Читать книгу Leben und Wiederkehr der Schäferhündin Molly - Thomas Rogers Walter - Страница 7
Kapitel 3 Molly fühlte sich schnell bei uns zu Hause
ОглавлениеKelly war sichtlich erfreut über das neue Zuhause von Molly. Sie sah auch, dass ich ein gutes Händchen im Umgang mit Hunden besaß, was sie zusehends beruhigte. Nach ein paar Wochen besuchte Kelly uns noch einmal, um sich von ihrem Hund zu verabschieden. Ich sah damals, dass es Kelly schwerfiel, sich von Molly zu trennen, sie hatte ihr ein Zuhause gegeben und sich gut um sie gekümmert, jedoch fehlte es ihr einfach an der Erfahrung mit großen Hunden und deren Ausbildung.
Molly hatte sich schnell in unsere Familie integriert und ihre Position als neues Familienmitglied eingenommen. Fast spielerisch lernte Molly von mir die Grundkenntnisse der allgemeinen, hausüblichen Befehle. Ich kannte mich ja schon sehr lange mit dem Verhalten der Hunde aus bzw. deren Art, sich verständlich zu machen. Daher spürte ich, dass sich Molly bei uns nicht nur zu Hause fühlte, sondern es schien auch ihr Wunsch zu sein, in einer familiären Umgebung zu leben. Sie suchte fast immer meine Nähe und fing schon sehr früh an, einen Bewacherinstinkt für unsere Jasmin zu entwickeln. Molly war so verschmust und anhänglich, dass selbst meine Mutter, die Oma Liesel, ihr erlaubte, in ihrer mit Teppichboden ausgelegten Wohnung auf Besuch zu kommen. Meistens gab es bei Liesel auch ein paar Stückchen Wurst.
Überall und bei jedem beliebt und gerne gesehen, das war unsere Molly. Eine lustige Episode aus ihrem Leben möchte ich gerne erzählen. Etwas ungewöhnlich für einen Schäferhund war Mollys Angewohnheit, fast täglich in die Badewanne zu hüpfen, um sich mit dem Hundeshampoo Magic Coat (was auf Deutsch so viel wie „magisches Fell“ heißt) einseifen zu lassen. Ich brauchte nur mit den Fingern zu schnippen und schon saß Molly in der Badewanne und ließ sich wie ein Kleinkind von seinem Vater duschen. Nur die Häufigkeit, die sie von Kelly gewohnt war, sollte nicht zur Regel bei uns werden. Sie sollte sich alle sechs bis acht Wochen mit einer Dusche zufriedengeben, es sei denn, sie hatte sich inzwischen in Schafskot gewälzt. Denn das konnte ich ihr das ganze Leben lang nicht abgewöhnen – wann immer ich sie nicht direkt beim Spazierengehen aufgefordert hatte weiterzulaufen, wälzte sie sich sofort in dem Schafskot und versuchte so den Geruch von Schafen anzunehmen. Ich denke, das war ein alter Jagdinstinkt der Wölfe, um so nicht von der Beute als Gefahr gewittert zu werden.
Den Lieblingsplatz, den sich Molly zum Schlafen ausgesucht hatte, war nicht der, den wir für unseren Haushund für angebracht hielten. Sie durfte bei ihrem letzten Frauchen direkt vor dem Ehebett schlafen. Kelly hatte uns gesagt, dass ihr Mann meistens unterwegs sei und sie deshalb Molly diese Nähe bei ihr erlaubt hätte. „Aber nicht bei uns“, sagte Manuela, sie wollte den Hund nicht neben ihrem Bett schlafen lassen. Also lehrte ich Molly, sich auf dem für sie vorgesehenen Hundebett im Wohnzimmer neben dem großen Dreisitzersofa zur Ruhe zu legen. Dort durfte sie es sich auch bequem machen, wenn die Familie in einer Runde zusammen vorm Fernseher saß. Dabei schaute uns Molly manchmal so an, als wollte sie uns sagen, „da ist doch noch ein Platz frei auf dem Sofa“.
Es vergingen ein paar Wochen, bis ich an einem Sonntagmorgen von Manuela geweckt wurde mit den Worten: „Hörst du dieses Schmatzen von der Molly, ist das heute nicht ungewöhnlich laut?“ Als ich das Licht einschaltete, sah ich Molly an unserem Bettende liegen, sie spielte mit einem ihrer Stofftiere, als wäre das ganz normal für sie. Obwohl das im Grunde ein süßer Anblick war, verboten war es auf alle Fälle, im Schlafzimmer zu liegen. Also musste Molly trainingsbedingt drei Nächte an der Eckbank in unserem Essbereich im Wohnzimmer mit einer langen Leine angebunden bleiben, sodass sie sich nur auf ihr Hundebett zum Schlafen legen konnte. Nach diesen drei Nächten wusste Molly genau, wo ihr Schlafplatz war, und ich konnte mich darauf verlassen, dass sie sich nicht wieder in unser Schlafzimmer verirrte. Ihrem Alter entsprechend war es sehr leicht, der gehorsamen Molly die wichtigsten Befehle auch mit Handzeichensprache spielend beizubringen. Sie hörte sofort auf alle beigebrachten Kommandos und jedes Familienmitglied schien berechtigt zu sein, ihr Befehle zu geben. Sie war allen Besuchern gegenüber eher zurückhaltend und nahm auch keine Kommandos von diesen an. Auch die Streicheleinheiten holte sich Molly überwiegend von ihrer Familie und nicht von unseren Freunden oder Bekannten. Nur bei Kurt war sie immer zum Schmusen bereit, es ist sehr wahrscheinlich, dass Molly ihn als ersten Bekannten in ihrem neuen Zuhause nicht vergessen hatte.
Die Zeit verging wie im Flug. Nach der Geburt von Niko waren wir zu fünft in unserem Heim. Ja, ja, Molly zählten wir mittlerweile zu unserer Familie dazu. Sie verhielt sich auch immer wie eines unserer Kinder. Es verging kein Tag, an dem wir nicht ein tolles Erlebnis in Erinnerung behalten konnten. Unsere Kinder liebten diesen Schmusehund natürlich mehr als alle ihre Streicheltiere. Niko kraulte Molly ununterbrochen an ihren Ohren, was ihr supergut gefiel, und sie genoss es sichtlich, wenn Jasmin ihr den Bauch kraulte. Das sah dann so aus, als würde Molly eine Wellnessbehandlung bekommen.
Wir wussten nie so genau, wer nun wen verfolgte, jedoch war Niko immer dort, wo Molly gerade lag, oder Molly hielt sich zufällig dort auf, wo Niko stand. Wie durch einen unsichtbaren Zauber waren sie in unzertrennlicher Freundschaft verbunden. Egal wo wir mit Niko, Jasmin und Molly unsere Freizeit verbrachten, eines war immer sicher: Obwohl Molly bei mir und Manuela auf dem Platz blieb, beobachtete sie genau, wo sich die beiden aufhielten. Und wenn sich unsere Kinder zu ihren spielenden Altersgenossen gesellten und zeitweise Niko und Jasmin getrennt mit anderen Mädchen und Jungen spielten, war Molly auf jede Distanz in der Lage, uns zu zeigen, wo sie sich gerade aufhielten. Ich brauchte sie nur zu fragen, wo denn Niko und Jasmin seien, und schon bewegte sich ihr Kopf wie ein Satellitenschirm. Wenn ich dann zwischen ihren Ohren durchschaute, sah ich meine Kinder unter den anderen Kleinen herausblitzen. Molly hatte ein super Gehör, sie konnte die Stimmen unserer Kinder aus dem Gewirr von Geräuschen und Schreien anderer Kinder jederzeit heraushören oder deren Geruch wahrnehmen und sie dadurch überall finden.
“Das mir der Hund das Liebste sei,
sagst du oh Mensch sei Sünde,
der Mensch nicht mal im Winde.
Diesen Spruch habe ich von meinem Onkel Horst zitiert bekommen.