Читать книгу Fulcher von Fabeln - TOD IN ELBING - Thomas Friedrich Sänze - Страница 4
Prolog
ОглавлениеIch war ein vielversprechendes Kind aus gutem Hause. Zwar niederer, doch halbwegs angesehener Adel. Meine Eltern schenkten mir Jugend, beste Gesundheit und ließen mir obendrein getreu ritterlicher Tradition eine hervorragende Ausbildung in Mord und Totschlag zukommen. So war ich gut gerüstet für jede Zukunft, die da kommen mochte.
Als Nachgeborener konnte ich keinerlei Erbe erwarten und war ohnehin von wenig Nutzen für meine Erzeuger. Unnütze Esser schickte man in Adelskreisen entweder ins Kloster oder in den Krieg. Ich war keiner, der das ewige Heil auf den Pfaden Gottes suchte. Deshalb wählte ich den Krieg. So wie es alle tun, die lieber den Eitelkeiten der Welt hinterherlaufen. Mein Schicksal vereinte sich im Weltlichen und Geistlichen als Ordensritter in den heiligen Händen des Ordo fratrum domus Sanctae Mariae Teutonicorum Ierosolimitanorum.
Ein Ritter war der Kern und die Stärke jedes christlichen Heeres. Das Panzerkleid, war sein Gewand und das Schwert sein Vorrechtszeichen. Das Wesen der Waffe hatte einen ausgesprochen prägenden Einfluss auf das Selbstwertgefühl eines Mannes. Unangreifbar in einer ehernen Rüstung mit Schwert, Schild und Lanze auf einem muskelstrotzenden Streitross zu sitzen, führte bei jedem Mann zu einem entsprechenden enormen Ego. Wir Ritter waren die Götter des Schlachtfeldes, und auch wenn wir uns selbst nicht für Gott hielten, so befanden wir uns doch bereits sehr nahe bei ihm. Die tiefe Überzeugung, dass die Welt ihm gehöre und jeder seines Standes ein von Gott auserwählter Mann sei, bildeten den Kern und die Seele eines jeden Streiters des Heiligen Römischen Reiches. Mit Gottes Gnade an unserer Seite und allen niederen Menschen überlegen, kamen wir als Gottes Zorn über die elf Stämme Prußens und machten uns ihre Länder mit Feuer und Schwert Untertan. Ruhm, Herrschaft und Macht vereinigten sich mit Habgier. Kaufleute, Geldgeber und Städte des Reiches verzehrten sich danach, neue Gebiete und Reichtümer dazuzugewinnen. Und wahrer Zweck dieser Kriege war nie der Sieg, sondern immer der Gewinn. Dieser sorgte für pralle Beutel, fette Bäuche und brünstige Schöße unzähliger Weiber, die von lüsternen Schwengeln habsüchtiger Männer beglückt wurden. Viele raffgierige Hände waren es, die blühende Städte, christlichen Leuchtfeuern gleich, inmitten trostloser heidnischer Wildnis entstehen ließen. Endlich gelang es den mutigen Streitern des Deutschen Ritterordens nach drei Dezennien des Krieges, sich tief in das Land hineinzufressen und die heidnischen Traditionen auf Dauer zu beenden. Jedoch am Abend vor Sankt Matthäus Tag, am 20. des Monats September im Jahr des Herrn 1260 strömten die prußischen Kriegshaufen zusammen und brachten von den Seegestaden des Samlands bis an die Grenzen Pomesaniens blutrünstige Vergeltung über die Kinder des Herrn im Prußenland. Die Herrlichkeit Christi endete, denn die alten Götter kehrten mit aller Macht wieder, und ihre Finsternis verschlang uns alle.