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Kapitel 3 - Den Blick nach vorn gerichtet
ОглавлениеAdaption (Süddeutschland, im Frühjahr 1990)
Fast zwei Monate hockte er bereits in Pullach und noch immer wurde er so behandelt, als verbreite er die Krätze. Nur rein informative Gespräche billigte man ihm in der Behörde zu. Privates schien fast ausgeschlossen.
Doch erfahren wollten sie von ihm möglichst alles, was sich in seinem Schädel an Wissen über seine frühere Tätigkeit verbarg.
Eines jedoch gestand er sich fairerweise ein.
Wären wir irgendwann einem der Schlapphüte vom BND habhaft geworden sagte er sich, dann hätten wir ihm auch keine Bruderliebe angedeihen lassen! Denn letztendlich bin ich für diese Herren hier in Bayern immer noch der alte Feind.
Der aus dem Osten kam!
Da sind wohl einige Berührungsängste im Spiel!
Er starrte aus dem Fenster. Dabei strich er sich, in Gedanken versunken, mehrmals mit der Hand über den kahlen Schädel.
Was soll’s dachte er mit einem grimmigen Lächeln. Gelassen sog er an seiner Zigarette. Bis vor wenigen Wochen noch galten jene Herren als unsere Feinde! Alle diese Typen, die jetzt und hier professionelle Geschäftigkeit vortäuschten.
Er stieß ein leises Lachen aus. Und heimtückisch sind sie. So, wie der Klassenfeind schon immer gewesen ist!
Dennoch! Die Schlipsträger aus München waren es, die zu mir kamen! Nicht ich bin ihnen nachgelaufen!
Diese Tatsache bestätigte er sich gern selbst, während er in Gedanken einige Monate zurückging.
Wir hatten die Auflösung des früheren Ministeriums noch nicht zur Gänze über die Bühne gebracht. Da standen die Herren aus Pullach bereits auf der Matte!
Für mich persönlich kamen sie auf eine fast perverse Weise genau im richtigen Augenblick!
Denn es geschah in der chaotischsten Zeit, die ich je erlebte. Wo alles durch die Bank ungewiss schien. Namentlich in Bezug auf mein weiteres Fortkommen. Und als die Herren plötzlich bei mir vorsprachen, da bestätigte sich wieder mal die Wichtigkeit meiner Person.
Ihr Angebot lehnen? Purer Schwachsinn! Ich nahm an. Sicherte mir einen nicht zu verachtenden Neuanfang.
Zudem bleibt mir ja weiterhin meine spezielle, »flammende« Führungsaufgabe erhalten. Dank meiner Weitsicht habe ich da stetig die Hand drauf! Denn letztendlich gilt sie im Hintergrund als das Pfund, mit dem ich ständig wuchere! An ihr halte ich mit allen Mitteln fest. Als meine beruhigende Altersvorsorge.
Ist es nicht clever, wenn man zwei Eisen im Feuer hat?
Er wandte sich vom Fenster ab. Auf dem eichenfarbenen Aktenboard an der Längswand stand eine modern anmutende Kaffeemaschine. Aus der ließ er einen dampfenden Espresso in einen braunen Plastebecher fließen.
Was will ich im Augenblick mehr, dachte er dabei. Guten Bohnenkaffee und tolle Maschinen dafür haben sie hier. Zudem ist unten in der Cafeteria das Essen absolut in Ordnung.
Bei den Russen würde es wohl kaum so komfortabel sein! Vorsichtig nippte er an dem heißen Getränk.
Was hätte mich denn erwartet, wenn ich, wie einige andere Genossen mit den alten »Waffenbrüdern« ins Bett gegangen wäre? Obwohl die vom KGB zurzeit auch nicht wissen, aus welcher Richtung ihr Wind soeben weht!
Einen Tag, bevor die Herren aus München bei uns auftauchten, klopften die Genossen vom KGB an die Tür.
Alle wollten sie das Gleiche: Hochrangige Köpfe, vollgestopfte mit geheimem Wissen, direkt aus dem Ministerium auf dem schnellsten Weg in ihre Dienste übernehmen!
Doch anstatt irgendwo in den russischen Weiten zu verschwinden hatte er sich lieber für das Amt in Pullach entschieden.
Er trank den heißen Kaffee in kleinen Schlückchen, brannte sich eine »Pall Mall« an und starrte gelangweilt aus dem Fenster.
Ursprünglich hatte er gehofft, dass man ihn nach der Übernahme in der Westberliner Dienststelle in Lichterfelde einsetzen würde. Da wäre für ihn der Weg zu seinem Haus in Potsdam nicht so weit gewesen.
Doch sie erklärten ihm, dass man ihn aufgrund seiner Signifikanz direkt in Pullach benötige. Woraufhin sie ihm hier in der Heilmannstraße dieses kleine Büro gaben.
Als wichtigster Einrichtungsgegenstand galt ein ovaler Beratungstisch. An dem er täglich oft stundenlang in einem der sechs Ledersessel hockte.
Nur, um angeblich hochkarätigen Leuten Auskünfte zu geben. Deren oft irrwitzige Fragen bisweilen ein Kopfschütteln hervorrufen konnten.
Ein Schreibtisch und ein Computer samt Monitor befanden sich ebenfalls im Raum. Die Kaffeemaschine hatten sie bereits angeschlossen, als er hier einzog.
Seine kleine Dienstwohnung, gleich in der Nähe, konnte er zu Fuß erreichen. Er übernahm sie komplett eingerichtet. Schlichte aber sauber verarbeitete Möbel, ein großer Farbfernseher mit Kabelanschluss, ein Bad und eine moderne Küche. Alles war bereits drin!
Auch, dass sich über die Straße eine nette Cocktailbar befand, kam seinen Ambitionen entgegen. Nach Feierabend trank er dort zwei bis dreimal die Woche ein paar Whiskys.
Dass ihm Angelo, der schwarz gelockte Barmixer schöne Augen machte, nahm er mit Genugtuung zur Kenntnis. Nur zu gern würde er diese schlanken, südländischen Burschen vernaschen. Nun ja. Dazu bot sich ihm sicherlich bald eine Gelegenheit!
Er trank einen Schluck Kaffee. Dabei schaute er, in seinen Gedanken vertieft, hinüber zu einem naheliegenden Waldstück. Dort erkannte er immer noch einige Schneefetzen unter den Bäumen.
Er schmunzelte. Denn innerlich lachte er über ihre peinlichen Vorkehrungen, die sie wegen ihm getroffen hatten. Sie versuchten alles zu vermieden, was ihm zum gesamten Komplex einen genauen Überblick erlauben könnte. So durfte er sich nur in diesem einen Gebäude aufhalten, in dem er sich derzeit aufhielt.
Dabei war das alles vergebliche Liebesmüh. Die wichtigsten Grundrisse der Baulichkeiten dieser Dienststelle befanden sich ohnehin seit Jahren in seinem Kopf!
Ein kaltes Lächeln huschte über sein markantes Gesicht.
Die glauben vermutlich immer noch ernsthaft daran, dass wir ihnen jetzt ausgeliefert wären. Nur, weil unser System offiziell zerschlagen ist und es damit nicht mehr existiert!
Mann, oh Mann, wo leben die eigentlich? Jahrzehntelang führten wir sie an der Nase herum. Und die Informationen, die wir brauchten, die holten wir uns dort, wo diese Lackschuhe überhaupt nicht hinkamen!
Doch was soll’s? Sie wollen etwas von mir, – ich kann es ihnen geben. Weil sie mich anscheinend akzeptieren und mich ordentlich dafür bezahlen.
Auch, wenn das nur so lange vorhält, bis sie mich völlig ausgelutscht haben.
Er drückte den Rest der Zigarette aus, da es soeben an der Tür klopfte. Ein Blick auf die Armbanduhr zeigte ihm, dass jetzt der nächste vereinbarte Termin anstand.
Die Tür wurde geöffnet.
Ein älterer Oberstleutnant in Zivil, mit dem er schon mehrmals gesprochen hatte, trat ein.
Ihm folgte ein Herr mit gebräuntem Teint und weißen Haaren. Das musste der angekündigte Kontaktoffizier vom Mossad sein. Der wollte heute angeblich etwas über die Kontakte erfahren, die er in den Achtzigern zu den Palästinensern pflegte.
Er interessierte sich vorgeblich für einige von diesen bärtigen Typen, die sie vor Jahren in den Brandenburger Wäldern ausgebildet hatten. Diese Burschen rückten in ihren Hierarchien inzwischen so weit nach oben, dass sie eine Gefahr für die Israelis darstellten.
Er lief den beiden Besuchern die wenigen Schritte entgegen und begrüßte sie. Zurückhaltend, aber sehr bestimmt.
Wir brauchen uns nicht zu ducken! So lautete seine neue Devise.
»Ich möchte Ihnen Mister Levi vom Mossad verstellen!«, sagte der Beamte vom BND. »Er hat einige dringende Fragen an Sie, Herr Römer! «
Ost-Berlin (Ende Juli 1990)
Helmuth Steincke verfluchte lauthals seine zwei linken Hände. Erneut war ihm der Akkuschrauber abgeglitten. »Verdammte Scheiße! So schwer kann’s doch wohl nicht sein!«, jammerte er laut und ungehalten.
Wozu hatte er denn gestern dieses Gerät in Moabit in einem von diesen Baumärkten erstanden? Wem nutzte es, wenn man als Laie damit nicht klarkam?
Endlich gelang es ihm. Auch ohne das er einen Handwerker holen musste vermochte er die zweite Schraube festzudrehen.
Mit einem gewissen Stolz, der seine Brust schwellen ließ, betrachtete er das widerborstige Schild.
»Steincke & Schirmer-Trockenbau und Rekonstruktionen«
Das stand in fetten Lettern auf dem glänzenden Kunststoff geschrieben.
Er wischte sich mit dem Handrücken über die feuchte Stirn. Aufatmend betrat er dabei den neu eingerichteten Firmensitz.
Mit einem sanften Klicken fiel die hohe Tür hinter ihm ins Schloss.
Indem er seinen Blick durch den geräumigen, frisch tapezierten Raum schweifen ließ, erschien ein Lächeln auf seinem Gesicht.
Er erblickte drei Arbeitsplätze, die mit teuren Computern ausgestattet worden. Dort, wie auch an zwei anderen Schreibtischen, sollten seine Mitarbeiter zukünftig das Geld für ihn verdienen. Von der Rückwand aus führten vier hell gestrichene Türen zu seinem und zu Frank Schirmers Büro. Ebenso gelangte man von da aus zur Teeküche und zur Toilette.
Im Augenblick zeigten sich alle Arbeitsplätze verwaist.
Kufke, der Projektant, suchte am Vormittag einen Kunden auf. Zierbach, der Bauleiter, sah auf einer Baustelle nach dem Rechten. Und die Sekretärin, gerade eingestellt, würde morgen erst mit ihrer Arbeit beginnen.
Sein Partner, Frank Schirmer, war in der Stadt in Sachen Akquisition unterwegs. Mit dem neuen Dienstwagen
Steincke verstaute den Akkuschrauber in einen der Wandschränke, wo auch das andere Werkzeug herumlag. Er durchquerte den Raum und betrat sein Büro.
Seufzend ließ er sich hinter seinem modernen Schreibtisch in den mit Leder bezogenen Drehsessel fallen. Rasch zog das große Fach von linken der beiden Rollcontainer auf. Die standen beiderseits unter der Tischplatte.
Nach einem winzigen Zögern ergriff er die Flasche mit dem irischen Whisky und eines der geschliffenen Gläser.
Am liebsten genoss er das bernsteingelbe Getränk bei Raumtemperatur. Meistens kam er diesem Vergnügen nach, wenn ihn niemand dabei beobachtete. So wie eben auch.
Früher genoss er grusinischen Cognac. Heutzutage schlürfte er mit Vorliebe einen feinen Whisky. Auch schon, als der bis vor einigen Wochen noch einen gepfefferten Preis in alter DDR-Mark hatte.
Vorsichtig roch er in das Glas hinein, sagte ein leises »Hallo« und schwenkte das Getränk ein wenig. Dann schaute er stolz auf die langen Tränen, die innen im Gefäß herabrannen.
Er brannte sich eine Zigarette an, blies den Rauch gelassen zur Zimmerdecke hin. Erst jetzt nahm er genüsslich einen Schluck vom edlen, teuren Tropfen. Ein Lächeln verklärte sein Gesicht, als der feurige Strom seinem Magen zustrebte.
Schnuppernd hob er nochmals die Nase.
Alles hier roch neu. Nach Farbe, Leder und Holz. Es schien, als wollten diese martialischen Ausdünstungen das herrliche Bukett des Whiskys übertreffen.
Sein Blick fiel auf die Straßenbäume draußen vor den beiden Fenstern. Im dichten Laub, bewegt von einem sanften Wind, spielte flirrend das Sonnenlicht.
Er nahm einen kleinen Schluck und schaute auf den großformatigen Wandkalender. Der zeigte die bunte Werbung einer Fensterfirma und hing gleich neben die Tür.
Mann Gottes! Der Monat geht ja schon wieder zu Ende, dachte er beim Blick aufs heutige Datum. Und dabei war er hektisch und verrückt gewesen, dieser Juli des Jahres Neunzig!
Er stöhnte leise und winkte ab. Denn ebenso durchgedreht zeigte sich schließlich das gesamte erste Halbjahr.
Und das, was in dieser kurzen Zeit passierte ging auf keine Kuhhaut!
Er schüttelte den Kopf, um daraufhin noch einen Schluck zu genießen. In seinen Gedanken ging er einen Schritt zurück.
Auf zu neuen Ufern (im ersten Halbjahr 1990)
Es war nur wenige Monate her. Da hatte Steincke zum letzten Mal das Büro von Frank Schirmer im früheren Zentralrat betreten. Wonach ihm dieser wortlos seinen finalen Gehaltsbeleg über den Tisch schob.
Zuvor auf dem Weg dahin traf er kaum eine Handvoll einstige Mitstreiter in dem großen Gebäude an.
»Abwicklung« nannte man diesen Vorgang. Damit wurden die bisher gesicherten Lebensläufe und Schicksale der Mitarbeiter des aufgelösten Zentralrates neu definiert.
Weil es mit der einst so mächtigen Jugendorganisation in Riesenschritten zu Ende ging. Genau so, wie mit der gesamten Reste-DDR. Die sich in Bälde endgültig verabschieden durfte.
Ein erfreulicher Umstand jedoch versetzte Steincke zu jenem Zeitpunkt in eine verhaltene Hochstimmung. Schon allein die Tatsache, dass es ab Juli auch im Osten die D-Mark geben würde, machte Hoffnung.
Denn von dem Tag an durfte er sich als »wohlhabend« bezeichnen. Selbstredend nur insgeheim. Aber als eine besonders reizvolle Art der Selbstbefriedigung.
Egal, was da auf uns zukommt, dachte er. Ich gehe nicht unter! Nach diesem Stichtag gründe ich mit einer soliden Eigenfinanzierung eine Firma. Um als Unternehmer, diesmal ohne verdrängte Gewissensbisse, wieder reichlich Kohle zu verdienen.
Doch wie er das bewerkstelligen wollte, darüber besaß er bis zu jenem Tag noch keine konkreten Vorstellungen.
Helmuth Steincke saß vorm Schreibtisch seines bisherigen Chefs. Seine Gehaltsabrechnung ließ er wortlos in der Jackentasche verschwinden.
Frank Schirmer zeigte sich an jenem Tag noch mehr am Boden zerstört, als er ihn am Morgen nach der Maueröffnung erlebt hatte. Denn noch immer schien er sein Hauptproblem, die bevorstehende Arbeitslosigkeit, ängstlich ausgeblendet zu haben. Das tat er wohl auch, weil er bisher jeden Monat pünktlich sein Gehalt bekam.
Doch da sich das nun ebenfalls erledigt hatte, traf ihn die nackte Realität wie ein Keulenschlag!
Mit schmalen Augen und wachsenden Groll starrte Steincke auf dieses Häufchen Elend, das vor ihm hockte. Er sog an seiner Zigarette und wartete erst einmal ab.
Schließlich war er es leid. Energisch hieb er mit der Faust auf den Tisch.
Schirmer schreckte auf. Entsetzt starrte er sein Gegenüber aus dunkel umrandeten, feuchten Augen an.
»Schluss jetzt, Frank!«, polterte Steincke los. »Wieso hast du in den letzten Monaten nichts unternommen, um eine neue Arbeit zu finden? Du wusstest doch, dass es hier zu Ende geht! Oder hofftest du, als gelernter Materialist, etwa auf ’n Wunder?«
Der Abteilungsleiter ohne Posten zog eine verzweifelte Grimasse. Daraufhin vergrub er das Gesicht schutzsuchend in den Händen.
»Schirmer! Mensch Schirmer! Guck’ mich an!«, bellte Steincke. »Was hast du denn eigentlich mal gelernt? Ich meine, bevor du die jugendlichen Massen für den Sozialismus begeistern durftest?« Er stieß ein verächtliches Lachen aus. »Hast du mal ’n richtigen Beruf erlernt? Und über welche Gaben verfügst du noch, außer dass du die Leute schön zuquatschen kannst?«
Schirmer zog, wie ein gescholtenes Kind die Nase hoch. Mit zitternden Fingern brannte er sich eine Zigarette an, wischte sich mit dem Handrücken hastig über die Augen. Nach einer langen Weile des Nachdenkens hustete er mehrmals, woraufhin er die Kippe angewidert ausdrückte. »Ich habe neben dem Abitur Maurer gelernt und – «, hier dachte er kurz nach, »– ich versteh’ auch ein bisschen was vom Malern.«
»Gut! «, entgegnete Steincke. »Und über welche brauchbaren Eigenschaften verfügst du sonst noch?«
Schirmer wiegte den Kopf langsam hin und her, wobei er die Nase zum wiederholten Male hochzog. »Ich kenne ’n Haufen Leute. Auch solche, die nach wie vor was zu sagen haben. Wichtigtuer im Magistrat und ein paar Typen im Senat im Westen! Und da gibt’s einige Leitungskader aus Wohnungsverwaltungen, an den Unis, beim Roten Kreuz und so.«
Steincke hatte ein Papiertaschentuch aus einer Packung gezerrt, es vor Schirmer auf den Tisch geworfen.
Der nahm es und putzte sich verschämt die Nase. Dabei schaute er mit nassen Kalbsaugen zu seinem Besucher hin.
Steincke notierte die gehörten Angaben rasch auf einen Zettel. Für einen Moment schloss er die Augen, legte den Stift beiseite. »Ich verfüge, wie du weißt über ein abgeschlossenes Studium als Bauingenieur«, sagte er, jedes seiner Worte betonend. »Und ich hatte an der Trasse jahrelang mit dem Industriebau und mit dem Wohnungsbau zu tun. Daher kenne ich ein paar Leute von denen, die aus der Sowjetunion bereits zurück im Lande sind. Ich meine damit jene, die schon wieder ihren Fuß in der Tür haben!« Er brannte sich eine Zigarette an, lehnte sich nach hinten und hob spontan die Hände. »Also, Frank! Freund und Genosse! Mir kam da eine Idee, die mir recht gut gefällt. Gleich, nachdem auch wir hier im Osten über die Deutsche Mark verfügen, werden wir beide zusammen eine Firma gründen!« Er erhob sich flink, beugte sich zu Schirmer hin und klopfte ihm gönnerhaft auf die Schulter.
Der riss die Augen auf. »Hä? Was machen wir?«
Steincke stieß ihm mit der Faust gegen die Brust. »Ja, du hast mich richtig verstanden. Wir gehen in die Selbstständigkeit! Ich meine das im Ernst, weil ich von einigen Dingen fest überzeugt bin.« Er sog den Rauch ein, begann vor der Fensterfront auf und ab zu schlendern. »Wenn hier ab Juli die harte Währung unter die Leute gestreut wird«, sagte er im nachdenklichen Tonfall, »gibt es hier im Osten bestimmt auch alles zu kaufen. Wie im Westen meine ich. Nicht nur Fresserei und Autos, sondern auch Baumaterialien. Gerade dafür wird viel Geld ausgegeben werden! Um endlich die Häuser und Wohnungen, die bisher vernachlässigt worden zu renovieren und zu modernisieren. Damit sind Firmen gefragt, die so etwas fachlich bewerkstelligen können. Siehst du das nicht ebenso?«
Schirmer drehte sich zu ihm hin, nickte bedächtig mit dem Kopf. »Verdammt! Ja, du hast Recht, Helmuth. Auch die kommunalen Genossenschaften und Träger werden in ihre vergammelten Immobilien investieren. Um diese zumindest instand zu setzen. Denk’ nur an die Unmengen von heruntergekommenen Wohnhäusern, die Schulen und Krankenhäuser. Oder die Altersheime und – nicht zuletzt die gesamte private Altbausubstanz. Alles das, was in den vergangenen Jahrzehnten hier in der DDR vergammelt ist. Weils kein Geld, vor allem aber kein Material gegeben hat!« Von seiner spontan auftretenden Begeisterung lief sein Kopf hochrot an. Und er vermochte plötzlich wieder zu lächeln.
Steincke kam vom Fenster zurück, setzte sich auf seinen Stuhl. »Interessant, Frank, was du für umfassende Kenntnisse über die Baumisere im Lande besitzt! «, knurrte er kopfschüttelnd.
Beide schwiegen eine geraume Zeit. In Gedanken versunken modellierten sie ihre berufliche Zukunft und rauchten.
Schirmer bohrte sich mit dem kleinen Finger im Ohr. Doch unversehens verschwand die aufkeimende Begeisterung aus seinem Gesicht. Die Schultern sackten ihm schlagartig herab, er kniff die Lippen zusammen.
Stirnrunzelnd schaute Steincke ihn an. »Was ist los?«
Sein Gegenüber schloss die Augen und stieß ein tiefes Seufzen aus. »Scheiße! Das klingt ja alles ganz toll, was wir uns hier so hübsch zusammenspinnen! Doch ich glaube, dass wir das Wichtigste vergessen haben!« Er riss die Augen wieder auf, legte den Kopf schräg. »Woher, bitte schön, wollen wir denn die Kohle dafür nehmen? Die Gründung einer Firma kostet – Geld. Es braucht sogar sehr viel davon, wenn man eine Baufirma aufmachen will! Von mir aus ist da nichts zu erwarten. Das musst du wissen!« Resignierend zuckte er mit den Schultern.
Steincke hob rasch die Hand. Ein schmales Lächeln huschte über sein Gesicht. »Richtig! Erst einmal fallen Vorlaufkosten fürs Material und Personal an. Dazu kommen die Mieten. Auch die notwendige Technik und einiges andere mehr kostet Geld«, ergänzte er den Einwand von Schirmer. Er beugte er sich vor, legte er ihm besänftigend die Hand auf die Schulter. »Mach dich nicht fertig, Frank! Gerade warst du noch so gut drauf!« Er lehnte sich wieder zurück und breitete die Arme aus. »Ich sage dir jetzt mal, was wir tun werden. Also hör’ zu. Wir gründen eine gemeinsame Firma in der du für die Akquisition der Kunden und für die Buchhaltung
zuständig bis. Selbstverständlich auch für die Verkaufsgespräche, weil du die Leute so schön dusselig zuquatschen kannst. Bis hierher verstanden?«
Schirmer nickte einmal. »Ja.«
Steinckes Lachen klang jetzt ein klein wenig gehässig. »Ich dagegen bin für die Personalbeschaffung, für die Planung und Kontrolle der Bauabläufe verantwortlich. Und ich lege die Preise fest! Doch zuvor, nun höre bitte genau hin, bin ich für die Geldbeschaffung zuständig. Für die benötigten Finanzen!« Er lehnte sich zurück, verschränkte die Arme vor der Brust und schaute Schirmer erwartungsvoll an.
Der hatte den Worten seines Gegenübers gebannt und fast atemlos zugehört. Die Überraschung war ihm anzusehen.
»Wenn wir es benötigen«, fügte Steincke im Brustton der Überzeugung hinzu, »haben wir das Geld! Hierbei brauchst du dir, mein lieber Frank, vorerst nicht den Kopf zu zerbrechen. Die Bedingung ist allerdings, dass mir achtzig und dir zwanzig Prozent der Firma gehören werden. Genau so wird sobald der Laden läuft unsere Gewinnaufteilung aussehen!«
Schirmer wollte daraufhin etwas entgegnen.
Steincke wehrte jedoch mit einer laschen Handbewegung ab. »Du erhältst auf jeden Fall ein Geschäftsführergehalt, das dem meinen nahe ist. Auch sämtliche Aufwendungen bekommst du vergütet. Über irgendwelchen Krümelkäse brauchen wir nicht reden, wird erstattet. OK? Wenn du damit einverstanden bist, kommen wir beide ins Geschäft!«
Unverhüllt zeigte Schirmer seine Erregung. Glänzende Schweißtröpfchen standen mit einem Mal auf seiner Stirn. Bei dem, was er sich soeben anhörte riss er wiederholt und überrascht die Augen weit auf. Mehrmals wischte er sich mit der Hand übers Gesicht. Jetzt versuchte er offenbar das Gehörte zu überdenken. Verlegen kratzte er sich am Kopf, räusperte sich. »Helmut! Ich möchte, wenn du gestattest zuerst mit meiner Frau darüber reden. Und ich muss eine so wichtige Sache eine Nacht überschlafen. Kann ich dir morgen Bescheid geben?«, fragte er kleinlaut.
Mit einem breiten Grinsen erklärte sich Steincke einverstanden. Dabei breitete er die Arme aus. »Ja, warum nicht, Frank? Wenn es deiner Entscheidungsfindung zugutekommt«, entgegnete er mit unverblümten Sarkasmus. Er verschränkte die Hände für einen Augenblick im Nacken und dehnte sich. Fränki muss zuerst mit seiner Frau Gattin sprechen, dachte er. Weil er jetzt zu aufgeregt ist, um gleich eine Zusage zu geben! Na, da wollen wir doch mal sehen, ob er von Mutti grünes Licht bekommt!
Frank Schirmer bekam den Segen seiner Frau. Die beiden vormaligen Funktionäre der FDJ begannen den Aufbau ihrer gemeinsamen Firma vorzubereiten.
Irgendwie erinnerte Steincke das alles an die Zeiten der Firmengründungen mit Kuragin. Damals, im jetzt so weit entfernten Ural.
Da taten sich beim Rückblick schon einige Parallelen auf.
Schmerzhafte Trennung (im Juli 1990)
Der Tag, an dem Steincke und Schirmer endlich alle notwendigen Antragsformulare ausgefüllt hatten, war rasch herangekommen. Die Unterlagen lagen beisammen. Doch da neigte sich der Monat Juni schon dem Ende zu.
Am ersten Juli erfolgte in Deutschland-Ost die Umstellung auf die begehrte Währung.
Die »Deutsche Mark« wurde alleiniges Zahlungsmittel.
In Steinckes Besitz befand sich die ihm zugestandene legale Umtauschsumme. Dazu kamen annähernd fünfzigtausend DM in bar. Das Geld aus Ikonenverkäufen im vergangenen Jahr, das er nicht angerührt hatte.
Diese Summe würde jedoch nur knapp als Einlage für die Gründung einer GmbH ausreichen.
Schirmer hob auf die Frage nach seiner finanziellen Beteiligung hilflos die Hände. »Ich habe es dir doch schon zuvor gesagt, Helmuth! Mit allem das auf meinem Konto lag musste ich im vorigen Jahr das Darlehn an die Sparkasse zurückzahlen. Du weißt für unser Haus in Mahlsdorf?«
Am darauf folgenden Tag fuhr Steincke mit dem Zug zu seiner Mutter. Dort entnahm er schweren Herzens die seit über zwei Jahren gebunkerten Schätze aus dem Versteck.
Das bescheidene Startkapital, das man seiner Mutter beim offiziellen Umtausch zugestanden hatte, stockte er mit Fünftausend DM auf.
»Damit du dir etwas leisten kannst!«, begründeter seine Handlung. Er drückte ihr einen Kuss auf die Wange und verschwand wieder.
Argwöhnisch beobachtete er während der Rückfahrt die Mitreisenden im Zug. Die schwere Tasche mit seinem Kapital hielt er krampfhaft an sich gepresst.
Mensch, Steincke! Bleib locker, ermahnte er sich. Gleichwohl fühlte er sich erleichtert, als er in Berlin wieder aus dem Zug steigen konnte.
Der Andrang bei den Geldinstituten in Westberlin erwies sich zum Glück als nicht so stark, wie im Osten der Stadt. Daher eröffnete er am darauf folgenden Tag bei einer Filiale der »Deutschen Bank« am Kurfürstendamm ein Konto.
Von seinem Bargeld zahlte er nur fünftausend DM ein. Gleichzeitig mietete er dort ein Bankschließfach, um seine Goldbarren zu deponieren. Jetzt musste er nur noch die Edelsteine zu Geld machen.
Bereits zwei Wochen zuvor hatte er für diesen Fall eine brachliegende Verbindung wiederbelebt.
In einem protzigen Café am Kurfürstendamm traf er sich mit Regardier.
Ihr Gespräch drehte sich zum Leidwesen des Franzosen diesmal jedoch nicht um das Thema – Ikonen. Doch zumindest für Steincke lohnte diese Zusammenkunft.
Er erhielt einige Informationen sowie eine Telefonnummer.
Etwas irritierend empfand er das fiese Lächeln von Regardier. Das zeigte sich gleich, nachdem er ihm sein Anliegen offenbart hatte. Er beschloss jedoch, dem keine weitere Bedeutung zuzumessen.
Die Zeit drängte. Telefonisch vereinbarte er einen Termin bei einer Frankfurter Adresse. Wobei er sich auf die Empfehlungen von Monsieur Regardier berief.
»Sie möchten uns anscheinend recht zeitnah aufsuchen, Herr – Steincke?«, fragte ein Mann am anderen Ende der Leitung. »Nun ja, Geschäfte von solcher Art werden an und für sich nicht so rasch abgewickelt. Da sie Monsieur Regardier jedoch bereits avisierte, geht das in Ordnung! Passt es ihnen morgen zu elf Uhr?«
Frühmorgens setzte er sich am »Bahnhof Zoo« in den Eurocity.
Im Aktenkoffer, den er fest an die Brust gepresst hielt, trug er den Gesamtbestand seiner Diamanten bei sich.
Jeden, der sich ihm näherte, musterte er misstrauisch, behielt ihn angespannt im Auge. Insgeheim bedauerte er sogar, dass er über keine Waffe verfügte.
Fahrplangemäß kam er in der Mainmetropole an. Mit einem Taxi ließ er sich vom Bahnhof zu der Adresse fahren, die ihn Regardier benannt hatte.
Es regnete leicht, der Himmel zeigte sich grau, die oberen Etagen der Wolkenkratzer steckten im Dunst.
Bei einem raschen Blick nach oben schüttelte er den Kopf.
Nein! Das unfreundliche Wetter wollte er nicht als ein schlechtes Vorzeichen hinnehmen.
In Vorbereitung auf seine Reise hatte er sich noch am Vortag neu eingekleidet. Bei einem namhaften Herrenausstatter am Kudamm fand er rasch das Nötige.
Er erwarb nicht nur Hemd, Binder und Schuhe. Er leistete sich zudem einen modischen Seidenanzug.
Alles nur, um in Frankfurt nicht gleich als einer aus dem Osten aufzufallen.
Da ging schon mal ein Tausender weg. Seine Zerknirschung unterdrückend betrachtete er diesen jedoch als eine Investition in die Zukunft.
Die gesuchte kleine Firma befand sich in der ersten Etage eines Hochhauses. Das stammte augenfällig aus den Siebzigern, sah aber noch passabel aus.
Er verließ den Lift und erblickte direkt gegenüber eine massive Tür. Sie wurde nachts anscheinend durch stählerne Scherengitter gesichert, die jetzt zurückgeschoben waren. Daneben auf der holzfurnierten Wand glänzte ein Messingschild mit dem Firmennamen.
Er warf einen raschen Blick auf eine klobige Kamera. Die hing unter der Decke und lugte auf ihn herab. Kopfschüttelnd drückte er den Klingeltaster.
Sogleich ertönte ein leiser Summer, die Tür öffnete sich.
Nach seinem Eintritt schaute er sich um. Ein geräumiger Geschäftsraum, in dem edle Hölzer dominierten.
Direkt vor ihm standen ein langgestreckter Tresen und einige Glasvitrinen. Offenbar wurde er bereits erwartet.
Zwei ältere, sehr distinguiert wirkende Herren in dunklen Nadelstreifen nahmen sich sogleich seiner an. Mit ausgesuchter Höflichkeit baten sie ihn in einen Nebenraum.
Auch in diesem Bereich hatte man nicht an Mahagoni für Wände und Möbel gespart. Eine große, bodentiefe Fensterfront bot einen ungehinderten Blick auf die imposante Skyline der Stadt.
»Nehmen Sie doch bitte Platz, Herr Steincke!«, sagte einer der Herren. Dabei deutete er höflich auf einen wuchtigen Ledersessel, der hinter einem niedrigen Tischchen stand.
Auf dessen Glasplatte reihten sich einige chromblitzende Geräte und mehrere Kristallfläschchen auf.
Er setzte sich. Auf die einladende Handbewegung eines der Herren hin öffnete er seinen Koffer, der mit zwei Zahlenschlössern gesichert wurde. Er nahm die prall gefüllten Beutel heraus und legte sie vorsichtig auf die Tischplatte.
Weil er vom Wert seines Schatzes keine konkrete Vorstellung besaß, hatte er sich noch am Vorabend über den Kurswert von Rohdiamanten schlaugemacht. Gleich nach seinem Konfektionskauf besuchte er eine Wechselstube am Bahnhof Zoo, wo er die gewünschte Auskunft erhielt.
Unsicher blieb er dennoch.
Jetzt prüften und begutachteten die Herren seine Ware. Mit den dafür benötigten Geräten wie auch Chemikalien, in seinem Beisein und in aller Ruhe.
Der eine, er trug einen gepflegten Kaiser-Wilhelm-Bart und weiße Haare, führte die Prüfungen durch. Dabei raunte er dem anderen, einen Kahlkopf, ständig etwas zu.
Der tippte daraufhin irgendwelche Summen in einen kleinen Tischrechner, schrieb Notizen auf einen Block.
Steincke bestaunte das Tun der beiden.
Voller Überraschung erkannte er, wie viele dieser Steinchen sich in den vergangenen zwei Jahren angesammelt hatten.
Insgeheim empfand er Hortobagy gegenüber immer noch Dankbarkeit. Mann! Ohne dessen Empfehlung wäre er aufgeschmissen gewesen! Nur der Umtausch der Bargelderlöse aus dem Verkauf der Ikonen verhinderte, dass ihm die Geldbündel über den Kopf wuchsen.
Ihm wurde es unangenehm warm. Zudem unterdrückte er das aufkommende Verlangen, zu rauchen. Er lockerte den Binder, öffnete das Jackett.
Hoffentlich bekommt das teure Teil keine Schweißflecke, dachte er. In seiner Magengegend breitete sich ein mulmiges Gefühl aus.
Würden die beiden ihn bescheißen wollen? Der Gedanke drängte sich ihm auf. Denn bei all dem gediegenen Äußeren handelte es sich dessen ungeachtet um »profitorientierte Kapitalisten«.
Nach geraumer Zeit unterbreitete ihm einer der Herren ein Kaufangebot. Das zelebrierte er, indem er mit einem wertvoll anmutenden Füllfederhalter eine Zahl auf einen Zettel schrieb. Den er wiederum einmal zusammenfaltete.
Wortlos reichte er ihn über den Tisch zu Steincke hin.
Der lehnte sich um äußerliche Gelassenheit bemüht im Sessel zurück. Langsam öffnete er das Papier. Wegen dem, was er sah, musste er heftig schlucken. Er hielt für einen Augenblick den Atem an, sein linkes Augenlid zuckte mehrfach um eine Winzigkeit nach oben.
Die notierte Summe lag weit oberhalb seiner kühnsten Schätzungen!
»Einverstanden, die Herren! Das entspricht so in etwa meinen Vorstellungen«, brachte er mit belegter Stimme heraus. Das sanfte Lächeln seitens der beiden Juweliere deutete er als Bestätigung.
Der Herr mit dem weißen Bürstenhaarschnitt erhob sich, ging zu einem großen, alten Safe. Das stählerne Ungetüm machte sich an der gegenüberliegenden Wand breit.
»Möchten Sie den Betrag in – bar? «, fragte er. Dabei stellte er gelassen eine Zahlenkombination ein. »Oder bevorzugen Sie einen Scheck?«
Der andere Herr tippte indessen etwas auf einer Tastatur. Woraufhin ein zirpender Nadeldrucker ertönte.
Rasch musterte Steincke seinen neuen, geräumigen Aktenkoffer. »Ich würde Bargeld bevorzugen«
Der Weißhaarige nickte mit einem verbindlichen Lächeln. Mit sichtlicher Anstrengung öffnete er die schwere Tür des Safes. Flink packten die Herren Geldscheine in den Koffer. Auf den Bündeln prangte die Zahl »Zehntausend«. Halblaut zählte einer von beiden mit.
Gebannt schaute Steincke dabei zu, wie sich der Koffer füllte. Letztendlich vermochte er ihn nur mit Mühe wieder schließen. Die Kaufpapiere, die man ihm reichte, steckte er in seine Jackentasche.
Jedoch nicht ohne sie zuvor mit einem raschen Blick zu überfliegen.
Dabei stockte ihm kurz der Atem. In der Fußzeile der Rechnung entdeckte er die Namen von zwei Geschäftsführern des Unternehmens. Jetzt erkannte er, dass Regardier an dieser Firma beteiligt war.
Was nun auch dessen Grinsen bei ihrem Gespräch erklärte.
Wenig später trat Steincke, den schweren Koffer fest in der Hand, aus dem protzigen Foyer des Geschäftshauses auf das Trottoir hinaus. Er schaute hinauf zum Himmel und atmete tief durch.
Es hatte aufgehört zu regnen, die Luft war wieder klar.
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite erblickte er die breite Glasfront einer Filiale der »Deutschen Bank«.
Nach einem raschen Blick auf seine Armbanduhr überquerte er die Fahrbahn. Peinlichst den fließenden Verkehr beachtend strebte er dem Eingang des Geldinstitutes zu. Die nötigen Unterlagen, die ihn als Kunde der »Deutschen Bank« auswiesen, trug er bei sich.
Außer ihm hielt sich nur ein älterer Herr im Kundenraum auf. An einem der Kassenschalter stellte er den Koffer ab und öffnete ihn.
Die junge Dame hinter der Glasscheibe riss die dezent geschminkten Augen auf. Sichtlich überrascht hob sie die schmalen Brauen. »Entschuldigen Sie mich bitte für einen winzigen Augenblick!«, sagte sie und verschwand nach hinten. Umgehend kehrte sie mit einem Herrn im Zweireiher zurück. Dessen güldenes Namensschild wies ihn als den Filialleiter aus. Doch er hielt sich als devot schweigender Zuschauer im Hintergrund.
Dann ging alles reibungslos vonstatten.
Nach einem raschen Seitenblick zum Filialleiter hin musste Steincke schmunzeln. Der Mimik nach schien der Mann anzunehmen, dass der gesamte Inhalt des Koffers in der Bank verbleiben würde.
Doch der ihm unbekannte Kunde zahlte indes nur eine Viertel Million auf sein Konto ein. Der Rest verblieb im Koffer.
Während der Rückfahrt nach Berlin fühlte sich Steincke ähnlich beunruhigt wie schon am Morgen.
Konnte jemand vermuten oder gar wissen, was er mit sich führte? Würden ihm die Frankfurter Händler das viele Geld wieder abjagen wollen?
Erst als er abends die Wohnungstür von innen verriegelt hatte, fiel die Anspannung von ihm ab.
Er goss sich, während er sich seiner verschwitzten Wäsche entledigte, einen dreifingerhohen Whisky ein.
Nachdem er ihn getrunken hatte, rief er Frau Brückner an.
»Noch so spät am Abend gelüstet es dir nach mir? «, flötete sie kokett und ließ ein gurrendes Lachen hören.
»Ich war heute im Lande unterwegs. Das war purer Stress! Und nun sollte mein erfolgreicher Tag angemessen ausklingen! «, entgegnete er. »Gleich, wenn ich geduscht habe, komme ich runter zu dir!«
Knapp fünfzehn Minuten später klingelte er drei Etagen tiefer. Er trug nur Hemd, Hose und Schuhe. In der Rechten hielt er eine Flasche Rotwein.
Frau Brückner öffnete. Ihr Haar zeigte sich etwas derangiert. Der seidene Morgenmantel war ein Stück weit geöffnet, bot somit eine Teilansicht ihrer Brüste dar. Sie nahm ihm den Wein aus der Hand, stellte ihn auf das Flurschränkchen.
Er drückte die Tür ins Schloss und folgte ihr.
Auf dem Weg zum Schlafzimmer streifte sie den Seidenmantel ab. Im Türrahmen blieb sie stehen, warf einen Blick über die unverhüllte Schulter zurück.
Von hinten umschlang er den nackten, warmen Leib, küsste gierig ihre Halsbeuge. Dann zeigte sich ein triumphierendes Lächeln auf seinem Gesicht.
Sie hingegen stöhnte auf, als sie den wachsenden Druck seines Gliedes gegen ihren Hintern spürte. Gut für ihn sichtbar überzog eine Gänsehaut ihre weichen Brüste, die in seinen Händen lagen.
Ebenso heftig, wie seit langem schon vollzogen sie nunmehr ihr Ritual.
Frau Brückner zerrte ihm Hemd und Hose vom Leibe, nachdem er die Schuhe beiseite geschleudert hatte. Bereits auf der Bettkante sitzend, widmete sie sich sogleich seinem stolz aufragenden Mitbringsel.
Wenig später bediente er das keuchende Weib von hinten. So, wie sie es mochte. Natürlich zeigte er sich auch heute, langsam vor und zurück schwingend, zur Gänze bei der Sache.
Doch lag es etwa am Licht der beiden Nachttischlampen?
Unvermutet entdeckte er mehrere Falten an ihrem Hals. Kleine Dellen offenbarten sich auf den Schenkeln, auch am stets so hübsch anzusehenden Hintern!
Ein Blick in die Spiegel vor den Türen des Schlafzimmerschrankes zeigte ihm noch mehr. Weiche Haut an ihren Oberarmen und hängende Brüste, die im Rhythmus seiner Stöße vor und zurück schwangen.
Doch auch der Anblick seines eigenen nackten Körpers bot Unerfreuliches. Etwa kleine Bierbrüste und Ansammlungen von Speck an den Hüften!
Wieso blieb mir das bei unseren Fickereien bisher verborgen? Jäh schossen die Fragen durch seinen hitzigen Kopf.
Macht sich meine Jugendlichkeit bereits schon vom Acker?
Die Antwort darauf verkniff er sich.
Bevor er, indem er ihren anfeuernden Worten folgte, seinen Höhepunkt erreichte.
Der Start ins freie Unternehmertum
Helmuth Steincke finanzierte die Einlagen für die Firmengründung mit eigenen Mitteln. Ebenso das Geschäftskonto des neuen Unternehmens füllte er mit einem Großteil seines Bargeldes.
Wenige Tage später traten er und Schirmer von einem emsigen Notar beurkundet in ihre GmbH als Geschäftsführer ein.
Frank Schirmer fragte niemals nach, wo all das Geld herkam, das gleich in den ersten Wochen in der Firma verschwand.
Doch nach einem Monat verzeichnete sein Privatkonto bereits das beeindruckende Gehalt eines Geschäftsführers. Danach unterdrückte er endgültig alle diesbezüglichen Fragen.
Steincke hätte sie ihm auch nicht beantwortet. Stattdessen teilte er seinem Partner konkrete Aufgaben zu. Zudem setzte er ihn gleich von Anfang an unter einen gehörigen Leistungsdruck. »Frank Schirmer! Wann bringst du die ersten Kunden? Wir brauchen Aufträge und nochmals Aufträge. Sonst war das alles für die Katz!«, motzte er ihn an.
Da erkannte sein Partner, dass es ernst für ihn wurde. Schließlich hatten sie bereits einige Mitarbeiter eingestellt. Die zeigten sich zwar gewillt, wollten dafür jedoch am Monatsende bezahlt werden.
Schon einen Tag später legte Schirmer den ersten abgeschlossenen Auftrag auf den Tisch. Ein Mehrfamilienhaus sollte eine komplette Renovierung erhalten. So begannen sie.
Helmuth Steincke stieß die Kippe in den Ascher. Er trank den Whisky aus, ging hinüber in die kleine Küche. Rasch spülte er das Glas und polierte es trocken.
Als er es in den Hängeschrank stellte, hörte er das Schließen an der Eingangstür.
Frank Schirmer, unterm Arm eine Ledermappe, betrat das vordere Büro. »Hallo! Bin zurück! «, rief er und grinste breit.
»Und? Bist du mit dem Kunden endlich zu Stuhle gekommen?«, fragte Steincke. Er stopfte die Hände in die Hosentaschen, hob fragend die Brauen.
Sein Partner warf die Mappe auf einen der Schreibtische. Mit einer großartigen Geste breitete er die Arme aus.
»Zweifelst du etwa an mir? Klaro! Wir haben den Auftrag für den Umbau seiner Hütte. Den Architekten konnte ich von unterwegs anrufen. Morgen fährt er hin, beginnt mit den Aufmaßen! «
Steincke nickte zustimmend. »Hab's eigentlich auch nicht anders von dir erwartet. Nachdem wir den ollen Geizhals so lange bearbeiten mussten.« Er lachte leise und ging in sein Büro zurück.
Berlin (im Juli 1991)
Ralf Zernick parkte den 3’er BMW in einer Lücke am Straßenrand. Gleich gegenüber dem Eingang zu ihrem Büro hatte er einen freien Parkplatz gefunden.
Glück gehabt, dachte er und stellte aufatmend den Motor ab. Sein Blick wanderte die schäbigen Hausfassaden entlang. Die Warschauer Straße hinab in Richtung Karl-Marx-Allee. Dort herrschte zu dieser Zeit reger Verkehr.
Ist es nicht seltsam, sann er mit leisem Groll. Dass sie die Allee noch nicht umbenannt haben? Jetzt, wo die politischen Saubermänner aus dem Westen hier verrückt spielen? Die da glauben, dass sie hier im Berliner Osten möglichst alle Straßennamen, die sie für kommunistisch angehaucht halten, umbenennen müssten!
Aber so ist es eben in einer peinlichst hochgehaltenen, westlichen Demokratie! Da nützt das ganze Gejammere unserer Leute nichts. Man hat sie ja letzten Endes gewollt!
Er zog den Zündschlüssel ab und schaute hinüber zum Ladeneingang. Wo soeben ein kleiner Hund von undefinierbarer Rasse an einen Laternenpfahl hingehockt sein Geschäft verrichtete. An der Leine gehalten wurde er von einer alten, grauhaarigen Dame.
Zernick schüttelte den Kopf. Es ist höchste Zeit, dass wir hier so bald wie möglich wegkommen, dachte er. Aus diesem von Kötern zugeschissenen Friedrichshain! »Zum Glück stehen wir ja dicht davor! «, knurrte er unwirsch und stieg aus. Er verschloss die Wagentür, wartete ein heranbrausendes Auto ab und überquerte die Straße.
Dabei richtete er sein Augenmerk auf die Hausfassade, wo sich im Erdgeschoss zwei Schaufenstern breitmachten. Von innen hatte man sie bis in Mannshöhe mit Zeitungen beklebt.
Dort befand sich ihr Firmenbüro.
Über den Fenstern hob sich vom rissigen Putz ein alter Schriftzug ab. »KONSUM-Gemüse Oase« stand einst in geschwungener Schreibweise auf der Wand. Die zugehörigen Neonbuchstaben waren längst abmontiert worden.
Zernick ging, indem er vorsichtig die Hundehaufen überschritt, auf die Eingangstür des früheren Ladens zu. Wo er auf den Klingelknopf drückte. Beim Warten schaute er aus reiner Gewohnheit auf das in Folie eingeschweißte Schild an der Tür. Obwohl er wusste, was darauf stand, las er es stets erneut. Wobei jedes Mal ein Fünkchen Stolz in ihm mitschwang.
»FUSIONA – Wachschutz und Personenschutz GmbH«
Die Ladentür tat sich ein Spalt breit auf. Als Dieter Baumann sah, wer Einlass begehrte, öffnete er den Zugang zur Gänze.
Zernick reichte ihm die Hand und betrat den lang gestreckten Raum. »Mahlzeit, Dieter«, murmelte er. Sein helles Leinensakko hängte er im Vorbeigehen auf den Kleiderständer neben der Tür.
Während Baumann die klemmende Tür wieder verschloss, schaute sich Zernick rasch in dem früheren Ladenraum um. »Ich könnte jetzt einen Kaffee vertragen«, sagte er, wobei er mit dem Zeigefinger seinen Binder lockerte.
Oberhalb der Zeitungen, die sie von innen auf die Schaufensterscheiben geklebt hatten, fiel das Tageslicht ins Büro. Das genügte, um den Raum zu erhellen.
Zwar sah man dadurch Flecken von kahlem Putz an den Wänden. Offenbart durch abgeblätterte Leimfarbe. Doch sie brauchten tagsüber nicht die alten Deckenleuchten einzuschalten. Zumal die Starter für die kalten Neonröhren stets nervige Geräusche von sich gaben.
An der Wand stand ein in die Jahre gekommener Aktenschrank, daneben ein Holzregal. Drei ramponierte Schreibtische zum Block zusammengeschoben befanden sich in der Mitte des Raumes. Davor verschlissene Drehsessel. Zusätzlich postierte sich ein Tisch mit vier Stühlen an der Stirnseite.
Alles das bildete die gesamte Büroausstattung. Für mehr hatte, neben der Kapitaleinlage für ihre GmbH, anfangs ihr Geld nicht gereicht.
»Wo treibt sich der Horst ’rum?«, fragte Zernick und steuerte auf seinen Schreibtisch zu.
»Der kocht hinten Kaffee. Du kommst also gerade richtig«, entgegnete Baumann. Er entnahm dem Regal ein Plastetablett mit Kaffeegeschirr, stellte es auf den Tisch.
In diesem Moment betrat Horst Weiler, aus der Küche kommend, den Raum. »Hallo Ralf! – Der – Kaffee – ist fertig!« summte er launig. In der Hand trug er eine volle Glaskanne. Vorsichtig setzte er sie auf der bunten Wachstuchdecke ab, auf der Baumann soeben das Geschirr verteilte.
Weiler hatte seit dem vergangenen Jahr etwas zugenommen. Seine ehemals sportliche Figur zeigte eine beginnende Korpulenz. Das Haar, wie bislang schwarz und dicht, wurde an den Schläfen bereits mit einem silbernen Schimmer aufgehellt.
Ganz im Gegensatz zu Baumann. Der hatte sichtlich abgenommen. Das Gesicht wirkte derweil mit der Hakennase noch markanter. Das dunkelblonde Haar trug er wie seit eh und je zur Bürste geschnitten. Vor einiger Zeit bekannte er sich endlich zum Tragen einer Brille. Eine mit einem modischen Gestell, das sein intelligentes Aussehen unterstrich.
Die drei Männer hatten derweil am Tisch Platz genommen. Baumann goss Kaffee in die Tassen, Weiler bot Zigaretten an.
Zernick lehnte ab. »Wieso denkst du eigentlich immer noch, dass ich jetzt mit der Qualmerei anfange?«, fragte er kopfschüttelnd.
Einen Augenblick lang herrschte Ruhe im Raum. Doch die wurde sogleich vom Lärm der Straßenbahnen und Autos unterbrochen, die vor dem Haus vorbei fuhren.
Weiler und Baumann schlürften ihren Kaffee. Wobei sie erwartungsvoll auf ihren dritten Mann blickten.
Zernick wedelte mit der Hand den Rauch ihrer Zigaretten auseinander und räusperte sich. »Nun denn, meine Herren!«, begann er. »Die Sache sieht gut für uns aus! Heute Morgen hatte ich, wie ihr wisst, den Termin mit dem Chef der Hausverwaltungsgesellschaft. Der legte mir zwei Angebote vor und ich packte ihm unsere ausgeschmückten Referenzen auf den Tisch.« Er trank rasch einen Schluck vom Kaffee. Daraufhin huschte ein Lächeln über sein markantes Gesicht. »Männer, stellt die Lauscher auf! Der Neubau des Geschäftshauses in der Friedrichstraße, das wir ins Auge gefasst haben, wird voraussichtlich in vier bis fünf Wochen bezugsfertig sein. Wir könnten jetzt in der fünften Etage vorerst sechzig Quadratmeter anmieten. Diese Fläche aber später noch erweitern!«
Baumann und Weiler sogen beifällig nickend an ihren Zigaretten.
»Wie bereits angedacht gibt’s bei der ganzen Sache einen kleinen Haken!«, fuhr Zernick fort und trank seine Tasse aus. Mit einem schrägen Lächeln bedankte er sich bei seinen Partnern. Denn die drückten soeben ihre Kippen aus. »Die Herrschaften wollen vor der Unterzeichnung des Mietvertrages einen Bonitätsnachweis über unsere Firma vorliegend haben. Das heißt schlicht und ergreifend nur eines. Wir müssen einen angepassten Kontenstand nachweisen!«
Unvermittelt, nach Zernicks Worten, erhob sich Baumann. Aus seinem Aktenkoffer kramte er ein rotes Notizbüchlein. »Kleiner Haken ist gut formuliert! Hast du vergessen, dass wir fast Pleite sind?«, setzte er dem vorgeblichen Optimismus von Zernick kopfschüttelnd entgegen. Darauf hin ließ er sich zurück auf seinen Stuhl fallen. Einen Augenblick blätterte er stirnrunzelnd in dem Büchlein. »Also gut, meine Herren!« Eindringlich schaute er seine Geschäftspartner nacheinander an. »Ihr wisst noch, dass ich euch anfangs von meinen alten Verbindungen zum ZK erzählt habe?«
»Ja! Dass galt soweit ich noch weiß bei unserer Firmengründung als dein persönlicher Einstand! «, erwiderte Zernick im kategorischen Tonfall. Seine Augen verengten sich.
Weiler nickte zur Bestätigung. »Genau so war es abgesprochen!«
Mit einer theatralisch wirkenden Geste hob Baumann die schmalen Hände. »Da muss ich jetzt also den »Fond« aktivieren! Gut! Ich werde gleich meinen Kontaktmann anrufen. Hoffentlich erreiche ich den. Der wird mich bei der alten Dame anmelden. Wenn das klappt, könnte ich schon morgen nach Wien fahren, um mit der Lady die Transaktion abzustimmen!« Er erhob sich wieder überraschend flink, ging hinüber zu dem Schreibtisch, auf dem ihr einziges Telefon stand. Nach einem nochmaligen Blick in sein Notizbuch wählte er eine Nummer. Wenige Augenblicke später hörten die beiden mit, wie er mit dem Angerufenen sprach. »Dieter hier. Ja, Dieter Baumann von römisch Vier. Ich muss dringend mit dir sprechen. Persönlich! – Richtig, ’ne Fondssache. Jetzt sofort? Klar geht das, – ja, kenne ich. Also, bis bald!« Er legte auf und schaute seine Partner mit einem feinen Lächeln an. »Ist gebongt! Ich fahr gleich zu ihm hin.«
Zernick stand auf und ging hinüber zum Kleiderständer. Dort fummelte er den Schlüssel vom BMW aus seiner Jacke.
»Die Summe, wie abgesprochen und sofort?«, fragte Baumann und steckte den Autoschlüssel ein.
Seine Partner nickten zustimmend, woraufhin er das Büro verließ.
Weiler räumte das Kaffeegeschirr aufs Tablett. Damit verschwand er in der kleinen Pantry, wo er laut klappernd spülte.
Derweil ordnete Zernick einige Unterlagen.
Nachdem Weiler aus der Küche zurückgekommen war setzte er sich an seinen Schreibtisch. Er brannte sich eine Zigarette an. »Ralf! Ich schreibe mal den Vertrag mit der »Stadtpark-Klinik« fertig. OK?«
Zernick knurrte zustimmend. Wobei er missmutig zu seinem Partner hin starrte, da etwas vom Rauch zu ihm hinzog.
Stöhnend zerrte Weiler die wuchtige alte Schreibmaschine« vom Typ »Optima« zu sich heran. Umständlich spannte er zwei Blatt Schreibpapier, mit einen Bogen Blaupapier dazwischen, in die Maschine ein. Heftig klappernde Geräusche verbreitend, begann er zu schreiben.
Zernick indes lehnte sich in seinem knarrenden Schreibtischsessel zurück. In Gedanken versunken fixierte er die Eingangstür.
Der Start ins Ungewisse
Im vergangenen Jahr geschah ungewöhnlich Erschreckendes. Einschließlich der Auflösung des Ministeriums brach der ganze sozialistische Staat zusammen. Vor allem aber veränderte sich damit ihr Leben grundsätzlich!
Es passierte wenige Tage vor der Erstürmung des Ministeriums, als sie nochmals beisammensaßen. Dazu hatte man sie ins Gebäude einer Behörde befohlen, die offiziell nicht mehr existierte.
Zernick, Weiler und Baumann kamen als einzige. Ihr Abteilungsleiter, Oberst Freitag, saß ihnen gegenüber. Neben ihm ein Major und ein Oberstleutnant. Die beiden Letzteren kannten sie nur flüchtig. Alle trugen Zivil.
»Das hier ist die endgültige Zusammenkunft der Beauftragten für die drei Bauabschnitte der Erdgastrasse«, sagte der Oberst.
Ihnen, die sie jahrelang die Interessen der »Firma« an der Trasse vehement vertreten hatten, teilte man solcherart das »Aus« mit.
»Sie müssen jetzt alleine sehen, wie und wo Sie in Zukunft unterkommen! Ja, ja! Das klingt alles nach »Rette sich, wer kann!« Aber so lautet nun mal der letzte Tagesbefehl!«
Natürlich nannte man ihnen mehrere Kontaktadressen. Doch ansonsten gab es nur Worthülsen. Sie waren wütend.
Emotional angeschlagen hockten sie sich noch am gleichen Abend zusammen. In einer kleinen Kneipe in Lichtenberg nahe der früheren Wirkungsstätte. Dort legten sie, in einer halblaut geführten Diskussion und unterstützt durch einige Gläser »Berliner Pilsner«, eine gemeinsame Strategie fest.
Jeder würde, für alle Fälle, seine wichtigsten Kontakte in der noch bestehenden UdSSR sicherstellen. Wenn es zu einer Auflösung der DDR käme, was sie schon als gegeben hinnahmen, galt für sie fortan die gleiche Aufgabe: Unabhängig voneinander sollte ihnen ein beruflicher Neueinstieg in der BRD gelingen! Ihr Ziel war die private Sicherheitsbranche. In einem straffen Zeitrahmen von einem Jahr mussten sie dieses Metier beherrschen lernen.
Natürlich hätte es gleich nach dem Mauerfall für sie noch andere Perspektiven gegeben. So zeigte man von Seiten der westlichen Nachrichtendienste intensive Bestrebungen, um bewährte Kader wie ihresgleichen anzuwerben.
Doch gerade das kam für sie nicht in Frage!
Denn die Gefahr nach erfolgter Abschöpfung schnell fallen gelassen zu werden erschien den Dreien zu groß.
Jetzt regulierte jeder von ihnen sein Leben neu. Gleich Ende Januar setzten sie sich in verschiedene Länder der alten Bundesrepublik ab.
Zernicks Frau Lydia zeterte zwar gewaltig, übte sich dann jedoch in Einsicht. Zumal zu diesem Zeitpunkt einige Probleme mit den beiden Töchtern aufgetreten waren.
Baumann und Weiler, als bis dahin eingefleischten Junggesellen lagen derartige Beschwernisse fern.
Alle Drei verschwanden nach dem Westen, gewöhnten sich an das neue Metier.. Nur zur Währungsunion, im Juli, kamen sie jeder für sich kurz nach Berlin. Um die neuen Finanzen zu regeln.
Doch erst nach dem Tag der Deutschen Einheit nahmen die Drei erstmals wieder Kontakt zueinander auf. Allen war es gelungen im Westen eine Anstellung in einer privaten Sicherheitsfirma zu bekommen.
Begierig aber mit unterschiedlichem Erfolg eigneten sie sich umfassende Kenntnisse und die branchenüblichen Besonderheiten an. Die unüblichen, zwielichtigen Gepflogenheiten machten sie sich ebenso zu Eigen.
Zudem konnten sie nach kurzer Zeit schon Trends und Markttendenzen erkennen.
Daraus resultierend vereinbarten sie, ihre Jobs zum Jahresende zu kündigen. Anfang Januar Einundneunzig wollten sie mit den Vorbereitungen für eine Firmengründung beginnen. Für die Übergangszeit würden sie sich als »arbeitslos« melden.
Und genau so verfuhren sie.
Wieder zurück in Berlin wurde ihr erstes Zusammentreffen in gehobener Stimmung von einem intensiven Erfahrungsaustausch geprägt. Übereinstimmend kamen sie letztlich zu einer wichtigen Erkenntnis:
Ein Unternehmen in dieser Metier musste dem Kunden das bieten, was er verlangte. Darüber hinaus waren ein seriösen Auftritt und entsprechende Referenzen unabdingbar!
Horst Weiler machte in Westdeutschland die gleiche Erfahrung, wie Baumann in München.
Insbesondere Verträge mit Großdiskotheken und den sogenannten Eventveranstaltern ermöglichten zudem die Eröffnung zusätzlicher Geschäftsfelder!
Denn gerade in diesem Segment war ein nach außen hin perfekt beschützter, stetig wachsender Markt für Suchtmittel zu verzeichnen.
Wenn es ihnen gelänge dort einzusteigen, würden sie ungeahnte Profite erzielen können. Aufgrund ihrer Erkenntnisse entstand das strukturelle Gerüst einer zukünftigen gemeinsamen Firma.
Vor der Gründung ihrer Sicherheitsfirma fassten die drei angehenden Gesellschafter einen Beschluss. Quasi als – Einstand – musste jeder von ihnen einen Aktivposten eintragen.
Solcherart gab Zernick seinen Partnern ein Versprechen ab. Er wollte einen bereits marktwirtschaftlich erfahrenen Unternehmer aus Sibirien in ihre Firma einbinden. Über ihn würde der Bezug von Suchtmitteln aus dem Iran gesichert werden können. Zweifellos stapelte Zernick damit hoch. Existierte doch zu dieser Zeit mit dem Russen noch keine vertragliche Verbindlichkeit!
Dafür musste er nochmals nach Perm fliegen.
Horst Weiler dagegen brachte seine Beziehungen zur Münchner Rotlichtszene ein. Ebenso die Kontakte, die er zu den Chefs einiger Großdiskotheken in Süddeutschland besaß. Hierbei schien er sich, wie seine Partner resümierten, richtig involviert zu haben.
Dieter Baumann konnte eine »verdeckte Verbindung« beisteuern. Die bestand seinerseits angeblich zu zwei früheren Genossen. Die wiederum einen Teil des DDR-Vermögens verwalteten würden. So behauptete er. Insbesondere beträfe es geheim gehaltene Westkonten. Sie gehörten zuvor der alten Parteiführung und dem Ministerium. Diese Mittel vermochte man für größere Investitionen jederzeit abrufen. Angeblich zu günstigen Konditionen.
Vorausgesetzt, man kannte die betreffenden Leute.
Doch ungeachtet dieser Einlagen benötigten sie zuerst einmal Geld. Die geforderten finanziellen Startinvestitionen für die Firmengründung mussten aufgebracht werden.
Die steuerten die drei Gesellschafter aus privaten Mitteln zu gleichen Teilen bei. Ende Januar gründeten sie nach recht kurzer Vorlaufzeit ihre Firma.
Die »FUSIONA–Wachschutz und Personenschutz GmbH«.
Zu dieser Zeit konnten sie noch keine Büroflächen anmieten, die ihrem Budget entsprachen. Daher führten sie anfangs die Geschäfte von zuhause aus. Das bot sich an, weil sie alle über einen Telefonanschluss verfügten. Den bekamen sie einst wegen ihrer Zugehörigkeit zum Ministerium.
Jeder der Gesellschafter belebte alte Kontakte und mühsam aufgebaute Beziehungen neu. Schon nach kurzer Zeit stellten sich erste Erfolge ein.
So gelang es ihnen, verbindliche Verträge für Objektschutzleistungen mit drei Kunden abzuschließen.
Zu denen zählte auch ein Objekt in der soeben wieder prosperierenden Berliner Friedrichstraße.
Anfangs beschäftigte die »FUSIONA« zwei Mitarbeiter. Inzwischen waren es Zwölf. Die Tendenz zu mehr Personal zeigte sich rasch. Schon wenig später reihte sich eine neueröffnete Diskothek im Ostteil der Stadt in ihren Kundenbestand ein.
Die von ihnen praktizierte – Heimarbeit– wirkte alsbald hemmend fürs Geschäft.
Darum mieteten sie sich Anfang Februar in dem alten Konsumladen ein. Der roch zwar immer noch nach vergammeltem Gemüse, doch die Miete erschien ihnen vertretbar. Und es gab dort einen Telefonanschluss.
Der gab letztendlich den Ausschlag für die Wahl ihres ersten Firmenstandortes.
Rasch wurde eines zur Gewissheit. Eine vorzeigbare, repräsentative Firmenadresse galt für ihren Geschäftserfolg als unentbehrlich!
Denn in dem Laden in Friedrichshain konnten sie kaum neue Kunden empfangen! Zumindest nicht aus den von ihnen angestrebten Kreisen.
Daher fassten sie den Entschluss, sich zielgerichtet nach einer Topadresse umzusehen. Bei ihren Fahrten durch den Osten und Westen Berlins hielten sie die Augen offen. Zudem begutachteten sie die großen Bauherren-Tafeln vor attraktiven Neubauten. Einige Objekte kamen in die engere Wahl. Doch noch waren sie nicht schlüssig.
Der Stadt, die nach dem Mauerfall ein riesiger Moloch geworden war, wohnten gewisse Gefahren inne.
Ausgerechnet Horst Weiler musste es erfahren.
Obwohl er wusste, dass man insbesondere in den Abendstunden in bestimmten Stadtbezirken manche Orte meiden sollte. Dessen ungeachtet hielt er in Kreuzberg den alten BMW an. Nur, um dringlichst ein Örtchen aufzusuchen, wo er Erleichterung finden konnte.
An der Straßenecke wehrte er barsch zwei knapp bekleidete Nutten ab. Ihre ordinären Pöbeleien, die sie ihm nachriefen, ignorierte er. Sein Blick war auf eine bunte Kneipenreklame gerichtet, die in der schummerigen Seitenstraße an einer schäbigen Fassade hing.
Dort musste es eine Toilette geben!
Urplötzlich umkreisten ihn drei Gestalten. Schwarzhaarige, arabisch aussehende Jugendliche. Kippe im Mundwinkel und mit einer Sprache wie in einer schlechten Filmkomödie. »Gib’ Kohle! Oder wir schlitzen uff!«
Bei der Erwähnung dieses blutigen Vorgangs fiel bei Weiler ein Relais.
Wozu trug er seit Jahren stets ein Springmesser bei sich? Warum quälte er sich allmorgendlich mit Gymnastik und Reckstange? Verfügte er noch über Reste seiner früheren Ausbildung im Nahkampf?
Ohne eine Alternative zu erwägen, handelte er sofort.
Sein Messer blitze auf, schlitzte die Nase seines Gegenübers bis zur Stirn. Die beiden anderen sprangen vor der Klinge und seinen Tritten zurück. Panisch folgten sie dem flüchtenden Dritten ins Dunkle.
Im allerletzten Augenblick erreichte Weiler in der Kneipe das Pissoir.
Auch unbeeindruckt davon einigte man sich letztendlich auf die Friedrichstraße. Wo man gerade umfassend und repräsentativ sanierte und neue Bauten hochzog.
»Wir sollten uns jetzt einmieten! «, orakelte Baumann in einer gemeinsamen Runde. »Später stehen wir in der Reihe an und haben den Gonzo!«
Zernick und Weigel stimmten ihm zu. Denn alle drei Gesellschafter hegten eine unausgesprochene innere Aversion gegen eine Adresse im »Westen«. Wie etwa am Ku’ Damm oder in anderen »besseren« Gegenden.
Zernick fand sich geistig zurück in den Gemüseladen und trat hinaus vor die Tür. Eine Weile stand er auf dem Fußweg vor den blinden Schaufenstern und schaute dem zunehmenden Feierabendverkehr zu.
Jetzt also könnte es bald so weit sein, dachte er. Der Einzug in die Büroräume in der Friedrichstraße rückte fast in greifbare Nähe.
Nur die finanzielle Seite zeigte sich als eine offen klaffende Wunde. Aber auch Anderes stimmte ihn noch skeptisch.
Würde Baumanns Versprechen wirklich tragfähig sein? Denn letztlich ging es um einen Kredit von einer halben Million Mark! Bekamen sie ihn zu möglichst erträglichen Zinsen? Wer ist eigentlich diese ominöse, österreichische Bezugsperson?
Wie hoch lag die Wahrscheinlichkeit eines Erfolges?
Viele offene Fragen. Aber wenn die Kreditaufnahme gelänge, wären sie mit einem Mal aus dem Schneider!
Bis zum späten Nachmittag beschäftigten sich Zernick und Weiler noch mit ihren Terminarbeiten. Hin und wieder schaute einer von ihnen auf den alten Wecker im Regal.
Wo zum Teufel blieb Baumann?
Kurz nach siebzehn Uhr klingelte es an der Tür, Zernick öffnete.
Draußen stand Baumann. Sein Gesicht zeigte ein breites Grinsen. Die Tür fiel hinter ihm ins Schloss und seine Partner starrten ihn erwartungsvoll an. Betont langsam zog er einige Papiere aus seiner Aktentasche. Vorsichtig legte er sie auf den Tisch. »Ich brauche eure Unterschriften, meine Herren. Denn morgen fahre ich nach Wien die Kohle holen!«
Daraufhin verschwand Weiler rasch in der Küche. Mit Wassergläsern und einer guten Flasche Cognac kehrte er zurück. Alldieweil er die Gläser füllte, klopften sich Baumann und Zernick gegenseitig auf die Schultern.
Sie setzten sich an den Tisch. Doch bevor sie anstießen, unterschrieben sie die Papiere. In einer lang entbehrten Hochstimmung begannen sie sogleich mannigfaltige Pläne zu schmieden.
»Wie kommt eigentlich deine Lydia mit deinem neuen Berufsbild als Privatunternehmer klar?«, fragte Baumann plötzlich, an Zernick gewandt. »Seit über sechs Monaten bleibt uns ja kaum Zeit fürs Privatleben?«
Zernick nahm einen Schluck vom Cognac und griente. »Sie hat schon früher im Ural von meiner Tätigkeit gut gelebt. Ohne selbst arbeiten zu müssen. Und ich war damals auch mehr unterwegs als zuhause. Jetzt füllen sie die Kinder und der Haushalt ihre Tage ganz gut aus. Ja! Sie glaubt mir auch, dass bald wieder genügend Geld verdient wird. Also, wie gesagt. Meine Frau kommt damit klar, was wir hier machen.« Er nahm einen Schluck aus seinem Glas. »Aber ihr als ewige Junggesellen habt von mir aus gesehen ein anderes Problem. Weil ich mich nämlich frage, wann ihr euch endlich mal was Festes anschafft. Schließlich liegen die Wanderjahre längst hinter uns. Wir sind inzwischen sesshaft geworden! Und jünger werdet ihr beiden auch nicht!«
Weiler stimmte ihm zu. »Hast ja Recht! Doch jedes Mal, wenn ich so eine süße, junge Schnecke kennen lerne, fühle ich mich als Mann bestätigt. Nur zu gerne halte ich so was Knuspriges in meinen Händen. Ich mag eben kleine, feste Titten und ’n knackigen Arsch! Aber leider fangen die jungschen Weiber recht bald an, zu zicken. Und über kurz oder lang krähen sie alle nach noch mehr Kohle. Für Shopping und fürs Ausgehen mit Freundinnen. Weil ich ja kein Großverdiener bin, rennen sie auf ihren schlanken Stelzen bald wieder weg. Und beim nächsten Versuch mit einer anderen passiert die gleiche Scheiße!«
Baumann schaltete sich ein. »Da muss’ ich dir zustimmen, Ralf! Mir geht ’s ebenso, wie du weißt. Und es ist ja nicht das erste Mal, dass wir drüber reden. Denn dieses ständige »auf der Pirsch« sein, das funktioniert bei uns bald nicht mehr. Da können wir uns optisch noch so gekonnt aufhübschen. Oder jeden Tag Liegestütze drücken, bis wir schielen!« Er hielt kurz inne und brannte sich eine Zigarette an. »Wenn es morgen in Wien mit der Finanzierung klappt, wovon ich überzeugt bin, geben wir geschäftlich mal richtig Gas. In der Folge wird es mit dem »Geld verdienen« bestimmt ernst. Spätestens dann, so glaube ich zumindest, kommen wir ohnehin nicht drum herum. Ich meine, um uns zu disziplinieren. Um nicht weiterhin von den jungen Büchsen gemolken zu werden!« Er winkte ab. »Wir sollten uns wohl den angepassten Jahrgängen zuwenden. Könnte sich ja was Brauchbares finden lassen. Muss ja nicht unbedingt ’ne reiche Wilmersdorfer Witwe sein!«
Zernick lachte laut auf. »Ich wusste gar nicht, dass du ebenso tickst wie der Horst. Na gut, Dieter! Wir versuchen mal auf euch aufzupassen. Und vielleicht findet Lydia für jeden eine passende Frau! Wobei dann ganz bestimmt nicht irgendeine von den ganz jungen Weibern in Frage kommt!«
Baumann hob abwehrend die Hände. »Bekomm’ es bitte nicht in den falschen Hals, mein lieber Ralf! Aber für mich, bitte, bitte, keine Russin! Die hab’ ich durch.«
Zernicks Augen wurden für einen winzigen Moment schmal. Er schürzte die Lippen. Doch einen Augenblick später zeigte er wieder ein schiefes Grinsen.
Alle Drei lachten und am frühen Abend hatten sie die Flasche geleert.