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Der Blick fürs Detail: Münchens 1000 Gesichter

München hat unendlich viele Gesichter. Spazieren Sie mit offenen Augen durch die Straßen. Mit für Details geschärftem Blick gibt es unglaublich viel zu entdecken. Das ist eine reine Übungssache. Strukturen oder Farbenspiele ergeben bei entsprechendem Blickwinkel Perspektiven, die bisher wahrscheinlich kaum jemand gesehen hat. Meist reicht für diese Art von Bildern ein Smartphone. Viele Motive ergeben sich, wenn man nicht danach sucht: ein tolles Lichtspiel an einer Fassade, Spiegelungen in Schaufenstern oder ein neues Graffiti an einer Hauswand.

Dadurch bekommt man ein Bilderportfolio, bei dem die Betrachter staunen und sich fragen werden, wo diese Bilder entstanden sind. Vielleicht kreieren Sie aus den schönsten Motiven einen Kalender, vielleicht stellen Sie einen digitalen Bilderrahmen auf oder komponieren für wenig Geld online ein Fotobuch. Oder es ergibt sich sogar die Möglichkeit einer kleinen Ausstellung in einer Bücherei, Volkhochschule oder einer Bank. Es gibt so viele Möglichkeiten, Ihre Arbeit zu präsentieren und den Betrachtern eine Freude zu machen.


Die Münchener Frauenkirche im Jahr 1839. Das Original zu diesem Bild ist ein Negativ, auf jodiertem Salzpapier belichtet. (Bildnachweis: https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_August_von_Steinheil)

GESCHICHTLICHES – DIE ERSTEN FOTOS VON MÜNCHEN

Was die Anwendung zur Aufnahme von Bildern der Camera obscura betrifft, »… so ist, wenn diese nicht zu klein erhalten werden sollen, je nach der Intensität des Sonnenlichts, ein Exponiren von einigen Stunden nothwendig.« (August von Steinheil und Franz Ritter von Kobell in Journal für Praktische Chemie, 1839)

Die Fotografie hatte gerade ihre Geburtsstunde erlebt, als die ersten Münchner sich schon intensiv mit der neuen Technik beschäftigten. Der Physiker Carl August von Steinheil und der Mineraloge Franz Ritter von Kobell waren die Pioniere. Im Frühjahr 1839 fertigten die beiden das erste Lichtbild an. Es zeigt das Münchner Wahrzeichen schlechthin – die Frauenkirche.

Aufgenommen wurde das Bild von Steinheils Büro in der Akademie der Wissenschaften, die damals gegenüber dem Dom ihren Sitz hatte. Das Original des Bildes von der Frauenkirche ist bis heute erhalten und kann im Deutschen Museum betrachtet werden.

Auf ihren Streifzügen durch München nahmen Steinheil und Kobell eine ganze Serie von Fotos auf. Sie fotografierten am Odeonsplatz, am Königsplatz und in Nymphenburg. Die beiden wandten bei ihren ersten fotografischen Gehversuchen das von Henry Fox Talbot in Lacock Abbey erfundene Talbottypie-Verfahren an. Dabei entstanden Aufnahmen auf jodiertem Salzpapier. Es gab nur Negative. Das Negativ-Positiv-Verfahren, wie wir es bis zur Digitalfotografie genutzt haben, wurde erst im folgenden Jahr entwickelt. Die Herstellung jedes einzelnen Bildes war mühsam und zeitaufwendig und so wurde jede Fotoexkursion ein langwieriges Unterfangen.

Die Kamera-Eigenkonstruktion der beiden Fotopioniere bestand aus einem zylindrischen Papprohr mit eingebautem achromatischen Objektiv. Leider ist dieser Apparat nicht erhalten geblieben. Mit dem Papprohr konnten sowohl runde als auch eckige Fotos erstellt werden. Dafür nahmen die beiden Münchner Wissenschaftler den Deckel vor einem Loch am Rohr ab und ließen das Licht auf das jodierte Salzpapier treffen. Dann verschlossen sie es wieder. Die angefertigten Fotos hatten einen Durchmesser von etwas mehr als vier Zentimetern.

Bereits im August 1839 stellte der Münchner Kunstverein zwei Salzpapieraufnahmen aus. Zu sehen war die Glyptothek. Heute besitzt das Deutsche Museum 17 Original-Salzpapiernegative von Steinheil und Kobell aus dem Frühjahr 1839 und damit die ältesten erhaltenen Fotografien in Deutschland.

Schon kurz nach der Erfindung der Fotografie gab es kein Halten mehr. In ganz Europa schufen die sogenannten Daguerreotypisten mit einfachsten Apparaten Bilder, die zum Teil bis heute erhalten sind und einzigartige Dokumente der Technik- und Kunstgeschichte darstellen. Die Fotografie trat ihren unaufhaltsamen Siegeszug an und hat bis heute nichts von ihrer Faszination verloren.

AUF DEN ALTEN PETER – 300 STUFEN BIS ZUM MÜNCHEN-PANORAMA

ANFAHRT:

Der Turm der Peterskirche ist täglich, im Winter wie im Sommer, geöffnet. Mit der U6 oder U3 oder den S-Bahnen zum Marienplatz. Dann zwei Minuten zu Fuß. Mit dem Fahrrad direkt zum Alten Peter, dort gibt es Fahrradständer. Eintritt: Erwachsene 3 Euro, Kinder 1 Euro.


FOTOGRAFIE-GENRE:

Street, Architektur,

Zeitgeschichte, Reportage

1 STUNDE
91 HÖHENMETER
MITTEL

DAS KOMMT IN DIE TASCHE:

•Weitwinkel- und Teleobjektiv, bei Föhnsicht sind 300 Millimeter durchaus angebracht. Wer mit einem Objektiv alle Brennweiten abdeckt, ist klar im Vorteil.

Beachten Sie: Die Plattform ist sehr schmal und viel besucht, es gibt also wenig Platz, um die Tasche für einen Objektivwechsel abzustellen. Im Winter kann es dort außerdem ziemlich kühl sein, also ist warme Kleidung zu empfehlen.

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