Читать книгу Die Wohlstandsillusion - Warum wir in Fülle leben wollen aber oft Mangel erschaffen - Thomas Herold - Страница 9

Bevorzugen wir schlechte Nachrichten?

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Die Medien überhäufen sich mit negativen Informationen, und man könnte den Eindruck gewinnen, die Welt ist nur noch ein einziges Desaster. Untersuchungen in Experimenten zeigen, dass wir aufgrund der Entwicklung unseres Gehirns eine sogenannte Negativitätsverzerrung haben, da wir primär schneller auf Gefahren reagieren, und somit unser rationales Denken in den Hintergrund rückt.

Die Amygdala ist Teil des limbischen Systems im Gehirn. Sie ist unser Gefahrendetektor – unser Frühwarnsystem. Zusammen mit dem Hippocampus regelt diese Hirnregion emotionale Äußerungen und die Entstehung von Angstgefühlen. Es durchkämmt buchstäblich ununterbrochen alle Sinneseindrücke auf der Suche nach irgendeiner Art von Gefahr.

Das limbischen System entwickelte sich während einer Ära der menschlichen Evolution, in der wir ständig unmittelbaren Gefahren ausgesetzt waren. Das Rascheln im Busch war vielleicht nicht der Wind, sondern ein wildes Tier. Diese Einrichtung hat uns unzählige Male das Leben gerettet.

In unserer heutigen modernen Welt sind wir diesen unmittelbaren Gefahren nicht mehr ausgesetzt, allerdings ’sucht‘ unsere Amygdala weiterhin nach Gefahren. Unsere absichtslose Aufmerksamkeit richtet sich deshalb hauptsächlich auf negative Nachrichten. Das Verhältnis unserer Aufmerksamkeit von negativen zu positiven News ist dabei 10:1. Die Medien und die Werbung machen sich das zunutze, und das Resultat können Sie jeden Tag selbst erleben.

Hinzu kommt, dass wir durch unsere negative Nachrichten-Konditionierung bereits eine negative Voreingenommenheit haben. Das bedeutet die Tendenz, negativen Details weitaus mehr Gewicht zu geben als positiven. Durch diese Erwartungshaltung werden unsere negativen Erwartungen erneut bestätigen. Letztendlich verbleiben wir somit in diesem negativen Geisteszustand.

Ein Ausstieg aus dieser Negativspirale ist nur möglich, indem wir unseren bewussten rationalen Verstand benutzen, um Informationen voneinander zu trennen, und vor allem auch Informationen aus anderen, nicht gängigen Quellen heranziehen.

Übrigens, das Wort Nachrichten entstammt etymologisch dem Wort ‚Nachrichtung‘, also etwas, nach dem man sich zu richten hat.

Die Wohlstandsillusion - Warum wir in Fülle leben wollen aber oft Mangel erschaffen

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