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Mit dem Instinkt des Jägers

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Es war ein sommerlicher, trockener Herbst. Wir schrieben das Jahr 2016 und ich beerdigte einundzwanzig Jahre Armee und fast ebenso viel Jahre Sicherheitsdienst. Für einige Freunde und für mich gab es also Anlass zum Feiern. Wir zelebrierten das Ereignis bei einem Grillabend mit hervorragenden Steaks und geschätzten zehn Flaschen Wein. Nachdem wir gegessen und ausgiebig diskutiert hatten, zog ich mich etwas zurück. Es war allerhöchste Zeit- ein einziges Mal noch, gedanklich den Blick über die Schulter zu wagen, um mich dann für immer nach vorne, Richtung Zukunft zu orientieren. Natürlich kam mir ganz besonders die Vergangenheit bei der Fremdenlegion in Erinnerung. Sie war prägend und ich war immer noch mit einem Fuß drin, wie man sagte. Das wurde mir auch in dem Moment wieder bewusst, in dem ich mir die ausgelassene Runde meiner Freunde genauer ansah. Mit Ausnahme eines einzigen waren alle von ihnen Ex-Legionäre. Da war zum Beispiel Slavo, ein fast zwei Meter großes Energiebündel aus Warschau. Er, der alle anderen von seiner Größe her überragte, war ein brillanter Kopf und ein exzellenter Nahkämpfer. Wir hatten in Französisch-Guyana zusammen gedient. Den Urwald kannte er wie seine Westentasche, war er doch einer der wenigen, die gleich zwei der begehrtesten Lehrgänge ´AMF` und ´Éclaireur Jungle` bestanden hatten. Lehrgänge, die, tief im Dschungel Brasiliens und Guyanas, die Teilnehmer bis an den Rand des Wahnsinns brachten. Slavo und ich sollten uns in den Jahren nach Guyana in Sachen Private Security mehrmals über den Weg laufen. So zum Beispiel in Balhaf (Jemen) im Jahr 2015, als es nahe der Al-Qaida Hochburg Mukalla um die Bewachung von LNG Tankern ging. Ein Bewachungsjob, der in jeder Sekunde zum potenziellen Himmelfahrtskommando werden konnte.


Schild, gesehen in Benin, während der EOD-2 Ausbildung.


Dieser Minenräumer in Benin schickt ein Stoßgebet zum Himmel bevor es losgeht.

Auch Léon, der Franzose war gekommen. Ich kannte ihn von einigen Einsätzen in Afrika. Er war zäh wie Leder, trocken, voller Humor. In der Legion diente er als Heeresbergführer bei den Fallschirmjägern. Gibt’s nicht? Oh doch. Insider wissen, dass sogar mehrere Einheiten der Legion sich auf den Gebirgskampf spezialisiert haben, doch genug der Fachsimpelei. Léon arbeitete zunächst vier Jahre mit uns im Jemen und absolvierte unmittelbar danach, in Benin, den Lehrgang EOD-Level-2. Diesen in der Tasche, entschärften er und sein Team afrikaweit hässliche Sprengfallen und Landminen. Und die anderen Anwesenden? Nun jeder von ihnen hatte eine gut bezahlte Arbeit in der Sicherheitsbranche. Diese Männer arbeiteten als PPO oder als Teamleiter im Irak, in Afghanistan, in Mali, in Benin, im Tschad oder in Nigeria. Einer von ihnen sogar in den Niederlanden im berüchtigten ´Den Haag Hilton`, der Endstation für Kriegsverbrecher. In Sachen Security Jobs standen Ex- Legionäre ganz oben auf der Wunschliste renommierter Sicherheitsfirmen.


Noch aktiver Fremdenlegionär (künftiger Private Security Consultant) der ersten Kompanie des 2. REP. Hier bei einem Einsatz in der Elfenbeinküste mit einer Beutewaffe. Was zählt? Körperliche Robustheit, technisches Know-how, Mut, Biss und ein eiserner Wille. (Foto 2. REP.)

Und das hatte Gründe. Gute Gründe, wie ich meinte. Auf unsere Jungs war eben Verlass. Verlässlichkeit. Damit war alles gesagt. Fügte man Robustheit, technisches Know-how, Mut, Biss und einen eisernen Willen hinzu, dann ist der Krieg gewonnen, der Klient zufrieden, der nächste Vertrag in der Tasche. Jeder Soldat macht bereits in der Armee mit dem Thema Sicherheit - Security wie Australier, Amerikaner oder Briten sagen würden, ´la Sûreté` für die Franzosen, Bekanntschaft. Ob es nun das Bewachen der Kaserne, der Munitionslager, eines Konvois oder andere sicherheitsrelevante Aufgaben bei Auslandseinsätzen sind, es ist sich vom Prinzip her alles ähnlich. Man wacht, passt auf und wenn es nur auf seinen eigenen Arsch ist. Man beobachtet irgendwelche Spitzbuben, überlegt, wie sie agieren werden. Überlegt, wie man selbst auf Aktionen ihrerseits reagieren, sich gegebenenfalls verhalten würde. Man denkt darüber nach, auf welche Körperpartie des Kontrahenten man im Falle eines Angriffs zielen würde. Töten oder Leben lassen! Der Ernstfall wird gedrillt, bis ins Detail geplant. Nichts, gar nichts wird dem Zufall anvertraut. Wir erforschen das Umfeld mit unseren Blicken. Wir werten aus. Jeder steht unter Verdacht. Vor allem als Fallschirmjäger der Fremdenlegion lernt man messerscharf zu beobachten. Die Eigenschaft seinem Instinkt - und nur ihm, zu vertrauen schleicht auf leisen Sohlen in unser Soldatenhirn. Jeder kleinste Hinweis kann im Einsatz wichtig sein. Ein beklemmendes Gefühl. Ein vager Geruch. Die Nervosität des Gegenübers - Schweiß auf seiner Stirn, wenn um uns herum alles ruhig, alles ´cool` ist. Ein toter Vogel am Wegrand oder etwas Rauch dort, wo keiner sein dürfte. Und man operiert ziel- und auftragsorientiert. Die Orders kommen von ganz oben. Sie werden weitergegeben, ihre peinlich genaue Durchführung auf jedem Niveau überprüft, schließlich hängen Menschenleben davon ab. Ich liste diese Eigenschaften auf, weil sie in der Security Branche wichtig sind. Man benötigt dieses gewisse Flair, braucht den Instinkt des Jägers.

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