Читать книгу Per Email in den Himmel - Thomas Holtbernd - Страница 4
Umbruch
ОглавлениеEs hätte alles so weiter gehen können. Ab und zu eine Bettgeschichte mit so einer Silikonpuppe, ein wenig für den Geist bei einem guten Buch oder bei Gesprächen mit seinen Freunden. Später, wenn die Zeit dafür reif ist, wollte er sich mal nach einer Frau umschauen, mit der er eine feste Beziehung eingehen könnte. Im Alter ist das halt besser, da stehen die jungen Dinger nicht mehr auf so einen alten Knacker. Wenn man dann eine feste Beziehung eingeht, ist man nicht so allein und wird auch noch versorgt, wenn es nicht mehr geht. John hielt sich für einen solchen Schritt jedoch noch für zu jung und das mit einer festen Beziehung hatte noch Zeit. Kinder wollte er sowieso nicht. Und die Partnerbörsen im Netz boten genug Material, um die richtige Frau zu finden. Einige seiner Freunde waren dort schon fündig geworden und schwärmten ihm vor, wie einfach es wäre, für jede Gelegenheit etwas Passendes zu finden.
Vor vielen Jahren hatte er eine längere Beziehung gehabt, vielleicht war es seine erste große Liebe gewesen. Diese Frau war hübsch, allerdings kein Model. Sie träumte von einem glücklichen Leben mit ihm und gemeinsamen Kindern. Damals waren sie beide jung, hatten spinnerte Vorstellungen von der Zukunft, doch sie liebten sich. Zumindest ergriff ihn ein wenig Sehnsucht nach dieser Zeit, wenn er an diese Frau dachte. Er hatte sie verlassen, weil er im ersten Semester an der Universität die Tochter eines Unternehmers kennen gelernt hatte und sich erhoffte über die Beziehung zu ihr die nötigen Kontakte für eine Karriere nach dem Studium zu bekommen. Doch diese Liebesbeziehung zerbrach ziemlich schnell. Denn da er sie nicht liebte, vergnügte er sich auch noch mit anderen Kommilitoninnen. Sie machte ihm ständig Szenen, wenn er mal wieder bei einer anderen Frau sein Glück versucht hatte. Es kam natürlich zum großen Knall, seine große Liebe machte endgültig Schluss und ging zum Studium ins Ausland, weil sie ihn nicht mehr sehen wollte. Sie waren sich nie wieder begegnet. John überwand diesen Schock sehr schnell und tröstete sich mit den Schönsten aus seinem Semester. Er vergaß seine große Liebe. Nur manchmal, wenn er seine depressiven Stunden hatte, dachte er an sie. Dann surfte er im Worldwideweb herum, um vielleicht einen Hinweis auf sie zu finden. Doch sie hatte wahrscheinlich geheiratet und den Namen des Mannes angenommen, sodass er keine Spur fand, die zu ihr führte. Irgendwie tröstete es John, dass er sie nicht finden konnte.
Der Erfolg bei den Frauen war für John eine Bestätigung für sein Mannsein gewesen. Bekannte beneideten ihn, weil er immer irgendeine Freundin hatte. Und die Frauen, die er hatte, waren Güteklasse A. Mit Mädels, die zu dicke Beine, zu viel Speck, keinen knackigen Hintern oder zu wenig Busen hatten, gab er sich nicht ab. Und er fand immer eine, die aussah wie ein Model und um die ihn andere beneideten. Auch beruflich konnte er zufrieden sein. Freunde bewunderten ihn, weil er die besten Frauen hatte und einen Riesenerfolg in seinem Job. Seine Karriere verlief wie geschmiert und ihm machte sein Job auch noch Spaß. Sein Chef war ihm wohl gesonnen und die Kollegen waren - bis auf wenige - nette Leute. Nur das Gehalt hätte besser sein können, denn in den meisten Monaten waren seine Ausgaben höher als seine Einnahmen.