Читать книгу Traumziel Kajütboot - Thomas Stange - Страница 7
Endlich ein eigenes Boot!
Оглавление„Bei diesem verdammten Mistwetter hältst du es im Zelt einfach nicht aus. Gute Idee von dir, nochmal auf ein Bier hierher zu gehen.“ Der Floh rieb sich die Hände.
Nach der Kälte draußen kam uns dieser Raum richtig überheizt vor. Andis Wangen begannen, langsam rot anzulaufen.
„Dauernd schlagen die Zeltwände im Wind. Mag ja ganz gemütlich sein. So langsam macht mich das aber verrückt.“ Ich schüttelte mich. „Und angeblich haben wir Hochsommer.“
Ein gemütlicher Campingurlaub hatte es werden sollen. War es auch. Zumindest zum Teil. Zehn Tage hatten wir bereits bei schönstem Sonnenschein in Otterndorf an der Elbmündung verbracht. Nun waren wir jedoch seit fünf Tagen in Schuby an der Ostsee und das Wetter war beständig. Beständig Wind bis Stärke sechs, beständig Regen.
An diesem Abend hatten wir uns ins ‘Blockhaus’ geflüchtet, einem gemütlichen Restaurant auf dem Campingplatzgelände, und starrten finster auf die Fahnen, die draußen vor dem Lokal in den kräftigen Böen flatterten.
Hundertfünfzig Meter weiter stand unser Campingbus mit dem großen Vorzelt, letzteres sorgfältig abgespannt und mit Sturmstangen versehen. Auf wetterbedingte böse Überraschungen konnten wir nämlich gut verzichten.
Etliche Jahre waren seit den regelmäßigen Urlauben in Onkels Haus in Harlesiel ins Land gegangen. Der Floh und ich, wir waren nun schon seit einigen Jahren verheiratet und hatten vor zwei Jahren entschieden, dass Urlaub in Hotels für uns nicht mehr das Rechte wäre. So wurde der sportliche Zweisitzer verkauft und eben besagter Campingbus angeschafft, mit Vorzelt, Toilette, Gaskocher, eben mit allem, was uns zum komfortablen Campen nötig erschien. Und bisher hatte das Wetter auch immer mitgespielt. Bis auf die letzten fünf Tage.
Seit den Harlesieler Zeiten hatten wie nie woanders unseren Urlaub verbracht als an der See. W e n n wir Urlaub machten. Denn vieles hatte sich seitdem verändert. Neue berufliche Perspektiven für uns beide, der Abschied von unserer Heimatstadt an der Fulda. Nur eines waren wir dabei nicht los geworden: den Wasserbazillus.
An diesem Vormittag waren wir mit den Fahrrädern nach Damp gefahren und hatten dem luxuriösen Ostsee-Yachthafen einen Besuch abgestattet. Da lag alles, vom offenen Sportboot bis hin zum Zwanzig-Meter-Dickschiff. Mich hatten die brüllenden Motoren einer Cigarette-No-1 beeindruckt, Andi freute sich über eine Dehler-Delanta, weil sie mit einem Schiff dieses Typs vor Jahren einen Holland-Törn mitgemacht hatte.
Schiffe, See und raues Wetter hatten schon immer unsere Phantasien beflügelt. So saßen wir also abends im ‘Blockhaus’ und hingen mal wieder der Frage nach, auf welche Weise zwei Landratten wie wir endlich aufs Wasser kommen könnten. Man könnte..., man sollte.., man müsste...
„Gehen wir methodisch vor.“ Ich versuchte, unsere Gedanken in sachliche Bahnen zu lenken. Insbesondere meine. Denn wenn es um die Frage eines eigenen Wasserfahrzeugs ging, neigte mein Herz dazu, größere Sprünge zu machen, als unser Geldbeutel zuließ. Der Floh war da realistischer veranlagt.
„Also, wir sind Wassersport-Einsteiger. Welches Boot kommt für uns in Frage, wie groß, was darf es kosten, neu oder gebraucht? Wenn wir das geklärt haben, können wir praktisch zur Tat schreiten.“ Meine Methodik war einfach.
„Die Camping-Ausstattung war ganz schön teuer, meinst du, ich will jetzt gleich das Thema Camping beenden, wenn, dann müssen wir das Boot mitnehmen können und überhaupt, du hast gar keinen Bootsführerschein und wo willst du mit dem Kahn im Winter hin und weißt du eigentlich, wie viel Zeit und Geld so ein Boot in der Unterhaltung kostet, ich habe keine Lust, meine ganze Freizeit in ein Schiff zu investieren, das habe ich schon damals bei der „Birchwood“ meiner Eltern machen müssen, das hat mein Vater einfach vorausgesetzt, ich weiß, wie das ist!“ warf der Floh meine Methodik über den Haufen.
Ich stöhnte. Hätte ich bloß nicht mit dem Thema angefangen.
„‘Mal langsam.“ Ich versuchte, Andi den Wind aus den Segeln zu nehmen und selbst wieder in tieferes Fahrwasser zu kommen. „Gehen wir doch einmal das, was du da gerade gesagt hast, Stück für Stück durch, vielleicht finden sich ja dann ein paar passende Antworten. Unsere Camping-Urlaube zu beenden, ist auch für mich kein Thema. Das Boot muss mitkommen können. Also ist für uns ein trailerbares oder leicht zu transportierendes Boot das Richtige. Da wir keine Scheune oder freie Garage oder auch nur einen sicheren Abstellplatz haben, muss das Boot im Winter und wenn wir es nicht brauchen, in unserem Keller verschwinden können. Womit wir bei einem Motor-Schlauchboot wären.“
Auf Andis Stirn hatten sich ein paar nachdenkliche Falten gebildet. Ich spürte es. Ich hatte sie, bildlich gesprochen, an der Angel!
„Die Unterhaltungskosten“, dozierte ich weiter, „sind bei einem Schlauchboot denkbar niedrig, was Zeit und auch fixe Kosten wie zum Beispiel Versicherung betrifft. Also wirst du die Zeit, die du investierst, hauptsächlich auf dem Wasser verbringen.“
„Wie viel PS?“ riss mich der Floh aus meinem Gedankengang, „Oder willst du etwa rudern? Du hast keinen Führerschein!“
„Bis fünf PS sind diese kleinen Quirle führerscheinfrei. Das reicht zum gemütlichen Rummotoren. Außerdem: umso größer der Motor, umso teurer ist er auch. Lass’ uns erst einmal klein anfangen. Vielleicht bekommen wir ja ein Boot, das später stärker motorisiert werden kann. Wenn wir merken, dass wir Spaß an der Sache haben und das Boot auch ausnutzen. Dann machen wir eben noch unsere Scheine.“
Drei Tage später trugen wir dem miesen Wetter Rechnung und brachen unseren Ostsee-Urlaub ab. Wir fuhren heim, einen festen Entschluss im Gepäck.
„Bei diesem Kopfsteinpflaster fallen einem ja die Zähne aus.“ Der Floh hielt sich krampfhaft am Haltegriff auf der Beifahrerseite fest. Unser Bus rumpelte durch die kleine Nebenstraße in der Kasseler Altstadt. Wir waren von unserem mittelhessischen Zuhause zu unseren Freunden nach Hamburg unterwegs und machten in Kassel Zwischenstation, um etwas abzuholen, etwas sehr Wichtiges. Wir hatten diesen Augenblick lange herbeigesehnt.
Es war Mitte März. Acht Monate waren seit diesem denkwürdigen Abend im ‘Blockhaus’ auf dem Campingplatz in Schuby an der Ostsee vergangen, an dem wir den Entschluss gefasst hatten, uns ein Motor-Schlauchboot zuzulegen. Acht Monate, in denen wir viele Kilometer abgespult hatten, um immer neue Bootshändler abzuklappern, neue Angebote einzuholen, gebraucht, neu, zu groß, zu klein, zu teuer. Irgendwann waren wir dann in Kassel gelandet. Bei der Firma ‘Scheurich-Boote-Motoren-Zubehör’. Und hatten uns für ein neues Quicksilver 330 entschlossen, mit Zweizylinder Mercury 6, gedrosselt auf 3,68 kW. Dazu Fender, Leinen, Anker, Bug-Spritzschutz, kleiner Slipwagen und Rettungswesten. Alles war von uns bestellt worden und lag nun bereit zur Abholung.
„Hoffentlich ist wirklich alles mitgekommen“ orakelte ich, als wir auf Scheurichs Parkplatz einbogen. „Ich habe keine Lust, die erste Probefahrt ohne Ausrüstung zu machen.“
„Stell’ dich nicht so an.“ Andi sah die Sache wie immer realistisch.
„Erstens wollen wir heute noch nach Hamburg und haben deswegen sowieso keine Zeit für eine Probefahrt. Zweitens geh’ ich bei der Kälte eh’ nicht aufs Wasser. Drittens reicht’s für die Probefahrt aus, wenn Fender und Leinen an Bord sind. Und viertens: wenn wir unseren ersten Törn vielleicht Mitte April machen, ist bestimmt alles da!“
Wo sie Recht hatte, hatte sie Recht.
Der Inhaber, Herr Scheurich, begrüßte den Floh mit Handschlag. Andis Vater war früher schon guter Kunde bei Scheurichs gewesen. Man kannte sich also. „Gehen Sie ‘mal mit meinem Assistenten mit“ wandte sich der Chef dann an mich, „im Schuppen da drüben steht alles für Sie bereit“.
„Sie kriegt den Handschlag und ich darf schleppen“ maulte ich leise vor mich hin. „Schleppen kann ich den Kahn später noch oft genug.“
„Ich nehme den Motor und Sie können ja mit der Bootspacktasche nachkommen.“ Der Assistent hatte die Arbeitsteilung bereits vorgenommen. „Die Packtasche ist nicht so schwer.“
Wir hatten uns für die Bootsversion mit herkömmlichem Holzboden entschieden. Wir hätten das Boot auch mit sogenanntem ‘Air-Deck’ bekommen können, einem sehr fest aufblasbaren Luftboden. Das hätte eine erhebliche Gewichtsersparnis bedeutet. Da wir aber planten, auch einmal in Strandnähe auf der Ostsee zu fahren, hatten wir auf anraten der Fachleute die deutlich stabilere Holzversion gewählt.
Also frisch ans Werk. Tragegriffe der Packtasche in die linke Hand (ich bin Linkshänder) und hiiieeeev...an. Nichts passierte. Irgendwo verklemmt? Am Boden festgenagelt ? Also abwärts gebeugt, Riemen über die Schulter. Lang genug waren sie ja. Und hiiieeev... nee, so ging’s auch nicht, da streikte mein Kreuz. Also in die Hocke. Mann, war das Ding schwer! Aleeee - hopp....
Zwei Minuten später kam ich, schwer Lage schiebend, mit hochrotem Kopf aus dem Schuppen getorkelt, den Blick auf die offene Heckklappe unseres Busses fixiert. Loswerden wollte ich das Ding, das da wie Blei an meiner Schulter hing, mit einem Seufzer der Erleichterung im Gepäckraum unseres Gefährts abstellen.
Doch da lag, massiv wie eine Panzersperre, unser Motor, ganz zuvorderst, vom Assistenten des Hauses Scheurich liebevoll platziert. Schwankend stand ich da.
„Erst muss die Tasche ‘rein, dann erst der Motor“ keuchte ich den Floh an.
„Dann musst du den Motor eben nochmal ‘rausnehmen. Aber vorher stellst du die Tasche ab.“ Der Floh ist eben praktisch veranlagt.
„Ich brauch’ jemanden zum Mit-Anfassen. Wo zum Teufel ist der Assistent?“
„Fort!“ kam die lapidare Antwort.
Also, Kniebeuge, um die Tasche abzustellen. Dabei Ermahnung, gefälligst vorsichtig zu sein, damit die diversen Holzteile nicht splitterten. Den unnatürlich verkrümmten Rücken wieder in aufrechte Position gebracht. Problemstellung ‘Motor aus Gepäckraum heben’ analysiert. Nützlichen Hinweis bekommen: „da is’n Tragegriff ‘dran.“ Griff gesucht und gefunden. Motor zur Laderaumkante gezogen und angehoben. Kommentar unter Zuhilfenahme der Betriebsanleitung „Gewicht des Motors...32 Kilo. Also stell’ dich nicht so an.“
Motor auf nahegelegener Wiese abgesetzt, Kniebeuge, Tasche in Bus bugsiert, Motor nachgeschoben....
„War’s das?“, fragte ich erschöpft.
„Das war’s“, zeigte sich der Floh zufrieden, „wir müssen jetzt nur noch den Bootswagen holen und die Fender, den Anker, die Rettungswesten...“
All’ diese Strapazen waren vergessen, als wir sechs Wochen später wieder bei Scheurichs vorfuhren. Wir hatten unser neues Boot in der Zwischenzeit kennengelernt, soweit dies auf dem Trockenen möglich war. Das Wetter hatte sämtliche Trockenübungen im Freien zunichte gemacht, weshalb wir das gute Stück kurzentschlossen in unserem Wohnzimmer aufbauten. Platz genug hatten wir ja. Und die ersten Erfahrungen verliefen rundum positiv. Der nutzbare Innenraum unseres Schlauchers erwies sich als für uns Zwei durchaus ausreichend, die Bodenbretter passten, die Alu-Verbindungs- und Stabilisationsleisten klemmten nicht, die Nähte waren solide verklebt, kurz, das ganze Boot machte einen handfesten Eindruck.
Etwas Sorge bereitete mir einzig und allein unser Motor. Den hatte ich mir nämlich einmal genauer angesehen und mein Blick war am Typenschild hängengeblieben.
Leistung: 4,5 kW stand da, also 6 PS. 3,68 kW hätte da stehen sollen. Wurde vergessen, das Typenschild auszutauschen? Wohl kaum. Wurde uns ein falscher Motor geliefert? Wir hatten den Mercury 6 als führerscheinfreie Version bestellt. Ich rief die Firma Scheurich an.
„Wir bestellen immer die ungedrosselte Version“ bekam ich zur Antwort. „Die Wasserschutzpolizei macht Ihnen deswegen keine Schwierigkeiten. Aber wenn Sie unbedingt wollen, können wir Ihnen den Motor ja noch drosseln.“
Wir hatten in zwei Wochen einen Camping-Urlaub mit Boot an der Weser geplant. Den Motor jetzt vorher noch drosseln lassen? Das würde zeitlich wohl kaum klappen. Dann fiel vielleicht alles ins Wasser. Und Scheurichs hatten ja gesagt, ich würde keine Schwierigkeiten bekommen. Aber wusste man das so genau? Letztlich war ich als Bootseigner für die Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen verantwortlich. Immerhin hatte ich schon ein ‘amtliches Kleinfahrzeugkennzeichen’, wie es offiziell heißt, beantragt und zugeteilt bekommen. Und darin hatte ich die Motorleistung mit 3,68 kW angegeben. Das 4,5 kW-Typenschild hatte ich erst danach entdeckt. Was also tun? Hmmm...
Wir entschieden uns, alles so zu lassen, wie es war. Das Risiko war nicht zu leugnen, aber wir wollten endlich aufs Wasser. Um es gleich vorweg zu nehmen: alles ging gut, jedoch das schlechte Gewissen fuhr immer mit. Denn eigentlich bin ich ein sehr gesetzestreuer Mensch. Und im darauffolgenden Winter habe ich meinen Sportbootführerschein gemacht. Für Binnen und See. Sicher ist sicher.
Es war also Ende April, als wir im Hof der Firma Scheurich unseren nagelneuen Kofferanhänger vom Bus abkuppelten, um ihn ein wenig näher an den Anleger zu schieben, den Scheurichs für ihre wassersportlichen Kunden auf der Fulda unterhielten. Den Kofferanhänger hatten wir uns kurzerhand zugelegt, als wir feststellten, dass Campingausrüstung u n d Boot das Ladevolumen unseres Busses doch um einiges überstiegen.
Im Auf- und Abbauen unserer Ronja - so hatten wir das Prachtstück getauft - waren wir ja nun schon einigermaßen geübt, sodass eine Viertelstunde später unser Boot auf der Wiese oberhalb des Anlegers lag, fertig zur Erstwasserung. Oder sagen wir besser, fast fertig, denn wir hatten den Motor noch nicht montiert. Schleppen konnten wir Ronja zu zweit nur ohne Motor, m i t Motor musste sie auf den Slipwagen. Den konnten wir jedoch angesichts des mit Querleisten bewehrten Abgangs zum Anleger vergessen. Also erst Boot wassern, dann Motor anbauen. Punkt eins war kein Problem. Sie schwamm.
Punkt zwei.
„Also, wir ziehen das Boot an die Schmalseite des Anlegers. Da sind Ringe eingelassen. Da machen wir fest. Dann holen wir den Motor, du gehst ins Boot und schraubst ihn an.“ Der Floh hatte das Kommando übernommen.
Wir hatten eine gute Methode entwickelt, den Motor zu zweit zu transportieren. Wir trugen ihn liegend. Ich üblicherweise am Motorblock, Andi am Schaft-Ende. Dass ich damit immer noch den größten Teil des Gewichts schleppte, war von mir zwar erkannt, aber auch akzeptiert worden.
Nun standen wir mit dem Teil auf dem Anleger.
„Und wie nun weiter ?“
„Wir legen den Motor auf die Stegkante, du gehst an Bord und hievst ihn dann zu dir ‘rüber. Ganz einfach !“ Der Floh sah keinerlei Probleme.
‘Mal probieren. Wenn ich im Boot sitzenblieb, hatte ich zwar für mich die stabilste Position, aber der Motor befand sich auf der Stegkante leicht über mir. Anheben konnte ich die 32 Kilo so nicht. Vielleicht auf den Tragschlauch knien, versuchen wir’s mal damit.
Ganz prima Idee, jetzt kniete ich, den Motor liebevoll in den Armen, und konnte mich nicht mehr bewegen. Aufstehen konnte ich nicht, da drückte ich das Boot unter mir weg. Drehen konnte ich mich auch nicht, da wäre ich samt Motor vom Tragschlauch gefallen.
„Wir sollten die Aktion nochmal überdenken“, schlug ich schwer atmend vor, nachdem ich unseren Antrieb vorsichtig wieder auf dem Steg abgesetzt hatte.
In der Zwischenzeit hatten wir auch Zuschauer bekommen, Gäste der Firma Scheurich, die sich immer samstagnachmittags zu einem Bier auf dem Hof des Bootshändlers trafen und natürlich auch nicht mit guten Ratschlägen sparten.
„Wir müssen das anders machen.“ Der Floh überlegte. „Einerseits musst du den Motor gescheit anheben können, andererseits müssen wir verhindern, dass du ihn dann ins Wasser wirfst.“
„Wenn das Boot nur fester liegen würde...“, dachte ich laut.
„Natürlich, das ist es. Wir binden die Leinen vorne und hinten ganz kurz und bringen ‘ne Spring aus, dann liegt der Dampfer wie angenagelt. Dass ich darauf nicht gleich gekommen bin!“
„Was is’n das für’n Knoten, den du da machst?“ Ich betrachtete Andis Werk skeptisch. „Das ist aber keiner von denen, die ich so mühsam gelernt habe!“
„Mit d e m Knoten hab’ ich schon immer unsere Birchwood festgemacht, und die ist nie weggeschwommen.“
Aha !
Also probierte ich’s nochmal. Ja, das ging schon besser. Im Stehen Motor anheben, vooorsichtige Drehung nach links, vorsichtig absetzen. Geschafft. Der Motor lag im Boot. Jetzt musste er nur noch an den Spiegel.
Wieder im Stehen ? Nee, lieber nicht. Zum Schluss machten unser Merc und ich zusammen einen Satz in die Fulda. Also das Ganze im Sitzen.
Vorsichtig, vorsichtig, über den Spiegel heben und jetzt einhängen und ......
„Wer hat die verdammten Knebelschrauben zugedreht?“
Einige Minuten später hing der Motor sicher verschraubt am Heck unserer Ronja, der Tank stand angeschlossen daneben und auch der Floh war an Bord. Es konnte losgehen. Der erste Startversuch. Würde er wohl anspringen? Choke gezogen, Drehknopf für Leerlaufdrehzahl ganz auf, die Hand am Starterseil. Ein Moment des Innehaltens, der Besinnung. Dann ein kräftiger Zug.
Der Mercury brauchte derer drei. Dann lief er.
Leinen los!
Rückwärtsgang, langsam achteraus, weg vom Steg. Dann auf ‘vorwärts’. Mit kleiner Fahrt drehten wir in den Strom.
Wir waren unterwegs. Zum ersten Mal in unserem eigenen Motorboot.