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Eigenstrom – Begriffsklärung zur Einführung
ОглавлениеIm Buch “Stromwechsel: Wie Bürger und Konzerne um die Energiewende kämpfen” (Quelle), das im März 2012 im Westendverlag erschienen ist, wird Frank Asbeck von Solarworld mit den Worten zitiert:
“Eigenstrom wie Eigentum. Man kriegt ihn nicht, man macht ihn: Das ist der qualitative Sprung.”
Es waren diese Zeilen, die bei mir den Anstoß gegeben haben, endlich alle Gedanken zusammenzutragen, die ich mittlerweile im 5. Jahr bei allen Gelegenheiten zum Besten gebe. Verknüpfung von Energieproduktion und Eigentum. Daraus lässt sich einiges machen, auch ohne Energiewende. In dieser Beitragsserie will ich auf verschiedene Aspekte eingehen. Eins kann ich jetzt schon versprechen: Es kommt dabei etwas anderes raus als das Zitat vermuten lässt.
Als im Frühjahr 2010 die Site Stromhaltig entstanden ist, gab es eine Vision: Mehr Nachhaltigkeit beim Thema Stromverbrauch. Es war die Zeit, als ich dabei war mir meine Gedanken über unser Haus zu machen und leider feststellen musste, wie schwer es ist die Auswirkungen einer Entscheidung, die man heute trifft für die Zukunft absehen zu können. Im Jahre 2010 war es noch deutlich seltener üblich den Stromverbrauch von Geräten zu hinterfragen. Will man ein gesamtes Konzept für die Verkabelung eines Hauses machen, wird es dann schon schwierig. Der Elektriker meines Bauträgers ist an vielen “SmartHouse” Ideen gescheitert, was nicht nur einige Wirrungen bei der letztendlichen Schaltung zur Folge hatte. Follow-The-Sun für Rolläden koppeln mit einer intelligenten Kühlung des Hauses (Flächenkollektoren/Wärmepumpe) – beschattet wird, wenn es unwirtschaftlich ist die Wärmepumpe zur Kühlung zu verwenden. Hinsichtlich Stromhaltig ging die Geschichte dann weiter mit der Ideen Initiative Zukunft und der Platzierung für “Wirtschaftliche Nachhaltigkeit des Eigenheims“.
Eigenstrom in der Definition von Asbeck zielt auf den Verbrauch des selbst produzierten Stroms ab. Dies ist auch ein wichtiger Bestandteil meiner Sichtweise, darf aber an dieser Stelle nicht enden. Unabhängig, wer den Strom produziert, bedarf es aber für mehr Nachhaltigkeit zumindest auch eine Betrachtung des Verbrauchs. Strom als Besitz und Wert anzusehen und nicht nur als physikalischen Energieträger.
Natürlich hat die Wortkreation des SolarWorld-Gründers auch einen Charm, da sie zwei Begriffe, die so nicht zusammen gehören, vereint. Eigentum und Strom. Eine ähnliche linguistische Schöpfung wie die Verbindung von Strom und Nachhaltigkeit zu Stromhaltig.
Schaut man bei Eigenstrom allerdings lediglich auf das Szenario der PV-Anlage auf dem Eigenheim, die verbunden mit einem Speicher dafür sorgt, dass ich den selbst produzierten Strom verbrauche, dann schaffe ich eine Welt von Mietern und Eigentümern. Generell nichts schlechtes, da real im Wohnungswesen erprobt. Allerdings ist es wesentlich schwieriger Eigentümer an einem Stormerzeuger zu werden, als eine Eigentumswohnung oder ein Haus zu erweben. Im Rahmen der Artikelserie wird es daher auch um die Frage nach der Finanzierung gehen. Kann man es ermöglichen, dass Besitzer von Eigentumswohnungen und Mieter auch Eigenstromer werden?
Eigentum verpflichtet, lautet eine Redensart. Betrachtet man nur den Strom aus einer Quelle – zum Beispiel die PV Anlage – dann kann es nur mit Einsatz von Speichern und Co. dazu kommen, das man eine Mengenkopplung realisieren kann. Alle anderen Szenarien werfen zumindest die Frage nach der Pflicht zur Vermarktung auf. Im Moment bestehen Abnahmegarantien und Vorrangsregelungen, die aber leider auch dazu führen dass es in seltenen Fällen zu einem negativen Strompreis kommt. Gelingt eine viel engere Verzahnung und damit Ausgleich von Produktion und Verbrauch, dann wird nicht die gesamte Eigentumsverpflichtung über den Markt abzufedern sein.
Die zweite Miete ist ein Stichwort, welches häufig mit den Energiekosten in Verbindung gebracht wird. Warum entscheiden sich Menschen dazu, eine Eigentumswohnung zu kaufen oder ein Haus zu bauen? Vielleicht, da sie keine Miete mehr zahlen wollen. Bei Immobilien will man diese Kosten meist bis zum Renteneintritt abgezahlt haben. Es ist nicht verwunderlich, dass eine Bausparkasse mit dem Slogan wirbt, dass die eigenen „Vier Wände“ die beste Altersvorsorge ist. Ein Leben ohne Energie ist aber auch im Alter nicht möglich. Gibt es Wege, wie man Eigentum erwerben kann, das die Abhängigkeit von Energiekosten im Alter minimierbar wird?
Im Gegensatz zu den USA ist in Deutschland die Verwendung von Kredikarten wesentlich seltener. Geht es um Geld, dann besteht eine kultureller Konsens, dass man die Auswirkungen sofort sehen möchte (=Abbuchung auf dem Konto). Beim Stromverbrauch ist dies allerdings meist anders. Meine Hypothese ist, dass viel Sparpotential nicht genutzt wird, da die Zeitdauer bis sich dieses auswirkt viel zu lange ist. Das gängige Modell ist die Jahresabrechnung auf Basis des Verbrauchs und angepasste Abschlagszahlungen im Folgejahr. Verstehe ich, was bei mir ein “goldener Wasserhahn” beim Stromverbrauch ist, dann kann ich ihn doch morgen schon ändern. Woher kommt aber die Motivation, wenn man über ein Jahr auf die Auswirkung warten muss? Keine Diät hätte Erfolg, wenn man so lange auf sichtbare Ergebnisse warten müsste. Eigenstrom hat daher auch eine Komponente, die es überhaupt erst ermöglicht Eigenverantwortung zu übernehmen.