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OPFER

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Gamma Quadrant, verschiedene Schauplätze entlang des Outer Rim, Oktober 2692

Sie bombardieren uns!

Private Dan Mann hastete zusammen mit seinem Platoon aus der Anlage auf den Strand zu. Die Dünen waren niedrig, aber der Sand lose, und obwohl sein Kampfanzug ihn unterstützte, verließen ihn schnell die Kräfte. Man hatte ihnen gesagt, dass die Luft auf Priest's World wunderbar atembar sei, sehr viel sauberer und mit höherem Sauerstoff-Anteil, aber in diesem Moment fühlte es sich nicht danach an.

»Feindkontakt!«, brüllte Sergeant Golden. »Ziele erfassen!«

»Feindkontakt?«, erwiderte Mann. »Die werfen mit verdammten Bomben nach uns! Was ist das hier, das zwanzigste Jahrhundert oder was?«

»Lassen Sie sich nichts vormachen«, sagte Golden. »Rechnen Sie stets mit dem Unerwarteten.«

Sie erreichten den Strand genau in dem Moment, als die ersten Bomben fünfhundert Yards vom Ufer entfernt einschlugen.

Gut, dachte Mann bei sich. Sie benutzen nicht nur altmodische Waffen, sondern sind auch noch lausige Schützen. Er und der Rest seines Platoons der 13th Spaceborne – die MudSerpents – verteilten sich am Ufer und nahmen Verteidigungspositionen ein. Das Schiff drehte scharf bei, beschleunigte und schoss davon, während die letzten Bomben aus der Luke fielen und trudelnd in den schäumenden Wellen weit vom Ufer entfernt versanken.

Mann, der hinter einer der niedrigen Dünen kauerte, bereitete sich auf die ersten Detonationen vor.

Seine leichte Com-Rifle war geladen und schussbereit. An seinem Gürtel befanden sich sechs Plasma-Granaten, volle Magazine für Laser- und Nano-Schüsse, und in seinem rechten Stiefel steckte eine alte Glock 17. Beinahe jeder Marine hatte noch eine mechanische Waffe dabei, als Reserve, falls die CSU ihres Anzugs ausfiel, die Com-Rifle den Geist aufgab oder ihnen die Munition dafür ausging.

Mann fühlte sich gut, und verglichen mit einem Soldat des zwanzigsten Jahrhunderts war er eine Atombombe in Relation zu einer Handgranate.

Militärgeschichte faszinierte ihn, und hier auf Priest's World hatte er genügend Zeit gehabt, diese zu studieren. Das einundzwanzigste Jahrhundert, das noch immer als das zerstörerischste in der Geschichte der Menschheit galt, war dabei sein Spezialgebiet. Diese Flächenbombardements waren eine Methode aus jener Zeit vor über sechshundert Jahren.

»Wo bleiben die Explosionen?«, fragte Mourhanda. Schlank und kräftig kauerte sie neben ihm, gefechtsbereit wie eh und je. Sie warf ihm einen schiefen Blick zu. »Was glotzt du denn so?«

Mann grinste und sah wieder hinaus auf See, gerade noch rechtzeitig, um die Ankunft des zweiten Angreifers zu bemerken, der sich am Horizont näherte.

Die Verteidigungssatelliten von Priest's World hatten das Schiff vor etwas mehr als einer Stunde registriert. Es war gefährlich nahe an dem Planeten unter Warp gegangen, und da man in den nächsten drei Monaten nicht mit Besuchern rechnete, schlugen die Warnsysteme der Anlage sofort Alarm. Ganz besonders, nachdem das Schiff zwei kleinere Raumschiffe abgesetzt hatte, die sofort in die Atmosphäre eintauchten und Kurs auf Langelli nahmen.

Die Langelli-Station diente genau zwei Zwecken: Zum einen befand sich dort eine Forschungseinrichtung für eine Kolonie von Wissenschaftlern der Firma, die hier Studien an der Flora und Fauna von Priest's World unternahmen. Zum anderen aber war dies der Planet, der dem Sprungtor Gamma 34 am nächsten war, und diente daher einem Verteidigungskontingent der Colonial Marines und einer Techniker-Crew als Stützpunkt. Das Sprungtor war vor drei Jahren fertiggestellt worden, und das Titanschiff, das es gebaut hatte, war noch immer auf dem Weg zum nächsten geplanten Tor in elf Lichtjahren Entfernung.

Gamma 34 war eine Milliarde Meilen von Priest's World entfernt und wurde in Teilen von einer kleinen Orbitalstation gewartet, die es in einer halben Million Meilen umkreiste. Aufgrund seiner Nähe war Priest's World daher die logischste und zugleich kostengünstigste Wahl, um den Großteil derer unterzubringen, die dieses außergewöhnliche technische Wunderwerk in Betrieb halten und vor allem beschützen sollten.

Eine orbitale Weltraumplattform, die über einen Weltraumlift mit der Äquatorialregion von Priest's World verbunden war, stellte den Startpunkt für Reisen zu und von Sprungtor Gamma 34 aus dar. Wenn man die Fluggeschwindigkeit erst einmal erreicht hatte, dauerte der Flug nicht einmal mehr einen Standard-Tag. Vor etwa neunzig Minuten aber war die Station angegriffen worden und seitdem konnte keine Verbindung mehr zu ihr hergestellt werden.

Ein Spähtrupp, der auf der Nachtseite des Planeten unterwegs war, berichtete von einem kurzen Lichtblitz über dem südlichen Horizont, der auf eine Zerstörung hindeutete, und auch zum Wartungspersonal des Weltraumlifts war die Verbindung zusammengebrochen.

»Passt auf!«, schrie Sergeant Golden. Der schroffe Bastard von einem Befehlshaber war jetzt seit acht Jahren Manns Sergeant. Eine Beförderung für die Excursionists hatte er mit den Worten ausgeschlagen, dass er es vorzog, festen Boden unter den Füßen zu haben. Was das anging, kam ihm seine Stationierung auf diesem Planeten sehr gelegen. Sein Bruder war vor Jahren zu den Excursionists gewechselt und vor sechs Monaten war seine Einheit eine der ersten gewesen, die in die jüngsten Auseinandersetzungen mit den Yautja verwickelt wurden. Er war in diesen Kämpfen verwundet worden, konnte jedoch überleben, und der Sarge hatte eine ungewöhnliche Sensibilität an den Tag gelegt, als er seinem Platoon die Erlebnisse seines Bruders schilderte.

Die mehr als fünfzig Lichtjahre, die die beiden Brüder voneinander trennten, mussten sich wie die Ewigkeit anfühlen.

Das zweite Schiff warf seine Ladung ab und auch diese fallenden Objekte platschten mehrere hundert Yards vom Ufer entfernt ins Meer. Sie wirkten stromlinienförmig und glatt, aber nicht völlig einheitlich.

»Was zur Hölle …?«, stieß Mann hervor.

Die abgeworfenen und versunkenen Bomben tauchten wieder an der Oberfläche auf. Sie tanzten in der Brandung hin und her, einige trieben oben auf den Wellen dahin. Mann kniff die Augen zusammen, dann gab er seinem Anzug den Befehl, sein Blickfeld zu vergrößern.

Während er noch die Luft einsog, um zu fluchen, rief der Sarge bereits erste Befehle.

»Ziele erfassen! Xavier, schicken Sie eine Meldung ans Hauptquartier und berichten Sie ihnen, was wir hier sehen. Das waren keine Bomben. Ich wiederhole, das waren keine Bomben!«

»Sie verändern sich«, sagte Mourhanda. »Ich könnte schwören, dass einige von ihnen auf uns zuschwimmen. Fast so, als seien sie lebendig.«

»Sie sind lebendig«, antwortete Mann. »Das sind Xenomorphs.«

Mourhanda warf ihm einen erschrockenen Blick zu. Sie waren eng miteinander befreundet, waren Kameraden und hatten in vielen Schlachten Seite an Seite gekämpft und sich den Rücken freigehalten. Aber noch nie mussten sie sich einem solchen Kampf stellen.

Wie auf ein Signal hielten plötzlich sämtliche der herabgefallenen Objekte auf den Strand zu. Aus den glatten Formen wurden scharfe, teilweise gezackte Silhouetten, die durch das Wasser ruderten und die Wellen in weiße, gefährliche Brandung verwandelten.

Manns Anzug projizierte ein Feuergitter über sein Blickfeld, welches mit den Anzügen der restlichen Soldaten seines Platoons verbunden war und auf diese Weise das wirksamste Angriffsmuster empfahl. Seine eigenen Ziele leuchteten nun rot innerhalb des Rasters auf und er brachte sein Gewehr in Anschlag.

»Feuer eröffnen!«, bellte der Sarge, und Mann betätigte den Abzug.

Eine Salve aus Laserfeuer fegte über den Strand hinweg und in die Wellen hinein, wo sie auf die Xenomorphs im Wasser traf und viele von ihnen in Stücke riss. Drei oder vier der Kreaturen in Manns Raster waren getroffen, ruderten platschend im Wasser herum und schienen in der aufgewühlten Brandung zu zerplatzen. Der vierte von ihnen bewegte sich schneller und zickzackförmig hin und her, und Mann ließ ihn eine seiner Nano-Ladungen spüren. Die Explosionen ließen die Luft um das Alien herum in hellen Funken erstrahlen und sprengten das Wesen auseinander.

Viele der Kreaturen waren bereits tot und ihre giftigen Innereien trieben über fünfhundert Yards an der Küste entlang. Dampf wehte über die Dünen, das Wasser brodelte und nur wenige der Umrisse bewegten sich noch vorwärts.

Drei von ihnen erreichten die Küste und hasteten auf das Platoon zu. Zwei davon wurden schnell zur Strecke gebracht. Der Dritte stürzte sich in die Seite einer Sanddüne, um einem Laserschuss zu entgehen, brach dann unverhofft auf der anderen Seite wieder heraus und erwischte einen der Marines mit seinem wild peitschenden Schwanz am Brustkorb. Der Mann ging zu Boden und der Xenomorph stürzte sich sofort auf ihn, drückte ihn in den Sand und ließ sein inneres Gebiss in dessen Brust schnellen.

Es stieß ein triumphierendes Zischen aus, doch dann wurden die Kreatur und ihr Opfer von Plasmafeuer eingehüllt. Manns Anzug verdunkelte sein Visier, um ihn vor dem grellen Licht zu bewahren. Er hatte nicht sehen können, wer das Opfer gewesen war, aber die Person musste in ihren letzten Sekunden die Plasmagranaten an ihrem Gürtel gezündet haben.

Sie hatten einen ihrer Kameraden verloren, aber erwiderten den Angriff und schossen die Xenomorphs unerbittlich zusammen. Nach einem nur fünf Minuten andauernden Gefecht konnten sie den Kampf für sich entscheiden. Er hatte schon grauenhafte Geschichten über diese Wesen gehört und sie boten zweifellos einen albtraumhaften Anblick, aber selbst mutierte Echsen wie sie waren keine Gegner für das konzentrierte Feuer der Com-Rifles der MudSerpents.

»Sarge, da kommen immer mehr Schiffe!«, schrie Mourhanda.

Dieses Mal näherten sie sich der Langelli-Station vom Festland aus. Das Donnern schwerer Impuls-Artillerie dröhnte aus der Basis, doch die gelblichen Strahlen prallten von den Schiffen ab und wurden in einem Bogen hinaus auf See abgelenkt.

»Sie haben Schilde!«, rief jemand. Noch mehr Impulsfeuer stieg in den Himmel, aber die Schiffe rückten unbeeindruckt näher, wie riesige Bälle. Das erste Schiff entlud eine Reihe dunkler Schemen über der Einrichtung, und selbst in einigen hundert Yards Entfernung konnte man noch hören, wie sie dort aufprallten.

»Froggy wird sich um sie kümmern«, sagte Mann, der sich damit auf Lieutenant Frogwich und die anderen drei Platoons der Spacebornes bezog, welche die Basis bewachten. Und es dauerte auch nicht lange, bis man die ersten Schusswechsel und Explosionen heranwehen hörte. Laserstrahlen und Plasma-Entladungen ließen immer wieder den Himmel über der Station aufflackern.

Das Schiff flog eine enge Schleife und ließ einen weiteren und dann noch einen Bombenhagel niedergehen. Jeder dieser Wellen bestand aus etwa fünfzig einzelnen dunklen Umrissen.

Das zweite Schiff hingegen hielt auf sie zu.

Mann hob sein Gewehr und zielte. Er stellte seine Waffe auf Nano-Ladungen. Das Schiff befand sich in zu großer Höhe, als dass ihr Gewehrfeuer ihm gefährlich werden konnte, doch als sich seine Luken öffneten und eine Wolke aus Xenomorphs herabfiel, eröffnete er das Feuer und schaltete mehrere der Kreaturen noch im Fallen aus.

Dieses Mal waren es weitaus mehr Gegner als in der ersten Angriffswelle. Sie landeten in Staubwolken aus Sand und Dreck und formierten sich zu Angriffslinien aus etwa zwanzig Kreaturen, die daraufhin wie gierige Finger auf das Platoon zueilten. Schaltete man einen von ihnen aus, übernahm sofort eine andere Kreatur deren Platz … und immer so weiter.

Gewehrfeuer ratterte. Xenomorphs fielen zu Boden und platzten auseinander. Die Luft stank nach ihren ätzenden Innereien. Der Sand unter ihnen zerschmolz zu Pfützen flüssigen Glases. Gras, das von der Sonne ausgedörrt war, ging in Flammen auf.

Die Marines begannen, erste Verluste zu erleiden. Zwei von ihnen starben, als ein Xenomorph mit peitschendem Schwanz, ausgestreckten Klauen, vorschnellendem Kopf und mahlenden Zähnen durch eine der Dünen vor ihnen brach. Eine andere Marine brachte eines der Biester mit einer Salve Laserfeuer zur Strecke und trat dann näher heran, um die Sache zu beenden. Sie kam nicht mehr dazu, Luft zu holen und die anderen zu warnen, denn der zu Boden gegangene Widersacher explodierte und ließ einen Säureregen auf die Marine herabfallen. Die Schutzfunktionen ihres Anzuges versagten und der Schutzanzug schmolz unter dem ätzenden Blut dahin. Ihre Haut und ihr Fleisch brodelten und schlugen Blasen und ihre Schreie gellten über den Strand.

Ein einzelner Laserschuss erlöste sie von ihren Qualen.

»Wer zur Hölle ist der denn?«, rief Mourhanda und Mann folgte ihrem Blick.

Über ihnen, in der geöffneten Schachtklappe, aus der die Bomben abgeworfen wurden, sah ein Mann auf das entfesselte Chaos unter ihm hinab. Vielleicht ein Mensch, auch wenn wenig menschliches an ihm war. Aber zumindest menschenähnlich. Er hob eine Hand und bewegte sie langsam von links nach rechts.

Als würden sie seiner Geste folgen, stürzten sich die Xenomorphs auf sie.

»Rückzug!«, befahl Sergeant Golden, bevor ihn eine der Kreaturen ansprang, seinen Kampfanzug aufriss und seine Eingeweide im Sand verteilte. Er schaffte es, sie abzuwehren, schoss und schlug nach ihr, und während es sich zurückzog, trampelte das Monster auf seinen Innereien herum.

»Sarge!«, schrie jemand.

Die Langelli-Station nahm die feindlichen Schiffe unter Beschuss, aber es war nutzlos. Die beiden Schiffe begannen, die Basis langsam zu umrunden. Aus ihren Hüllen fuhren schwere Kanonen heraus, welche die Einrichtung unter Feuer nahmen.

In diesem Moment wurde Mann die grausame Wahrheit bewusst.

»Es gibt nichts mehr, wohin wir uns zurückfallen lassen können«, sagte er fassungslos. Hinter ihm begann die Langelli-Station zu brennen.

Der Verlauf der Schlacht änderte sich in nur wenigen Minuten – von einem kurzen Triumph zu einem regelrechten Desaster. Er und Mourhanda kämpften Rücken an Rücken. Ihre Gewehre ratterten und zischten, sie warfen Granaten und duckten sich, wenn die Druckwellen der Plasma-Explosionen über sie hinwegrollten. Zu Manns linker Seite befand sich das Meer. Auf dessen Oberfläche trieb der brodelnde, ätzende Schlick, der von der ersten Angriffswelle übrig geblieben war, die sie abgewehrt hatten. Giftig und tödlich kroch jede neue Welle an Land und ließ den Sand zu klebrigem Glas schmelzen, und dann wurde ihm klar, dass diese erste Angriffswelle nur eine taktische List gewesen war. Das giftige Wasser schnitt ihnen nun einen möglichen Fluchtweg ab.

Eine erneute Welle trieb an Land und er trat einen Schritt beiseite, um zu verhindern, dass ihm das Wasser über seine Stiefel schwappte. Dann zog sich das Wasser zurück und hinterließ etwas nahe seines linken Stiefels in dem glatten, dunklen Sand.

Es sah wie ein Teil der Haut einer der toten Kreaturen aus.

Ein paar Buchstaben waren darin eingebrannt, doch zuerst ergaben sie keinen Sinn. Als Mann schließlich verstand, was dort eingebrannt worden war, ergab es noch viel weniger Sinn.

Montgomery.

Zu seiner Rechten war der Strand bereits vom Blut seiner gefallenen Kameraden dunkelrot verfärbt.

Hinter dem Strand und hinter den Dünen stiegen Rauchsäulen aus der brennenden Langelli-Station.

Eines der Schiffe rotierte wieder heran, um eine weitere Ladung Xenomorphs abzuwerfen.

»Das sind zu viele!«, schrie Mourhanda in Panik.

»Wir haben noch Munition übrig«, sagte Mann. »Also sollten wir sie nutzen.«

Und für eine Weile gelang ihnen das auch.

Sie traute ihren Augen kaum. Maria Grizz war es gewohnt, in fantastische Geschichten zu flüchten, hatte sie doch ihr Leben damit verbracht, die spannendsten, ungewöhnlichsten und bizarrsten Geschichten aller Arten von Raumfahrern aufzuspüren. Sie hatte Colonial Marines und Indies, Schlepperpiloten und Asteroiden-Bergbauer, Siedler auf fernen Welten und Menschen, die nie den Erdorbit verlassen hatten, interviewt. Sie hatte eine Reihe von Dokumentationen über die Arcturus-Siedler zusammengestellt, bevor diese der Menschheit vollends den Rücken kehrten.

Ihre wahrscheinlich beliebteste Serie war eine Aneinanderreihung von Erstkontakten, bei der sie und ihr Produktionsteam zu fernen Welten reisten, um dort mit diversen nichtempfindsamen Spezies in Kontakt zu treten. Ernstzunehmende Wissenschaftler hielten das Format für geschmacklos und sprachen ihm jeden wissenschaftlichen Wert ab, ihre Zuschauerzahlen hatten sich in diesem Jahr jedoch vervierfacht.

Ihre Sendungen waren im populärsten Quantenmedium der Geschichte zu sehen.

Als sie das letzte Mal zählte, konnte sie über eine Trillion Zugriffe von etwa fünf Milliarden Nutzern verzeichnen. Damit war sie mit Sicherheit einer der berühmtesten und gefeiertsten Quanten-Stars aller Zeiten, aber sie ließ sich den Erfolg nicht zu Kopf steigen. Sie hatte ihre Sendung »Out There« aus einem einfachen und ehrlichen Beweggrund heraus ins Leben gerufen – um damit ihren verstorbenen Ehemann zu ehren.

Garth Grizz war vor siebzehn Jahren ums Leben gekommen, als er auf einem Sandgeysir auf einem kleinen Planeten sechzig Lichtjahre vom Rand der Menschlichen Sphäre entfernt surfte. Er war einer der größten Adrenalin-Junkies der Menschheitsgeschichte gewesen und war Lichtjahre und durch ein Dutzend Sprungtore weit für den nächsten Kick gereist. Er hatte sich aus Tausend Meilen Höhe im freien Fall in einen Gasriesen gestürzt, war die Stromschnellen von Takogo abgefahren, die sich zwischen zwei Zwergplaneten erstreckten und hatte versucht, Kontakt zu den Rheldi-Krabben auf Glenfloul Prime herzustellen, nachdem er gehört hatte, dass ihre Gattung in einem Höhlensystem lebte, das bis tief in den Kern eines toten Planeten reichte.

Sie hatte Garth geliebt, und manchmal hatte sie ihn auf seine verrückten Abenteuer begleitet, aber Maria hatte es immer vorgezogen, zu beobachten, als an diesen Aktionen selbst teilzunehmen. Garth hatte für den Adrenalinrausch gelebt, und nun, da er tot war, versuchte sie, seinen Sinn für Abenteuer am Leben zu halten.

Sie hatte »Out There« bereits kontaktiert und einen neuen Slot eröffnet, während sie jetzt zusah und mit ihrer Augenkamera die Bilder aufnahm, welche die künstliche Intelligenz des Schiffes, auf dem sie flog, mit Informationen versah und weiterleitete.

Drei Sekunden, nachdem sie das erste dieser Dinger landen sah, hatte sie ein ängstliches Flattern im Magen verspürt.

Zehn Sekunden später wusste sie dann, dass sie sich sehr bald ihrem Ehemann anschließen würde.

Die Xenomorphs hatten auf sie geschossen, als sie sich dem Sprungtor Gamma 43 genähert hatten. Das Tor befand sich ein Dutzend Lichtjahre vom Outer Rim entfernt, und Maria war noch nie so weit von Zuhause entfernt gewesen wie jetzt. Irgendetwas daran hatte sie noch misstrauischer gegenüber der Raumfahrt werden lassen, als sie es ohnehin schon war. »Wir sind Grenzgänger«, hatte ihr der Captain des Schiffes erklärt, und sie wusste, dass er es genauso gemeint hatte. Es gab Geschichten über Captain Homme. Gesetze waren für ihn etwas, das nur für andere Leute galt, für jene, die »näher dran« waren, wie er sagte – die Menschen, die weiter in der Menschlichen Sphäre lebten und einen engeren Bezug zu der Idee hatten, wie die Dinge ablaufen sollten.

Hier draußen war einzig Captain Homme das Gesetz.

Sie hätten sofort fliehen sollen, als das Schiff im Orbit um Gamma 43 auftauchte. Von der riesigen Raumstation war nur noch ein Trümmerfeld übrig.

Die Xenomorphs durchquerten die Leere des Raums. Sie war die einzige Passagierin und zusammen mit dem Rest der Crew befand sie sich auf der Brücke und sah hinaus. Die Umrisse glitzerten und schimmerten im Sternenlicht und waren mit Sicherheit bereits tot.

Oder doch nicht?

Als die überaus lebendigen Xenomorphs gegen das Schiff prallten, begannen sie sofort, mit ihren dornenbesetzten Gliedmaßen über die Hülle zu kratzen, ihre langen Klauen in die Zwischenräume der Hüllenplatten zu schieben und mit ihren Schwänzen das feste Metall zu durchbohren.

»Sie sollten tot sein«, stellte Homme fest. »Nichts kann im Weltraum überleben. Nichts!« Und das stimmte. In den über sechshundert Jahren ihrer Erforschung des Weltraums hatten die Menschen mit Ausnahme von besonders hartnäckigen Viren keine organischen Lebensformen gefunden, die imstande gewesen wären, das kalte Vakuum des luftleeren Raums zu überleben.

»Was ist das?«, fragte Maria. »Homme, lassen Sie ihre KI mal an ihre Rücken heranzoomen.«

Der Schiffscomputer hatte sie gehört und führte die Anweisung ohne den ausdrücklichen Befehl des Captains aus. Offenbar war er genauso wie der Rest von ihnen neugierig auf das, was da draußen vor sich ging. Er wählte eine der Kreaturen aus, die sich an einem der Hilfstriebwerke festklammerte, und einen Moment später konnten sie sie in all ihrer grauenerregenden, unglaublichen Fülle vor sich sehen. Auf ihrem Rücken befanden sich sechs silbrige Globen, jeder von ihnen in der Größe einer menschlichen Faust, die mit dünnen, durchsichtigen Gurten an Ort und Stelle gehalten wurden.

»Was ist das?«, fragte Homme. »Sind das etwa …?«

»Atemgeräte«, bestätigte Maria seine Vermutung. Sie schloss die Augen. Sie wollte sie nicht mehr sehen.

Homme und seine Crew riefen und stritten durcheinander, fochten die Behauptung an, beleidigten die künstliche Intelligenz des Schiffes, als diese ihre eigene Analyse vortrug, und nur Maria verstand, was hier wirklich vor sich ging. Vielleicht deshalb, weil sie stets gewillt war, das Unglaubliche zu glauben, oder der tief in ihr verwurzelten Hoffnung, dass sie Garth eines Tages wiedertreffen würde – an einem Ort jenseits von Leben und Tod –, um mit ihm zu ihrem allergrößten gemeinsamen Abenteuer aufzubrechen.

»Sie wollen das Schiff«, sagte sie. »Wer immer sie kontrolliert, wer immer sie sind, sie wollen uns loswerden und das Schiff so intakt wie möglich in ihre Gewalt bringen.«

»Captain«, meldete sich jemand aus der Crew. »Sie haben damit begonnen, sich ihren Weg ins Innere zu bahnen.«

»Das ist unmöglich«, sagte Homme. »Das sind Tiere! Bringen Sie uns hier weg.«

»Schalte die Triebwerke ein«, ließ sich die Schiffsnavigatorin vernehmen. »Bereit zum Start in …« Sie unterbrach sich und überprüfte in Panik ihre Instrumente.

»Ich habe die Flugkontrolle verloren. Der Computer wurde abgeschaltet.«

»Computer?«, rief Homme verzweifelt.

Er bekam keine Antwort.

»Hüllenbruch!«, rief ein anderes Mitglied der Crew. »Auf Deck Zwei. Ein weiterer auf Deck Vier.«

Das Schiff erzitterte. Ein Brüllen drang von draußen herein. Aus einer anderen Richtung hörte man etwas oder jemanden schreien. Maria Grizz holte ein letztes Mal tief Luft und hoffte, dass sie bereits tot sein würde, wenn die Xenomorphs die Brücke erreichten.

Private Moore sah zu, wie das Marine-Schiff vor ihm im Bauch der Bestie verschwand.

Die Schlacht war kurz und heftig gewesen. Der Feind hatte gesiegt, hatte zwei Fregatten der Colonial marines zerstört, und es geschafft, die Raumstation zu entern, die das Sprungtor kontrollierte. Letzte Meldungen von der Station – bevor die gesamte Kommunikation zusammenbrach – beinhalteten jenes Wort, das sie alle fürchteten.

Xenomorphs.

Kurz darauf hatte Laserfeuer aus dem großen Schiff ihre Triebwerke außer Gefecht gesetzt. Er hörte jemanden sagen, dass es sich dabei um ein Fiennes-Schiff handelte, auch wenn er nicht verstand, wie das möglich sein sollte. Sofort gerieten sie ins Trudeln und trieben durch die Trümmerfelder der zerstörten Fregatten. Irgendwo unter diesen Trümmern befanden sich Menschen, die er gekannt, Marines, mit denen er gekämpft und die Frau, die er geliebt hatte.

Moore schätzte, dass Melindas Tod kurz und schmerzlos gewesen war. Das war sein einziger Trost. Wenn sein eigener Tod nahte, hoffte er, dass er genauso viel Glück haben würde.

Aber so langsam begann er, daran zu zweifeln.

»Was zur Hölle tun die da?«, fragte Troll. Er saß zusammengesunken neben ihm und starrte durch das gleiche Fenster wie er. Gemeinsam beobachteten sie, wie das große Schiff beidrehte, sodass das andere schlanke Marine-Schiff in seinen offenen Bauch gezogen werden konnte. Sie waren dem fremden Schiff so nahe, dass sie alles genau betrachten konnten.

Haltearme fuhren durch den großen Hangar und fixierten das Angriffsschiff. Dunkle Umrisse huschten durch den Hangar, sprangen auf das Schiff und kletterten darüber hinweg, bis ihre schwarzen Leiber die silberne Hülle komplett überdeckt hatten.

»Was zur Hölle …?«, murmelte Moore.

»Xenomorphs«, sagte Troll. »Die hab ich schon mal gesehen. Sie sind es. Haben jetzt gelernt, wie man Raumschiffe baut und fliegt und …«

»Sei kein Idiot«, fuhr Moore dazwischen, aber auch er war ratlos.

Auch die anderen hatten sich nun vor dem Fenster versammelt und sahen hinaus, weil sie dort einen Blick auf ihre eigene Verdammnis werfen konnten. Ihr Schiff driftete hilflos und wehrlos im All, außerstande, sich gegen das zu wehren, was auf sie warten würde. Das große Schiff kam auf sie zu.

Als das Hauptschott aufgesprengt wurde und zischend Luft austrat, waren sie nahe genug heran, um einzelne Umrisse in das Schiff eindringen zu sehen.

Die dunklen Schemen, die die Hülle bedeckten, strömten nun auf die Luke zu. Laserschüsse drangen nach draußen, trafen mehrere Xenomorphs, und ihre Überreste flogen davon, während sich weitere Kreaturen hineindrängten. Noch mehr Waffen wurden abgefeuert. Noch mehr Kreaturen starben, wurden zerfetzt und nach draußen gedrückt.

Dann bahnte sich ihre schiere Übermacht einen Weg hinein.

Gegen eines der Fenster spritzte etwas Rotes.

»Das da sind wir«, sagte Moore. »In fünf, vielleicht zehn Minuten. Dann sind wir dran.«

»Sie wollen die Schiffe«, sagte Troll. »Deshalb haben sie uns noch nicht zerstört. Sie bringen uns um und übernehmen die Schiffe …«

»Computer«, rief Moore, doch der war immer noch außer Betrieb. Kaum etwas funktionierte und sie waren so hilflos wie ein kleiner Fisch, der vor einem Hai herumzappelte.

»Wir werden kämpfen«, sagte Troll trotzig. Die anderen nickten.

»Bis zum letzten Mann«, sagte Moore.

Sie überprüften ihre Waffen, luden sie, machten sich bereit, und dann wurde es auf der Brücke dunkel, als sie das düstere Maul des feindlichen Hangars verschluckte.

In weniger als hundert Yards Entfernung wurde das andere Marine-Schiff von seltsam flüssig wirkenden Andockarmen festgehalten. Die Kampfschäden waren offensichtlich. Die Crew war tot. Xenomorphs strömten heraus und hielten auf das neu eingetroffene Schiff zu.

»Wir gehen nicht kampflos unter«, rief Moore.

»Wir haben noch Granaten«, gab Troll zu bedenken.

»Warten wir damit, bis sie eingedrungen sind. Wir nehmen so viele von diesen Bastarden wie möglich mit.«

Dann drehte sich Moore zur Tür um. Draußen kratzte etwas dagegen. Nicht jeder hat das Glück, einen schnellen Tod zu sterben, dachte er bei sich. Dann gab er seinem Gewehr den Befehl, eine Plasma-Ladung vorzubereiten.

Er schloß die Augen – bereit, sie erst dann wieder zu öffnen, wenn die Tür hereinbrach.

ALIEN: INVASION

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