Читать книгу Handbuch Ethik für Pädagogen - Thomas Kesselring - Страница 39
3.1. „Tugenden“: Haltungen mit Exzellenzcharakter
ОглавлениеDer klassische Ausdruck für Haltungen mit Exzellenzcharakter ist das Wort „Tugend“. Im Deutschen klingt dieses Wort etwas verstaubt und wird deswegen heute kaum noch verwendet – anders als die entsprechenden Ausdrücke in den romanischen Sprachen (frz. „vertu“, ital. „virtù“, span. „virtud“).
Im Deutschen wurde dieser Begriff außer in Ethik-Lehrbüchern lange Zeit fast nur noch ironisch verwendet. Eine Tugendethik passt – so wird häufig argumentiert – aus zwei Gründen nicht mehr gut in eine moderne Gesellschaft: Erstens stellt sie sehr hohe Ansprüche, und Ansprüche, hinter die man fast zwangsläufig zurückfällt, sind kontraproduktiv; und wer nicht einlösbare Ansprüche propagiert, läuft Gefahr, nicht nur unglaubwürdig zu erscheinen, sondern sich womöglich zu einer Witzfigur zu machen. Zweitens gibt es in pluralistischen Gesellschaften keinen genügend breiten Konsens mehr über Tugenden im klassischen Sinn. – Auf diese Einwände wird noch einzugehen sein (Kapitel 3.3 und 3.4.). Doch zunächst soll der Tugendbegriff noch etwas genauer erläutert werden.