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3. Das (S)experiment

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Pornographie war ja in den meisten Fällen auch eher so eine schmuddelige Angelegenheit gewesen, weshalb Riedle auf die Idee gekommen war, Intellektuellenpornos zu drehen, in denen ungemein philosophische Dialoge vorkamen, doch das hatte nicht wirklich etwas gebracht. Die Proleten schauten sich die Pornos an und schalteten dabei den Ton aus, nur das Stöhnen hörten sie sich voller Inbrunst an, doch sobald die überdurchschnittlich intelligenten Pornodarsteller zu reden anfingen, wurde dem Ton der Garaus gemacht; die Intelligenteren hörten sich das Geschwafel zwar an, wurden davon allerdings dermaßen abgetönt, daß sie sich bei Riedle bitterlich beschwerten, so daß dem nichts Anderes übrig geblieben war, als aus jenem schwierigen Genre auszusteigen. Doch nun hatte er auf seiner Insel quasi alles versammelt, was es in der menschlichen Natur so gab: Lesben, Bisexuelle, Zwitter, Schwule, Transvestiten, Eunuchen, Zölibatäre, Nymphomanen, von allem war für jeden was dabei und es kam alsbald zur ersten Debatte, denn die meisten Männer wollten ficken was das Zeug hält, da Sex für sie nichts mit Liebe zu tun hatte, die meisten Frauen sahen das jedoch anders, so daß es bereits zu Beginn des Experiments die ersten Differenzen gab. Riedle schaute sich das Ganze ein wenig bedröppelt an, bevor er zu Tatjana meinte: "So hatte ich mir das alles nun wirklich nicht vorgestellt. Sind wir Menschen denn wirklich so primitiv, daß es bei uns nur um das Eine geht?" wunderte er sich. "Bei Euch Männern scheint das wohl der Fall zu sein. Schauen Sie nur, die beiden Schwulen können gar nicht genug davon kriegen. Liebe Deine Triebe, hieß es nicht umsonst schon bei Meister Freud", erinnerte sie ihn maliziös lächelnd. "Das ist ja eine Katastrophe! Der reinste Hasenstall wird das hier! Du meine Güte! Das fängt ja schlimmer an, als ich es mir in meinen schlimmsten Alpträumen habe vorstellen können!" entfuhr es ihm. Sie schaute ihn ein wenig belustigt an, bevor sie entgegnete: "Was hatten Sie sich denn vorgestellt?" "Jedenfalls nicht das. Dabei hatte ich so großen Wert darauf gelegt, daß nicht nur Proleten und Vollspackos an meinem Experiment teilnehmen." Nach jenen Worten widmeten sie sich wieder ihren Forschungsobjekten und was sie da sahen, war wahrlich nicht sonderlich erbaulich. Die Männer stritten sich mit den Frauen, die Transvestiten mit den Zwittern, die Lesben mit den Eunuchen und die Schwulen stritten sich miteinander, nur die Nymphomanen waren friedlich. "Das also ist der Menschheit wahres Gesicht, was für eine scheußliche Fratze! Vielleicht sollte ich das ganze Theater lieber gleich beenden", platzte es aus Riedle heraus. "Ach was, das wäre doch wirklich schade um die ganze Arbeit. Schauen Sie, bei den Leuten handelt es sich um erwachsene Menschen, die geistig einigermaßen gesund sind, die wissen schon was sie tun. Und wenn nicht, dann wird es wenigstens höchst unterhaltsam", glaubte Tatjana. "Ihr Wort in Gottes Ohr", murmelte er. Aber wenige Minuten später sah er wesentlich entspannter aus, denn die Gruppe hatte sich zusammengerauft und das war ohne größere Kämpfe sowie Blessuren gelungen. Das Abenteuer konnte beginnen, wer würde dabei gewinnen, oder ging es einmal mehr und so wie eigentlich immer nur um irgendeinen langfristig gesehen völlig sinnlosen Selbsterfahrungstrip von irgendwelchen gestrandeten Gestalten, die keinen Bock mehr auf das alltägliche, stinknormale und stinklangweilige Leben hatten? Schauen wir uns die Teilnehmer jenes Schauspiels doch einmal ein wenig genauer an, vielleicht konnte man ja sogar noch etwas von ihnen oder wenigstens über sie lernen, die Hoffnung starb bekanntlich zuletzt und wer weiß, womöglich steckte in der ganzen Geschichte hier viel mehr als lediglich ein lächerliches Körnchen Wahrheit, das irgendein blindes Huhn zufällig irgendwo gefunden hatte. Vergessen Sie die politischen sowie die echten Vampire, lehnen Sie sich zurück und genießen Sie das Leben in seiner ursprünglichen Kraft, denn die Evolution hat niemals aufgehört.

Schwer verdaulich

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