Читать книгу Nick 6 (zweite Serie): Baltimore Lees Diamanten - Thomas Newton - Страница 6
ZWEI
ОглавлениеAm nächsten Morgen startete Nick zusammen mit Jane Lee und seinen Freunden vom New Yorker Großflughafen zum Flug nach Nevada. Ihr Ziel war das Forschungsgelände, auf dem das Sternenschiff nach der Entführung durch Diktator Drago wieder instand gesetzt worden war und für die bevorstehende Expedition ausgerüstet wurde.
Einen Feuerschweif hinter sich herziehend, schraubte sich der Jet in den wolkenverhangenen Himmel. Schon bald blieben die hoch auftürmenden Wolkenkratzer der Metropole hinter ihnen zurück.
Nick setzte sich mit der Flugkontrolle in Verbindung und schwenkte nach Bestätigung durch den Tower seine Flugroute auf einen südwestlichen Kurs, dann schaltete er auf Autopilot. Der Jet würde schon bald die Stratosphäre erreichen und die Entfernung von mehreren tausend Kilometern binnen einer Stunde zurücklegen.
»Ich habe übrigens eine Überraschung für Sie, Miss Lee«, meinte er zu der Tierfängerin, die direkt hinter ihm saß. »Kurz vor dem Start habe ich von der Weltraum-Forschungsbehörde alle Vollmachten für die Zusammenstellung der Sternenschiff-Besatzung erhalten. Sie stehen natürlich mit als Erste auf der Liste.«
Die junge Frau konnte einen Freudenschrei nur mit Mühe unterdrücken. »Sie … sind wunderbar!«, entfuhr es ihr stattdessen.
»He, keine Übertreibungen«, grummelte Tom Brucks hinter ihr. »Xutl und ich haben uns auch für Sie eingesetzt!«
Nick musste bei dem kleinen Wortgefecht, das nun zwischen den beiden folgte, schmunzeln und lehnte sich entspannt zurück.
*
Zur gleichen Zeit herrschte auf einem Raumschiff-Flughafen in der Nähe New Yorks reger Betrieb. Die privaten Gesellschaften setzten alle verfügbaren Schiffe ein, um möglichst viele von den Gütern des neu entdeckten Sonnensystems für sich zu gewinnen. Nahezu im Minutentakt starteten und landeten die Raketen. Ein Grollen und Brausen der zahlreich aufheulenden Triebwerke erfüllte die Luft.
Abseits der Gebäudetrakte der großen Gesellschaften lagen die Bürogebäude der kleinen Unternehmen. Sie waren in einem Halbkreis um ein kleines Landedeck angeordnet, auf dem soeben ein Helicar landete. Drei Männer warteten, bis die Maschine gelandet war und die Rotoren aufgehört hatten, sich zu drehen, bevor sie den Mann begrüßten, der mit seinen Begleitern ausstieg.
Bereits an seinem Gesichtsausdruck konnten Vince Andersons Männer sehen, dass die Pläne ihres Chefs fehlgeschlagen waren. Mit verhärteter Miene schritt der Raumschiffkapitän auf sein Büro zu. Der Schnauzer in seinem Gesicht vibrierte vor unterdrückter Wut.
»Sie hätten auf Miss Lees Vorschlag eingehen sollen, Chef«, wagte Theo ›Teddy‹ Cummings es, die Stille zu durchbrechen. »Ein Drittel des unermesslichen Schatzes …«
»Halt den Mund!«, schnauzte Anderson ihn an, und Teddy zog unwillkürlich den Kopf ein. Die Gruppe betrat die Büros von Andersons alles andere als gut laufendem Transportgewerbe. Frank Stone, der als Letzter den Raum betrat, stellte sicher, dass die Tür hinter ihnen geschlossen war und niemand das Gespräch zufällig verfolgen konnte.
Anderson herrschte seine Leute mit einer Geste an, sich um ihn zu versammeln. Sein Blick ging von einem zum anderen, bevor er ansetzte.
»Noch ist gar nichts verloren«, grollte er.
»Aber … ohne das Medaillon können wir doch gar nicht an den Schatz heran«, warf Ringo Olsen ein.
»Das ist noch nicht das Schlimmste«, fügte Butch Saunders neben ihm an. »Jane Lee hat diesen Nick überredet, sie im Sternenschiff mitzunehmen!«
Ein Raunen ging durch die Gruppe.
»Was soll dann Ihr Gerede, dass nichts verloren ist, Chef?«, warf Ringo ein. »Mit dem Sternenschiff haben sie den Schatz gehoben, ehe wir überhaupt gestartet sind!«
»Dummkopf!«, brauste Anderson auf. »Das Sternenschiff startet erst in vier Wochen. Und bis dahin wollen wir ja nicht untätig sein, oder?«
Die Männer sahen ihn fragend an.
»Wenn wir in den nächsten drei Tagen starten, können wir fast gleichzeitig mit dem Sternenschiff den zweiten Planeten erreichen«, führte der Kapitän aus.
»Hm … das stimmt«, überlegte Matt Norris, der sich bisher aus dem Gespräch herausgehalten hatte, um seinen Boss nicht gegen sich aufzubringen. »Aber was hätten wir damit gewonnen?«
»Damit allein nicht viel. Aber wir werden an Bord des Sternenschiffs einen Verbündeten haben«, erwiderte Anderson mit einem Grinsen.
»Was?!«, entfuhr es Teddy. »Sie kennen jemand der Besatzung?«
Anderson wiegte den Kopf, und sein Grinsen wurde noch breiter. »Noch nicht … aber du wirst mir die Besatzungsliste besorgen. Der Rest ist eine Frage des Geldes. Du wirst schon sehen!«
*
Nachdem Theo Cummings seine Kontakte eingesetzt hatte und zudem eine stattliche Summe Geld hatte springen lassen, lag Anderson die Besatzungsliste tatsächlich vor. Er ordnete seine Männer an, das Schiff startklar zu machen und teilte ihnen mit, dass er für eine ›kurze Reise‹ unterwegs sein würde.
Keiner seiner Untergebenen wagte es nachzufragen, was er damit genau meinte, und so machten sie sich stattdessen an die vor ihnen liegende Aufgabe. Ihre Rakete war nach der letzten Reise alles andere als in einem guten Zustand, und so würden sie die verbleibende Zeit benötigen, um sie raumtauglich zu machen.
Als Anderson nach zwei Tagen zurückkehrte, ging er vergnügt auf seine Männer zu, die ihn vor dem Büro erwarteten.
»Ist die Kiste startklar?«, fragte er mit einem Nicken zu der Rakete, die nur unweit von ihnen entfernt in den Himmel ragte.
»Ja«, bestätigte Butch Saunders, der als sein leitender Ingenieur die Triebwerke überwachte. »Donnerwetter«, fügte er an, als er sah, wie sein Boss mit ausladenden Schritten und schwungvoll auf die Einstiegsluke zulief. »Sie haben Erfolg gehabt?«, raunte er ihm zu.
Anderson warf ihm nur einen verschwörerischen Blick zu und stieg die Leiter empor. Nachdem sich alle Männer auf ihren Plätzen eingefunden hatten, ließ er den Raketenmotor hochfahren und bat über Funk um Starterlaubnis.
Die Zufriedenheit, die eben noch sein Gesicht erfüllt hatte, wich nun einer starren Grimasse, als er die Antwort hörte.
»Raumschiff A-1 von Kapitän Anderson«, meldete sich ein Mitarbeiter aus dem Tower, »Ihr Startgesuch ist abgelehnt. Der Weltraum-Sicherheitsdienst verlangt eine technische Überprüfung Ihres Schiffes.«
Anderson schlug mit der Faust aufs Instrumentenpult.
»Bei allen Teufeln! Dahinter kann nur Nick stecken!«, stieß er aus. »Der Kerl hat seine Beziehungen spielen lassen, um uns aufzuhalten. Na warte …« Seine Finger huschten über die Kontrollelemente. »Ich kann auch ohne Erlaubnis starten!«
»Aber Chef!«, wollte Frank Stone am Navigationspult einwerfen. »Dann …«
Anderson machte eine unwirsche Handbewegung. Rasend vor Wut war er bereit, alle Risiken einzugehen und sich über das Startverbot hinwegzusetzen. Allen Vorschriften zum Trotz riss er den Starthebel zu sich heran und wartete nicht einmal, bis sich alle seine Männer angeschnallt hatten. Sie schrien wild durcheinander, als sie durch den Andruck von ihren Sitzen geworfen wurden.
Das Hecktriebwerk brüllte auf, und eine Feuerlohe leckte über den Bodenbelag. Dunkle Rauchschwaden hüllten die umstehenden Maschinen ein. Bodenpersonal und Piloten rannten über den Platz und versuchten sich in Sicherheit zu bringen.
Zuerst nur langsam, dann immer schneller schoss die Rakete in die Höhe. Fassungslos sahen ihr die Lotsen im Tower hinterher.
Vince Anderson starrte mit versteinerter Miene auf den Hauptbildschirm und ließ sich durch nichts in seinem Tun beirren. Als er aus dem Augenwinkel das Licht für den Sprechfunk sah, schaltete er ihn wie beiläufig ein.
»Achtung, Achtung! Kapitän Anderson! Landen Sie sofort! Sie haben bei dem unerlaubten Start zwei Raumschiffe beschädigt!«, schnarrte eine Stimme aus dem Lautsprecher. »Landen Sie sofort! Sonst schicke ich Ihnen die Raumpatrouille auf den Hals!«
Mit unbewegtem Gesicht schaltete Anderson das Funkgerät ab und stellte den R-3-Antrieb ein, als das Schiff die oberste Schicht der Atmosphäre passierte. Trotz seines verwegenen Vorhabens wusste er genau, was er seiner Maschine abverlangen konnte. Auch wenn er wertvolle Zeit gewonnen hätte, wäre es zu riskant gewesen, den Antrieb bereits innerhalb der Atmosphäre hinzuzuschalten.
Hinter sich hörte er ein Stöhnen aus mehreren Kehlen.
»Was … was ist geschehen?«, fragte Ringo Olsen und fasste sich an den Kopf.
»Wir sind im Raum«, erklärte Anderson trocken. »Setz dich ans Radargerät, damit wir rechtzeitig merken, wenn uns die Raumpatrouille an den Kragen will«, ordnete er an, ohne sich weiter für den Zustand seiner Männer zu interessieren.
Diese folgten den weiteren Anweisungen zuerst nur widerwillig, doch der kalte Blick ihres Chefs machte ihnen deutlich, dass er Widerspruch nicht zuließ.
»Sie … hätten nicht ohne Erlaubnis starten dürfen«, warf Theo Cummings dennoch zögernd ein. »Selbst wenn wir der Raumpatrouille entwischen … bei unserer Rückkehr auf die Erde erwischt man uns doch!«
Anderson verzog die Lippen. »Bei unserer Rückkehr sieht alles ganz anders aus, Teddy. Dann sind wir so unermesslich reich, dass uns die Entschädigungssumme für die zerkratzten Raumschiffe und die Strafe nicht das Geringste ausmachen werden. Und sollten sie mir mein Kapitänspatent entziehen …«, er zuckte mit den Schultern. »Ich wollte mir sowieso eine Insel in der Südsee kaufen.«
Die Männer konnten selbst nicht sagen, ob es die Gelassenheit ihres Chefs war oder die Aussicht auf einen Reichtum, den sich keiner von ihnen auch nur ansatzweise vorstellen konnte.
»Achtung!«, rief Ringo Olsen nach einem Blick auf den Bildschirm. »Wir haben ein Raumschiff auf dem Radar. Es hat seinen Kurs auf unseren abgestimmt.«
Anderson knurrte. »Das wird das Schiff der Raumpatrouille sein, das diesen Sektor überwacht.«
Nun warfen sich die Männer doch einen besorgten Blick zu.
»Das ist das Ende unserer Eskapade, Chef!«, jammerte Frank Stone. »Ich sehe uns schon im Straflager auf der Venus landen statt auf dem zweiten Planeten im neu entdeckten System!«
»Mach die Strahlenkanone klar, Teddy«, wies Anderson seinen Untergebenen an, ohne auf Stones Äußerung einzugehen.
»Zu Befehl«, antwortete Cummings und warf seinem Kollegen einen scharfen Blick zu. Doch Frank Stone ließ sich nicht beirren.
»Sie wollen es auf einen Kampf ankommen lassen?«, überschlug sich seine Stimme fast. »Das ist doch aussichtslos! Die Patrouillenschiffe sind viel besser bewaffnet als wir!«
Anderson wandte sich nur kurz zu seinem aufmüpfigen Untergebenen um. »Und wir haben den Vorteil, dass uns die Patrouille erst zum Beidrehen auffordern muss, bevor sie ihre Geschütze einsetzen darf.«
»Achtung, ein zweites Patrouillenschiff nähert sich dem Sektor!«, warf Ringo ein.
Anderson brummte. »Sie wollen uns also jede Fluchtmöglichkeit abschneiden.«
Als er sah, wie Frank Stone den Mund öffnete, schnitt er ihm mit einer unwirschen Bewegung das Wort ab und überprüfte den Kurs des zuerst entdeckten Schiffes. »Ausgezeichnet!«, rief er aus und erhob sich aus seinem Sessel. »Lass mich an die Kanone, Teddy«, forderte er ihn auf. »Übernimm du die Kontrolle, Ringo.«
Dieser sah seinen Chef irritiert an. »Ich verstehe nicht …?«
Beide Männer folgten jedoch der Anweisung, und Anderson beugte sich über die Waffenkontrolle. Als nur wenig später der Befehl über Funk einging, das Schiff zu stoppen, setzte er ohne zu zögern seine Strahlenkanone ein.
Blitzend schlug der Strahl in das Heck des Patrouillenschiffs ein und löste es in Atome auf. Eine Explosion erschütterte das Schiff, und die Steuertriebwerke trudelten durchs All.
Anderson lachte auf. »Halte den Kurs, Ringo. Das Patrouillenschiff ist manövrierunfähig.«
»Aber das zweite Schiff?«, hakte dieser nach.
Vince Anderson winkte ab. »Keine Sorge. Das erste Schiff kann seine Flugbahn nicht ändern … mit diesem Kurs rauscht es auf die Sonne zu. Glaubst du, die Männer im zweiten Schiff lassen ihre Kameraden verglühen?«
Ringo Olsen lief bei der Kaltblütigkeit seines Chefs ein Schauder über den Rücken, dennoch ließ er sich nichts anmerken.
»Sie haben recht«, meinte Theo Cummings. »Das zweite Schiff hat seinen Kurs geändert!«
Anderson grinste zufrieden und stemmte die Arme in die Hüften.
»Der Weg in das fremde System ist frei, Jungens!«
Er wies Ringo an, den Pilotensitz wieder zu räumen und nahm selbst Platz. Seine Augen überflogen die Instrumente. »Jetzt kann uns nichts mehr aufhalten«, sagte er, nachdem er sich vergewissert hatte, dass sie sich wieder auf dem eingegebenen Kurs befanden. »Die Diamanten auf dem zweiten Planeten sind schon so gut wie in unseren Taschen!«
*
Zur gleichen Zeit wurde auf dem Versuchsgelände der Weltraum-Forschungsbehörde in der Wüste von Nevada an der Ausrüstung des Sternenschiffs gearbeitet.
Das einzigartige, kugelförmige Raumschiff ragte wie ein Berg in den stahlblauen Himmel und schimmerte matt im Licht der Sonne. Zahlreiche Kräne und Aufbauten rings um das Schiff nahmen letzte Reparaturarbeiten vor oder beförderten Zubehör in die Ladebucht.
Inmitten der Betriebsamkeit auf dem Landedeck standen Nick und Xutl und sahen wie gebannt auf den stählernen Koloss.
»Die Arbeiten schreiten planmäßig voran«, erklärte der Marsianer. »In drei Wochen können wir starten.«
»Gut. Ich …«, wollte Nick antworten, als ihn eine Lautsprecherdurchsage unterbrach.
»Achtung, Achtung! Nick, bitte zum Chef!«
Verwundert sahen sich die beiden Männer an.
»Am besten, du kommst mit«, meinte Nick zu seinem Freund, und der Marsianer stimmte zu.
Sie stiegen in einen bereitstehenden Turbowagen und fuhren das Landefeld entlang zum Hauptgebäude. Nach dem schweren Sabotageanschlag durch Diktator Dragos Leute war die Anlage wieder vollkommen instand gesetzt worden. Kurze Zeit darauf standen sie vor Murrays Büro und wurden durch den Sekretär des Chefs der Weltraumbehörde hereingebeten.
Murray erhob sich hinter seinem Schreibtisch und reichte den beiden Männern die Hand. Der ernste Blick seines Vorgesetzten machte Nick stutzig.
»Ich wollte mit Ihnen über Ihre Besatzung sprechen«, eröffnete Murray. »Aber vorher muss ich Ihnen noch mitteilen, dass Kapitän Anderson trotz strikten Startverbots abgeflogen ist.«
»Donnerwetter, das hätte ich ihm nicht zugetraut!«, stieß Nick verblüfft aus.
Murray schüttelte den Kopf.
»Der Kerl ist mit allen Wassern gewaschen. Er hat ein Schiff der Raumpatrouille mit seiner Strahlenkanone beschädigt und damit das zweite ihn verfolgende Schiff mehr oder weniger außer Gefecht gesetzt, weil die Jungs an Bord ihre Kameraden retten mussten.«
Nick schob das Kinn vor.
»Anderson scheint ein guter Taktiker zu sein«, musste er eingestehen. »Aber ich verstehe nicht, warum er ein solches Risiko auf sich nimmt. Gegen das Sternenschiff hat er doch keine Chance. Selbst wenn es ihm gelingt, vor uns den zweiten Planeten zu erreichen, dann hilft ihm das gar nichts! Das Medaillon hat Miss Lee.«
»Hm … vielleicht will er die Wilden mit Waffengewalt zwingen, ihm die Diamanten auszuhändigen?«, überlegte Murray.
Nick fuhr sich übers Kinn. »Ich kann nur nicht verstehen, dass Anderson das versuchen will, Sir. Er hat das Tagebuch von Miss Lees Vater gelesen, und daraus geht hervor, dass die Wilden in unzugänglichen, von Sümpfen umgebenen Schluchten leben. In solch einer Schlucht helfen moderne Waffen wenig. Das musste die Besatzung von Baltimore Lees Expedition ja am eigenen Leibe erfahren.« Er schüttelte den Kopf. »Nein, es ist undenkbar, dass Anderson das übersehen hat.«
Murray sah ihn eindringlich an.
»Ich rate Ihnen, vor Anderson auf der Hut zu sein. Er muss bestimmte, Ihnen unbekannte Pläne verfolgen.« Er sah kurz auf seinen Schreibtisch. »Aber nun zu Ihrer Besatzung …«
Der Leiter der Weltraumbehörde machte eine kurze Pause, als wisse er nicht so recht, wie er anfangen sollte.
»Der Chef der Weltsicherheitsbehörde wünscht, dass außer den von Ihnen angegebenen Männern noch drei hinzukommen.«
Nick sah seinen Vorgesetzten verwundert an. »Wie?! Die Besatzung ist vollständig, Sir!«, erwiderte er.
Murray hob beschwichtigend die Hand. »Vollständig schon. Aber es sind nicht einmal zehn Prozent der Männer der ersten Sternenschiff-Expedition an Bord. Raum genug haben Sie also, um den Wunsch Ihres obersten Chefs zu berücksichtigen.«
»Die Erfahrungen, die ich auf der ersten Expedition gesammelt habe, rechtfertigen eine geringere Anzahl, Sir«, führte Nick aus. »Ich habe die Männer dieses Mal nicht nur nach ihren fachlichen Kenntnissen ausgesucht, sondern auch charakterliche Gesichtspunkte berücksichtigt.«
»Wenn Ihnen das Sorge macht, kann ich Sie beruhigen«, antwortete Murray. »Die drei Neuen sind über jeden Zweifel erhaben. Sie sind vor einer Woche von der Raumakademie abgegangen. Es handelt sich um Eric Marsh …«
»Eric Marsh. Ist das etwa …?«, entfuhr es Nick.
»Ja, der Sohn eben unseres höchsten Chefs«, bestätigte sein Vorgesetzter. »Die anderen beiden sind Freunde von ihm. Richard Dickson und Peter Bruce. Alle drei sind prächtige Burschen, wie ich selbst feststellen konnte!«, betonte er.
Nicks Miene machte keinen Hehl daraus, dass er von dieser Anordnung nicht begeistert war.
»Hm, eigentlich … na, dem Wunsch des Chefs kann ich mich nicht verschließen«, meinte er schließlich.
»Gut«, antwortete Murray und wirkte erleichtert. »Die drei warten nebenan. Kommen Sie, ich mache Sie mit ihnen bekannt.«
Er ging auf eine Seitentür zu und öffnete sie. Als sie den dahinter liegenden Raum betraten, empfing sie eine schneidige Stimme.
»Achtung, stillgestanden!«, rief ein junger Mann in tadellos sitzender Uniform, und zusammen mit den anderen beiden Anwesenden nahm er Haltung an.
Nick lachte. »Rühren, Sie sind nicht mehr auf der Akademie«, begrüßte er die drei, und sie folgten seiner Bitte.
Murray ging auf den Jungen zu, der den Befehl gegeben hatte.
»Das ist Eric«, stellte er ihn vor.
Eric Marsh war ein junger Mann von vielleicht achtzehn Jahren, der einen Bürstenhaarschnitt trug. Sein keck wirkendes Gesicht war mit Sommersprossen übersät.
Er machte eine zackige Verbeugung. »Es ist eine Ehre für mich, an der Expedition teilnehmen zu dürfen, Sir!«, wandte er sich an Nick.
»Danke«, erwiderte dieser. »Aber nennen Sie mich ruhig Nick, junger Mann. Das ist so üblich in der Schiffsgemeinschaft.«
Eric Marsh nickte und strahlte dabei.
»Richard und Peter«, stellte Murray die anderen beiden Kadetten vor.
»Zu Befehl, Nick!«, antworteten sie wie aus einem Munde und waren sichtlich stolz, ihn beim Vornamen nennen zu dürfen.
Der Weltraumfahrer schmunzelte. »Danke. Am besten, Sie lassen sich von Xutl durch das Schiff führen, damit er Ihnen Ihre künftigen Arbeitsbereiche zuweisen kann.«
Er sah zu seinem Freund, der ihm zunickte und die jungen Männer bat, ihm zu folgen, während Nick mit Murray die Vorbereitungen bis zum Starttermin durchging.