Читать книгу Die Männer vom Silberfluss - Tilman Janus - Страница 4

»Glaubst du an die ewige Liebe?«, fragte mich Philipp, während er mir seinen steinharten Ständer hereinschob.

Ich konnte nicht antworten, ich hatte mit Stöhnen zu tun. Es war wohl auch eher eine rhetorische Frage, ich nahm nicht an, dass Philipp allen Ernstes eine Antwort erwartete.

»Mmhuaaah«, machte ich. Philipps Pfahl stellte schon eine ziemliche Sensation dar. Ich genoss das tiefe Eindringen in meine innersten Gefilde wie ein Fest. Seit Monaten hatte ich mir gewünscht, dass Philipp mich nehmen würde, und nun war es endlich so weit.

»Das ist verdammt eng«, ächzte er hinter mir. Ich sah sein Gesicht nicht, denn ich lag neben dem Bildschirm bäuchlings über seinem Schreibtisch. Mein eigener Schwanz wurde auf die harte Computertastatur gepresst. Ich fühlte den Schmerz kaum, es gab Wichtigeres als eine kleine Wehleidigkeit. Am wichtigsten in diesen Minuten war Philipp, und ich hatte gelobt, dass ich alles, wirklich alles dafür geben würde, wenn er mich endlich erhörte.

»Oaaah«, keuchte ich.

»Du hast mir noch nicht geantwortet!«, sagte er und stieß weiter voll zu. Sein Harter rieb an einer ganz bestimmten Stelle entlang. Ein Beben lief durch meinen Körper.

»Muaahrgh«, gab ich von mir.

Philipp wurde schneller. Mir hing die Zunge aus dem Mund, mein Speichel tropfte auf Philipps Papiere. Was nicht zerknautschte unter mir, wurde von meiner Spucke durchweicht.

»Du glaubst also nicht dran!«, gab Philipp sich selbst die Antwort. Damit traf er meine Meinung ziemlich genau, und ich musste mich nun nicht mehr selbst um Klärung bemühen. Mein Gehirn entfernte sich auch gerade von mir und schwamm fort in unbekannte Regionen. Philipps Bolzen rieb immer stärker in meinem Innersten herum. Er war so fett, dass mein Wille nicht mehr gegen meinen Körper ankam. Ich spürte, wie ein unaufhaltsamer, heißer Schauer mich durchraste und mir das Sperma aus dem Leib presste. Ich entlud mich auf Philipps Schreibtisch und schrie dabei leise auf.

»Oh Mann, ist das geil!«, gurgelte Philipp. Er quetschte sich fest an meinen Hintern. Ich merkte, wie er kam, wie sein Torpedo zuckte und pumpte und mich abfüllte. Es war der schönste Moment in meinem ganzen Leben.

Ich lag seufzend auf dem unbequemen Tisch, gebadet in meiner warmen Sahne. Ich produzierte davon immer ziemliche Mengen. Schon fühlte ich, wie Philipps Freudenbringer in Sekunden erschlaffte und aus meinem Körper rutschte. Ich erwartete einen Spermaschwall, der mir hinauslaufen würde, aber in der Hinsicht tat sich nichts.

»Zieh dich bloß schnell an!«, knurrte Philipp. »Wenn die Schmidten reinkommt, bin ich geliefert!«

»Frau Schmidt wollte eine Stunde wegbleiben, wir haben noch Zeit«, gab ich etwas enttäuscht zurück und richtete mich auf.

»Ach, bei den Frauen weiß man doch nie!« Er verpackte seine Männlichkeit hastig in der Anzughose.

Ich wischte mein nasses Teil notdürftig mit Papiertaschentüchern ab und zog meinen Slip und die Hose nach oben. Die Erregung vibrierte in mir noch nach.

»Igitt! Verdammtes Schwein du!«, fauchte Philipp. »Du hast auf meinen Schreibtisch gespritzt!«

»Das ist doch nicht meine Schuld!«, erwiderte ich. Okay, der schönste Moment in meinem ganzen Leben war eben nur ein Moment, und nun war er vorbei.

»Ich kann ja nicht wissen, dass du so leicht kommst wie ein Pubertierender!«, giftete Philipp.

Ich seufzte, schloss meine Gürtelschnalle und bemühte mich, Sperma und Spucke von seinen Papieren zu wischen.

»Ach, lass das bloß!«, grantelte er. »Ich schmeiß das ganze Zeug weg. Die Schmidten muss es eben noch mal ausdrucken. Und jetzt tu mir den Gefallen und geh für heute nach Hause, Julio! Du machst mich ganz nervös! Ich glaube nämlich an die ewige Liebe!«

Ich gehorchte. Philipp war mein Boss, und wenn er erst einmal schlechte Laune hatte, würde sowieso nichts mehr werden. Grußlos verließ ich sein Chefbüro, ging hinüber ins Nebenzimmer, das ich mir mit Frau Schmidt teilen musste, und packte mein Zeug zusammen. Fünf Minuten später stand ich im Lift und fuhr Richtung Erdgeschoss.

Die Werbeagentur, für die ich arbeitete, lag im dreizehnten Stock eines Hochhauses, ein kleines, feines Büro im Herzen von Berlin. Außer Philipp und Frau Schmidt gab es nur mich, wir stellten also einen Dreipersonenbetrieb dar. Frau Schmidt, einundzwanzig Jahre alt, war für den gewöhnlichen Bürokram und das Bezirzen von potenziellen Auftraggebern zuständig. Philipp fühlte sich als großer Ideengeber, und ich arbeitete ihm zu. Unsere Agentur lief recht gut, aber nicht so gut, dass wir goldene Eier einsammeln konnten.

Alles in allem war ich zufrieden mit meinem Job, denn etwas Besseres konnte ich mit meinen fünfundzwanzig Jahren nicht erwarten. Übrigens wurde ich zusätzlich als »Bezirzer« bei schwulen Auftraggebern eingesetzt. Ich hatte braunes, dichtes Haar und braune Augen, war einsfünfundsiebzig groß und sah, wenn ich dem Urteil meiner bisherigen Lover glauben durfte, ziemlich gut aus.

Philipp zählte zu dem Zeitpunkt fünfunddreißig Jahre. Er war zehn Zentimeter größer als ich, mittelblond, hatte ein scharf geschnittenes Gesicht und kühle, graue Augen, die mich immer fasziniert hatten. Mein Wunsch, ihn zu verführen, war auch ein kleines Kräftemessen – Philipp war verheiratet und hatte zwei Kinder. »Heten knacken« sagt man salopp dazu, und ich war blöd genug gewesen, mich von diesem Gedanken total vereinnahmen zu lassen. Das Triumphgefühl verschwand schnell. Ich hatte ihn in mir gespürt, eine großartige Erfahrung – über den Rest wollte ich lieber nicht nachdenken. Ich wusste auch, dass es bei diesem einen Mal bleiben würde. Wie gesagt, an die ewige Liebe oder auch nur an die große Liebe glaubte ich nicht, und Philipps abscheuliche Art »danach« hatte mich außerdem von jeder noch so kleinen Zuneigung gründlich kuriert. Ich hoffte nur, dass unsere bisher gute Zusammenarbeit nicht unter diesem »Ausrutscher«, wie Philipp es wahrscheinlich nannte, leiden würde. Was er mit seinem Glauben an die »ewige Liebe« gemeint hatte, bezog sich vermutlich auf seine Frau. Okay, ich hielt seine eheliche Liebe für nicht besonders toll, wenn er im Büro heimlich seinen Mitarbeiter durchvögelte, aber das musste er selbst wissen.

Ich verließ den Lift, hob in der Bankfiliale, die sich im Erdgeschoss des Hochhauses befand, noch den größten Teil meines Monatsgehaltes ab, weil ich Banken grundsätzlich misstraute, und trat auf die Straße hinaus. Wir hatten einen kühlen Nachmittag Anfang März. Der Berufsverkehr begann gerade. Über dieses Wort musste ich immer leise lachen.

»Herr Julio Silber?«, fragte eine fremde Stimme hinter mir. Da mein Name nicht gerade häufig ist in Berlin, musste es jemand sein, der mich tatsächlich kannte. Ich drehte mich um.

Ein sehr großer Mann stand mir gegenüber. Ich schätzte ihn weit über zwei Meter. Er war etwa in Philipps Alter, sah nicht schlecht aus, hatte dunkles Haar und trug einen hellen Sommeranzug.

Wahrscheinlich maßgeschneidert, dachte ich, bei der Größe findet man nichts von der Stange! Auch über das Wort Stange musste ich innerlich lächeln. Was mochte der Riesenkerl für einen Schwanz haben? Ich war einfach immer auf Sex eingestellt, mein Hirn dachte sich jede noch so platte Anzüglichkeit aus.

»Sie wünschen?«, gab ich zurück.

Er musterte mich kurz. Seine dunklen Augen blickten ziemlich starr. Ich entschloss mich, ihn trotz seines guten Aussehens unsympathisch zu finden.

»Hier ist vor Kurzem ein Unfall passiert«, sagte er. »Man hat uns gesagt, dass Sie diesen Unfall gesehen haben. Wir brauchen dringend Zeugen.«

Ich guckte ihn erstaunt an. »Ich habe keinen Unfall mehr gesehen, seit ich im letzten Winter bei Glatteis selbst vom Fahrrad gestürzt bin«, entgegnete ich. »Sie müssen sich irren.«

»Ich irre mich nie!«, erwiderte er leise, aber bestimmt. Ein ganz reizender Zeitgenosse!

»Tut mir leid«, sagte ich genauso bestimmt. »Irgendwann gibt es immer ein erstes Mal! Ich habe keinen Unfall gesehen.«

Plötzlich hielt er mir einen Dienstausweis unter die Nase. Der Ausweis sah wirklich extrem dienstlich aus, so viele Siegel und Stempel trug er. Ich erkannte ein kleines Foto des Kerls und noch den Vornamen »Urias«, dann steckte er den Ausweis wieder in die Brusttasche seines Jacketts.

»Sie sind vom Gericht als Zeuge geladen!«, schnauzte er. »Sie kommen jetzt mit!«

Ich fügte mich, obwohl ich noch nie gehört hatte, dass man mündlich zum Gericht vorgeladen wird. Der baumlange Kerl schob mich auf den Rücksitz einer großen, teuer aussehenden Limousine, die am Straßenrand parkte, und setzte sich neben mich, wobei er sich zusammenfalten musste wie ein Schweizer Taschenmesser.

»Wohin bringen Sie mich?«, fragte ich. Die ganze Angelegenheit kam mir mehr als merkwürdig vor. Eigentlich wollte ich gleich wieder aussteigen.

Urias grinste mich wölfisch an. »Dorthin, wo du gebraucht wirst!«, antwortete er kryptisch. Warum duzte er mich plötzlich?

Im selben Augenblick spürte ich eine seltsame Schwäche in allen Gliedern, die ich mir überhaupt nicht erklären konnte. War es noch die Mattigkeit nach dem Orgasmus auf Philipps Schreibtisch? Eine späte Nachwirkung? Dann begann sich die Umgebung um mich zu drehen. Ich dachte kurz, dass der Kerl es bestimmt auf mein Geld abgesehen hätte, wahrscheinlich hatte er mich in der Bankfiliale beobachtet. Das Letzte, was ich sah, war Urias’ Grinsen, dann sackte ich bewusstlos zusammen.

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