Читать книгу Weihnachten unter Männern - Tilman Janus - Страница 7

Weihnachten auf dem Land

Оглавление

Die Sache passierte am Morgen von Heiligabend. In der Nacht hatte es Frost gegeben. Deshalb hatte mein Vater zusammen mit meinen Brüdern am Vorabend alle unsere Rinder in die Ställe getrieben. Meistens ist es im Dezember noch nicht so kalt, deshalb waren unsere Tiere noch auf der Weide gewesen. Die große Kälte würde erst im Januar kommen.

Wir züchten Fleischrinder, und zwar für Bio-Fleisch. Unsere Kühe leben noch ganz natürlich, und sie werden auch nicht künstlich besamt, sondern werden richtig von einem Stier gedeckt. Auch die Kälber dürfen auf der Wiese rumlaufen und müssen nicht in irgendwelchen Mastboxen vegetieren. Wir haben oft Besucher auf unserem Bauernhof. Denen zeige ich dann, wie gut es die Tiere bei uns haben. Ich mache immer den Fremdenführer, obwohl ich erst achtzehn bin. Ich habe noch vier ältere Brüder, und alle arbeiten in unserem Betrieb mit. Mutter hilft auch noch, obwohl sie schon mit dem Kochen und dem Haus genug zu tun hat. Trotzdem schaffen wir die ganze Arbeit kaum.

Früher hatten wir Milchkühe, aber seitdem die Milchpreise immer weiter sanken, hat mein Vater umgestellt. Unser zartes Steak ist ein Renner geworden. Wir halten rotbraune, echt argentinische Rinder, darauf ist mein Vater sehr stolz. Am allerstolzesten ist er auf unseren Bullen Kasimir. Der ist ein richtiger Muskelberg. Kasimir trägt einen Nasenring, ohne den könnte man ihn gar nicht dirigieren. Er hat ganz schön große Hörner und einen riesigen, langen Hodensack. Alle Kälber, die wir aufziehen, sind die Kinder von Kasimir. Er ist einfach immer geil und kaum zu halten, wenn er eine Kuh sieht. Deshalb steht er im Winter auch in einem der Ochsenställe, im Kuhstall wäre sonst ständig Unruhe. Kasimir springt aber auch auf Ochsen an, wenn man ihn lässt, hab ich bemerkt. Ich würde ihn ja lassen, warum soll Kasimir nicht auch mal Spaß haben. Aber Vater mag das nicht.

In der kalten Jahreszeit lassen wir die Kühe, Kälber und Ochsen am Tage immer aus den Ständen in einen großen Laufstall. Dadurch bewegen sie sich viel, und das Fleisch wird nicht so fett und schwammig. Ich bin für den kleinsten Kälberstall zuständig, wenn ich nicht zur Berufsschule muss.

An dem Morgen war ich fast fertig mit dem Rauslassen der Kälber, als ich plötzlich eine Bewegung auf dem Heuboden sah. Erschrocken starrte ich nach oben.

»He, hallo! Wer ist denn da?«, rief ich.

Ein verwuschelter Lockenkopf tauchte aus dem Heu auf.

»Hallo!«, sagte ein Fremder und guckte verlegen von oben herunter.

»Was suchst du hier?«, fragte ich und versuchte streng zu sein. Die Rinder sind viel wert, und mein Vater achtet immer darauf, dass sich niemand Fremdes in den Ställen einnistet. Man weiß ja nie.

»Es war so kalt draußen heute Nacht«, sagte der Unbekannte. Langsam tauchte er ganz aus dem Heu auf und kletterte die Holzleiter zu mir herunter. Er war noch ganz jung, ungefähr so alt wie ich, aber etwas größer. Seine Jeans waren zerrissen, und das fleckige, rote Sweatshirt, das er trug, hatte auch schon bessere Tage gesehen. Trotzdem wirkte er nicht wie ein Penner, sondern eher so, als ob er noch vor ein paar Wochen ein richtiges Zuhause gehabt hatte. Er war sehr schlank, und eigentlich sah er ziemlich hübsch aus. Er hatte braune Augen mit ganz langen Wimpern und lockige, braune Haare, in denen jetzt lauter Heuhalme steckten.

»Mein Vater will nicht, dass hier im Stall Leute übernachten«, sagte ich.

»Entschuldige. Ich hab nichts anderes gefunden.« Er klopfte den Staub aus seinen Sachen.

»Hast du keine Familie?«, fragte ich neugierig. Er gefiel mir irgendwie, und ich beschloss, den anderen nichts zu sagen.

Er schüttelte den Kopf. »Nein. Ich hab nur einen Vormund, und der wollte mich in ein Erziehungsheim stecken. Deshalb bin ich weg.«

»Und hast du denn gar nichts bei dir zum Anziehen?« Ich wunderte mich wirklich ein bisschen, im Winter ohne Jacke und so.

»Ich hab ein kleines Bündel, liegt noch oben im Heu.« Er streckte und reckte sich und fuhr mit den Händen über sein Gesicht, als ob er sich trocken waschen wollte. »Ihr habt doch Kühe. Ob ich bitte ein bisschen Milch haben könnte?«

»Die geben keine Milch, wenn sie keine kleinen Kälber haben. Ich hol dir was zum Frühstück.«

»Dankeschön! Aber …«, er sah mich mit großen Augen an, »sag bitte deinen Eltern nichts. Wenn die Polizei mich findet, muss ich ins Heim.«

»Schon okay!«

Ich ließ die letzten Kälber in den Laufstall und setzte mich dann Richtung Haus in Trab. Mutter war gerade in der Waschküche und sah mich nicht. Schnell packte ich Brot, ein Stück Leberwurst, etwas Käse, eine Flasche Apfelsaft und ein Stück Kuchen zusammen und lief wieder zum Stall.

»Wie heißt du?«, fragte ich ihn, als ich ihm sein Frühstück gab.

»Tom!«, sagte er und stürzte sich hungrig auf das Essen. »Danke! Ist wirklich nett von dir!«

Ich kicherte.

»Lustig! Ich heiße Tim! Meine Mutter schwärmte für „Tim und Struppi“ damals.«

Tom lächelte mich an. Er war wirklich sehr hübsch. Herzhaft biss er in das Brot und die Wurst. Er hatte schöne, kräftige Zähne. Seine Lippen schlossen sich weich um das Wurstende.

»So ein tolles Frühstück hatte ich schon lange nicht mehr.« Er wischte sich die Finger an seinem Sweatshirt ab. »Vielleicht kann ich dir was helfen, als Gegenleistung?«

»Ja, wenn du Lust hast … Ich muss die Stände ausmisten und dann neues Stroh aufschütten und die Futterkrippen füllen für den Abend.«

Tom half mir, und er stellte sich ganz gut an. Obwohl er so schlank wirkte, hatte er Kraft in den Armen und schwenkte die Mistgabel wie ein gelernter Landwirt. Dadurch war alles viel schneller fertig, als wenn ich es alleine hätte machen müssen.

»Hast du schon mal auf dem Land gearbeitet?«, fragte ich ihn, als wir uns zusammen auf einen Heuballen setzten und ausruhten.

»Ja, wenn ich mir ein bisschen was verdienen wollte. Es macht mir auch Spaß, auf einem Bauernhof zu arbeiten. Ich mag die Tiere.«

»Gehst du nicht zur Schule?«

»Im Augenblick nicht«, meinte Tom verlegen. »Ich weiß nicht, was ich machen soll. Ich kann ja nicht ewig so herumziehen. Und jetzt wird’s bald richtig Winter.«

»Wir könnten vielleicht noch eine Hilfe brauchen«, überlegte ich laut.

Er zuckte mit den Schultern.

»Wenn ich länger irgendwo bin, kommt bestimmt irgendwann die Polizei drauf«, murmelte er mutlos.

Ich wusste auch keinen Rat. Wir saßen stumm nebeneinander auf dem Heuballen im leeren Stall. Es gefiel mir, so dicht neben ihm zu sitzen. Ganz unauffällig rückte ich noch ein kleines Stück näher an ihn heran. Er wandte mir plötzlich das Gesicht zu und lächelte. Ich fand sein Lächeln aufregend. Überhaupt fand ich ihn aufregend. Ich hätte mich so gerne an ihn gekuschelt. Ich hatte ganz vergessen, dass ich noch bei Vater im größten Stall mithelfen musste, wo die Mutterkühe standen.

Plötzlich stand mein Vater im Eingang, stemmte die Hände in die Hüften und guckte mich vorwurfsvoll an. Vater ist ein richtiger Hüne, wirklich zum Fürchten, wenn man ihn nicht kennt. Ich zuckte zusammen, und Tom neben mir erstarrte vor Schreck.

»Wo bleibst du denn, Tim?«, donnerte Vater los. »Du sitzt hier faul herum? Und wer ist das da?« Er deutete auf Tom, der mit seinen abgerissenen Sachen bestimmt nicht sehr vorteilhaft wirkte.

»Tom … ein … ein Freund!«, stotterte ich.

»Seit wann hast du einen Freund? Und wie sieht der aus? Du weißt, dass ich es nicht dulde, dass Obdachlose in den Ställen Unterschlupf suchen. Also raus mit dir, Junge!« Er kam langsam auf Tom zu, bedrohlich wie ein Riese. Tom kroch in sich zusammen.

»Bitte, lass ihn doch bei uns arbeiten!«, bat ich. »Wir brauchen doch noch jemanden hier. Und Tom hat mir eben schon geholfen. Er kann das gut!«

»Schluss und aus!«, schnauzte Vater. »Penner können wir hier nicht gebrauchen! Und du komm jetzt endlich, Tim!«

Ich musste mit. Ich warf Tom noch einen Blick zu, als er aufstand und langsam zum Stalltor ging. Plötzlich war mir, als ob mein bester Freund weggehen sollte. Ich kannte ihn erst so kurz … trotzdem! Mir wurde ganz komisch im Bauch, als Tom nach draußen verschwand. Es war, als ob da ein Loch gerissen worden war. Ich musste mich wohl in ihn verliebt haben, ohne dass ich es gemerkt hatte.

So lange ich denken konnte, hatte ich mir einen Freund gewünscht, einen Jungen ganz für mich alleine. Fast jede Nacht träumte ich, dass mich dieser Freund nackt in den Armen hielt. Ich spürte seine warme Haut und seine zärtlichen Hände. Seine harte Männlichkeit drückte sich an meine, und jedes Mal ging dann eine feuchte Ladung in meine Pyjamahose. Wenn ich aufwachte, hatte ich immer noch mehr Sehnsucht als vorher.

In dem Moment, als Tom verschwunden war, wusste ich, dass er so war, wie ich mir einen Freund wünschte. Ich kam gar nicht auf die Idee, dass er vielleicht keine Jungs mögen könnte. Ich spürte einfach, dass er so war wie ich, ich wusste nicht, warum. Ich hätte am liebsten geheult. Traurig schlich ich hinter Vater her.

Wir liefen über den Hof zum Mutterkuhstall. Tom war verschwunden.

Dann ging alles plötzlich ganz schnell. Ich sah Tobias, meinen ältesten Bruder, mit bleichem Gesicht im Hof stehen. Mutter, mit einem Wäschekorb vor dem Bauch, starrte entsetzt in meine Richtung. Vater, der ein Stück voraus war, drehte sich um und schlug die Hand vor den Mund. Und dann bekam ich es endlich mit – Kasimir, unser riesiger Bulle, stürmte hinter mir ganz allein über den Hof!

Er musste sich aus Tobias’ Hand losgerissen haben, denn die dünne, eiserne Führstange hing noch an seinem Nasenring. Gerade da ratterte ein LKW mit leeren Milchkannen über die Landstraße vor unserem Tor und verursachte einen ohrenbetäubenden Krach. Kasimir warf sich in Panik herum und wollte wohl in seinen Stall zurück. Leider stand ich genau in seiner Bahn!

Der riesige Fleischberg raste auf mich zu. Ich hörte sein gereiztes Schnaufen und sah schon die blutunterlaufenen Augen dicht vor mir. Ich wollte wegspringen, doch vor Angst stolperte ich und stürzte. Der Boden bebte unter den stampfenden Hufen. Ich lag da wie gelähmt.

Da sprang wie ein Schatten ein Junge hinter einer Mauerecke vor, erwischte den wilden Stier am Schwanz und zog kräftig daran. Es war Tom!

Kasimir wendete, dass der Staub hoch aufstiebte. Er fixierte Tom. Seine Flanken hoben und senkten sich, Schaum lief ihm aus dem Maul.

Blitzschnell sprang Tom auf Kasimirs Kopf zu, todesmutig, und fasste nach der kurzen, eisernen Führstange am Nasenring.

Kasimir brüllte auf – und dann ließ er sich unter wütendem Schnauben abführen.

Vater ging auf Tom zu und nahm ihm die Führstange mit Kasimir dran aus der Hand. Ich stand langsam vom Boden auf. Ich sah Vaters Augen, aus denen er Tom ansah – mit schlechtem Gewissen und unendlich dankbar.

Die übrige Familie umringte uns. Mutter drückte mich an sich. Ich aber hatte nur Augen für Tom. Da drückte Mutter auch ihn an ihren üppigen Busen.

»Darf Tom hier bleiben?«, fragte ich.

Vater nickte nur.

Am Abend saßen wir alle um den schön geschmückten Weihnachtsbaum herum, die Eltern, meine Brüder, ich – und Tom! Es war beschlossene Sache, dass er bei uns bleiben sollte. Vater wollte sich gleich nach den Feiertagen persönlich um den Behördenkram kümmern, damit er nicht mehr ins Heim käme. Ich war so glücklich wie noch nie.

Tom saß sauber gebadet da und trug Sachen von mir. Er sah wunderschön aus. Seine braunen Augen glänzten, in seinen Pupillen spiegelten sich die Kerzenflammen vom Weihnachtsbaum.

Es gab Gänsebraten und Klöße. Mutter verteilte die Geschenke. Auch für Tom hatte sie noch etwas organisiert. Es war das erste Mal, dass mir die Geschenke nicht so wichtig waren. Ich wartete nur darauf, dass es Nacht werden würde, denn Tom sollte in meinem Zimmer wohnen!

Endlich war es so weit. Mein Herz klopfte bis zum Hals, als ich mit Tom die hölzerne Treppe bis zu meiner Dachkammer hinaufstieg. Ich war so aufgeregt. Wie sollte ich anfangen? Sollte ich ihm einfach sagen, dass ich ihn gern hatte?

»Ich bin so froh heute!«, sagte Tom, als wir im Zimmer angekommen waren. »Mein schönstes Weihnachtsfest! Danke noch mal für alles, Tim!«

»Und ich erst! Und danke, dass du mich gerettet hast!«

Tom schüttelte den Kopf. »Das war doch nichts Besonderes. Kasimir hätte dich schon nicht zertrampelt. Ein Tier weicht immer aus, wenn es kann.«

Ich musste jetzt etwas tun. Ganz leicht legte ich meine Hand auf seinen Arm. Tom lächelte mir zu. Sein braunes, frisch gewaschenes Haar schimmerte im Schein der kleinen Nachtischlampe.

»Ich … mag dich!«, flüsterte ich so leise, dass er es kaum hören konnte.

Doch er hörte es. Sein Gesicht wirkte auf einmal abweisend, beinahe erschocken.

»Das darfst du nicht sagen!«, flüsterte er.

Es tat schrecklich weh. Er wollte mich nicht! Bestimmt mochte er doch lieber Mädchen. Und ich hatte mich geoutet!

Rasch wandte ich mich ab. Er sollte nicht sehen, wie enttäuscht ich war.

Wir schwiegen beide.

Nach einer Weile sage er leise: »Wenn deine Eltern es merken … dann schicken sie mich wieder fort!«

Ich drehte mich zu ihm um. Mir wurde heiß.

»Willst du mich … nur deshalb nicht?«, fragte ich heiser.

Tom sah mich mit einem schmelzenden Blick an.

»Ja, nur deshalb. In Wahrheit mag ich dich sehr!«

»Sie werden dich nicht fortschicken!«, sagte ich mit fester Stimme. »Und wenn sie es wirklich wollen, dann erinnere ich sie daran, was du für mich getan hast. Oder ich gehe mit dir!«

Seine Augen funkelten. »So sehr magst du mich?«

»Ja!«

Wir zögerten beide noch eine Sekunde lang – dann stürzten wir einander in die Arme. Toms Körper schmiegte sich fest an meinen. Er küsste mich. Ich spürte seine heiße Zunge in meiner Mundhöhle. Eine Erregung lief durch meinen Körper, wie ich sie noch nie gespürt hatte.

Wir zogen uns gegenseitig aus. Dann schlüpften wir zusammen in mein Bett und kuschelten uns unter das warme Federbett. Es war genauso wie in meinem Traum. Tom hielt mich in seinen Armen. Ich tastete nach seinem Schwanz. Hart schlüpfte er in meine Hand. Er hatte einen größeren als ich. Ich spielte mit ihm, streichelte die feuchte Spitze und ließ die Schutzhaut hin und her gleiten.

Tom seufzte. Er streichelte mich auch. Er war so lieb und zärtlich. Sein Finger rutschte zu mir herein. Es war noch viel schöner, als ich es geträumt hatte!

Ich glitt über ihn. Er nahm ein bisschen Spucke, aber seine Kuppe war auch so schon ganz nass. Ich hob mich etwas höher und umschloss seine Hüften mit meinen Schenkeln. Ich spürte, wie er seine pralle Eichel gegen mich drückte. Er fand die richtige Stelle. Sehr langsam sank ich nach unten. Ich fühlte das Eindringen. Ich hatte nicht geglaubt, dass es so schön sein könnte. Tom lag ganz still und ließ mich machen. Er füllte mich total aus, und es tat fast überhaupt nicht weh. Ich stöhnte leise.

Vorsichtig stieß er jetzt von unten nach, noch mal und noch mal. Er war so sanft. Ich merkte, dass ich es nicht mehr aufhalten konnte. Es kam einfach! Mein Samen spritzte auf seinen flachen Bauch.

Tom stöhnte laut auf. Ich spürte, dass er auch so weit war.

»Ja! Duuu …«, keuchte er.

Ich sank auf ihn hinunter. Sein Schwanz rutschte ganz nass aus mir heraus. Wir kuschelten uns fest aneinander und schliefen tief und glücklich bis in den Weihnachtsmorgen hinein.

* * *

Aus: Tilman Janus: Süße Jungs

(Kostenlos erhältlich auf www.tilmanjanus.de )

Weihnachten unter Männern

Подняться наверх