Читать книгу Tamora - Bordell auf Rädern - Thomas Riedel, Susann Smith - Страница 6

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Kapitel 3

Der nächste Tag war einer der ersten kühlen, ungemütlichen Septembertage, die selbst ein heiteres Gemüt, nach der wundervollen Sommerzeit, verdrießlich stimmen konnte. Der Himmel hatte sich zugezogen. Die wenigen Menschen auf den Straßen des Stadtteils ›Romford‹ am Rande Londons, im östlichen Bezirk ›Borough of Havering‹, spannten besorgt ihre Schirme auf.

Auch die Menschen in der alten Remise des gut erhaltenen, inmitten eines Parks gelegenen Landguts taten das, denn das Dachgebälk des ehemaligen, wohl seit Jahrzehnten nicht mehr genutzten Stallgebäudes war mit kleineren und größeren Löchern geradezu übersät. In dicken Fäden rann das Wasser daraus hervor und platschte auf den holprigen Steinboden. Auch auf die zehn Kutschen, die neben vielen anderen Dingen heute zur Versteigerung standen. Der letzte Spross des altenglischen Adelsgeschlechts hatte sein Geld in der Londoner Schickimicki-Gesellschaft verjubelt und war jetzt restlos pleite. Eigentlich gehörte ihm nicht einmal mehr das, was er auf seinem schwächlichen Leibe trug. Aber das war ihm schon nicht mehr bewusst, denn das Rauschgift und der Alkohol hatten sein Gehirn bereits derart zerstört, dass er schon frühzeitig zu einem Pflegefall geworden war.

Der Auktionator hatte alles versucht, die zehn ehemaligen Prachtkutschen an den Mann oder die Frau zu bringen – bislang vergebens, denn offensichtlich interessierte sich niemand für die alten, klapprigen Gefährte. Sie wieder in altem Glanz erstrahlen zu lassen, würde ein Vermögen kosten. »Nein«, brummte er leise vor sich hin, »die verdammten Klapperkisten sind nicht unterzubringen. Die taugen bestenfalls noch als Brennholz.« Er seufzte. »Ich werde den Preis ganz unten ansetzen. Vielleicht bringt es ja zumindest mehr als den für einen Kubikmeter Holz. Aber viel Hoffnung mache ich mir da nicht.« Dann wandte er sich wieder den Anwesenden zu und machte ein letztes Angebot. »Ladies und Gentlemen, wir kommen jetzt zur Position 72. Schauen Sie sich die Kutschen gern noch einmal in aller Ruhe an. Ich komme dann in zehn Minuten zur Versteigerung.«

Seitlich von ihm, dicht neben einem dicken Standpfeiler, standen Tamora und Violett in perfekten, geschäftsmäßigen Outfits, und wollten damit so gar nicht in die illustre Gesellschaft passen. Beide hatten das Geschehen bisher aufmerksam verfolgt. Als der Auktionator verschwand, wandte sich Tamora an ihre Verlobte und flüsterte: »Ich wüsste genau, wie ich die gestalten würde.«

»Das denke ich mir!«, schmunzelte Violett.

»Du kennst mich einfach zu gut«, grinste Tamora. »Die Kutschen werden uns ordentlich was einbringen, glaub' mir. Hast du Vertrauen in deine Prinzessin?« Tamora trat unruhig von einem Bein auf das andere.

Violett bemerkte es. »Stimmt etwas nicht mit dir?«

»Als wenn du das nicht ganz genau wüsstest!« Tamora schenkte ihr einen kurzen Seitenblick und versuchte etwas breitbeiniger dazustehen, was aber wegen des engen Rockes problematisch war und nicht recht gelingen wollte.

»Ach?«

»Diese Spange im Schritt macht mich immer ganz wuschig. Ich bin ganz nass«, flüsterte Tamora ihr zu.

»Jetzt sag' nur nicht, es läuft dir wieder einmal an den Schenkeln herunter?«

»Doch. Genau das tut es!«

»Schön«, lächelte Violett.

»Hauptsache du hast deinen Spaß mit mir«, grollte Tamora leise. »Ich bin so geil, dass ich es mir am liebsten vor Deinen Augen machen würde und du machst dich lustig über mich!«

»Du überrascht mich immer wieder.« Violett konnte sich ein Grienen nicht verkneifen.

»Haha!«

»Du hast schon sehr genau gewusst, warum du mir das Ding geschenkt hast, nicht wahr.«

»Hab' ich das?« Ihre Freundin machte auf unschuldig.

»Hast du!«

»Die Spange tut also mal wieder genau das, was sie soll«, stellte Violett zufrieden fest.

»Ooooh ja, du Teufelin …!« Sie hielt inne und korrigierte: »Süße Teufelin!«

»Na, dann ist doch alles gut«, erwiderte Violett süffisant und gab ihr einen Kuss auf die Wange. »Wenn du die Kutschen willst, dann musst du dich jetzt aber auf die Auktion konzentrieren.«

Tamora nickte. »Aber anschließend suchen wir uns ein lauschiges Plätzchen?« Sie nahm Violetts Hand und führte sie unauffällig an ihren Schoß.

»Dann biete du gleich mal«, forderte Violett sie auf. »Und jetzt erzählst du mir von deiner Idee, mein süßes rolliges Kätzchen.«

»Meow!«, machte Tamora und strich Violett katzenartig über den Arm.

»Du kannst so schön doof sein«, lachte Violett.

»Aber das liebst du doch an mir, nicht wahr?« Sie legte den Kopf schief.

»Und noch so viel mehr«, dabei berührte sie durch den Stoff den Bleistiftrocks ganz leicht die Labienspange, die Tamora immer trug, wenn sie beide rein privat unterwegs waren. Dann sah sie zu den Kutschen hinüber. »Und jetzt erzähl mal.«

Tamoras Hand schlang sich in die ihrer Verlobten. »Diese zehn Kutschen werden uns ein zusätzliches Vermögen einbringen. Der Preis für sie dürfte nicht hoch sein.«

»Aber sie müssen neu aufgebaut werden«, mahnte Violett.

»Stimmt, daran dürfen wir nicht sparen.« Ihre Augen glitten verträumt über die Kutschen auf ihren altersschwachen Rädern hinweg. »Die wurden Anfang des neunzehnten Jahrhunderts im Auftrag des damaligen Lords, eines Mannes, der die Bequemlichkeit über alles liebte und beim Sitzen sehr viel Platz brauchte, gebaut. Denn das viele gute Essen und Trinken hatte ihn unmäßig werden lassen. Hinzu kam, dass er nur sehr ungern allein ausfuhr … am liebsten eben in Begleitung. Die suchte und fand er in Gestalt von jungen, hübschen Frauen. Solchen wie uns.«

»Aha, was du alles weißt«, spöttelte Violett.

»Man fuhr hierhin, mal dorthin«, sprach Tamora unbeirrt weiter, »und amüsierte sich köstlich. In weiser Voraussicht hatte der Lord die Kutschen so bauen lassen, dass sie innen sehr geräumig waren. Wie schon gesagt, der Lord liebte die Bequemlichkeit! Besonders bei seinen zärtlichen Schäferstündchen. Dann, wenn die dicken Samtvorhänge an den beiden Seitenfenstern zugezogen waren und sich der Kutscher diskret entfernte.«

»Aha«, räusperte sich Violett erheitert.

»Ich habe von der Versteigerung mehr durch einen Zufall erfahren. Auch von den Kutschen, die unter den Hammer kommen sollten, und ihrer amourösen Vergangenheit.« Sie sah Violett an. »Stell dir nur vor, wir würden die Dinger kriegen«, sagte sie mit leuchtenden Augen. »Das wird etwas bislang nicht Dagewesenes.« Ihre Stimme klang verträumt und führte noch einmal aus, was sie bereits am Abend vorher angesprochen hatte. »Sie würden von rassigen Pferden gezogen werden. Auf dem Kutschbock säßen livrierte Kutscher. Kleinere und größere Überlandfahrten mit vorher ausgesuchten Übernachtungsstationen in behaglichen Landgaststätten mit hübschen Fremdenzimmern. Na, Vio, wenn das keine Marktlücke ist!«

Violett war im Gegensatz zu Tamora mehr in der Realität angesiedelt, und obwohl sie bereits über die Idee geschlafen hatte, war sie immer noch vorsichtig. »Die Kutschen zu bekommen wird nicht schwer, aber das, was danach kommt, dürfte nicht ganz leicht sein.«

»Wieso?« Tamora sah sie mit großen Augen an.

»Dazu musst du dir die Dinger nur anschauen. Die müssen alle in Schuss gebracht werden und müssen wieder in aller Schönheit erstrahlen, denn ohne lockst du keinen Hund hinterm Ofen hervor.« Sie hob warnend den rechten Zeigefinger. »Und selbst wenn dir das gelingt, wo willst du die Kunden hernehmen? Für eine solche Überlandfahrt müssen die Klienten schon richtig tief in die Tasche greifen. Das ist was anderes, als eine Nacht im Luxusappartement mit einem bestellten Mädchen. Ob da einer anbeißt?«

»Aber wir verlieren doch höchstens unseren Einsatz«, meinte Tamora. »Unsere Geschäfte laufen glänzend … auch die Filmfirma. Das jetzt könnte ein erster Schritt in Richtung eines eigenen Escort-Services sein, und ich denke auch an den eigenen Club. Was, wenn das mit der Immobilie klappt? … da hätten wir alles unter einem Hut.«

»Aber die Mädels kannst du nicht eben mal so am Strich anheuern. Ich wollte das gestern nicht ansprechen, weil ich die Stimmung nicht kippen wollte«, bremste Violett.

»Aber wo liegt das Problem. Denk doch nur an die Kartei, die Cora inzwischen aufgebaut hat. Wir brauchen doch aus der Datenbank nur noch aussuchen.«

»Wie steht es mit den Kunden?«

»Haben wir nicht selbst genug, denen das Geld locker in der Tasche sitzt? Und ich bin sicher, dass die anderen Mädchen auch einige an der Hand haben dürften. Ich glaube daran, dass es funktioniert. Vergiss nicht was passiert, wenn sich das erst einmal herumgesprochen hat. Wir haben einen ausgezeichneten Ruf. Ich sehe schon vor mir, dass wir mit zehn Kutschen gar nicht auskommen.«

Violett schwieg »Ich will dich ja nicht aus deinen Sphären holen, aber du siehst mir das zu rosig. Ganz so einfach wird es nicht werden … aber gut, ich mache mit.«

»Wie würde sich neben unserer ›Kinkylicious Filmproduction‹ eine ›Kinkylicious Rides‹ machen? … Ist doch irgendwie auf unauffällige Weise doppeldeutig, oder?«, grinste Tamora frech.

»Jetzt lass uns erst einmal den Anfang schaffen. Noch haben wir weder die Kutschen nicht und die Villa«, mahnte Violett und deutete auf den Auktionator, der sich bereit machte.

»Starten wir nun mit der Losnummer 72. Sie alle hatten ausreichend Zeit sich das Konvolut anzusehen!«, sagte er laut in die Runde der nur noch wenigen Anwesenden. »Wir starten mit fünfzig Pfund.«

»Fünfzig«, rief ein älterer Herr und zeigte auf.

»Siebzig!«, kam es von einer Dame, rechts neben ihm.

»Fünfhundert!«, rief Tamora dem Auktionator zu und machte damit deutlich, wie sehr sie an den Kutschen interessiert war, und vermutlich noch weit höher gehen würde, um sie zu bekommen.

Die beiden bisherigen Bieter schauten zu ihr herüber und reagierten auf den Blick des Auktionators mit einem Kopfschütteln.

»Bietet keiner mehr?«, fragte er der Form halber noch, aber niemand rührte sich. »Gut, dann fünfhundert zum ersten, zum zweiten und zum … dritten! Verkauft an diese junge Lady.« Er lächelte Tamora zu.

Sie ging auf ihn zu und bezahlte direkt.

»Da haben Sie einen guten Kauf getätigt«, meinte er anerkennend. »Allein die Einzelteile lassen sich gut zu Geld machen.«

»Wir werden sie restaurieren lassen«, erwiderte Tamora mit einem Seitenblick auf ihre Freundin.

»Wenn Sie das im Sinn haben, kann ich Ihnen die Adresse eines Mannes geben, der sich ausgezeichnet auf den Wiederaufbau versteht«, bot der Mann ihnen höflich an. Er zögerte kurz. »Er ist nicht ganz billig, aber einen besseren als ihn werden Sie kaum finden.«

*

Kaum waren die anderen Bieter und der Auktionator verschwunden, waren sie auf dem Anwesen mutterseelenallein. Dass sie noch bleiben wollten, hatten sie damit erklärt, die ersteigerten Kutschen genauer in Augenschein nehmen zu wollen, um den Restaurator genauere Angaben machen zu können.

»So, meine wuschige Prinzessin«, begann Violett mit einem frechen Zwinkern im Plauderton, »jetzt sind wir beide unter uns ... Wollen wir nicht noch einmal einen zweiten Blick auf unseren neuen Fuhrpark werfen?«

Tamora hörte gar nicht richtig zu. Sie war gerade in einem unbeschreiblichen ›Flow‹ - einem derart beglückend erlebten Gefühl des Rauschs, dass sie restlos darin aufging und ihm alle Konzentration schenkte. Sie freute sich nicht nur über die gewonnene Auktion, sondern auch darüber, dass ihre Geliebte doch Interesse an ihrer Idee gezeigt hatte und bereit war, sie mit ihr zum Leben zu erwecken, dass fast eine Minute verging, ehe sie antwortete: »Ooooh, jaaaa … dann kann ich dir auch gleich noch so einige Ideen unterbreiten, die mir seit gestern im Kopf herumschwirren.« Sie drehte sich einmal schwungvoll um ihre Achse. »Also, was wir alles damit machen können … Ach, Vio, ich bin ja so aufgeregt.« Wieder tänzelte sie fröhlich vor ihr her auf die Kutschen zu.

Violett schwieg und lächelte sie an, als sie so, einem glücklichen kleinen Mädchen ähnlich, vor ihr hertanzte.

»Ich finde zum Beispiel«, wobei Tamora auf die zweite Kutsche wies, »dass man die im Innenraum gut mit floralen Tapeten auskleiden und dazu schwerer Brokat bei dieser …« Sie deutete mit einer Geste auf die nächste in der Reihe. »Ich dachte dabei an richtig schweres, festes und gemustertes textiles Gewebe aus Seide oder Rayon, durchwirkt von Gold- oder Silberfäden.«

»Weißt du eigentlich, wie süß du bist, mit all deinen Ideen?«, schmunzelte Violett. Aber nun bist du fällig, dachte sie direkt im Anschluss und grinste verschmitzt in sich hinein. Jetzt werde ich mein Versprechen einlösen. Versprochen ist versprochen! Laut fügte sie hinzu: »Also, meine Prinzessin, bei aller Liebe zu dir, aber das sind alles noch Ideen, die ich mir nicht so wirklich vorstellen kann ... Meinst du nicht auch, dass wir uns das mal genauer ansehen sollten? Immerhin meinte der Auktionator doch, dass die Kutschen ohne Instandsetzung unbrauchbar sind. Ich denke, die sollten wir mal genauer inspizieren.«

»Dann komm!« Tamora ging zu der Kutsche, die ihre Königin gemeint hatte.

Das alte Gefährt war völlig eingestaubt, sodass kaum noch etwas von der einstmals schönen Oberfläche zu erkennen war, aber auch die in die tausende gehenden Holzwurmlöcher verdeckte. Auf den ersten Blick wirkte die Kutsche noch recht stabil, wenngleich aufwendiger Pflege bedürftig.

Tamora machte eine erste kleine Bestandsaufnahme im Kopf. Vor Aufregung und Freude erschauderte ihr Körper bei jedem Lufthauch, der durch die Risse im Bretterwerk der alten Remise zog. Jetzt wollte sie ihrer Königin zeigen, was sich Schönes aus den alten Kutschen machen ließ. »Ähhm … Also, ich kann mir hier auch richtig gut Blattgold für die Verzierungen vorstellen … Aus denen kann man echte Prachtstücke machen, die jedem Königshaus gut zu Gesicht stehen würden«, versuchte sie sich weiter auf ihre Erklärungen zu konzentrieren, wenngleich das dringende Bedürfnis nach Violetts erlösender Hand nicht nachgelassen hatte. Aber dafür war ihre Freundin augenscheinlich noch nicht zu begeistern. Deshalb beschäftigte sie sich einfach mit den Ideen, die ihr im Kopf herumschwirrten, was sie einigermaßen von der Spange ablenkte. Dennoch fiel es ihr nicht leicht. Immer wieder ertappte sie sich dabei, wie sie mit ihrer rechten Hand leicht über den Stoff ihres Rockes strich, um ihren Venushügel zu berühren.

Violett bemerkte es mit Genugtuung. Wie erregt meine Prinzessin ist, dachte sie bei sich. Sie bekommt ja nicht mal mehr einen zusammenhängenden Satz heraus … Sie lächelte in sich hinein. Na, dann will ich es mal auf die Spitze treiben. »Ja, ich weiß, was du meinst … Wie wäre es, wenn wir auch versteckte Symbole anbringen würden. Ich denke da zum Beispiel an einen Phallus als Halterung für die Führleine oder die Gerten am Kutschbock ... Vielleicht eine Vagina?« Sie lachte und korrigierte sich sofort. »Ach, nein, das ist dann doch zu geschmacklos.« Sie sah ihre Prinzessin an und deutete auf die Kutsche vor ihr. »Besser, wir bauen innen alles klasse aus und lassen den äußeren Eindruck eher neutral ... Aber der muss wirklich prunkvoll sein.« Sie nickte. »Ja, damit wäre ich einverstanden. Die Farben in satten dunklen Tönen und dazu ein goldenes Wappen auf den Verschlägen … Lass' uns doch mal reinschauen … dabei kannst du mir gleich dein Konzept erklären, wenn du magst. Dann kann ich es mir bildlich besser vorstellen«, forderte sie ihre Verlobte auf voranzugehen.

Bei jedem Schritt spürte Tamora die Labienspange, die ihre Schamlippen schmetterlingsartig umklammert hielt und einen vorzüglichen Dienst leistete, wenn sie dabei an ihre Dauererregung dachte. Sie fühlte die recht kühle Luft, die sich einen Weg unter ihren Rock bahnte und wie ein Atemhauch sanft ihre Nässe streichelte. Unwillkürlich stöhnte sie leicht auf. Boah, ging es ihr durch den Kopf, ich kann mich kaum richtig konzentrieren. Gerade jetzt, wo meine Königin so interessiert ist. Aber wenn sie ihr Versprechen nicht bald einlöst, dann muss ich es mir selbst machen. Allein beim Gedanken daran, glaubte sie, dass ihr die Nässe bereits an den Innenseiten ihrer Schenkel herunterlief.

Tamora ging dazu über die Seitentür der Kabine zu öffnen, was nicht ganz einfach war. Aber mit etwas mehr Druck ging es dann doch. Der Jahrzehnte alte Schmutz, den sie dabei aufwirbelte und sich danach neu zu verteilen begann, ließ sie ein wenig zurückweichen. »Mein Gott, ist das ein Staub und muffig riecht es auch …« Sie wandte sich kurz um. »Aber davon lassen wir uns nicht unterkriegen!« Sie besah sich das Innere und betrachtete die Sitzbank an der rückwärtigen Wand. »Das Interieur muss auch aufgearbeitet werden. Da könnten Schubladen in den Unterbau … reichlich Stauraum für Spielsachen und so …«

»Wie soll ich das beurteilen?«, fiel Violett ihr ins Wort, schob ihre Prinzessin ein Stück in die Kabine und bat: »Versuch' mal hereinzuklettern, dann können wir es uns gemeinsam ansehen.«

Auch wenn Tamora nicht ganz verstand, warum das nötig sein sollte, weil ihre Königin eigentlich ausreichend Sicht in den Kutschenaufbau hatte, trat sie mit einem Fuß auf die erste Trittstufe, wobei sie zu erkunden suchte, ob das Material tatsächlich noch ausreichend stabil war, um ihr Gewicht zu tragen. Außer einem leichten Quietschen und Knarzen blieb es still. Mutig erklomm sie die nächste Sprosse. Auch die hielt stand. Jetzt trennte sie nur eine einzige vom Wageninneren.

Während Tamora langsam die Stufen emporkletterte, stand Violett bewundernd hinter ihr. Oh, was für ein herrlich erregender Anblick, ergötzte sie sich, als ihre Freundin ihr den Po direkt auf Augenhöhe entgegenreckte. »Halt mal still, meine Süße!«, forderte sie sie auf.

Tamora reagierte auf der Stelle und verharrte in ihrer Bewegung. »Jetzt sag' mir nicht, dass da gerade eine Spinne an meinem Bein herumklettert. Denn dann bin ich hier schneller weg, wie Speedy Gonzales ›¡Arriba, arriba! ¡Ándale, ándale!‹ sagen kann und hinter dem Käse her ist!« In ihrer Stimme schwang eine unterschwellige Angst mit. »Und jetzt sag' schon, was da ist?!«, folgte es ungeduldig.

»Nein, es ist keine Spinne! Es ist eher etwas noch Gefährlicheres!«, hielt Violett die Spannung aufrecht. Sie streckte ihre Hand aus und umschloss das rechte Bein ihrer Verlobten, knapp oberhalb des Riemchens von deren High Heel.

Tamora stöhnte jetzt mehr aus Angst, dass sie ein fürchterliches Insekt anfallen würde, denn aus Erregung. Doch fast im gleichen Augenblick kehrte auch die wieder zurück. Violetts Hand oberhalb ihres Knöchels setzte sie so unter Feuer, dass sie sich auf der Stelle mehr davon wünschte. »Was ist es?«, brachte sie zittrig heraus. »Was ist gefährlicher als eine Spinne?«

Wie gut, dass sie mein Gesicht nicht sehen kann, grinste Violett, während sie ihre Hand langsam über die Strumpfnaht ihrer Freundin nach oben wandern ließ. Ganz sanft streichelte sie dabei deren zarte, empfindliche Haut in der Kniekehle. Dabei genoss sie das Aufstöhnen ihrer Prinzessin, was sie dazu animierte weiterzumachen. Der Geruch von Tamoras Feuchte stieg ihr in die Nase. Sie wusste, was sie erwartete, wenn ihre Finger das Lustzentrum erreichen würden. Als sie am Saum des engen Rockes angekommen war, begann sie ihn in kleinen Aufschlägen nach oben zu raffen. Und mit jedem Inch, den sie von Tamoras Beinen freilegte, kam sie deren Spalte näher, die es zu erforschen galt. Sie spürte die Unruhe, die ihre Geliebte befiel. »Ach, kannst du es mal wieder nicht erwarten?«, sprach sie mit einem gebieterischen Unterton.

»Oooh … jaaa! Du hast es versprochen. Bitte, erlöse mich endlich!«, bettelte sie flehend.

Violett hatte ihr bereits den Hintern zur Hälfte entblößt, als sie ihre eine weitere Anweisung gab. »Beug' dich nach vorn und stütz' dich mit deinen Unterarmen ab. Und dann spreiz' deine Beine soweit du kannst!«, enthüllte Violett ihr weiteres Vorgehen.

Tamora kam ihrem Wunsch nach.

Nun war der Blick auf Violetts Ziel frei und sie konnte mit ihrem Spiel fortfahren. Zufrieden lächelnd betrachtete sie den vor Feuchtigkeit glänzenden Intimbereich ihrer Verlobten. »Und du bist dir absolut sicher, dass ich mein Versprechen jetzt einlösen soll?«, provozierte sie ihre Prinzessin ein weiteres Mal.

»Mach' endlich!«, erwiderte Tamora aufs Höchste erregt. »Ich zerfließe schon … Lange halte ich das nicht mehr aus!«

Plötzlich war das Klatschen von Violetts Hand auf Tamoras Hintern in der Remise zu hören, gefolgt von einem lautem Aufstöhnen aus Lust und vor Überraschung.

»Na, wer wird denn hier so frech?!«, wollte Violett wissen. »Du wirst doch nicht schon kommen wollen, ohne dass ich meinen Beitrag dazu geleistet habe?« Wieder einmal ging sie ganz in ihrer Rolle auf. Sie spürte noch das Kribbeln in ihrer Hand vom Schlag, legte sie auf die sich jetzt rötende Stelle und rieb sanft darüber. Sofort vernahm sie Tamoras keuchende Reaktion. Mit ihrer anderen Hand verfolgte sie weiter zielsicher ihren Weg zum Lustzentrum ihrer Süßen. Sie umkreiste alle empfindlichen Stellen und baute dazwischen eine imaginäre Straße. All ihr Necken ließ ihre Prinzessin nur noch hibbeliger werden, sodass sie am liebsten ihre Beine geschlossen hätte, um sie nach Erlösung suchend aneinanderreiben zu können. Aber Violett verstand es, genau das zu verhindern, indem sie sich mit einem Finger der Klitoris ihrer Freundin widmete. Jetzt umkreiste sie ihn sanft auf ihrer unendlichen Tour der Lust, die sie Tamora damit bereitete – und jedes Mal, wenn sie diesen Abzweig nahm, stöhnte ihre Geliebte lauter und wilder auf.

»Und jetzt, meine Süße, werde ich dir eine Chance geben!«, bemerkte Violett mit einem süffisanten Lächeln. »Ich will, dass du jeden Stoß laut mitzählst, den ich dir mit meinem Finger zukommen lasse … und bei zehn darfst du kommen!«, erklärte sie und hakte nach: »Hast du mich verstanden?«

»Ja, habe ich!«, erwiderte Tamora stockend und zitterte am ganzen Leib. Dann spürte sie auch bereits wie ihre Königin mit einem Finger in sie eindrang. »Eins!«, bestätigte sie laut, so, wie es Violett von ihr verlangt hatte. Mit jedem folgenden Stoß benötigte sie länger, um ihr die gewünschte Zahl zu nennen. »Zwei … drei … viieeer … füü … aaah … fünf!« Sie fühlte, wie sich ein unglaublicher Orgasmus in ihr aufbaute. Sie versuchte sich abzulenken und dachte an Seepferdchen in einem Aquarium, die vor ihren Augen vorbeischwammen – auf keinen Fall wollte sie zu früh kommen. »Sechs … sieeee … ben … ooooh jaaaa …« Plötzlich waren die Seepferdchen aus ihrem Kopfkino verschwunden. Sie schaffte es einfach nicht mehr sich auf andere Gedanken zu bringen. Heftig waren die Wellen, auf denen sie jetzt einem massiven Höhepunkt zusteuerte.

Violett setzte zu ihren beiden letzten Stößen an. Zufrieden vernahm sie, wie schwer es ihrer Prinzessin fiel, die letzten Zahlen über die Lippen zu bringen. Sie beugte sich ihr zu und küsste ihren Kitzler. Dabei schnellte ihre Zunge vor und umspielte die Perle, die weit herausstand.

»Neun …!«, kam es gepresst und atemlos von Tamora. Ihr Körper begann zu zittern, weil sie sich anspannte, um nicht schon jetzt zu kommen. Dann spürte sie, wie ihre Königin noch einmal intensiv ihren Kitzler mit der Zunge bearbeitete und ein weiteres Mal mit dem Finger in sie eindrang. Endlich! Mit einem lauten Aufschrei kam sie zum Orgasmus und ihre Anspannung löste sich. Sie hatte die Augenlider geschlossen und begann hunderte blinkende Sterne zu sehen. Plötzlich sackte sie auf ihre Arme und schaffte es gerade noch so, sich auf den Beinen zu halten. Als sie Violetts Hand spürte, die ihr zusätzliche Sicherheit verschaffte, seufzte sie dankbar – dann war nur noch ihr schweres keuchendes Atmen zu hören.

Erst nach einer gefühlten Ewigkeit erholte sich Tamora von der gewaltigen Explosion und kehrte in die Wirklichkeit zurück. Ihre Arme fanden zu alter Kraft und sie schaffte es sich wieder aufzurichten. Ganz vorsichtig kam sie die Stufen herab, drehte sich herum und blickte ihrer geliebten Königin direkt in die Augen. »Danke«, lächelte sie befriedigt.

»Hast du nicht noch etwas vergessen?«, hakte Violett nach und grinste.

»Oh ja, … hätte ich aber eh sofort gemacht. Aber wenn du so gierig danach bist.« Sie nahm Violett in den Arm und küsste sie, immer noch schlapp in den Beinen.

»Ja, das hat mir auch gefehlt, aber ich meinte etwas anderes«, widersprach Violett. Am Gesicht ihrer Freundin konnte sie ablesen, dass diese nicht wusste, was sie in diesem Augenblick von ihr wollte. »Ach, meine Süße, du hast vor lauter Stöhnen und Keuchen vergessen die Zehn zu nennen!« Mahnend hob sie ihren Zeigefinger. »Meinst du ernsthaft, dass ich das so stehen lassen soll?«

Tamora senkte schuldbewusst den Blick. »Nein«, erwiderte sie leise.

»Dann werden wir das also üben müssen, nicht wahr?«

»Ja.«

»Beim nächsten Mal wird es natürlich schwieriger«, lächelte Violett vielsagend. »Zwanzig Stöße finde ich angemessen.« Dann deutete sie auf den immer noch nach oben geschobenen Bleistiftrock ihrer Freundin. »Vielleicht solltest du dich ein wenig herrichten … Oder willst du dich so dem Restaurator präsentieren?« Ohne auf ihre Prinzessin zu warten schritt sie aus der Remise und begab sich auf den Weg zum Mustang. Aus den Augenwinkeln registrierte sie, wie Tamora das Gesagte noch verarbeitete und hörte deren: »Oh, mein Gott! Wie soll ich das nur durchhalten? Sie weiß doch genau, wann ich komme!«

*

Noch am selben Tag kam es zu einem Gespräch mit dem Restaurator John Ballard.

»Seine Lordschaft hätte das schon vor zehn Jahren tun sollen. Ich kenne das Anwesen. Alles ist perfekt gepflegt, aber die Remise seltsamerweise völlig heruntergekommen. Ich habe das nie verstanden. Früher war ich ab und zu für Ausbesserungsarbeiten vor Ort«, sagte er kopfschüttelnd, nachdem er sich die Fotos auf Violetts Tablett angesehen hatte. »Die Kutschen haben jedenfalls ganz schön gelitten. Vorher waren sie nicht so der Nässe ausgesetzt.« Er musterte Violett und Tamora skeptisch. »Das wird aber nicht gerade billig, Ladies.«

»Wie lange würden Sie für die Instandsetzungsarbeiten brauchen?«, erkundigte sich Tamora. Wie zufällig spielte sie dabei mit dem echtgoldenen Mustangmodell an ihrem Wagenschlüssel.

»Für eine Kutsche oder meinen Sie alle?«

»Meine Verlobte meint alle zehn«, erwiderte Violett, nahm Tamoras Hand und bemerkte deren liebevolles Lächeln, weil sie ›Verlobte‹ gesagt hatte.

Ballard wiegte bedächtig den Kopf. »Dazu brauchen ich und meine beiden Mitarbeiter sicher ein halbes Jahr. Wie haben jetzt September … Ich würde also sagen: Ende Februar, Anfang März. Gerade richtig, um damit auszufahren.« Dann nannte er eine Summe. »Es kann ein wenig mehr, aber auch etwas weniger sein. Auf das Pfund genau lässt sich das nicht sagen. Wünschen Sie einen verbindlichen Kostenvoranschlag?«

Tamora schluckte. Eine so hohe Summe hatte sie, und wohl auch Violett, nicht erwartet, aber sie war sich sicher, dass ihr Projekt die Kosten schnell wieder einfahren würde. Gemessen daran, dass sie sich mit dem Gedanken trugen ein Angebot auf das Anwesen zu machen und eine neue Remise zu bauen, war die Summe ein Fliegenschiss. Aber das musste sie dem Mann ja nicht auf die Nase binden.

»Was haben Sie denn mit den Kutschen vor, wenn ich fragen darf?«, erkundigte sich der Restaurator.

»Überlandfahrten für Leute, die Romantik suchen«, gab Violett ausweichend Auskunft. »Durch abgelegene Gegenden und abseits größerer Städte. Eben etwas Ausgefallenes.«

Ballard lächelte. »In dem Fall tun es die Kutschen allein aber nicht«, meinte er und steckte sich seine Pfeife an. »Sie brauchen dazu auch Pferde und Kutscher. Die Nebenkosten werden ebenfalls nicht gerade gering sein.« Er sah sie und Violett prüfend an. »Wenn Sie mir nach der Fertigstellung die Hälfte zahlen und den Rest in Raten … Dann hätten Sie noch Reserven.« Er schwieg und wartete ab.

Tamora schmunzelte. Den Vorschlag hast du sicher nicht aus reiner Menschenliebe gemacht, dachte sie bei sich, sondern aus dem Wunsch, den fetten Auftrag zu erhalten. Damit kriege ich dich! »Wir zahlen bar bei Lieferung, wenn Sie um zehn Prozent runtergehen können. Einverstanden?« Sie streckte ihm direkt ihre Hand entgegen.

»Einverstanden«, erwiderte Ballard und schlug ein. »Ich werde die Kutschen abholen und direkt mit der Arbeit beginnen.«

Tamora holte eine ihrer neutralen Visitenkarten hervor und reichte sie ihm. »Senden Sie uns den Vorkostenanschlag, abzüglich der vereinbarten zehn Prozent, an diese Adresse. Jeder Tag über den ersten März, bedeutet weitere zwei Prozent Abzug als Konventionalstrafe. Ich wünsche, dass das schriftlich festgehalten wird. Die Lieferadresse teilen wir Ihnen noch mit.«

Ballard nickte.

Tamora hatte sich als knallharte Geschäftsfrau gezeigt, was Violett zufrieden mit einem Händedruck quittierte.

***

Tamora - Bordell auf Rädern

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