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Mit dem Kohlepfennig fing die Entfremdung an
ОглавлениеVon 1974 bis 1995 existierte auf dem Gebiet der alten Bundesländer der Kohlepfennig. Eingerichtet um den Steinkohleabbau quer zu finanzieren –so war es wohl die erste Umlage, die sich auf die heimische Stromrechnung auswirkte. Gefolgt vom Erneuerbaren Energiegesetz (EEG), einer Umlage für den Netzausbau und der Abschaltprämie, werden so auf der Rechnung des Versorgers aus 5 Cent 25 Cent. Umlagen und Entgelte sind generell kein schlechtes Instrument, sorgen aber für eine Entfremdung zwischen Marktpreis und Nutzen (Verbrauch). Strom ist natürlich nicht das einzige Produkt, bei der eine Entfremdung auftritt. Mineralöl oder Tabakprodukte haben ähnliche Hebel durch Steuern. Bei Strom wurde jedoch häufiger das Mittel der Umlagenfinanzierung gewählt, bei der es jemanden gibt, der diese empfängt und einen direkten Nutzen hat. Bei Steuern ist dies anders, hier kann durch Zahlung kein direkter Empfänger ausgemacht werden. Der Staat übernimmt bei den Umlagen keine steuernde Funktion.
Bei den Strompreisen entsteht eine weitere Gefahr, denn die Realisierung von Einsparungszielen lässt sich durch reine Verteuerung schwer realisieren. Bestes Beispiel für diese Aussage ist die Ökosteuer, die nicht zu einer Reduktion des Benzinverbrauchs geführt hat (lediglich zu einer Vertikalbewegung mit dem Dieselverbrauch). Ähnliches geschieht wohl auch beim Stromverbrauch. Die Umlagen haben somit ganz allein eine finanzierende Wirkung.
Für den Verbraucher wird es schwer ein Gefühl für den Wert eines Gutes zu erkennen, wenn der Preis entkoppelt ist vom Aufwand der Herstellung. Eine Tatsache, die sehr hinderlich ist, wenn es darum geht das Eigen in Eigenstrom verständlich zu machen. Der Umstieg auf erneuerbare Energien verlangt, dass Stromerzeugung und Verbrauch enger miteinander verknüpft werden. Die Schaffung eines Marktes ist für eine solche Herausforderung wäre das adäquate Mittel. Besteht ein großes Angebot bei geringer Nachfrage, so geht der Preis nach unten – und umgekehrt. Dieser Markt existiert in Form des European Energy Exchanges (EEX) in Leipzig.
Geht der Aufwand/Kosten zur Stromproduktion um 10% nach oben, so macht dies weniger als 5% des Preises aus, den der Kunde zahlen muss.
Auf 9,8 Cent je Kilowattstunde beläuft sich der Anteil der Stromkosten, der vollständig losgelöst von der aktuellen Produktion ist. Die Umsatzsteuer wurde in dieser Rechnung bewusst nicht beachtet, da sie sich linear zum Preis und nicht zur Menge entwickelt.
Vielleicht kann man aus dieser Rechnung sehr deutlich erkennen, warum kaum Interesse bei den Privatkunden an dynamischen Strompreisen besteht. Deren Schwankung würde in einem Umfang ausfallen, bei der eine steuernde Wirkung auf den Verbrauch nur gering ist. Vielleicht ist es auch der Grund, warum es nur wenige Geräte gibt, die man als “Ready-For-Smartgrid” bezeichnen kann – die also die Möglichkeit haben dann Strom abzunehmen, wenn dieser günstig ist.
Schade ist, dass die kurzfristige Lösung dieser Problemstellung, allein durch Umgehung des Marktes/Netzes erfolgen kann. D.h. wer es sich leisten kann, sollte Strom selbst produzieren, speichern und verbrauchen. Eigenstrom in seiner reinsten Form. Besteht diese Möglichkeit nicht, so bestehen aktuell nur wenige Möglichkeiten die Entfremdung aufzulösen.