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Kapitel 3) Das Baum Prinzip
ОглавлениеEnrice, der im Traum mittlerweile sein 12. Lebensjahr erreicht hatte, und sich jetzt mehr mit tief greifender Themen auseinandersetzen wollte, fragte Babu den Baum, was es eigentlich auf sich habe mit seinem Aussehen als Baum, seinem starken Stammwuchs und mit seinen Ästen, Zweigen und Blättern, da jeder Ast und jeder Zweig seltsamerweise anders aussah als sein gegenüber. Kein Zweig, kein Ast glich dem anderen. Außerdem fragte sich Enrice, warum der Baum jedes Jahr zur Herbstzeit seine Blätter verlor. Für was sollte das gut sein?
Und Babu antwortet: „Ich möchte dir wieder eine kleine Geschichte erzählen Enrice und ich glaube, du wirst erstaunt sein, wie einfach diese Erklärungen sind. Im Prinzip steht jeder Ast und jeder Zweig und jedes Blatt für eine Charaktereigenschaft, ein Thema oder eine Erfahrung, die du in deinem Leben sammeln solltest.“
„Wie meinst du das?“, fragte Enrice mit großen interessierten Augen.
„Ganz einfach, nehmen wir mal ein Blatt von mir als Beispiel. Dieses Blatt steht für ein gewisses Ziel, sagen wir eine kleine Übung zum Thema Selbstliebe, das wir schon einmal kurz angesprochen hatten. Und der Baum hat jetzt die Aufgabe, symbolisch dieses Ziel für einen Menschen sichtbar zu machen.“
„Ok“, antwortete Enrice, „und warum fällt das Blatt dann wieder ab?“
„Na ja weißt du Enrice, sobald du das Ziel erreicht hast, benötigst du das Blatt nicht mehr und es fällt langsam ab, damit es Platz für ein neues Ziel in deinem Leben machen kann.“
„Achso“, sagte Enrice, „aber warum muss ich denn wieder bis zum Frühling warten, bis ein neues Ziel bzw. Blatt wächst?“
„Das ist ganz einfach, aber leider achten die Menschen in der hektischen modernen Zeit heute nicht mehr darauf. Sobald sie ein Ziel erreicht haben, möchten sie sofort ein neues Ziel ins Visier nehmen, statt zu genießen, dass sie ihr persönliches Ziel erreicht haben, sich hineinzufühlen, zu registrieren, welche Bedeutung es in ihrem Leben gehabt hat und dieses dann langsam loszulassen, um in aller Ruhe über den Winter ein neues Ziel zu definieren. Da es hunderttausende Blätter auf einem Baum gibt bzw. Ziele, die man tagtäglich erreicht, aber nicht so bewusst registriert und dabei gedanklich schon wieder beim nächsten Ziel ist, sollte man sich als Mensch ab und zu zurücknehmen, zurücklehnen und es genießen, wie dieses Blatt langsam fällt und ein frisches neues wächst. So ist es im Prinzip auch mit einem Ast, der vor dem Blatt existiert und die Basis überhaupt darstellt für die Blätter.“
Enrice folgte den Erklärungen des Baumes aufmerksam, weil diese Beschreibungen auf der einen Seite so interessant waren, auf der anderen Seite es aber doch so einfach war, wie der Baum das Prinzip des Lebens widerspiegelte.
„Und kannst du mir noch mehr erzählen über die Äste und den Stamm, lieber Babu?“, fragte Enrice ganz aufgeregt mit zittriger Stimme. Enrice wollte mehr von dem Thema wissen, weil er sich sicher war, dass er vieles davon in seinem Leben gebrauchen könnte.
„Einverstanden“, sagte der Baum, „fangen wir bei der WURZEL an. Doch noch vorher kommt der Keim, bevor die Wurzeln sich entwickeln und der Stamm emporwachsen kann. Stell dir vor, eine Seele möchte auf die Erde kommen und das Lebenssystem der Menschen kennenlernen und dabei auch dem Menschen bei seinem Wachstum zusehen. Der Keim verbringt eine Zeit lang sein Dasein im Dunkeln der Erde so wie ein kleines Baby in einem Mutterbauch und verlässt sich darauf und vertraut, dass er immer genug Wasser und Nährstoffe von Mutter Erde bekommt, um zu wachsen.“
„Au ja, das kann ich mir vorstellen“, sagte Enrice wieder ganz aufgeregt und mit gespanntem Gesichtsausdruck.
„Nun gehen wir einen Schritt weiter, die Seele möchte jetzt schon vor lauter Neugier emporwachsen, damit sie die anderen Menschen bei deren Leben dabei beobachten kann, wie sie sich weiter entwickeln und das Lebenssystem meistern. Allerdings muss der kleine Keimling noch einige Wurzeln im Erdreich entwickeln, bevor er aus der Erde austritt und in den Himmel wächst. Was glaubst du, kleiner Enrice, warum muss der Keimling noch warten, bis er genug Wurzeln hat, bis er emporwachsen kann?“
„Ganz einfach“, sagte Enrice, „damit er gerüstet ist, falls ein starker Windstoß kommt, und er nicht gleich umfällt. Dann wäre er ja praktisch gestorben, oder?“
„Ja ganz genau richtig“, sagte Babu zu Enrice. Er war schon sehr stolz auf Enrice, dass dieser mit seinen jungen Jahren bereits wusste, worum es im Leben ging. „Auf das menschliche Leben umgemünzt würde ich dir sagen, es bedeutet einfach so viel, dass ein Mensch geduldig sein muss auf seinem Lebensweg, wenn er sein Leben meistern will. Und er erst dann den nächsten Schritt in seinem Leben wagen darf, wenn er fest genug verwurzelt und verankert ist bei seinen Themen, denn ansonsten könnte ihn schon der kleinste Windstoß wieder aus der Bahn werfen.“
„Oh ja, das verstehe ich“, sagte Enrice. „Wie geht es weiter?“, fragte er ganz aufgeregt.
„Ja schön langsam. Wenn die Wurzeln tief in das Erdreich gewachsen sind, beginnt der Stamm aus dem Erdreich der Mutter Natur emporzuwachsen. Zuerst kommt nur ein einzelner Stamm, der kräftig genug ist, jedem Windstoß standzuhalten und erst dann beginnen die einzelnen Äste herauszuwachsen. Jeder einzelne Ast steht für ein Lebensthema eines Menschen, das der Baum in Form eines Bildes symbolisiert. Im Laufe eines Lebens entwickelt jeder Baum bis zu 24 kräftige Äste, an denen wiederum Äste wachsen. Erst dann folgen die Blätter. Jeder Ast wächst erst dann weiter, wenn das Blatt ausgewachsen ist bzw. das Ziel erreicht ist und dann wieder losgelassen wird, d. h. der Baum wieder sein Blatt verliert.“
„Und was sind das für Ziele?“, fragte Enrice ganz neugierig.
Und Babu antwortete wieder mit sanfter tiefer Stimme: „Die Ziele der Blätter richten sich immer nach dem Hauptziel des Astes. Jedes Hauptziel eines Astes ist es, zu wachsen und sich weiter zu entwickeln in seinem jeweiligen Lebensthema. Nehmen wir z. B. das Thema Treue. Ein Ast steht und wächst Jahr für Jahr immer erst dann weiter, wenn die kleineren Zwischenschritte, sagen wir Ziele des Blattes TREUE, erreicht sind. Ein Blatt könnte z.B. für folgende Szene stehen: Du kommst in eine Situation, in der dich jemand um einen Gefallen bittet. Allerdings möchtest du ihm diesen Gefallen nicht gewähren, da diese Person dich schon so oft um einen Gefallen gebeten hat und diese Person selbst, dir aber noch nie geholfen hat. Jetzt stelle dir bitte diese Situation vor und du sagst nein zu dieser Person, du wirst ihr diesen Gefallen nicht tun.“
„Und was hat das jetzt mit Treue zu tun?“, schaute Enrice mit seinen großen Mandelaugen den Baum verständnislos an.
„Ganz einfach, das Ziel des Blattes war dir selbst treu zu bleiben, und dadurch, dass du dieser Person nicht den Gefallen tun wolltest und es auch definitiv nicht gemacht hast, indem du NEIN sagtest, bist du dir selbst vollkommen treu geblieben. Somit hast du dir dein Blatt verdient und dein Ziel erreicht und dein Ast im Bereich Treue darf wieder ein Stück weiter wachsen, nachdem er im Herbst das alte losgelassen hat und sich wieder auf ein neues Blatt bzw. Ziel festgelegt hat. Du als Mensch bzw. Baum bestimmst immer wieder selbst, welchen Ast du wachsen lassen möchtest. Jeder Ast steht symbolisch für ein anderes Thema, eine andere Eigenschaft oder Charakteristik eines Menschen. Nur dann, wenn alle Themen, Eigenschaften und Charaktere gleichmäßig erreicht und erarbeitet werden, erst dann kann der Baum bzw. Mensch ruhig und kräftig gleichmäßig wachsen und jedem Wetter trotzen.“
„Oh, dieser Vergleich gefällt mir aber sehr gut“, sagte Enrice. „Kannst du mir all diese Themen der Äste erklären, die so wichtig sind zum Leben?“
„Ja sicher kann ich das, lieber Enrice. Dafür bin ich da und auf diese Erde gekommen, um dieses Wissen dir jetzt weiterzugeben.“ Und der Baum Babu begann Ast für Ast bzw. Kapitel für Kapitel dem lieben Enrice zu erklären.