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1.Vorerst gescheiter
ОглавлениеWas ich Ihnen hier präsentiere, hat mit Seriosität, Realität sowie Vernunft nicht das Geringste zu tun. Man hat mir alles genommen, was mir in meinem Leben etwas bedeutet hat und jetzt schlage ich um mich wie ein angeknockter Boxer, denn was habe ich letzten Endes noch zu verlieren? Vielleicht können Sie sich sogar noch an mich erinnern, aber heute reden und schwärmen ja nur noch alle über meinen Nachfolger, diesen Gaukler, der es ohne meine tatkräftige Mithilfe nie im Leben in dieses Amt geschafft hätte. Den seine Stasi-Akte würde ich auch mal gerne lesen, aber jetzt darf ich so etwas ja leider nicht mehr. Das hier sind keine Bekenntnisse eines Gabelstaplers, sondern bei meinen Einlassungen handelt es sich lediglich um die Rahmenhandlung, ich halte das gesamte Konstrukt zusammen, so wie ich es schon als deutscher Bundespräsident höchst erfolgreich getan hatte. Kaum war ich weg vom Fenster, schon tauchten die FDP sowie die Piraten in den Landesparlamenten auf; zwei Parteien, von denen man nun wirklich nicht allzu viel gehört gehabt hatte. Bevor es wieder irgendwelche üblen Gerüchte, Verleumdungen oder böswillige Unterstellungen gibt, konstatiere ich hiermit feierlich: Ich bekomme für meine Mitarbeit in diesem Machwerk keinen müden Cent, nicht einmal einen aufgeweckten Euro erhalte ich für meine Bereitschaft, als Ich-Erzähler hier den Takt vorzugeben. Wie Sie sehen, handelt es sich bei mir also eben nicht um ein raffgieriges Schneiderlein, das sich von seinen Freunden aushalten läßt. Ich dagegen muß Tag für Tag meine schrecklich nette Familie aushalten, die mich leider auch nach meinem Rücktritt immer noch nicht verlassen hat. Nach wie vor habe ich meine Plagen am Hals sowie Belinda, die olle Nervensäge, die mir immer vorschreiben will, wie viel von meinem Ehrensold ich in griechische Staatsanleihen investieren soll. Na ja, da es sich bei mir ja grundsätzlich um eine höchst biedere und farblose Erscheinung handelt, fangen wir mal lieber mit der Story an, bevor sich die ersten gelangweilten Leserinnen sowie Leser bereits gähnend verabschieden. Weißt Du eigentlich wie schrecklich es ist, nicht nur jeden Tag dasselbe Gesicht, sondern auch noch das immer gleiche Tatoo sehen zu müssen? Da lobe ich mir doch die Bandenwerbung in Fußballstadien. Nein, ich meine damit nicht die Werbung für Banden, wie zum Beispiel die Hannoveraner Kleinstadtmafia, sondern die sich ständig verändernde Werbung für irgendwelche Firmen während einer Fußballfernsehübertragung. Also gut, bevor ich mich hier noch weiter um Kopf und Kragen rede und am Ende meine Alte auch noch beglücken muß, freue ich mich lieber über die Wahlniederlage der CDU in NRW; ja, blöde Angelika, das geschieht Dir recht, mit mir als BP wäre das nicht passiert, denn dann wäre die FDP niemals über fünf Prozent gekommen, aber Du hast Dich ja von der gelben Gefahr einseifen lassen und jetzt sitzt der alte Sack in meinem Schloß in Berlin und ich stehe buchstäblich auf der Straße. Wie soll ich denn von läppischen 199000 Euro im Jahr leben? Hat sich darüber mal jemand Gedanken gemacht? Und als ob man mich schon nicht genug gedemütigt hätte, wurden jetzt auch noch diese unverschämten Tilt-Journalisten, die damals ohne jeden Grund und ohne jegliche rechtliche Handhabe gegen mich intrigierten für den Henri Nannen-Preis nominiert. Nur gut, daß ihre vermeintlich seriöseren Kollegen von der Süddeutschen Zeitung mit solchen Schmierfinken keinen Preis teilen wollten, so gehört sich das, denn wer will schon mit solchen Leuten zusammen auf einem Foto abgebildet werden? Ich jedenfalls nicht, das heißt früher schon, aber die Tilt konnte mich ja bereits seit längerer Zeit nicht mehr leiden, früher war ich ihr noch gut genug, aber sie hat ja schon länger mit dem Jochen geflirtet gehabt und damit meine ich jetzt nicht unseren Fußballbundestrainer. Der hat es auch nicht leicht, mit seinen sechs Feldspielern und drei Torhütern, was will er denn mit denen üben, die bringen ja nicht mal eine Mannschaft zusammen! Auf jeden Fall stecken mal wieder die bösen Sozen hinter dem Ganzen, in allererster Linie natürlich mein persönlicher Erzfeind Siegmund Farbriel. Der hat bis heute nicht verkraftet, daß ich ihn damals im Niedersachsen-Wahlkampf bravourös geschlagen habe und er nicht länger dort Ministerpräsident sein konnte. Ich dagegen wurde ein äußerst beliebter sowie erfolgreicher und reicher Ministerpräsident, womit er sich noch weniger abfinden konnte. Nur um mich zu ärgern und das bürgerliche Lager zu spalten, hat er seinerzeit den Grauck nominiert, denn von der Einstellung her trennen die beiden jämmerlichen Gestalten Welten. Aber es hat ihm damals alles nichts genützt, ich wurde trotzdem deutscher Bundespräsident und alle im Land freuten sich, bis auf die üblichen Verdächtigen, die ewigen Schwarzseher und Kommunisten. Aber meine Gegner gaben nicht auf, sie jagten mich weiterhin im Verborgenen und warteten geduldig auf ihre Chance, die dann leider irgendwann auch kommen sollte. Dabei war es doch die SPD gewesen, die in Niedersachsen jahrzehntelang mit VW und Konsorten geklüngelt hatte. Wiederholt hatte ich als Oppositionsführer über viele Jahre auf diese Vetternwirtschaft und den Hannoverschen Klüngel hingewiesen, aber niemand hat sich dafür interessiert, die Tilt kroch viel lieber dem Spröder in den Arsch. Ich habe doch da nur etwas weitergeführt, das die andere Fakultät schon seit Jahrzehnten schamlos praktiziert hat, ohne daß sich jemals irgendjemand darüber echauffierte. Na so was, jetzt bin ich tatsächlich ein wenig ins Schwafeln gekommen, hätte nicht gedacht, daß mir das immer noch so leicht und schnell passiert. Jedenfalls bin ich ein Freund des Islam, gegen die Vielweiberei habe ich auch nichts einzuwenden und wenn iranische Geistliche einen in Deutschland lebenden iranischen Künstler mit einer Fatwa belegen, dann sage ich dazu nur: Jesus, Scharia und Josef! In diesem Sinne gute Unterhaltung!
Was auch immer es gewesen war, man konnte nicht darüber hinwegsehen. Alles hatte sich verändert, nicht unbedingt von heute auf morgen, aber die goldenen Zeiten waren definitiv vorbei. Immer wenn sie aufwachte, spürte sie, daß in ihrem Leben etwas anders geworden war und wenn der leere Platz im Bett neben ihr nicht gar so befleckt gewesen wäre, dann hätte sie mit dem Waschen des Bettzeugs wohl noch eine Weile warten können. Er war weg, dieser Sack von einem Dreck, erst hatte er sie im Stich gelassen, danach hatte er es sich auf dem Strich gutgehen lassen, mit ihrem Geld wohlgemerkt, aber was spielte das noch großartig für eine Rolle? Geld und blinde Liebe passen meistens ohnehin nicht zusammen, von daher sollte man darüber kein großes Aufheben machen. Wo aber blieben die Dialoge, hatte das alles nicht das Zeug zu einer Tragödie, würde es höchstens zu einem Monolog des Klageweibes reichen oder steckte mehr dahinter, der Mossad zum Beispiel? Früher hatte sie ab und zu dem Papst einen Brief geschrieben, in dem sie ihm ein paar Verbesserungsvorschläge mit auf den Weg gegeben hatte, er jedoch hatte sich als wahnsinnig … beratungsresistent entpuppt gehabt und so hatte es sich bei der ganzen Angelegenheit um eine vergebliche Liebesmüh gehandelt; wobei, verliebt war sie in den Katz nie wirklich gewesen, eigentlich hatte er ihr nur leid getan, der arme alte Mann, der da im Vatikan herumirrte und im Gestern lebte wie sein Vorgänger, aber bei dem hatte man es wenigstens dem Parkinson zuschreiben können. "Na, auch allein?" wurde sie gefragt und auf einmal tauchte aus ihrem Bettkasten ein Wesen auf, das ganz eindeutig ein Vampir sein mußte. "Was willst Du denn in dieser Geschichte?" wunderte sie sich verdutzt. "Na ja, ich dachte, der Spinner will dieses Mal etwas Genreübergreifendes machen", bekannte er. "Von wegen! Der hat mal wieder keinen blassen Schimmer davon, was er überhaupt will. Der hat nur keinen Bock mehr auf diese endlosen Führermonologe, die ihm sonst nur einfallen." "Ach so, aber wenn ich schon mal hier bin, dann könnte ich Dich doch wenigstens in einen Vampir verwandeln." "Wozu soll das denn gut sein?" "Keine Ahnung, aber ich fühle mich ein wenig getäuscht, nachdem unsere einstmals hochverehrte Hanna Nice unsere Chroniken beendet hat, nur weil sie inzwischen katholisch geworden ist." "Ja, auf dieser Welt gehen wundersame, verwirrende Dinge vor sich", gab sie zu und begab sich zum Vampir in den Bettkasten. Was sie dann dort drin trieben, bleibt der Phantasie jeder und jedes Einzelnen überlassen, an dieser Stelle sei lediglich angemerkt, daß damit die Einleitung ein ziemlich absurdes Ende gefunden hat, aber irgendwie muß man halt mal anfangen, oder etwa nicht, Ihr Klugscheißer und Besserwisser, die Ihr immer nur lest sowie kritisiert, aber auf die Idee, selber mal was zu schreiben, kommt Ihr natürlich nicht, denn dann könntet Ihr ja am Ende sogar scheitern, oder, noch schlimmer, ebenfalls kritisiert werden und das würden Eure zarten Seelchen nicht verkraften; aber austeilen, das konntet Ihr schon auf dem Pausenhof supergut, immer mitten in die Fresse rein und in der Pubertät habt Ihr dann die CDs der NPD mit den vielen tollen deutschen Liedern ausgeteilt, nur um später wieder auf den rechten Weg zurückzufinden, Ihr Gesinnungsfaschisten! Ups, ich entschuldige mich hiermit in aller Form, für das eben Enthüllte, man sollte die Wahrheit manchmal wohl wirklich lieber für sich behalten, wo habe ich nur wieder meine Manieren; also seit ich nicht mehr Bundespräsi bin, habe ich mich leider nicht mehr unter Kontrolle, aber vielleicht liegt das ja auch nur daran, daß man in dem Job immer so diplomatisch, förmlich, freundlich, angepaßt sowie schleimig sein muß. In diesem Sinne, Jockel, Du alter Gockel, mal sehen, wie lange Du Dich im Amt halten kannst, Du Respräsenta-Tor.