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Dark World I – Ein Funke in der Dunkelheit

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Langsam verblassen die letzten Erinnerungen an die Zeit der Alten. Wir, die Priester des Feuers, wissen mehr darüber, als die Masse der armen, in den Ödlanden dahinvegetierenden oder in schmutzigen Städten zusammengepferchten Menschen unserer Tage. Wir schreiben es auf, wir, die Diener des Ewigen Feuers. Wir zeichnen auf, was vor der Stunde des Großen Feuers geschah, der landläufig auch der Große Krieg genannt wird und in dem die Reinigenden Feuer die Alten wegen ihrer zahllosen Sünden vom Antlitz der Erde tilgten. Wir, die Priester, wissen mehr darüber, als das Volk je erfahren darf. Dass es die Alten selbst waren, die in ihrem aufsteigenden Wahnsinn den Funken entfachten, der ein loderndes, alles verzehrendes Feuer wurde. Keiner weiß, wie sie das taten, aber die wohlgehüteten, alten Schriften erzählen davon. Sie sind voller Bitterkeit, voller Trauer um all das, was mit der Welt der Alten gegangen war - für immer. Aus der Düsternis, die folgte, traten die Schrecken der Nacht.

Einige jener Niederschriften erzählen von dieser Dunklen Zeit, in der nahezu jede Form von Vernunft und Zivilisation nahe daran war, von Blutgängern und Eis-Verdammten hinweggefegt zu werden...Kreaturen, geboren in der Nacht, Abkömmlinge der Niedertracht der Alten. Nur durch einen Mann, die Eiserne Faust des Feuers, Magnus Adams, und einem letzten Bündnis der Städte und Kriegsherren wurde die Finsternis besiegt. Große Schlachten, große Heldentaten...doch das meiste davon ist verschwommen, verzerrt, verfälscht durch die Jahrhunderte seitdem.

Niemand außer den Dienern des Feuers wird die Schriftstücke der Alten und ihrer Taten jemals in die Hände bekommen. Sie zeigen, was die Gier nach immer mehr - mehr Macht, mehr Geld, mehr Land bewirken kann. Nicht, dass es die Menschen heute sonderlich interessiert hätte, welche Geheimnisse wir, die Feuerpriester, hüten. In der Weite der Ödlande, deren Gefahren nur gut bewachte Karawanen oder Reisegruppen mit ausreichend vielen Kriegern trotzen, deren Böden nur schwer etwas abzuringen ist, wo Hunger und Krankheiten ein häufiger Begleiter sind, interessiert sich kaum noch jemand für die Vergangenheit. Denn sie alle sind genug mit der Gegenwart beschäftigt. Nur wenige beherrschen heutzutage noch die Kunst des Lesens und Schreibens, was ein weiterer Grund ist, aus dem die Finsternis über den Ödlanden andauert.

Während ich dies hier schreibe, während meine Tage mit stolzen einundvierzig Jahren sich dem Ende zuneigen, macht sich Trauer in mir bemerkbar. Denn - man mag mir meine kleine Blasphemie verzeihen - ich wünschte, es gäbe wieder ein klein wenig mehr Menschlichkeit in dieser Welt. Das Wort allein ist heute unbekannt, keiner würde es verstehen, was genau ich damit sagen will. Hin und wieder stelle ich mir vor, es gäbe eine bessere Welt. Und ich frage mich, woran es liegt, dass trotz unseres Glaubens die Schatten der Vergangenheit über uns das Licht rauben.

Abt Peter Stark, Abraham-Lincoln-Kloster, im Jahr 1201 nach dem Großen Feuer.

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