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Bedeutung der Sexualität

In den letzten Jahrzehnten erfuhr die Sexualität in meinen Augen einen gewaltigen Wandel. Durch Fernsehen, Video, Kino und Internet wurde sie immer mehr in den Vordergrund gestellt. Pornografie in allen erdenklichen Formen ist inzwischen für jeden kostenlos zu bekommen, egal ob man „volljährig“ ist, oder nicht. Ich verurteile Pornografie nicht. Ein gut gemachter Erotikfilm kann durchaus schön und erregend sein. Und wer es mag, soll es genießen. Auch hier ist jeder für sich selbst verantwortlich.

Ein kurzer Witz beschreibt, wie ich finde, diese aktuelle Entwicklung recht gut:

Treffen sich zwei 11-jährige Mädchen. Sagt die eine: „Du, gestern habe ich zwei auf der Veranda poppen sehen!“ Fragt die andere verwirrt: „Was ist denn eine Veranda?“

Genau wie auch gesamtgesellschaftlich, wird auch bei der Sexualität das Motto „Wer ist besser, größer, härter, ausdauernder oder schöner“, angepriesen. Und am besten sucht man sich dann auch die entsprechenden Schauspieler, die alles andere, als das „Normale“ anpreisen und repräsentieren.

Die Sexualisierung der Gesellschaft, und die wird aktuell immer abstruser und krankhafter vorangetrieben, hat eine tiefgreifende Wirkung auf die Menschen. Mancher vermutet, dass dies gewollt und beabsichtigt ist. Immer mehr Menschen haben Probleme, dem allem zu folgen. Man weiß schlicht nicht mehr, wer oder was man ist. Man hat immer das Gefühl nicht richtig zu sein, weil man nicht dem angeblichen Ideal entsprechen kann. Der Druck ist in jeglicher Hinsicht, ob in der Schule, im Beruf oder im Bett kaum noch auszuhalten. Die Selbstmordraten schießen in den Himmel, Krankheiten müssen erfunden werden, um die vielen neuartigen Störungen kategorisieren zu können. So kommen immer mehr Medikamente auf den Markt, die scheinbar benötigt werden. Da keiner mehr glaubt, richtig zu sein, sind Identitätskrisen häufig eine Folge, was in meinen Augen auch zu der „Gender“ Problematik geführt hat.

Das eigentliche Ziel ist immer die Trennung voranzutreiben. Die Trennung von sich selbst, von seinem eigenen Körper, seinem Partner, vom anderen und dem eigenen Geschlecht, anderen Kulturen, anders Denkenden oder anders Liebenden.

Ich verurteile nichts und niemanden. Jeder kann denken und leben was und wie er es will. Ich akzeptiere es allerdings nicht, dass man anderen sagt, was man zu denken oder zu tun hat.

In diesem Buch schreibe ich über Frau und Mann. Sollte sich jemand in diesen Rollen nicht wiederfinden können, tut es mir leid. Dann scheint dieses Buch vielleicht einfach nicht das Richtige für ihn oder sie zu sein.

In früheren Zeiten gab es durchaus sehr unterschiedliche Bedeutungen der Sexualität. Zunächst einmal war sie natürlich primär für die Fortpflanzung entscheidend, und das ist sie größtenteils noch immer. In den alten Kulturen wurde Sexualität sehr unterschiedlich gelebt. Es gab Rituale, die durchlaufen wurden, um zum Mann oder zur Frau zu werden. Diese Rituale wurden gefeiert, und auch die Geschlechtsteile waren bei weitem nicht so privat, wie in unserer heutigen Gesellschaft.

Schaut man sich die Lehre des Tantra zum Beispiel an, wurde die Sexualität mit Energie, Bindung und Spiritualität in Verbindung gebracht und entsprechend zelebriert.

Abbildungen von Sexualität gab es in fast allen alten Kulturen, was mich zu der Annahme bringt, dass sich Menschen seit Tausenden von Jahren mit der tieferen Bedeutung der Sexualität beschäftigten.

Und dennoch versuche ich nun in diesem Buch, meine ganz persönliche Einschätzung darzulegen und dir diese näher zu bringen.

Welche Bedeutung hat denn nun Sexualität für mich?

Ich glaube, dass Sex viel mehr ist als das, was uns Menschen in unserer Gesellschaft erklärt wird. Natürlich gehören Spaß, Lust, Befriedigung und auch der Aspekt der Fortpflanzung dazu. Was aber in meinen Augen komplett ausgeblendet wird, ist die ungeheure spirituelle Kraft, die von dieser Urenergie, die letztlich unser aller Leben erschafft, ausgeht.

Ich glaube, dass Sex, der auf Vertrauen, Respekt, Liebe und Achtung vor dem anderen und dem anderen Geschlecht beruht, die Kraft zur Verbindung und sogar zur Heilung hat. Und ich bin dazu davon überzeugt, dass diese Kraft auch dann genutzt werden kann, wenn durch Alltag oder Alter, durch Stress oder Müdigkeit die Lust nachgelassen hat. Du denkst vielleicht, was das jetzt soll? Sex ohne Lust? Das geht doch gar nicht!

Doch, das geht sehr wohl. Man muss es nur wollen. Und dafür ist es so wichtig, zu lernen, anders zu denken. Denn nur wenn man anders denkt, kann man auch anderes tun. Und nur wenn man anderes tut, kann man anderes erreichen, erleben und verursachen.

Kannst du anders denken?

Sex als Berührung

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