Читать книгу Das hier will keiner lesen - Thomas Korell - Страница 27

Оглавление

Werbung…

…hat mich schon als Kind fasziniert. Denn ich gehöre zur Generation des „Hustinetten-Bärs“. Waschmittel wuschen „nicht nur sauber, sondern rein“ und sogar „weißer als weiß“. Und „Dienstag ist Schwienstag“ – autsch. Die gute alte Zeit. Was mich betraf, ich wollte als Kind unbedingt Werbetexter werden, so wie andere Feuerwehrmann. Der Wunsch bestand vielleicht zwei oder drei Monate, ich weiß es nicht mehr genau, aber wenn ich so darüber nachdenke, was daraus hätte werden können…

Ich hätte die Dimensionen erweitert, die letzten Grenzen überwunden, die ultimativen Ketten gesprengt. Werbung macht ja im Grunde nichts anderes, als beim Verbraucher ein Problem, sprich Bedürfnis (plus schlechtes Gewissen) zu erzeugen, dessen er sich erstens bis dahin noch gar nicht bewusst war und welches sich zweitens innerhalb der nächsten 20 Sekunden, der Dauer des Werbespots, in Wohlgefallen und Zufriedenheit (plus gutes Gewissen) auflöst. Alles klar? Falls nicht, es besteht die Möglichkeit, den letzten Satz noch einmal zu lesen. Ich mache dafür jetzt auch extra eine kurze Werbe-, ähh, Schreib- P A U S E !

Also, Werbung macht ja im Grunde nichts anderes, als … nein, das hatten wir bereits … ich hätte die Pause doch nicht machen sollen . es ist gar nicht so leicht, danach den Faden wieder aufzunehmen. (kurzer Seufzer)

Also (das Wort übernehme ich nochmal vom vorigen Absatz) die Ketten, ja die gesprengten Ketten. Jetzt bin ich wieder drin! Die Bedürfnisse, darauf wollte ich hinaus, können gar nicht skurril genug sein. Wenn ich den Druck auf die Konsumenten sukzessive steigere, zum Beispiel durch eine Erhöhung der Sendehäufigkeit des Werbeclips, dann glauben die am Ende schlichtweg alles.

Nehmen Sie die Milch als Beispiel. Was da wohl alles drin sein mag. Milch ist ein Naturprodukt – da ist alles drin. Es gibt nichts, was da nicht drin ist. Das gesamte Universum bildet sich darin ab. Milch ist der Ursprung, der Grundstoff, der ins Leben führt. Aus Milch lässt sich Joghurt herstellen und Käse und Butter und „Kinder-X“ (X ist der Name eines auf der Südhalbkugel wildlebenden, flugunfähigen, aufrecht watschelnden Vogels, der über ausgezeichnete Fähigkeiten als Taucher verfügt und seinen Nachwuchs in zum Teil riesigen Brutkolonien aufzieht. Bitte den letzten Buchstaben des Vogelnamens streichen). Sie sehen, in Milch muss einfach alles enthalten sein, wenn so viel Verschiedenes daraus entstehen kann. Ich als Werbetexter würde deshalb auf gar keinen Fall unerwähnt lassen, dass es auch bei der guten alten Milch zu ständigen technischen Neuerungen kommt, die ihre Qualität ins Unermessliche steigern. Die von mir beworbene Milch wäre daher auf jeden Fall „noch bleiärmer und jetzt auch cadmiumreduziert“! Was sagen Sie? Ist das der Sprung in die letzte noch mögliche Dimension der Menschheitsverblödung? Nein? Aber Sie müssen zugeben, dass ich damit zumindest eine neue Verschwörungstheorie auslösen würde. Da bin ich mir nun aber wirklich ganz sicher.

Das hier will keiner lesen

Подняться наверх