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Für Deutschland um die Welt – Die Abenteuer des „RoIf Torring“

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Dieser Tage (Oktober 1975) erschienen im Lentz-Verlag, München, als Nachdruck-Sammelband die eisten fünf Hefte der alten Rolf-Torring-Serie; vielleicht Grund zu einigen Gedanken über diese deutsche Heftroman-Figur, die zweifellos über lange Jahre hinweg zu den markantesten Gestalten unter den Kiosk-Abenteuern zählte.

Angefangen hatte es einst im Jahre 1930, als das Berliner ‚Neue Verlagshaus für Volksliteratur‘ eine Heft-Reihe begann, die sich ‚Rolf Torrings Abenteuer‘ nannte, und die den Leser – im Unterschied zum herkömmlichen Kriminal- oder Wildwestheft – in Regionen führte, die ob ihrer damals nur halbbekannten Eigentümlichkeiten am ehesten Symbolbegriff für abenteuerliche Geschehnisse, für geheimnisvolle Begebenheiten unter Wildnis-Vorzeichen werden konnten. Die neue Serie jedenfalls brachte ihre wohl meist jugendlichen Freunde ins Innere Schwarzafrikas, nach Südamerika, in die Südsee und die Inselwelt von Niederländisch-Indien, nach Australien wie den US-amerikanischen Westen. Phantasiestimulierend war sicher auch die in den ersten Erscheinungsjahren auf der Umschlagrückseite der 64seitigen Hefte gebrachte ‚Reiseroute‘, die zum gedanklichen Nachvollzug des Weges einlud, den die Helden für ihr Publikum durch die Unwirtlichkeit zogen.

Die ‚Helden‘, das waren laut Verlagsaussage die ehemaligen Kampfflieger Rolf Torring und Hans Warren (der als freundschaftlicher Biograph in der ‚Ich‘-Form erzählte), sowie deren schwarzer Begleiter ‚Pongo‘, der durch überragende Kräfte und nimmermüden Optimismus (‚Massa ganz ruhig sein, Pongo schon machen…‘) in Erinnerung blieb. Der riesige Neger war denn auch öfter Retter in der Not, seine bedingungslose Treue erfuhr ihr Denkmal in der Ausgabe von ‚Pongo-Anstecknadeln‘ für ebenso treue Leser.

Geschrieben wurden die Geschichten der ‚Torring-Serie‘ zunächst ausschließlich von Wilhelm Reinhard, und zwar bis zu Heft Nr. 307 unter Pseudonym Hans Warren, und von Nr. 308 bis 312 als Hans Warren-Holm (wegen des Einspruchs eines wirklichen Hans Warren). Ab Nr. 313 bis zum Schlussband Nr. 444 (in dem wohl eine Ausgabe 445 noch angekündigt wurde, doch ist deren Erscheinen fraglich) kamen neben Wilhelm Reinhard (dann als ‚Peter Carr‘) auch andere Autoren zum Zuge, und zwar: Willy Dehn, Rudolf König, Wilhelm Franz (d.i. Nikolaus v. Dreyse), Hanns Zomack, Robert Storr (d J. Anton J. Maly), Hans Reinhard, Ingo Manfred (di. Walter de Planque), Adrian Mohr.

Durch die Hinzuziehung neuer Verfasser löste sich naturgemäß die Dichte der bisherigen Handlungsführung, wurde aus einem kontinuierlichen Reiseweg ein mehr oder weniger sprunghaftes Geschehen. In der Parallel-Reihe ‚Jörn Farrow’s U-Boot-Abenteuer‘ – mit der Torring-Reihe durch mehrere Treffen der Titelheldengruppen vom Verlag aus verzahnt – verlief die Autorenentwicklung identisch. Im Gegensatz zu Torring waren die ‚Farrow‘ – Geschichten allerdings in der dritten Person erzählt.

Als bei Kriegsbeginn im September 1939 neben den meisten anderen Heftromanreihen auch die Torring-Serie angehalten werden musste, war man also bis zur Ausgabe 444 (möglicherweise auch 445) gelangt. Trotzdem – und das macht heutigen ernsthaften Sammlern einige Sorgen – gab es eine höhere Anzahl von Torring-Abenteuern als die letzte Bandnummer es ausweist, weil im Rahmen von Nachdrucken ausverkaufter Ausgaben (etwa zwischen 1936/38) einige Hefte mit stark verändertem oder sogar völlig neuem Text erschienen; zum Teil unter den alten Titeln, jedoch auch mit anderer Kopfzeile. Bei den Heften 6, 7 und 8 soll das auf Grund ursprünglicher Schilderungen von Kolonialgeschehen in Besitzungen unter französischer Kontrolle geschehen sein; welche Gründe die Änderungen der Torring-Ausgaben 28,45,47,49,58,84, 92, 102, 114,149, 150,162,209 und 214 hatten, lässt sich heute kaum noch feststellen. Außerdem kann der interessiert Schürfende heutzutage auch nur das vergleichen, was er im Doppeltext vorliegen hat, so dass weitere Textvariationen denkbar bleiben.

Analog der Textveränderungen erfuhren auch einige Umschlagbilder im Zuge von Neuauflagen geringfügige Retuschen, aber das dürfte wohl nur dem spezialisierten Sammler bemerkenswert sein. Die Bildgestaltung selbst – im Torring’schen Braun/Beige – war bis auf wenige Ausnahmen von ausgezeichneter Qualität. Die abenteuerlichen Szenen, oft mit prächtigen Tierdarstellungen, beeindruckten durch die Akribie ihrer Linienführung, die sichere perspektivische Sicht. Das matte Braun des Druckes brachte zusätzlich eine gewisse Wärme, unterstützt durch ein leichtes Verschwimmen der Konturen. Das Äußere der Torring-Hefte, so wie es sich in den Jahren 1930 bis 1939 präsentierte, war jedenfalls absolut positiv zu werten.

Ähnliches kann vom Text her eigentlich nur vom Frühteil der Reihe gesagt werden; im Rahmen seiner ca. 300 meisten Torring-Erzählungen gelang es Wilhelm Reinhard ganz vorzüglich, ein abenteuerbuntes Bild ferner Länder und Menschen zu weben, verstärkt und gebunden natürlich durch die fiktive Klammer einer sich fortsetzenden Reise, die lediglich ständige Unterbrechungen beim Bestehen der jeweiligen Abenteuer erfuhr. Da W. Reinhard auch sprachlich und gedanklich Ansprechendes zu bieten hatte, wuchs die frühe Torring-Serie zu einer unterhaltungsvergnüglichen Geschehnis-Schnur, wehte in ihr das Aroma einer lockenden Ungebundenheit. Spätere Autoren, zumeist erzählerisch schwächer und nicht immer konzeptidentisch, verwischten dann dieses geschlossene Bild.

Die einstige Beliebtheit des Begriffes ‚Rolf Torring‘, der fortwirkende Erinnerungswert, führten 1951 zum Neubeginn der Serie. Das ‚Neue Verlagshaus für Volksliteratur“ (jetzt Bad Pyrmont) gab in ähnlicher Aufmachung und geringfügiger Überarbeitung die Texte der Vorkriegs-Torringserie nochmals heraus, ebenso wie die der Schwester-Reihe Jörn Farrow“. Diese Torring-Generation lief jedoch unter den alten Vorgaben nur bis zur Nr. 193 (Farrow bis Nr. 166), dann glich man das Konzept und das Format den zeitgenössischen Serien an. Als Torring schließlich (1960) von Pabel gedruckt und ausgeliefert wurde, war er in Aussehen und Inhalt für seine früheren Freunde längst nicht mehr ‚ihr‘ alter Held. Das letzte Nachkriegsheft war die Ausgabe Nr. 273 (Farrow 241).

Der Vollständigkeit halber seien auch jene Torring-Ausgaben erwähnt, die nach dem Kriege – wie man hören kann, ohne Wissen der Lizenzträger – erschienen sind: das waren einmal die Hefte des Interlit-Verlages/Wien, als ‚Rolf Torring‘ firmierend, und 1951 herausgegeben. Allem Anschein nach gab es nur wenige Ausgaben, die überdies im Text keine Bezüge zur Vorkriegsserie hatten, in Format und Aufmachung den üblichen Nachkriegsreihen (DIN A 5) glichen.

Echte Nachdrucke dagegen veröffentlichte der Schweizerische Kommissionsverlag Adam Alt Olten (später: ‚Neuer Verlag Ascona‘) in den Jahren 1948 bis etwa 1955. Die höchste mir bekannt gewordene Ausgabe Nr. dieser Serie ist 200. Abweichendes Merkmal dieses ‚Schweizer Torring‘ war die wechselnde Farbgebung ihrer Bildumschläge.

Der Statistik zuliebe seien auch die Preise der verschiedenen Torring-Serien notiert: die deutsche Vorkriegsreihe kostete pro Heft 20 Pfennige, die entsprechende Nachkriegsserie 40 bis 60 Pfg. Die österreichischen Torring notierten zu 1,80 und 2 öS, während schließlich die Schweizer Hefte um 60 Rp. zu haben waren.

Über die Auflagenhöhe der Urausgabe waren nur differierende Angaben zu bekommen, die zwischen 100.000 und 500.000 Exemplaren pro Woche lagen.

Nicht vergessen werden sollte aber bei so viel Reminiszenz der Rolf Torring Film, im Jahre 1965 von der Constantin-Film mit Außenaufnahmen in Bangkok gedreht. Er kam unter dem Titel ‚Der Fluch des schwarzen Rubin‘ in die deutschen Kinos, doch war sein Erfolg wohl nicht dergestalt, um weitere Streifen nachziehen zu können. Die Titelfiguren Torring und Warren wurden hier von Thomas Adler bzw. Peter Carsten verkörpert.

Jetzt also, anno 75, der eingangs erwähnte ‚Lentz-Nachdruck’, der dem so oft rekapitulierten Namen und Begriff ‚Rolf Torring‘ eine weitere Variante anfügte, höchstwahrscheinlich doch im Zuge allgemeiner Nostalgie-Seligkeit. Dabei müssen dann allerdings auch jene Negativpunkte genannt werden, die manchen erinnerungsfroh nach dem Bande Greifenden enttäuscht haben werden. Das ist einmal der Verzicht auf die so typischen Bilder, die einst zu großem Teil von Professor Roloff gestaltet worden waren, das ist zum anderen der Fortfall des Fraktur-Satzes, den man allerdings – bis auf die vier Wiener Neudrucke – in allen Nachkriegsausgaben vergeblich sucht. Aber so ist das nun mal mit dem Freudenbecher, der meist durch die Essenz einer Träne getrübt wird. Registrieren wir immerhin, dass seit fast einem halben Jahrhundert ein Deutscher namens Rolf Torring durch die Welt zieht und den Bedrängten Stirn und Faust leiht, dass sein bescheidener Freund Hans Warren in aberhundert Heften einem sicher faszinierten Leserpublikum (das diese Reisen schließlich ‚bezahlen‘ musste) davon berichtet und dass endlich – wenn wirklich einmal alle Stricke reißen sollten – ein unverwüstlicher ‚Pongo‘ empfiehlt: …Massa ganz ruhig sein… Ist es bei so viel Optimismus eigentlich noch

verwunderlich, dass der Name ‚Rolf Torring‘ nun schon der dritten Lesergeneration präsentiert wird und allem Anschein nach drauf und dran ist, zeitlos zu werden?

Ergänzende Angaben:

Rolf Torring’s Abenteuer: Das Gespenst im Urwald. Lentz-Verlag. 250 Seiten. Der Band enthält die Geschichten: Das Gespenst im Urwald, Chinesische Ränke, Gelbe Haie, Im Todessumpf, Kämpfe im Urwald. Der Band ist, wie auch die später folgenden, kleinformatigen Taschenbuchbände, nicht mehr lieferbar.

Nachtrag:

Zur Entstehungszeit des obigen Artikels von Werner G. Schmidtke konnte ich nicht ahnen, dass ich einmal mehr als 80 Erzählungen der Vorkriegsserie schreiben würde und mit der laufenden Nummer 534 die Serie zu einem glaubwürdigen Abschluss bringen sollte: „Die Inseln der Glückseligkeit“ heißt der letzte Band, in dem die Abenteurer nun zur Ruhe kommen. Ein glücklicher Umstand war es für mich, dass der Künstler Wolfgang Grasse mir einen großen Teil der Umschlagbilder im alten Stil zeichnete.


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