zweiten bundesweiten Studie, © 2015, Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh, in der Verlagsgruppe Random House GmbH, S. 179, zitiert werden nur 13 von 25 Items, Abdruck mit freundlicher Genehmigung), die zeigt, welche Methoden tatsächlich eingesetzt werden. Wir glauben, da ist bei der Methodenvielfalt noch ziemlich viel Luft nach oben ... Leider liegt eine ähnlich fundierte Analyse für die Jugendarbeit nicht vor.

Die Untersuchung liefert folgende Ergebnisse:

Wie oft wurde eine Methode und Handlungsform beim aktuellen Konfi-Jahrgang eingesetzt?nieseltenmanchmalhäufig
Leiterin/Leiter spricht bzw. erzählt über ein Thema1%7%34%58%
Rollenspiel und Theater9%39%41%11%
Lernstraßen42%33%18%7%
Zeichnen, Malen und kreatives Gestalten3%27%47%24%
mit Bibeltexten arbeiten1%9%49%41%
auswendig gelernte Texte aufsagen11%29%42%18%
Gruppenarbeit1%8%32%60%
gemeinsam singen6%28%20%46%
Erkundungsgänge und Exkursionen10%39%45%6%
Gespräche mit Expertinnen/Experten34%42%22%2%
Meditation/Stille-Übungen20%44%28%8%
Erlebnispädagogische Übungen22%41%29%7%
mit dem Internet arbeiten65%30%6%0%

Zuerst einmal fällt vielleicht auf, dass es in unserer Sammlung viele Text-Methoden gibt. Dabei geht es meist um die Bibel. Wir sind überzeugt davon, dass sie die Grundlage unseres Glaubens ist und auch in der Konfi- und Jugendarbeit eine zentrale Rolle haben muss, auch wenn „Text“ vielleicht zuerst nach Schule klingt. Auch Methoden zur Spiritualität kommen zahlreich vor. Jugendliche haben heute oft kaum noch eigene Erfahrungen mit positiv erlebter Spiritualität. Der klassische Gottesdienst am Sonntagmorgen ist ein großes Problem und passt in der Regel nicht für Jugendliche. Umso wichtiger ist es, hier im geschützten Rahmen der Gruppe oder auch in größeren Zusammenhängen positive Erfahrungen zu machen, die Lust machen auf mehr.

Ein weiterer Schwerpunkt sind kreative Methoden. Diese werden zumindest in der Konfi-Arbeit immer noch viel zu wenig eingesetzt, weil sie in der Regel aufwendiger vorzubereiten sind als ein paar kopierte Blätter. Wer aber gute Argumente dafür sucht, stärker kreativ und produktorientiert zu arbeiten, sollte unbedingt den Artikel „Didaktik und Konfi-Arbeit“ von Hans-Ulrich Keßler und Kai Steffen im Handuch Konfi-Arbeit lesen (Keßler, Hans-Ulrich, / Steffen, Kai: Didaktik und Konfi-Arbeit, in: Handuch Konfi-Arbeit, hrsg. v. Thomas Ebinger, Thomas Böhme, Matthias Hempel, Herbert Kolb, Achim Plagentz, Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 22018). Sie empfehlen auf Seite 159 eine Didaktik, die sich am Dreischritt von Produkt, Botschaft und Öffentlichkeit orientiert: Eine Gruppe oder jede/jeder Einzelne erstellt in der Auseinandersetzung mit Inhalten ein kreatives Produkt, verbindet dies mit einer persönlich gefärbten Botschaft. Und dieses Produkt wird anschließend einer größeren Öffentlichkeit vorgestellt, die durch ihr positives Feedback dazu beiträgt, dass der ganze Prozess als lohnend erlebt wird.

Dann gibt es viele erlebnispädagogische Methoden, allerdings eher die weniger aufwendigen. Erlebnispädagogik ist seit vielen Jahren ein wichtiger Gegentrend gegen die Verkopfung und Digitalisierung unserer Gesellschaft. Welche Rolle spielt das Erleben in unserer Kirche und Konfi-/Jugendarbeit?

Erfahrungen bilden die Grundlage unseres Lebens. Sie ermöglichen Lernen auf unmittelbare Weise. Wir lernen durch das Begreifen von Dingen. Glaube ist nicht nur eine Sache des Kopfes, sondern auch der Hände und des Herzens. Mehr noch, erst durch unser Herz und unsere Hände bekommt das Evangelium Gestalt und wird erlebbar. Deshalb müssen wir jungen Menschen auch persönlichkeits- und glaubensfördernde Erlebnisse ermöglichen. Natürlich lassen sich Glaubenserfahrungen nicht einfach als erlebnispädagogische Übungen konzipieren. Glaube ist etwas, das sich zwischen dem/der Einzelnen und Gott ereignet und letztlich ein Geschenk Gottes ist. Aber es gibt eben doch viele Analogien und Anknüpfungspunkte: Die Erfahrung von Vertrauen, dass ich gehalten werde. Das Ausprobieren von Mut und Verantwortung. Das Gefühl von Sicherheit und Unsicherheit, von Einsamkeit und Gemeinschaft.

Zur Erlebnispädagogik gehört immer auch die Reflexion einer Übung, für die genug Zeit eingeplant werden sollte. Die Methoden unter „Feedback“ eignen sich gut dafür.

Hilfreiche Fragen können sein:

 Wie geht es euch jetzt? Was habt ihr gemacht? Was habt ihr erlebt?

 Was hat euch bei der Übung geholfen?

 Was würdet ihr beim nächsten Mal anders machen?

 Was habt ihr beobachtet und erlebt in Bezug auf …?

 Was nehmt ihr mit nach Hause und behaltet es in eurer Erinnerung?

Neu sind viele Methoden zur Demokratiebildung, die wir Jan Witza und Tobias Thiel verdanken, die professionell in diesem Bereich arbeiten. Viele Studien zeigen, dass Jugendliche sich wieder stärker für politische Fragen und die Zukunft der Gesellschaft und des Planeten interessieren. Gleichzeitig erleben sie eine populistisch aufgeladene Debatte, die durch die Echokammern sozialer Netzwerke verstärkt wird. Alle Methoden aus diesem Bereich haben gemeinsam, dass sie versuchen, die Perspektive der/des anderen einzunehmen und es möglich zu machen, dass man miteinander und mit anders Denkenden in ein Gespräch kommt. Auch die Methoden aus dem Bereich „Digitales Arbeiten“ sind deutlich stärker ausgebaut worden. Wir danken Friederike Wenisch, die sie als neue und auf diesem Feld sehr kompetente Autorin beigetragen hat. Auch Tobias Kenntner danken wir, der mit seiner Methode dieses Werk bereichert.

Schließlich noch ein Wort zu den inklusiv-basalen Methoden. Immer wieder wird gefragt: Wie gestalte ich eine Konfi- oder Jugendgruppe inklusiv? Wenn das nur so einfach wäre und es dafür ein Patentrezept gäbe … Es ist ein riesiger Unterschied, ob eine Jugendliche / ein Jugendlicher autistische Verhaltensweisen hat oder ein Downsyndrom, bei dem es oft ein extremes Kontaktbedürfnis gibt. Es gibt körperliche Einschränkungen, die einen Rollstuhl notwendig machen, und kognitive wie eine starke Lernbehinderung oder das immer häufiger werdende ADHS-Syndrom. Die in dieser Kategorie aufgeführten Methoden knüpfen an sehr grundlegende menschliche Erfahrungen an. Das heißt aber nicht, dass sich andere Methoden nicht auch mit wenig Aufwand anpassen lassen. Oft hilft es, verschiedene Rollen zu vergeben, einen Zeitnehmer, einen Schiedsrichter oder einen Materialwart zu ernennen. Dabei sollte man nie bloßstellend vorgehen, sondern die grundsätzliche Verschiedenheit aller Menschen zum Ausdruck bringen, gemäß dem Motto der Inklusion: Es ist normal, verschieden zu sein.

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